ed 05/2014 : caiman.de

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spanien: Auf dem Jakobsweg mit Don Carmelo und Cayetana
Achtzehnte Etappe: Sahagún – romantische Ruinen und eine maurische Madonna
BERTHOLD VOLBERG
[art. 1] druckversion:

[gesamte ausgabe]


chile: Wein fair genießen!
Weinlese im Valle de Curicó
JUTTA ULMER / MICHAEL WOLFSTEINER
[art. 2]
argentinien: Patagonien (Bildergalerie)
FRANK SIPPACH
[art. 3]
portugal: Das Hieronymus-Kloster in Lissabon
Ein Besuch in der schönsten Kirche Portugals
BERTHOLD VOLBERG
[art. 4]
macht laune: Kleben bis das Album voll ist!
Panini-WM 2014 – Vorrunde: die ersten 50 Tüten
THOMAS MILZ
[kol. 1]
hopfiges: Isenbeck (Argentinien)
ANDREAS DAUERER
[kol. 2]
helden brasiliens: Hauptsache Pirata
Ein Treffen mit DJ Jaloo in São Paulo
THOMAS MILZ
[kol. 3]
tv-hinweis: Terra Mater – Wildes Brasilien
Dokumentationsreihe
SERVUS TV
[kol. 4]

[art_1] Spanien: Auf dem Jakobsweg mit Don Carmelo und Cayetana
Etappen [18] [17] [16] [15] [14] [13] [12] [11] [10] [9] [8] [7] [6] [5] [4] [3] [2] [1]
Achtzehnte Etappe: Sahagún – romantische Ruinen und eine maurische Madonna
 
15. Juni 2013 um 7 Uhr. Heute stehen wir mal spät auf und lassen es ruhig angehen, denn vor uns liegt – so zumindest der Plan – die kürzeste Tagesetappe unseres gesamten Camino: nur 13 Kilometer.

"Für so ne Ministrecke lohnt es sich ja kaum, die Wanderschuhe zu schnüren, das könnte ich auch mit Flip-Flops gehen." – Cayetanas Kommentar beim Frühstück. Aber das verbiete ich ihr kategorisch, schließlich hat sie schon zwei Blasen am linken Fuß.

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Während wir eifrig Magdalena-Biskuits in uns hinein stopfen, setzen sich zwei junge Pilgerkollegen aus den USA zu uns. Der begrenzte Platz in Pilgerherbergen ist sehr kommunikationsfördernd und so will es der Zufall, dass sich der 26-jährige Daniel (wir hatten ihn gestern beim Abendessen kennen gelernt und Cayetana hatte bereits beide Augen auf ihn geworfen) und sein jüngerer Bruder David mit uns den Tisch teilen. Es stellt sich heraus, dass Daniel perfekt Spanisch spricht, weil er schon seit zwei Jahren in Spanien lebt und als Lehrer arbeitet. Sein Bruder ist aus Seattle gekommen, um mit ihm den Camino zu gehen. Wir unterhalten uns über die Sehenswürdigkeiten, die uns im heutigen Zielort Sahagún erwarten.

Cayetana freut sich besonders auf eine andalusische Madonna, die von Spaniens größter Bildhauerin Luisa Roldán in Sevilla in der Epoche des Hochbarock geschaffen wurde. Cayetana liebt alle Werke von La Roldana (1652 – 1704) – daheim in der Kathedrale von Cádiz stehen drei ihrer Meisterwerke, ein Christus und zwei Heiligenstatuen. Und meine rebellische Freundin verehrt diese Künstlerin aus Sevilla auch als "große Feministin", die sich damals in der Männerwelt der Kunst am spanischen Königshof durchsetzen konnte. Daniel wird hellhörig und zeigt großes Interesse an sämtlicher Kunst entlang des Camino. Und er ist – im Gegensatz zu den meisten seiner ahnungslosen Landsleute aus den USA – sehr gut informiert über Spaniens Geschichte und Kultur. Ich muss ihm nicht erklären, was Mudéjarkirchen sind, von denen es in Sahagún besonders viele gibt. Ungeduldig schiebt er die halbvolle Kaffeetasse von sich: "Worauf warten wir? Die Monumente von Sahagún warten auf uns!"

Auf dem Weg zu unserem Tagesziel versetzt Daniel uns immer mehr in Staunen, als er uns von Eindrücken bei seiner Lektüre des Codex Calixtinus berichtet. Dass ein US-Amerikaner überhaupt diesen ersten, im 12. Jahrhundert vom französischen Mönch Americ Picaud verfassten Reiseführer des Jakobswegs kennt, ist schon überraschend. Aber dass er die Beschreibungen dieses Mönchs kritisch hinterfragt, zeigt sein profundes Wissen über diese Epoche. Wir vertiefen uns in eine Diskussion über den Bedeutungswandel des Jakobswegs im Lauf der Geschichte von einer Propagandamaßnahme zur Besiedelung Nordspaniens im 11. und 12. Jahrhundert bis zum mystischen Massenphänomen heute.

Während unserer angeregten Gespräche haben wir kaum noch auf den Camino oder die hier eher langweilige Landschaft geachtet und sind überrascht, als wir plötzlich vor der Einsiedler-Kapelle hinter der kleinen Brücke am Ortseingang von Sahagún stehen.

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Neben der Kapelle markiert eine Säule mit Santiago-Ritter die Stelle, an der genau die Hälfte des französischen Jakobswegs durch Spanien geschafft ist. "Für uns gilt das nicht, wir haben schon längst die Hälfte hinter uns", kommentiert Cayetana stolz. Das ist richtig, weil wir die längere Anfangs-Variante des aragonesischen Weges gewählt hatten, lag schon vor zwei Tagen die Hälfte des Weges hinter uns.

Überall in der Hauptstraße von Sahagún wird ein Volksfest mit Stierkampf und Konzerten angekündigt: Sahagún en Fiestas! In unserem Reiseführer wird das geschichtsträchtige Städtchen Sahagún als ein "unordentliches Dorf" bezeichnet. Das ist leicht untertrieben. "Das sieht hier ja aus wie nach einem Bombenangriff!", entfährt es Cayetana beim Anblick der Ruinenlandschaft im Westen der Altstadt neben der Kirche San Tirso. Das gewaltige Portal, das die meisten heute für ein Stadttor halten, wurde im Barock erbaut und war der würdige Eingang zum größten Benediktinerkloster Spaniens. Die Gebäude des Klosters San Benito nahmen ein Viertel des gesamten Ortes ein.

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Nach einigen Bränden über die Jahrhunderte und Zerstörungen durch die Truppen Napoleons, die sich hier, wie vielerorts in Spanien schlimmer als die Vandalen aufführten, liegt der riesige Gebäudekomplex seit Mitte des 19. Jahrhunderts in Trümmern und wurde auch manches Mal als Steinbruch genutzt. Übrig blieben nur das monumentale Eingangstor, eine Kapelle und der Uhrenturm. Und die romantischen Ruinen, die nun von vielen Storchennestern bevölkert werden. Neben den Klosterruinen wurden jetzt die Kirmes-Karussells fürs Volksfest platziert, so dass ein böse grinsendes Piratengesicht direkt neben dem Kirchturm auftaucht.

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In unmittelbarer Nähe der Ruinen steht die imposante Mudéjarkirche San Tirso mit ihrem Turm, der wie ein rechteckiges Minarett wirkt. So lange wir außen herum gehen, sind wir von den harmonischen Proportionen und der scheinbaren Intaktheit dieses Backsteinbaus aus dem 13. Jahrhundert beeindruckt. Innen werden wir aber leider enttäuscht. Alle Gewölbe sind modern, die Wände weiß verputzt, nur der schlichte Altarraum, dekoriert mit Templerkreuzen, ist noch authentisch. "Das muss vor ein paar Jahrhunderten mal sehr schön gewesen sein", bemerkt Daniel mit einem melancholischen Blick durch den Raum. Heute wird dieser Tempel kaum noch als Pfarrkirche, sondern als sakrales Museum genutzt. In San Lorenzo bietet sich uns ein ähnliches Bild. Der Turm ist noch höher und breiter als San Tirso, aber innen ist auch dieser Bau ein Torso.

