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caiman.de 06. ausgabe - köln, juni 2001
grenzfall

Kuba: Impressionen zum Weltnichtrauchertag

... und die sind auch wirklich echt?" fragte ich schüchtern als ich die Zigarrenkiste in Empfang nahm und meinem kubanischen Geschäftspartner die Dollars in die Hand drückte. Sie waren es nicht, aber als ich dies feststellte war es für Reklamationen zu spät.

Was ich erstanden hatte, war eigentlich recht eindrucksvoll: Zwei Lagen ca. 20cm lange und daumendicke Tabakrollen in einer anspruchsvoll bedruckten Holzkiste. Die Lagen waren durch rosafarbene Pappe voneinander getrennt und jede Zigarre mit einer Banderole versehen.


Nichtraucher
Ich habe wohl noch nie so große Zigarren in der Hand gehabt, geschweige denn geraucht. Wie die anderen wollte auch ich ein kleines Urlaubsschnäppchen machen. Denn der Preisunterschied für Havanas, zwischen einem deutschen Tabakladen und dem kubanischen Schwarzmarkt ist immens, so dass ich der Versuchung nicht widerstehen konnte die Lieben daheim ein wenig zu beeindrucken.
Der Onkel des Bekannten, der einen Freund in der Zigarrenfabrik hat, kam mir daher wie gerufen. Oder war es der Cousin des Nachbarn?


Vor meinem Kauf hatte ich von dem Anspruch der Tabakdreher gehört, einige Kisten des kubanischen Goldes für den Eigenverbrauch mit nach Hause nehmen zu dürfen. Und genau solch eine Kiste hatte ich gehofft bei meinem kleinen "Deal" erstanden zu haben.

Doch bald wurde auch mir klar, daß nicht ganz Kuba in Zigarrenfabriken arbeitet, so dass nicht jeder kubanische Staatsbürger die feinen Zigarren zum Spottpreis verkaufen kann. Wie ich später gelernt habe, gibt es auch auf dem inoffiziellen Markt Preisgrenzen, werden diese unterschritten hat man es mit Sicherheit mit etwas "Selbstgemachten" zu tun. So war auch meine Kiste "Lanceros" zwar rauchbar, aber doch keine edle "Cohiba". Den meisten Fälschungen mangelt es an der besonderen Sorgfalt bezüglich der Herstellung und Verpackung, so dass geübte Augen und Nasen schnell mißtrauisch werden. Für den Laien gestaltet sich die Aufgabe schon schwieriger, denn neben Geruch und Farbe der Zigarre, sind Kiste, Trennblatt, Stempel und Steuermarke für die Beurteilung von Bedeutung. Manche Fälschungen sind so gut, daß der Unterschied zu den Echten verschwindend gering wird: Mein Trost, schließlich sind doch alle Havanas.

Nun hoffe ich, dass ihr beim Zigarrenkauf an der Straßenecke mehr Glück habt als ich. Vielleicht helfen euch meine Erfahrungen:
Das Zigarrendrehen ist eine wahre Kunst. Die Behandlung des Tabaks und schließlich das Rollen der Zigarren erfordern ein hohes Maß an Fingerfertigkeit. In einer Kiste befinden sich meist 25 Stück. Sie werden farblich sortiert, so dass nur Zigarren vom gleichen Farbton in einer Kiste liegen. Die Banderolen befinden sich in exakt der gleichen Höhe. So fein säuberlich sortiert, strahlen sie Eleganz und Erhabenheit aus. Vielleicht liegt das auch an dem intensiven warmen, süßlich bis kräftigem Aroma, das einem beim Öffnen entgegenströmt.

Und so fragen wir: Wollt ihr ihn wirklich, den offiziellen Nichtrauchertag?!

Text + Fotos: Franzisca Filles

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