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caiman.de 03. ausgabe - köln, märz 2001
grenzfall: am ende der welt

Grenzfall: Am Ende der Welt

Jahrhundete lang glaubte man, die Erde wäre eine Scheibe, Jahrhundete lang bildeten sich Mythen und Geschichten darüber, was sich hinter dem großen unbekannten Blau verbergen möge. Ein neues Land? Das Paradies? Oder der sichere Tod durch die in der Unendlichkeit lebenden Ungeheuer?

Das Ende der Tierra Firme, der Beginn des Mare Tenebrosum und der Geschichte eines Dorfes namens Finisterra, gelegen am westlichsten Punkt Spaniens.



ende oder anfang

Sowohl die Kelten, die in Finisterra der Sonne huldigten und opferten, als auch der Jahrhunderte später erschienene erste Römer, Junio Bruto auch "El Gailicio" genannt, so wie eine Vielzahl Fremder sämtlicher Glaubensrichtungen wollten das Ende der Welt erkunden.

Als man dann im Mittelalter den Leichnam des Heiligen Santiago fand, wurde nicht nur Santiago de Compostela zur Pilgerstadt, sondern auch das ca. 70 km entfernt liegende Finisterra, an dessen Gestade sich das Ende und die Ungewissheit der Welt in den wilden, furchterregenden Stürmen des unbekannten atlantischen Meeres vereinten.

Bis heute hat das Fischerdorf mit den kleinen engen Gassen nicht viel von diesem Charme der in Vergessenheit geratenen Vorstellungswelt verloren.


idylle oder alltag
Noch immer steht man auf den Klippen, hinter sich das weite Land und vor sich die blaue Unendlickeit, und begreift die Welt, wie sie zu Zeiten der ersten Walfahrten gewesen sein muss.


Auf den Spuren der Historie ist man auch in Finisterra selbst. Die aus dem zwölften Jahrhundert stammende Kirche Santa Maria de Finisterra, das kleine Castillo de San Carlos, das im 17. Jh. zum Schutz vor englischen und französischen Übergriffen im Hafen erbaut wurde oder die Schiffahrtskapelle aus dem 18. Jh. berichten von der Vergangenheit. Heute beherrscht die Fischerei das Ende der Welt.

Im kleinen Fischerhafen, dem Centrum des dörflichen Lebens, sieht man den Fischern beim flicken ihrer Netze zu, während man selber auf den Terrassen der Restaurants die frisch gefangenen Meerestiere genießt.


mysthik oder müll

Trotz der Ruhe und Gemütlichkeit, die dieser Ort und ihre Menschen ausstrahlen, verharrt in Finisterra dennoch der Hauch des Mystischen und birgt in sich eine wahre Reise zum Ende der Welt.

Text + Fotos:
Jutta Huppertz

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