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Unsere Unterhaltung in diesem Dorf ruinöser Monumentalbauten auf dem Weg von einer Kirche zur nächsten kreist um Gott und die Welt, die eigene Vergänglichkeit und die Suche nach dem, was bleibt. Plötzlich greift Daniel unser Gespräch vom Marsch durch die Felder wieder auf und fragt mich, wie ich den Camino mit Mystik in Zusammenhang bringe. Ich muss ein paar Meter lang nachdenken, bevor ich antworte: "Die drei Schritte des mystischen Weges – Purificatio, Illuminatio und Communio – kann man in den drei großen Landschaften des Camino wieder finden. Die mühsamen Auf- und Abstiege durch die verschiedenen Bergketten im Osten Spaniens von den Pyrenäen bis zu den Montes de Oca entsprechen der Purificatio, die sonnenerfüllte Steppe Kastiliens symbolisiert die Illuminatio und in den paradiesisch grünen Tälern und Wäldern Galiziens kann man die Communio ansiedeln."  Daniel gefällt dieser Gedanke und er macht sich eine Notiz in sein Tagebuch.

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Inzwischen sind wir am Wegkreuz bei der Pilgerbrücke angekommen, setzen uns ans Ufer und unterbrechen die Besichtigungsrunde durch Sahagún für ein kurzes Eiweißriegel-Picknick. Cayetana erinnert mich daran, dass wir das Wichtigste noch nicht gesehen haben: La Peregrina, die andalusische Madonna. In diesem Moment schultern Daniel und sein Bruder ihre Rucksäcke und verabschieden sich. "Ich würde so gern noch länger hier bleiben", erklärt uns Daniel, "aber wir müssen heute noch 15 Kilometer schaffen, denn wir müssen unbedingt in 12 Tagen in Santiago sein, weil mein Bruder dann seinen Rückflug in die USA hat." Traurig nehmen wir Abschied und blicken den beiden nach, wie sie über die Brücke nach Westen gehen. "Wie schade – endlich lerne ich mal einen sympathischen Yankee kennen und dann ist er gleich wieder weg", murmelt Cayetana. "Naja, er gefällt Dir doch nur, weil er aussieht wie ein Boygroup-Sänger", versuche ich die Schwärmerei meiner Begleiterin einzudämmen. "Nein", protestiert sie heftig, "er ist so…intellektuell." Es ist das erste Mal, dass ich dieses Wort aus ihrem Mund höre. Jedenfalls Zeit, uns wieder unserem Ziel zu widmen.

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Auf der Suche nach der Madonna von La Roldana klopfen wir an die Tür des Benediktinerklosters Santa Cruz, wo uns eine sehr übel gelaunte Nonne mitteilt, die Jungfrau weile nicht mehr bei ihnen, sondern in ihrer fertig restaurierten Kirche drüben auf dem Berg. Aber für zwei Euro könnten wir an der Führung durch das Klostermuseum teilnehmen, die in fünf Minuten beginne. Diese Führung durch die drei Säle ist eine Geisterveranstaltung. Kein Mensch, nur eine gespenstische Tonbandstimme dirigiert uns von Saal zu Saal und spult spärliche Erklärungen zu dem einen oder anderen Kunstwerk ab. "Das war jetzt aber nicht der Hit. Und diese Dienerin Gottes war ja so schlecht drauf, die sollte dringend mal eine Smiley-Pille einwerfen…", resümiert Cayetana trocken und drängt darauf, nun endlich die Madonna von La Roldana zu finden, die nach ihrem Exil bei den Benediktinerinnen zu den Franziskanern zurück gekehrt ist.

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Das ehemalige Franziskanerkloster erhebt sich auf einem Hügel nahe der Pilgerbrücke über dem Río Cea am westlichen Ortsausgang. Seiner Errichtung im späten 13. Jahrhundert war ein Streit mit dem mächtigen Benediktiner-Orden voraus gegangen, der kein Kloster der "Rivalen" im Ortszentrum dulden wollte, so dass das Kloster San Francisco vor den Toren Sahagúns erbaut wurde. Der einschiffige hohe Ziegelsteintempel im Mudéjarstil wurde im 17. Jahrhundert innen barockisiert. Bei der erst 2012 abgeschlossenen Restaurierung der schon ruinösen Kirche wurden alle barocken Hinzufügungen wieder entfernt. Nur die berühmte barocke Madonna blieb. Und im Zentrum des Chorraums platziert, beherrscht sie als "La Peregrina" mit Pilgerstab in der rechten Hand, schickem Handtäschchen und Jesuskind auf dem linken Arm den ganzen Sakralbau. Wie eine maurische Prinzessin sieht sie aus, diese "Macarena des Nordens", um 1687 von Spaniens Hofbildhauerin Luisa Roldán in Sevilla geschaffen. Wir sind begeistert. Cayetana fotografiert diese andalusische Schönheit aus vielen Perspektiven, zum Schluss sogar von der hoch oben gelegenen Empore.

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Kurz vor Sonnenuntergang stehen wir völlig erschöpft nach diesem monumentalen Tag vor der Pilgerherberge von Sahagún, die unter dem Dachgewölbe der ehemaligen Kirche La Trinidad installiert wurde. Enge Hochbetten drängen sich in dichten Reihen vor einem weinroten Theatervorhang, der die Herberge vom städtischen Konzertsaal trennt. Dieses Kirchengebäude ist also jetzt sehr multifunktional. Cayetana, die wie immer nach oben will, hat Angst, aus dem schmalen Bett ohne Gitter zu fallen. Ich tröste sie mit der Bemerkung, dass sie immerhin auf heiligen Grund – den Kirchenboden – fallen würde. Es kommt aber ohnehin niemand in die Verlegenheit zu schlafen, denn in diesem Moment beginnen die Kirchenmauern zu beben.

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Es ist kurz vor Mitternacht und Trommelwirbel und schräg schmetternde Trompeten der städtischen Blaskapelle sorgen für einen Lärm, der die dicken Mauern der Kirchenherberge vibrieren lässt. Und dieser Spaß dauert nicht nur fünf Minuten, denn Sahagún en Fiestas ist ein nachtfüllendes Ereignis. Entnervt schreit eine holländische Pilgerin gegen die Trompetenattacke: "Wie soll denn ein normaler Mensch bei sowas schlafen und um sechs Uhr aufstehen?" "Gar nicht", murmelt Cayetana. Die meisten Pilger vergraben ihre Köpfe unterm Schlafsack, aber ohne Erfolg. Die Blaskapelle und ihr ebenso lautstarkes Publikum fühlen sich auf dem Plätzchen vor der Pilgerkirche sehr wohl und denken gar nicht daran, weiter zum Marktplatz zu ziehen.

Aus dem Halbdunkel bei der Treppe ertönt plötzlich die sonore Stimme des Herbergsvaters: "Also da hier wahrscheinlich niemand schlafen kann, lassen wir heute Nacht ausnahmsweise die Türe auf. Allen, die sich jetzt unten in die Fiesta stürzen, wünsch ich viel Spaß – und den anderen viel Glück beim Versuch, trotzdem einzuschlafen…"

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Ich bin zu müde für die Fiesta, bleibe einfach liegen und schlafe irgendwann nach Stunden dröhnender Beschallung ein, während die Kirchenmauern weiter durch Trommelwirbel zum Beben gebracht werden. Cayetana aber schleicht sich raus und ich werde wohl nie erfahren, was genau in jener Nacht geschah...

Text und Fotos: Berthold Volberg

Tipps und Links: Etappe von Terradillos de los Templarios nach Sahagún: 13,5 Kilometer
www.redalberguessantiago.com
www.turismocastillayleon.com
www.sahagun.org
www.villadesahagun.es

Unterkunft und Verpflegung:
Unterkunft in Sahagún: Städtische Pilgerherberge "Peregrinos de Cluny" in der ehemaligen Dreifaltigkeits-Kirche, C. Arco 87; Tel. 987-782117. Einfach, aber freundliche Betreuung und einzigartiges Ambiente mit den Hochbetten unter den Kirchengewölben. Keine Heizung (!), kleine Küche, Waschmaschine, Internet. Übernachtung 4 Euro. (Ein anderer Teil der Kirche wird heute als Konzertsaal genutzt, so dass an manchen Tagen musikalische Begleitung je nach Musikgeschmack genossen oder ertragen werden kann.)

Verpflegung in Sahagún: Restaurant "La Robles", direkt am Camino (öffnet schon um 6 Uhr für Pilger, die nicht ohne Frühstück aufbrechen wollen), mittags und abends Pilger-Menü für 12 Euro (mit Flyer der Pilgerherberge 10% Discount): drei Gänge inkl. Wein,. v.a. für deftige kastilische Spezialitäten, besonders köstlich der Salat mit Ziegenkäse und Cecina (luftgetrockneter Ziegenschinken) sowie die Schoko-Mousse, sehr gut auch der Rotwein "Caneiro" von der Mencía-Traube.

