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caiman.de 11. ausgabe - köln, november 2001
grenzfall

Allerheiligen in Todos Santos Cuchumatán

In Todos Santos wohnen derzeit ca. 2000 Indios, die größtenteils vom Ackerbau und nun mehr seit einigen Jahren auch vom Tourismus leben. Da das Dorf schwer zugänglich ist, die Straße ist alles andere als gut befahrbar, handelt es sich um einen eher beschaulichen, ruhigen Ort, der in einer Höhe von 2450 Metern nur von Touris mit viel Zeit und Lust für´s Außergewöhnliche besucht wird. Doch an einem Tag im Jahr wird es in diesem kleinen Ort inmitten des Hochlandes Guatemalas turbulent: Es ist "Todos Santos", auf deutsch Aller Heiligen. An diesem Festtag reisen Bewohner aus den umliegenden Dörfern und Schaulustige aus aller Welt an, um sich das Spektakel aus der Nähe zu betrachten.

Eigentlich dauert das Fest insgesamt eine Woche, doch den Höhepunkt bildet der 1.November:
Früh morgens bringen die Männer ihre Pferde in Schuß und ziehen sich ihre Festtracht über (übrigens ist Todos Santos eines der wenigen Dörfer, in denen auch die Männer noch täglich die typische Tracht tragen). Beim Ankleiden wird gerne schon der erste Schluck Rum genommen, was sich dann beim Pferderennen permanent steigert! Die "Hauptstraße" ist eigens für dieses Rennen abgesperrt. An jedem Wendepunkt der Strecke gilt es nun für die tapferen Reiter, die ihre Pferde durch Zurufe wie "vamos caballito lindo, vamos“ motivieren, einen weiteren kräftigen Schluck aus einer angebotenen Flasche zu nehmen. Nun kann man sich lebhaft vorstellen, welches Geschick es mit der Zeit erfordert, sich auf dem Rücken der Pferde zu halten.

Zweck dieses Rituals ist es, den Toten und dem heiligen Geist näher zu kommen. Der Alkohol dient als adäquates Mittel. Das Bild, welches sich dem Zuschauer bereits nach einer Stunde bietet, ist eine Mischung aus Belustigung und Mitleid mit den Reitern.

Am Ende des Festtages sieht man nun recht viele komatöse Indigenas am Straßenrand liegen, welche von ihren Frauen bewacht werden, während sie ihren Rausch ausschlafen. Ein Hoch auf die Frauen, die wahren Heldinnen von Todos Santos. In diesem Sinne viel Spaß!



Anfahrt: Von Huehuetenango kommend, fahren täglich vier Busse ca. 2,5 Stunden die 40 Kilometer lange Strecke. Kostenpunkt liegt derzeit bei nicht ganz einem Dollar. Besonders genial ist es,, die Tour auf dem Busdach zurück zu legen. Der Bus fährt bedingt durch die Straßenverhältnisse langsam und die Aussicht vom Dach ist Atem beraubend! Man sollte sich jedoch warm einpacken, da die Hochlandluft arg frisch ist.

Sprache und Traditionelles: Wenn ihr Interesse habt, Spanisch, Mam (Sprache der Hochlandindios in Todos Santos) oder traditionelles Weben auf dem Hüftwebrahmen zu lernen und euch Antigua Guatemala oder Quezaltenango zu überlaufen sind, dann seid ihr hier genau richtig. Für US-$ 100 könnt ihr einen einwöchigen Kurs belegen. In den Kosten enthalten, ist die Unterbringung bei einer ortsansässigen Familie, sowie das typische gualtemaltekische Essen. Anmeldungen sind im voraus nicht erforderlich. Begebt euch einfach zur "La Hermandad Educativa" oder zu "Nuevo Amanecer" und rein ins Vergnügen!

Text: Claudia Behnke

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