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[art_5] Venezuela: Langusten auf Los Roques
 
Auf der Plaza Bolívar befindet sich eine Bühne. Diese zieren die Zeichnung einer Languste und die Inschrift: Festival de la Langosta 2008.

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Auf der gegenüberliegenden Seite der Plaza hängen in freundlichen Farben gehaltene Schilder, entworfen von den Schülern der Escuela Básica, Los Roques. Auch diese zeigen Langusten, weisen aber auf die Bedrohung der Art hin und vermitteln den Langusten-Fischern gleichzeitig in einfachen Sätzen, wie dem Aussterben der Karibik-Languste von Los Roques entgegengewirkt werden kann:

Die Fangzeit beginnt
Geh und hole deine Taucherbrille
Vergiss auch die Seile und die Schwimmflossen nicht
Küstenwache, Fischereiaufsicht und Nationalparkaufseher
organisieren sich, um das Gewicht des Fisches zu kontrollieren
Haben Langusten weder vorgeschriebene Größe noch Gewicht
Lass die Langusten wieder frei
Mach dich auf die Suche nach geeigneten Langusten
Füge den gefangenen Tieren keinen Schaden zu

 
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In Los Roques werden 9 von 10 venezolanischen Langusten gefangen und die meisten an Ort und Stelle verspeist. Dies liegt einerseits am Werben mit Langusten um Touristen und andererseits an deren Finanzkraft, ist doch ein Urlaub auf Los Roques selbst für die ständig schwindende venezolanische Mittelklasse fast unbezahlbar.   

Langusten gibt es von November bis April. Auf den von Touristen meistfrequentierten Inseln bieten Restaurants die Langusten in allen Größen an: von 700 Gramm bis zu drei Kilo. Die Preise liegen zwischen 22 und 30 Euro pro Kilogramm. 

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Auf der Hauptinsel Gran Roque muss man, wenn man Languste essen möchte, einen Tag vorher in einem der einer Poasada angeschlossenen Restaurants reservieren. Auf den Inseln Fransiquí, Madrizquí oder Crasqui bekommt man die Schalentiere ab 12 Uhr täglich (wobei die venezolanische Täglichkeit keine Garantie des Täglichen meint) und ohne Vorbestellung. Koch oder Kuchenassistenz führen die Feinschmecker dann zu einem Gehege im seichten Wasser und zeigen ihre Auswahl. Internationale sowie nationale Jetset-Touristen staunen und freuen sich gemeinsam, rund um den Käfig gruppiert. Ist die Wahl gefallen, fischt das Küchenpersonal die gewünschte Languste heraus, hält sie in die gezückten Kameras oder übergibt die Languste an die Käufer, die sich gegenseitig lächelnd mit dem Objekt ihrer kulinarischen Begierde ablichten. 

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Die rund um die Inselgruppe Los Roques heimische Art ist die Karibik-Languste. Sie erreicht bis zu 45 Zentimeter Körperlänge. Tagsüber halten sich die Karibik-Langusten meist im seichten Wasser auf, verborgen in Riffen, im Seegras oder am felsigen Grund. Nachts wandern sie auf Beutezug und legen dabei eine Strecke von bis zu 30 Kilometern zurück, auch in tieferen Gewässern. Zur Orientierung besitzen sie eine Art Kartensinn basierend auf dem Magnetfeld der Erde, so dass sie, einmal gefischt und aufgrund der nicht Erfüllung der Grundmaße für den Verzehr an anderer Stelle wieder freigelassen, problemlos zu ihrem Heimatort zurückkehren können. Neben den beiden kleineren Fühlern besitzen Langusten zur Verteidigung zwei längere Antennen. Um aber etwa einem Haiangriff zu entkommen, erzeugen die Langusten eine ihnen im Tierreich eigene Art von Lauten, eine Art Knarzen. Diese erschreckt zunächst die Angreifer, so dass die Languste Zeit zur Flucht gewinnt. 

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Handelt es sich bei den Angreifern um die illustre Urlauberschaft von Los Roques, so passt eine bereits dem Käfig entnommene Languste den Moment der Fotoshootings ab, um sich durch das Zusammenrollen des Körpers unter Anspannung mit einem kräftigen, den Touristen erschreckenden Strecken zu befreien. Genarrte Köche sichern daher beim Fischen der Krebstiere aus den Gehegen die Langusten mit einer Schlinge.

Text + Fotos: Dirk Klaiber



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