Kirchen:
San Tirso (Sahagún): Mudéjarkirche mit romanischen Elementen, vollendet 1180, außen spektakulär durch den interessanten rechteckigen Turm, der allerdings 1945 neu aufgemauert werden musste, innen enttäuschend, nur in den Absiden die Originalstruktur erhalten, heute Museum mit sakralen Kunstwerken. Öffnungszeiten 10.00 – 13.30 Uhr und 16.30 – 19.30 Uhr). Eintritt frei!

Iglesia de San Lorenzo (Sahagún): Mudéjarkirche mit gotischen  Elementen (spätes 13. Jahrhundert), leider nur noch ein Torso, herausragend allein der kolossale, arabisch wirkende Turm, der San Tirso an Größe übertrifft, innen wurde die ruinöse Kirche teils modernisiert und  beherbergt heute Reliefs von Juan de Juni und ein kleines Semana Santa Museum (Öffnungszeiten: 10.00 – 14.00 Uhr und 16.30 – 20.00 Uhr, im Winter nur bis 18.00 Uhr).

Iglesia de la Peregrina (Sahagún): monumentale gotische Mudéjarkirche (frühes 14. Jahrhundert, im 17. Jahrhundert innen barockisiert, durch die Restaurierung 2011 wurden die barocken Hinzufügungen weitgehend entfernt), Portale mit maurischen Bögen, in der Sandoval-Kapelle maurisches Sternendekor, im Zentrum des Altarraums die namensgebende, viel geliebte "Pilger-Madonna", ein barockes Meisterwerk der Hofbildhauerin Luisa Roldán aus Sevilla, 1687). Öffnungszeiten: 10.00 – 13.00 Uhr und 16.00 bis 19.00 Uhr. Eintritt: 3 Euro.

[druckversion ed 05/2014] / [druckversion artikel] / [archiv: spanien]






[art_2] Chile: Wein fair genießen!
Weinlese im Valle de Curicó

Lustvoll steckt sich Sucesión ein paar Trauben in den Mund. Es sind Sauvignon Blanc Trauben. Sie schmecken spritzig-frisch und Sucesión ist sich sicher: "Das gibt einen hervorragenden Wein!". Auf seinem Weinfeld herrscht Hochbetrieb, denn es ist Weinlesezeit. Fleißige Hände schneiden die kostbaren Beeren mit Gartenscheren ab, lagern sie in Körben zwischen und schütten sie dann vorsichtig in einen Traktorenanhänger. "Mein Vater bekam im Rahmen der Landreform in den 1960er Jahren diese paar Hektar Land zugesprochen. Er baute zunächst für den lokalen Markt Gemüse an. Der Verdienst war allerdings so schlecht, dass er Weinreben pflanzte und die Trauben an hiesige Weingüter verkaufte. Diese drückten den Traubenpreis jedoch immer weiter. Und so gründete mein Vater 1997 gemeinsam mit 15 anderen Kleinwinzern die Sociedad Vitivinícola de Sagrada Familia", erzählt Sucesión. Nach dem Tod des Vaters wurde er Mitglied in der Weinbauerngesellschaft. Heute bewirtschaftet Sucesión acht Hektar Rebfläche. Neben Sauvignon Blanc baut er auch Cabernet Sauvignon, Merlot und Carménère an.

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Die Weinfelder der Mitglieder der Sociedad Vitivinícola de Sagrada Familia liegen im Valle de Curicó, einem der besten Weinbaugebiete Chiles. Wegen der enormen Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht herrschen hier ideale Anbaubedingungen für komplexen, kraftvollen Rebensaft. In Zentralchile beginnt die Weinlese Mitte Februar mit den weißen Trauben und endet Ende April mit den roten. Sucesións Pflücker haben zwischenzeitlich die gesamten Sauvignon Blanc Trauben geerntet und wir bringen sie zusammen mit ihm zur Bodega Correa Albano. Ein eigenes Weingut konnten sich die Kleinwinzer bislang nicht leisten. Sie dürfen aber in der Bodega Correa Albano ihre Trauben zu eigenem Wein weiterverarbeiten. Dort treffen wir Raul Navarrete, den Geschäftsführer der Sociedad Vitivinícola de Sagrada Familia. Gemeinsam schauen wir beim Entladen, Entrappen und Maischen der Trauben zu, die dann in einer Hightechpresse gekeltert werden. "Don Sebastian, der Weingutbesitzer, hat in Absprache mit uns die neue Presse gekauft und seine Kellertechnik modernisiert. Die Zusammenarbeit mit ihm funktioniert sehr gut. Natürlich hätten wir lieber eine eigene Bodega, denn dann müssten wir nichts für die Nutzung der Maschinen und Räumlichkeiten bezahlen. Dennoch sind wir froh über die Lösung. Früher haben wir nur Trauben produziert und heute veredeln wir sie mit der Hilfe zweier Önologen zu hochwertigem Wein! Unser Verdienst hat sich vervielfacht, vor allem auch, weil wir direkt mit Fairhandelspartnern in Europa zusammenarbeiten", erklärt Raul.

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Wir schlendern durch die Kellerei zu riesigen Edelstahltanks und kleinen Eichenholzfässern, auf denen das Logo der Sociedad Vitivinícola de Sagrada Familia prangt. "Die Behälter gehören uns. In ihnen gären und reifen unsere Weine. Am besten probieren wir mal!", schlägt Raul vor. Wir beginnen mit einem eleganten Sauvignon Blanc aus dem Vorjahr, der nur noch in Flaschen abgefüllt, etikettiert und exportiert werden muss. Es folgen ein rubinroter Cabernet Sauvignon, ein vollmundiger Merlot und ein Carménère, dessen Aroma an Vanille und Pfeffer erinnert. Das Potential der Rotweine kann man nur erahnen, denn sie müssen noch weitere ein bis zwei Jahre in den Barriquefässern reifen. Vor allem die Bioweine der Sociedad genießen weltweites Ansehen. Beim internationalen bioweinpreis 2013 wurden ihre Lautaro-Weine Cabernet Sauvignon (2011), Merlot (2011) und Carménère (2011) mit Silbermedaillen prämiert.

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Und die Kleinwinzer können nicht nur auf vinologischem Gebiet Erfolge aufweisen, sondern auch im sozialen Bereich. Weil sie über 90 Prozent ihres Weins über den Fairen Handel verkaufen, erhalten sie neben einem gerechten Preis auch eine Fairtrade-Prämie für Gemeinschaftsprojekte. Die Sociedad Vitivinícola de Sagrada Familia unterhält mit diesem Geld eine Kranken- und Unfallversicherung für die Mitglieder. Außerdem wurde ein Erziehungsfond eingerichtet, der es den Winzerkindern ermöglicht, die Universität zu besuchen. Einige Nachkömmlinge arbeiten heute als Ärzte, Lehrer und Ingenieure. Ohne den Fairen Handel wäre für sie ein solcher Bildungsaufstieg nicht möglich gewesen.

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"Wir haben unseren Wein nach Lautaro benannt, einem jungen Mapuche, der 1553 einen Widerstandskrieg gegen die spanischen Eroberer organisierte. Vier Jahre später geriet er am Ufer des Río Mataquito in einen Hinterhalt und starb. Das war hier ganz in der Nähe und der Fluss bewässert heute unsere Weinfelder", lässt uns Raul wissen. Augenzwinkernd fügt er noch hinzu, dass man Lautaro-Weine in Europa in Weltläden kaufen kann.

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Fairtrade-gesiegelten Wein gibt es seit 2005. Sein Marktanteil ist mit 0,02 Prozent allerdings gering. Bislang profitieren in Chile, Argentinien und Südafrika Kleinwinzer vom Fairen Weinhandel, denn er sichert ihnen eine angemessene Existenz. Außerdem geht das Konzept auch für die Konsumenten auf. Ihnen bieten die edlen Tropfen einen fairen Weingenuss!

Text + Fotos: Dr. Jutta Ulmer + Dr. Michael Wolfsteiner

Weitere Informationen zu den Autoren und ihrem Projekt findet ihr unter:
www.lobOlmo.de & www.facebook.com/lobOlmo

[druckversion ed 05/2014] / [druckversion artikel] / [archiv: chile]





[art_3] Argentinien: Patagonien (Bildergalerie)
 

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Fotos: Frank Sippach

[druckversion ed 05/2014] / [druckversion artikel] / [archiv: argentinien]





[art_4] Portugal: Das Hieronymus-Kloster in Lissabon
Ein Besuch in der schönsten Kirche Portugals

Allerheiligen 1755. Das katastrophalste Erdbeben, das jemals Europa heimsuchte, verwandelte eine der schönsten Städte der Welt, die heutige portugiesische Hauptstadt Lissabon, in ein trostloses Trümmermeer und forderte allein im Stadtzentrum 30.000 Opfer; hundert Kirchen und unzählige Paläste wurden zerstört. Nur ein großer Gebäudekomplex überstand diese Katastrophe fast unbeschädigt: das Hieronymus-Kloster. Damit blieb das bedeutendste Monument Lissabons verschont und kann noch heute in authentischer Pracht bewundert werden.


Aber versetzen wir uns ein halbes Jahrtausend zurück. Damals war der direkt an der Mündung des Tejo gelegene Stadtteil Belém noch ein Ort weit vor den Toren Lissabons, erst später wurde er von der wachsenden Metropole der aufstrebenden Kolonialmacht geschluckt. Und damals stand hier am Flussufer auch noch kein monumentales Kloster, sondern eine kleine Kapelle. Im Morgengrauen des 8. Juli 1497 kniete ein bärtiger Kapitän betend in dieser Kapelle der Jungfrau von Bethlehem (Belém) und bat um himmlischen Segen für sein bevorstehendes Abenteuer. Vasco da Gama hatte von König Manuel I., der den schönen Beinamen "Der Glückliche" bekam, die Erlaubnis zu einer Entdeckungsfahrt erhalten, die dem Ziel diente, Indien und seine Schätze auf dem Seeweg zu erreichen.

Als der skrupellose Vasco da Gama 1499 erfolgreich und mit einer Schiffsladung kostbarer indischer Gewürze nach Lissabon zurückkehrte, beschloss König Manuel I., zum Dank für die neuen portugiesischen Handelsniederlassungen im fernen Indien eine repräsentative Klosteranlage an der Stelle der kleinen Kapelle zu errichten. Im Jahre 1500 wurde das ehrgeizige Bauvorhaben begonnen und in Rekordzeit konnten die Architekten Diogo Boytac und Joao do Castilho bereits 1522 große Teile des Mammut-Projekts vollenden. Bis zur vollständigen Ausstattung des Klosters sollte allerdings ein Jahrhundert vergehen (1604).


Es war kein Zufall, dass man die Tejomündung als Standort für das Kloster wählte: von hier aus brachen die Schiffe der mutigen Entdecker auf ins endlose Blau, um auf Routen, die noch niemals zuvor befahren worden waren, vorzudringen in Territorien, auf die noch kein Europäer den Fuß gesetzt hatte. Und hier legten sie wieder an, wenn sie mit Gewürzen aus Indien oder Gold und Perlen von den soeben von Cabral und Amerigo Vespucci entdeckten Küsten Brasiliens zurückkehrten. Die Regierungszeit Manuel des Glücklichen war das Goldene Zeitalter Portugals. Eine Epoche des Überflusses und kultureller Höchstleistungen, in der das kleine Land am westlichen Rand Europas zur Weltmacht aufstieg, auf allen Kontinenten Kolonien eroberte und ein globales Handelsimperium errichtete. An so exponierter Stelle, an der Tejomündung, die das Tor zu all diesen (aus europäischer Sicht) neu entdeckten Welten wurde, entstand ein einzigartiger Sakralbau, der schon Zeitgenossen in Staunen versetzte, und noch im 21. Jahrhundert die Besucher in seinen Bann zieht.

Nicht nur die Dimensionen dieser Gottesburg sind beeindruckend – allein die der Flussmündung zugewandte Hauptfassade ist über 300 Meter lang – sondern vor allem die prunkvolle Dekoration und überreiche Ausgestaltung der Klosterkirche und des Kreuzgangs halten einige Überraschungen bereit. Schon von weitem imponiert die strahlend weiße Südfront, die aufgrund des filigranen Fassadenschmucks nie festungsartig oder zu pathetisch wirkt. Wenn man die Klosterkirche von Sao Jerónimo betritt, wird man im ersten Augenblick überrascht sein, wie wenig lichtduchflutet dieses weiße Gebäude im Innern ist.

Nachdem man sich an das mystische Dunkel gewöhnt hat, fallen zuerst die wunderbaren Mosaikfenster auf, die in kräftigen Farben leuchten. Die Lichtstrahlen malen bunte Muster auf die Mauern und die eleganten 25 Meter hohen Säulen.

Wie schlanke Stämme von Palmbäumen sehen sie aus und hoch oben gabeln sich ihre "Äste" und gehen über in prachtvolle Sterngewölbe. Diese einzigartigen Säulen sind mit platereskem Reliefschmuck überzogen, was sie noch zerbrechlicher wirken läßt. Es ist kaum zu glauben, dass ausgerechnet eine so instabil scheinende Konstruktion das große Erdbeben überstanden hat.

Langsam schreitet man zwischen diesen Palmbäumen aus Stein hin zum Höhepunkt des Klosterinneren: dem spektakulären Renaissance -Hochaltar, der den gesamten Chorraum ausfüllt, und aus Gemälden des Hofmalers Lourenço de Salzedo besteht. Etwas dunkel wirkt dieser Altarraum, solange er nicht angestrahlt wird. Doch die Illumination bringt die warmen Farben der Gemälde und die vergoldeten Rahmen und Säulen zum Strahlen. Unter diesem Goldglanz haben viele der berühmtesten Portugiesen standesgemäß ihre letzte Ruhestätte gefunden: König Manuel der Glückliche (gest. 1521) und seine Nachfolger bis hin zum unglücklichen König Sebastiao, der mit nur 24 Jahren in der Schlacht von Ksar-el-Kebir in Marokko fiel, sind hier begraben. An anderen Stellen des Hieronymus-Klosters sind der Entdecker Vasco da Gama (in der Krypta), der Renaissance-Dichter Luis Vaz de Camoes, der seine Entdeckungen im Nationalepos "Os Lusíadas" verewigte, und der Dichter Fernando Pessoa bestattet.

Kein Wunder, dass vielen Portugiesen dieses Kloster als nationales Heiligtum gilt. Es ist nicht zu übersehen, dass bei diesem Prachtbau an nichts gespart wurde, denn König Manuel belegte gleich nach der Rückkehr von Vasco da Gama aus Indien alle importierten Gewürze und andere Luxusgüter mit einer Sondersteuer, um den Bau der gigantischen Klosteranlage zu finanzieren. Und als ob man zurück zu den Wurzeln all dieses Prunks und Reichtums gehen wollte, wurde nach der teilweisen Säkularisierung des Klosters in einem großen Teil der Räume das nationale Seefahrtsmuseum untergebracht. Denn die heute so klein wirkenden Schiffe der Entdecker Bartolomeo Díaz, Cabral oder Vasco da Gama waren im 16. Jahrhundert der Grundstein für den Aufstieg Portugals zu einem mächtigen Imperium.

Doch alle Räume von Sao Jerónimo, sogar die Kirche, werden noch übertroffen vom phantastischen Kreuzgang des Klosters, der zu den schönsten der Welt gehört.

Er besteht aus zwei Stockwerken und wurde erst 1517, deutlich später als der Kirchenbau, begonnen. Er ist wie die gesamte Anlage ein Hauptbeispiel des Manuelinischen Stils, der zur Regierungszeit Manuels I. in etwa zeitgleich mit dem Estilo Plateresco in Spanien entstand und gotische Strukturen mit Renaissance und feinen, an Goldschmiedearbeiten erinnernden Reliefs verband. Jeder Besucher wird begeistert sein von der filigranen Dekoration der Fensterbögen dieses Kreuzgangs, in dem man immer neue, überraschende Details entdecken kann, die man nicht unbedingt mit einem christlichen Kloster assoziiert. Da sind zahlreiche Symbole aus der Seefahrt, Anker und Schiffstaue, die wieder an die Entdecker und den Ursprung des plötzlichen Reichtums erinnern. Und auch viele Anspielungen auf die neu entdeckten Gebiete: es ist keine Einbildung, wenn hier einiges im exotischen Fassadenschmuck an indische Tempel oder orientalische Bauten denken lässt. So flossen Eindrücke, die von den Übersee-Expeditionen aus allen Winkeln der Welt mitgebracht wurden, ein in diesen großartigen Gebäudekomplex, der 1983 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt worden ist.


Soviel Aufwand wurde nicht nur getrieben, um einen Raum für Gebet und Meditation zu schaffen. Die expandierende Weltmacht Portugal, die sich damals mit der iberischen Schwester Spanien auf dem Globus übermütig die Welt teilte (Vertrag von Tordesillas 1494, Vertrag von Zaragoza 1529), brauchte Bauten, um diese neu gewonnene Macht und ihren globalen Herrschaftsanspruch zu manifestieren. So wurde das Mosteiro dos Jerónimos von Beginn an nicht nur als fromme Pilgerstätte, sondern als repräsentatives Nationalmonument konzipiert. Das Bildprogramm mit seiner Pracht und seinen exotischen Einflüssen sollte allen, die hier ein und aus gingen, vor Augen führen, dass Portugal sich auf alle Kontinente ausgedehnt hatte. Und es ist kein Zufall, sondern Programm, dass die offizielle Adresse dieses National-Klosters auch heute noch heißt "Praça do Império".

Text: Berthold Volberg
Fotos: Camila Uzquiano

Infos:
Öffnungszeiten (2014):
Oktober – April: 10.00 – 17.30 (letzte Einlass 17.00)
Mai – September: 10.00 – 18.30 (letzte Einlass 18.00)
Montags geschlossen!

[druckversion ed 05/2014] / [druckversion artikel] / [archiv: portugal]





[kol_1] Macht Laune: Kleben bis das Album voll ist!
Panini-WM 2014 – Vorrunde: die ersten 50 Tüten

Willkommen zur diesjährigen Panini-WM! Sie wird in drei Runden zu jeweils 50 Tüten a 5 Klebebilder ausgespielt.

Die erste Runde wird übrigens im nordöstlichen Aracaju ausgetragen, weil unsere Losfee dort wohnt. Und los geht’s, Anpfiff!

Tüte 1 geht direkt richtungweisend los: das oberste Bild ist das FIFA-Maskottchen Fuleco (nein, der Name bedeutet NICHT Arsch oder Ähnliches, wie eine kundige deutsche Bloggerin letztens behauptete). Er oder es (sie?) schwenkt eine Fahne mit der Aufschrift AMIZADE (Freundschaft). Wenn das mal kein Omen ist....

Danach direkt die Enttäuschung: Bild 2 ist Boniek García – kennen wir nicht, könnte dem Namen nach sowohl für Polen wie auch die Hälfte aller anderen Länder spielen, wegen dem spanischen Nachnamen. (Anm. der Red.: Boniek spielt für Honduras, und Polen ist nicht qualifiziert!)

Dann der Hammer: Dante als Nummer 4 – das Bayernherz schlägt höher. Danach direkt Gerard Piqué – also genau der ConFedCup-Zieleinlauf, Brasilien vor Spanien! Und natürlich Bayern vor Barcelona! Ich hätte mir aber eigentlich lieber Herrn Neuer gewünscht, wenn schon Bayern...

Aus Tüte 2 kommt Mexikos Verteidiger "Rafa" Márquez direkt vor Arsenals bzw. Frankreichs Stürmer Olivier Giroud raus – Glück für Mexiko also.

In Tüte 3 tut sich nix, in 4 auch nicht (nur Uchida von Schalke), 5 ist ebenso langweilig (Gekas!).

Doch dann "stürmt" plötzlich Cristiano Ronaldo frei aus Tüte 6 heraus – und damit vor Messi!

Über Tüte 7 wird sich Jogi Löw kräftig ärgern: Marcel Schmelzer taucht als erster Deutscher überhaupt in einer Tüte auf. Dabei sei er eigentlich doch der absolute Notstopfen gewesen. Das für ihn typische Haarband ist auch nicht zu sehen. Wenn das Mal gut geht...

Tüte 8 bringt Torwart Joe Hart (England) und den ersten Doppelten: jetzt kann Boniek tatsächlich für Polen UND Honduras spielen. (Anm. der Red.: Polen nicht qualifiziert!)

Tüte 9 bringt Mexikos Giovani dos Santos zum zweiten Mal, da könnte er auch gleich noch für Brasilien auflaufen, die ja sowieso meinen, er sei einer der ihrigen.

In Tüte 10 tauchen mit Arturo Vidal und "Super-Mario" Ballotelli gleich zwei Stürmer auf, die uns Deutsche zuletzt richtig geärgert haben. (Anm. der Red.: Vidal ist Mittelfeldspieler!)

Tüte 11: Luiz Gustavo (!) – ehemals Bayern, jetzt im brasilianischen Mittelfeld DER Abräumer und Vorstopper (obwohl Brasilientrainer Scolari ja eigentlich keine Vorstopper mag.)

Tüte 12 ist ne Nullnummer, Tüte 13 bringt Superstar Neymar Jr., gefolgt von seinem Sturmkameraden Fred in Tüte 14. Brasiliens Edeltruppe ist also sowohl in Abwehr, defensivem Mittelfeld als auch im Sturm bereits nach 14 Tüten top besetzt.

Währenddessen hat Deutschland lediglich Ersatzmann Marcel Schmelzer ins Rennen geschickt.

So, nach dem Brasilien-Hammer tröpfeln die Tüten jetzt ein wenig lustlos vor sich hin – hier und da mal ein Steven Gerrard (Tüte 15), dort ein doppelter Mexikaner. Nix weltbewegendes also... wie viele Koreaner spielen eigentlich mit (Tüte 16 lässt da Schlimmes erahnen)?

Argentinien kommt auch langsam, von Deutschland weiter nix zu sehen (vielleicht gibt’s bei denen ne Schlussoffensive...).

Tüte 17 und 18 plätschern dahin, Brasilien wird im Sturm noch massiver (Hulk kommt in Tüte 19 rein – ähm, raus natürlich!). Wo bleiben bloß die Deutschen...? Mann, das wird den Löw Nerven kosten!

Tüte 20 bringt mit Salihovic wenigstens mal wieder einen Bundesligaspieler. Selbst Hoffenheim ist also schon vertreten, und nix von den Bayern zu sehen, außer Dante natürlich...

Tüte 21 bringt Spaniens Negredo bereits zum dritten Mal – der Mann scheint sich für diese Panini-WM einiges vorgenommen zu haben.

Tüte 22 birgt eine Überraschung: Brasiliens Cafú, der einzige Mensch der Welt, der drei WM-Finale hintereinander gespielt hat – natürlich mit jeweils vier Jahren Abstand dazwischen: 1994, 1998, 2002. Spielt der etwa immer noch? Wir sind um Aufklärung bemüht, später mehr dazu.


Tüte 23 ist ganz ganz stark: der Belgier Hazard kommt als erster raus, danach die beiden Franzosen Rémy und Nasri, gefolgt von Didier Drogba und Mexikos Dauerbrenner Peralta. Bisher ganz klar die Todestüte!

Tüte 24 und 25 – jetzt tut sich so kurz vor der Halbzeit nicht mehr viel. Klar, nach der Hammer-Tüte 23 atmen alle erst mal kräftig durch.

Englands Wilshere kommt noch raus, also doch rechtzeitig fit geworden? Kurz vor Schluss taucht Brasiliens Fred zum zweiten Mal gefährlich guckend aus der Tüte auf. Brasilien also ganz, ganz stark zu Beginn des Klebe-Turniers.

Dann ist endlich Halbzeit!

Fazit: bisher ist Brasilien am stärksten: Dante, Luiz Gustavo, Hulk, Neymar Jr. und zweimal Fred. Was kann da noch passieren?

Den größten Schock hat uns der Uran – ähm der Iran eingejagt. Nicht wegen Atom-Bomben, sondern weil wir dachten, alles doppelt und dreifach zu haben. Aber die Jungs sehen sich einfach alle sehr ähnlich. Ebenfalls verwirrend sind die Teams von Ecuador und Kolumbien – sehen alle gleich aus, haben auch nahezu identische Trikots und Flaggen. Gut, dass Panini hinten drauf Nummer gedruckt hat, so dass man nicht zufällig falsch hinklebt.

Bei Top-Favorit Spanien tut sich bisher wenig, außer Negredo, der bereits dreimal auftauchte. Bei Italien ist Balotelli ganz allein auf sich gestellt, bei Frankreich hat sich Ribery, von dem man viel erwartete, noch nicht gezeigt.

Bei den Holländern kam außer zwei Unbekannten niemand ans Licht, bei Argentinien glänzt die zweite Reihe. Von Messi ist bisher nichts zu sehen, diese erste Halbzeit geht also klar an Cristiano Ronaldo. Korea (Süden) ist zahlenmäßig stark vertreten, das wird ihnen aber auch nicht viel helfen. Bei Deutschland sucht der einsame Schmelzer Stirnband und Mitspieler.

Anpfiff zur zweiten Halbzeit!

Der einsetzende Regen hat einige Tüten durchnässt, das Aufreißen gestaltet sich zäh. Tüte 26 bringt keine besonderen Neuigkeiten, Tüte 27 immerhin Italiens Routinier Daniele de Rossi. Tüte 28 beinhaltet ein Frauenbild – was passiert hier?

In Tüte 28 kommt es zudem zum direkten Duell der beiden weltbesten Torhüter: zuerst Iker Casillas mit einem breiten Lächeln, danach endlich Manuel Neuer – immerhin hat Deutschland schon mal seinen Torwart im Rennen. Gut, dass Neuer da ist - der kommt auch ohne Mitspieler aus (Schmelzer sucht immer noch sein Haarband).

Tüte 29 hat Koreaner und Japaner, die alle gleich aussehen. In Tüte 30 wird endlich Toni Kroos eingewechselt, aber Spanien bringt David Silva UND Xavi – schön, dass Neuer schon warm ist.

Per Mertesacker verstärkt in Tüte 31 die deutsche Defensive. Hollands Wesley Sneijder kommt ab Tüte 32 ins Spiel. Aber die zweite Halbzeit gehört bisher eindeutig den Deutschen – jetzt ist auch Mario Götze mit dabei (Tüte 33).

Doch dann passiert erst mal nicht viel, das Tütenaufreißen zieht sich wie Kaugummi – draußen regnet es immer noch. Casillas greift zum zweiten Mal ein (Tüte 35). Unfair – da hat man schon einen Supermann im Tor, und dann will man ihn gleich doppelt besetzen. Die FIFA sollte (und wird wohl) eingreifen.

Und erst in Tüte 39 tut sich wieder was – Rafael van der Vaart läuft für Holland auf. Für Brasilien kommt Jungstar Bernard, für Spanien Sergio Busquets (Tüte 40). Marvin Chávez aus Honduras und Felipe Caicedo aus Ecuador tauchen bereits zum zweiten Mal in dieser Halbzeit auf.

Als ob Titelverteidiger Spanien nicht schon stark genug wäre, schielt David Silva noch einmal aus der Tüte (41). Ihm folgt aus Tüte 42 sein Kollege Andrés Iniesta. Danach tut sich 3 Tüten lang nix.

Die letzten fünf Tüten sind angebrochen: und da kommt auch schon Marco Reus, der ja derzeit in Top-Form ist (Tüte 46). In Tüte 47 ist ein Sponsorenbild – so kurz vor Schluss sollte es doch keine Werbeunterbrechung geben – was macht denn die FIFA da?!

Arjen Robben gibts noch, der Joker (Tüte 49), dann die letzte Tüte: ein Koreaner, Cesc Fàbregas für Spanien, ein Chilene, ein Russe und... Agüero, Maradonas ehemaliger Schwiegersohn als Allerletzter! Der Angreifer von Rio de La Plata setzt den Schlusspunkt unter diese dramatische Schlussphase der ersten 50 Tüten.


Doch es gibt Proteste – angeblich wären in Halbzeit 2 erst 24 Tüten aufgerissen worden. Der Schiedsrichter lässt die auf dem Boden liegenden zerrissenen Tüten nachzählen – und kommt auf 23. Jetzt müssen die Klebebilder per Hand nachgezählt werden. Das hat es noch nie gegeben. Der Verdacht richtet sich gegen einen der Auszähler, der angeblich mit einer Tüte in seinem Zimmer gespielt haben soll. Sei`s drum, die Auszählung beginnt – 5 x 25 müssten ja 125 sein. Die Spannung steigt!

123, 124, 125 – aus und vorbei, alles okay. Die erste Runde zählt und wir ziehen ein erstes Fazit: 25 Bilder doppelt, auch hier führt Favorit Spanien mit 4, zusammen mit Honduras (die können sich schön auf Spanisch miteinander unterhalten, sollte ihnen langweilig werden). Der Japaner Kagawa ist doppelt – der könnte also zurück zu Borussia Dortmund gehen ohne Manchester United verlassen zu müssen.


Deutschland dreht nach desaströser erster Halbzeit auf und hat sich nun sowohl in der Defensive (Neuer, Schmelzer, Mertesacker) sowie im offensiven Mittelfeld (Reus, Kroos, Götze) gut positioniert. Da müssen die Abwehrspieler halt lange Bälle direkt in die Spitze spielen, solange Schweini noch nicht da ist. Aber Fragen bleiben offen: schaffen es die verletzten Gündogan, Khedira, Gomez und Klose noch? Und auf welcher Position wird Lahm kleben – rechts, links oder bei den Mittelfeldspielern? Und wird es für die Bender-Zwillinge nur ein oder doch zwei Klebebilder geben?

Brasilien enttäuscht nach formidabler erster Halbzeit – lediglich Hernanes und Bernard treten in Erscheinung. Trotzdem ist der Gastgeber gut für die zweite Runde aufgestellt, seine wichtigsten Spieler bereits in Position geklebt. Zwar noch ohne Torwart, aber mit Dante davor braucht man den ja nicht wirklich.

Das gleiche gilt für Titelverteidiger Spanien, bei dem die Mittelfeldachse Xavi – Iniesta – Fàbregas in der zweiten Hälfte in Erscheinung trat. Eigentlich kann einem beim Kleben der spanischen Spieler nur schlecht werden – die sind jetzt schon praktisch komplett.

Holland konnte nach schwachem Beginn in Halbzeit 2 eine ganze Mittelfeldreihe im Album schließen (Bilder 138 – 141).

Von Argentinien sah man in Halbzeit 2 lange nix, bis Agüero ganz zum Schluss noch eintütete – ähm, austütete. Nach einer guten ersten Halbzeit aber doch insgesamt enttäuschend für die Südamerikaner. Und Messi ist bisher überhaupt noch nicht in Erscheinung getreten.


Als allerletztes Fazit zwei Anmerkungen: scheint es nur so oder haben die schwächeren Teams (Asien, Afrika) mehr Spieler als die guten Mannschaften? Nach bisherigem Verlauf sieht es ganz so aus (Honduras fast komplett, genau wie Korea).

Und WO IST URUGUAY? Sind die qualifiziert? Die wollten doch nach 1950 wieder Mal im Maracanã Weltmeister werden. Bisher NULL! Das wird eng für die nächste Runde, die bereits vorentscheidend sein könnte. Bei den USA ist auch erst der Wimpel da – immerhin kann Klinsmann den schon mal tauschen lassen um Zeit zu gewinnen....


Und die WM-Stadien? Kein einziger Sticker der teuren Arenen. Vielleicht warten sie auf deren Fertigstellung, bevor sie Fotos davon machen und zu Stickern verarbeiten. Also vielleicht in Runde 2...

Text + Fotos: Thomas Milz

P.S.: Runde 2 findet übrigens am 01. Juni statt, die entscheidende Runde 3 am 01. Juli. Die Austragungsorte stehen noch nicht fest. Und: Fuleco setzt sich aus den Wörtern "futebol" (Fußball) und "ecologia" (Ökologie) zusammen!

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[kol_2] Hopfiges: Isenbeck (Argentinien)
 
Es steht jetzt direkt vor mir auf dem Tisch. Mittags. Draußen angenehme 25 Grad und hier drinnen noch einmal drei Gard wärmer, aber auszuhalten. Leichter Schweiß an der Schläfe, schließlich bin ich ein wenig gewandert. Neben mir warten exakt sieben goldgelbe Empanadas darauf, endlich verspeist zu werden und gerade knallt mir Kellner Nacho die Flasche Isenbeck auf den Tisch. Eisgekühlt – oben raucht die Flasche sogar noch wunderbar appetitlich. Gut so, schließlich habe ich ja Durst. "Quilmes ist aus", raunt er mir noch zu. Dann bin ich wieder allein mit meinen Empanadas, dem Bier, einem Glas und dem Blick durch die Fensterscheibe auf die Calle Marechal und den Parque Centenario.



Die Sache mit dem "Quilmes ist aus" ist nicht weiter schlimm. Dann könnte sich das Kopfweh später in Grenzen halten. Vielleicht liegt’s nicht mal an dem Bier selber, sondern an meiner körperlichen Konstitution, dass ich kein Bier mehr vertrage, aber beim letzten Mal, ausgerechnet im italienischen Florenz beim Argentinier, habe ich an das blau-weiße Quilmes nicht wirklich die besten Erinnerungen. Jetzt also Isenbeck. Weiß-gelber Hintergrund, rote Lettern, darüber ein Emblem mit schwarzem Reiter. "Cerveza alemana", wie mir Nacho noch einmal versichert. Als ob ich das nicht wüsste. Schließlich steht es hinten irgendwo klein drauf: Gebraut nach dem deutschen Reinheitsgebot. Zumindest habe ich das so in Erinnerung. 1796 steht unter dem schwarzen Reiter. Nicht gelogen, aber eben auf Deutschland, genauer gesagt, Hamm, bezogen, denn daher kommt das Bier ursprünglich. In Argentinien gibt’s den Ableger erst seit 1994.

Toll ist die Flasche schon deshalb, weil ich zum ersten Mal genau einen Liter vorgesetzt bekomme und nicht irgendwelche unzulänglichen 960cc. Nicht, dass man mit den vorenthaltenen 40 Millilitern noch Bäume ausreißen könnte, aber man ist das halt so gewohnt.

Wie aber schmeckt jetzt dieses Isenbeck? Ordentlich. Ein bisschen, wie es aussieht, nämlich dünn, aber man kann das herbe Gebräu wunderbar trinken. Und das sogar recht fix. Beim Abgang nach den Schinken-Käse-Empanadas wunderbar stimmig, nach der mit Roquefort schmeckt es hingegen noch ein bisschen blasser, aber dann ist die Flasche auch schon leer und man ordert entweder direkt noch eine – schließlich ist es angenehm warm hier drinnen – oder schwenkt auf Isenbeck Bock um. Der ist ein bisschen dunkler, ein bisschen schwerer, ein bisschen mehr Körper, malziger. Theoretisch, denn irgendwie noch immer ein bisschen dünn.

Fazit: Als richtig süffig kann man keine der beiden Isenbecks bezeichnen, wohl aber durstlöschend. Vielleicht erwartet man aber auch zu viel von einem deutschen Bier, das in Argentinien gebraut wird. Schließlich gibt’s ja noch wunderbare Weine en masse, die es zu verkosten gilt. Dabei aber kann eben jenes Isenbeck schon mal ein netter Kontrapunkt zum schweren Wein sein. Und das ist doch auch was!

Bewertung Isenbeck (Argentinien)

1. Hang over Faktor
(4 = kein Kopfschmerz):
2. Wohlfühlfaktor (Hängematte)
(4 = Sauwohl):
3. Etikett/Layout/Flaschenform
(4 = zum Reinbeißen):
4. Tageszeit Unabhängigkeit
(4 = 26 Stunden am Tag):
5. Völkerverständigung
(4 = Verhandlungssicher):

Text + Fotos: Andreas Dauerer

[druckversion ed 05/2013] / [druckversion artikel] / [archiv: hopfiges]






[kol_3] Helden Brasiliens: Hauptsache Pirata
Ein Treffen mit DJ Jaloo in São Paulo

Jaloo ist ein Phänomen – traumwandlerisch sicher verwandelt der DJ seine Remixe in echte Klassiker. Dabei kann man seine Musik für Lau aus dem Internet laden. Was will man mehr!(?)



Eigentlich habe er in seiner Jugend nie Musik gehört, erklärt Jaime de Souza Melo, kurz Jaloo. Aber wieso gehört er dann trotzdem heute zu den kreativsten Köpfen der brasilianischen Musikszene? "Ich hab immer Computer- und Videospiele gezockt, und das elektronische Piepsen fand ich echt stark." Als er dann Björk, Kate Bush und ähnlich abgefahrene Musik entdeckte, war es um Jaloo geschehen. "Das wollte ich halt selber herstellen."



Wieso eigentlich Jaloo? "Jaloo wegen JAime und meLO. Dann hab ich noch ein zweites O drangehängt, damit ich beim googlen als einziger auftauche." Clever ist er also auch noch. Dabei sitzt er bescheiden auf einer Mauer im Stadtzentrum von São Paulo. Um ihn herum düsen Dutzende Skater über den Beton. Seit rund zwei Jahren lebt der 27-jährige Jaloo in Brasiliens größter Stadt, dem wohl krassesten vorzustellenden Gegensatz zu seiner Heimat, einer Kleinstadt im Amazonasbundesstaat Pará. Aus Pará, besser gesagt aus dessen Hauptstadt Belém, hat er die Vorliebe für Stilmixe ohne Pardon mitgebracht.



Seit der Jahrtausendwende geht in Belém der Tecnobrega ab. Rezept: man nehme international erfolgreiche Schnulzen, dichtet einen noch schnulzigeren Text auf Portugiesisch dazu und unterlegt das Ganze mit wilden Synthie-Beats. Je roher sich die Produktion anhört, desto besser. "Nach Pirata muss es sich anhören, nach daheim gebasteltem Zeug."



Aber Jaloo will noch einen Schritt weiter gehen, fusioniert internationale Dance-Music mit "allem möglichen". Hauptsache richtig durcheinander.

Copyright? "Ich hab ja gar keinen Kontakt zu Rihanna, wie soll ich die also um Erlaubnis fragen?" Zudem habe er die Soundspuren leicht im Internet gefunden – das zeige doch, dass sie anscheinend nichts gegen Remixe von Diamonds habe. Auch die Mailadresse von Miley Cyrus habe er nicht – schade eigentlich, sie würde sicherlich Gefallen an Jaloos Wrecking Ball Version "Bai Bai" finden.



Das Zeug zum Klassiker hat auch seine Version von Caetano Velosos "Baby". Das dazu gehörige Video, in einem Park in der Ostzone São Paulos gedreht, scheint ihm zudem ziemlich viel Spaß gemacht zu haben. "Ich habe das Lied, das aus der kleinen blauen Box in meiner Hand kam, einfach um 100% beschleunigt. So hat die Fahrradtour eigentlich nur anderthalb Minuten gedauert. Danach hab ich alles auf 50%-Geschwindigkeit abgespielt – und fertig." Ideen muss man halt haben. "Ich mag solche Spielereien."



Derzeit fokussiert sich Jaloo auf seine exotisch anmutenden Bühnenshows. Daneben produziert er Künstler aus São Paulo, "solche, die es sich sonst nicht leisten könnten. Das ist irgendwie fast eine ehrenamtliche Arbeit von mir...." Er lacht.



Zum Abschluss des lockeren Talks posiert Jaloo noch für Fotos. "Die Geste mit den drei Fingern bedeutet V und L – Vida louca! Zwar ist mein Leben hier in São Paulo nicht ganz so glamourös, wie manche es sich vielleicht vorstellen mögen, aber ich habe Spaß." Wir auch!

Text + Fotos: Thomas Milz


Hier eine Kostprobe seiner Bühnenshow:



Wer mehr hören will:
https://soundcloud.com/jaloo


[druckversion ed 05/2014] / [druckversion artikel] / [archiv: helden]






[kol_4] TV-Hinweis: Terra Mater – Wildes Brasilien
Dokumentationsreihe
 
Brasilien steht für Fußball, Samba und Karneval. Aber das fünftgrößte Land der Erde ist eine ganze Welt für sich, wenn es um die Naturschönheiten geht. Voller Vielfalt und voller Gegensätze: weite Grasebenen und zerklüftete Canyons, gigantische Wasserfälle und üppige Regenwälder, riesige Sümpfe und verschlungene Flussläufe, wüstenartige Dünenlandschaften und farbenprächtige Korallenriffe, paradiesische Küsten und raue Inseln.

Diese fünfteilige Doku-Serie – eine Produktion von "Terra Mater Factual Studios" und "Light & Shadow", die in Koproduktion mit dem "National Geographic" realisiert wurde – porträtiert die unterschiedlichsten Naturregionen Brasiliens und ihre charismatischen tierischen Bewohner.


Foto: ©Terra Mater Factual Studios / Light & Shadow / Michael Riegler

Episode 1: Der zerbrechliche Wald
07.05.2014 | 20:15 | ServusTV
Ein Film von Paul Reddish und Christian Baumeister

Die erste Folge der Serie "Wildes Brasilien" führt in den Atlantischen Küstenregenwald, die sogenannte "Mata Atlantica". Einst erstreckte sich dieser Urwald über Tausende von Kilometern entlang der gesamten Küste Brasiliens. Heute ist der einstige Primärwald nur in dezimiertem Ausmaß von rund sieben Prozent in von Menschen völlig unberührter Form erhalten. Trotzdem ist die verbliebene Fläche noch immer gewaltig: Entlang der Küste und gut sechshundert Kilometer weit ins Landesinnere prägt der Küstenregenwald das Landschaftsbild.


Foto: ©Terra Mater Factual Studios / Light & Shadow / Philip Klein

Die erste Episode gibt Einblicke in das außergewöhnliche Ökosystem des
Atlantischen Regenwaldes und seiner ganz speziellen Tierwelt. Sie zelebriert mit eindrucksvollen Aufnahmen die ganze Pracht und Schönheit der Iguazú-Wasserfälle, die als UNESCO-Welterbe gelten und dabei nur eines der vielen Naturwunder Brasilliens sind.
Die "Mata Atlantica" ist ein ganz besonderer Regenwald – und auch dessen Bewohner sind außergewöhnlich: Manche von ihnen sind extrem selten und ihr spezielles Verhalten kaum bekannt. Spinnenaffen etwa sind Südamerikas größte Affen und ausschließlich in der "Mata Atlantica" zu finden. Sie leben in kleinen Gruppen, bevorzugt in den Baumetagen knapp unterhalb der Kronen, wo das Nahrungsangebot reich ist und Sicherheit vor Raubtieren, wie dem Jaguar, herrscht. Spinnenaffen sind soziale Tiere: Ihre sozialen Bande frischen die Tiere täglich mit sanften Berührungen und festen Umarmungen auf. Je enger die Freundschaft, desto intensiver der Körperkontakt. Das Zusammenleben der Spinnenaffen läuft überaus friedlich ab. Aggressive Rangkämpfe, wie sie bei anderen Affenarten auf der Tagesordnung stehen, haben in ihrem Leben keinen Platz.


Foto: ©Terra Mater Factual Studios / Light & Shadow / Daniel Pinheiro

Während sich Spinnenaffen überwiegend in den obersten Bereichen der Bäume aufhalten und kaum jemals den Boden des Regenwaldes betreten, sind Coatis – oder Nasenbären - überall im Wald anzutreffen. Sie sind geschickte Kletterer, aber ebenso gewandt, wenn es darum geht, ihren Weg durch das Bodendickicht zu finden. Auf der Suche nach Nahrung streifen die Allesfresser in kleinen Trupps bestehend aus Weibchen und ihrem Nachwuchs am liebsten entlang kleiner Bäche durch das Waldgebiet. Coati-Männchen dagegen sind Einzelgänger. Mit ihren langen Nasen sie auf den ersten Blick vielleicht ein wenig kurios – doch diese Tiere sind nicht zu unterschätzen: Sie sind äußerst effektive Jäger und haben sich ihrem Umfeld perfekt angepasst.

Die "Mata Atlantica" ist die Heimat von fast Tausend Vogelarten – eine Vielfalt, die in ganz Europa nicht zu finden ist. Einer der prächtigsten Vertreter der Vogelwelt des atlantischen Regenwaldes ist der Blaubrustpipra, dessen Gefieder in drei Farben leuchtet: purpurrot, tiefschwarz und hellblau. Die Männchen punkten jedoch nicht nur durch ein prächtiges Federkleid, sondern durch ihre akrobatischen Tänze, die sie zur Paarungszeit unter den strengen Augen der Weibchen austragen. Bei starker Konkurrenz bewähren sich im harten Auswahlverfahren nur die besten Performer!


Episode 2: Das wilde Herz
14.05.2014 | 20:15 | ServusTV
Ein Film von Paul Reddish und Christian Baumeister

Die zweite Folge der Terra Mater-Reihe "Wildes Brasilien" führt in die zentralen Grasländer Brasiliens: ins sogenannte "Cerrado". Diese Graswelt voller Termitenbaue ist zehn Mal so groß wie die Serengeti Afrikas, doch riesige Tierherden, die auf den Weiden grasen, sucht man vergeblich. Mähnenwolf, Ameisenbär, Prärieeule und Kapuzineraffe führen hier ein eher verstecktes Leben, geprägt von Hitze, Gewitterstürmen und Steppenfeuern.


Foto: ©Terra Mater Factual Studios / Light & Shadow / Cristian Dimitrius

Der hochbeinige Mähnenwolf hat sich mit dem kargen Nahrungsangebot in dieser von Trockenheit dominierten Region arrangiert. Da mehr als die Hälfte des Jahres kaum Insekten oder kleine Nagetiere zu finden sind, hat sich das Raubtier darauf spezialisiert, den Mangel an Fleischfutter mit energiereicher Früchtekost auszugleichen. Auch der Große Ameisenbär hat sich den schwierigen klimatischen Gegebenheiten angepasst. Doch er hat einen Vorteil: Da die Grassteppen an vielen Stellen mit Termitenbauen übersät sind, ist für ihn das ganze Jahr über Nahrung im Überfluss vorhanden. Der spezialisierte Insektenfresser, der sich hier hauptsächlich von Termiten ernährt, muss nur mit seinen starken Krallen die festen Baue aufbrechen, um mit Hilfe seiner bis zu sechzig Zentimeter langen, dünnen Zunge an die winzigen Leckerbissen im Inneren zu gelangen.


Foto: ©Terra Mater Factual Studios / Light & Shadow / Philip Klein

Im Norden werden die weiten Grasebenen von Hochplateaus überragt. Steile Felskliffe und Canyons prägen die Landschaft. Ganze Trupps von Kapuzineraffen klettern hier über Steilwände, um in den tiefergelegenen Canyons an Wasser und Nahrung zu gelangen. Sie haben gelernt, Steine als Werkzeuge zu nutzen, um damit Nüsse zu knacken. Die ältesten Tiere der Kapuzinertrupps sind darin echte Profis und helfen ihren jüngeren Artgenossen als Lehrmeister. Die Wahl des passenden Steines, des richtigen Untergrundes, der besten Nuss gelingt zwar auch wenig Erfahrenen. Doch den Stein mit wohldosierter Kraft schwungvoll auf eine Nuss niedersausen zu lassen, sodass die Schale sofort zerbricht, erfordert viel Übung.


Foto: ©Terra Mater Factual Studios / Light & Shadow / Christian Baumeister


Episode 3: Die Wasserwelt des Pantanal
21.05.2014 | 20:15 | ServusTV
Ein Film von Paul Reddish und Christian Baumeister

Die dritte Folge der Serie "Wildes Brasilien", eine Produktion von "Terra Mater Factual Studios" und "Light & Shadow", die in Koproduktion mit "National Geographic" realisiert wurde, führt in eines der größten Binnenland-Feuchtgebiete der Welt, das "Pantanal" – ein Netzwerk aus Sümpfen und Flüssen, Tropenwäldern und Savannen, so groß wie Österreich und die Schweiz zusammen. Diese Wasserwelt zeichnet sich durch besonderen Artenreichtum aus und ist die Heimat von seltenen Riesenottern, Kaimanen und unzähligen Vogelarten. Doch vor allem findet man hier die größte Raubkatze Südamerikas: den Jaguar.


Foto: ©Terra Mater Factual Studios / Light & Shadow / Cristian Dimitrius

Jaguare und auch Wasserschweine sind im Labyrinth aus Flüssen und Inseln solange im Vorteil bis die jährlichen Regenfälle einsetzen. Dann aber steigt der Wasserspiegel bis zu sechs Meter an und verwandelt das Pantanal in eine riesige Sumpflandschaft, in der Kaimane, Fische und Anakondas in ihrem Element sind. Auch Vögel wie der Jabiru-Storch und der Hyazinth-Ara, der weltweit größte Papagei, haben gelernt, sich an die wechselhaften, saisonalen Bedingungen anzupassen.


Foto: ©Terra Mater Factual Studios / Light & Shadow / Christian Baumeister

Die Hyazinth-Aras nutzen Baumhöhlen als Brutplätze – wählen aber nur solche, die weit über dem höchstmöglichen Wasserstand liegen, sodass ihre Jungen in der Regenzeit nie in Gefahr sind. Für die Jabiru-Stöche hingegen beginnt die beste Zeit mit fortschreitender Trockenheit, wenn sich ihre bevorzugten Beutetiere, Fische und Frösche, in den wenigen verbliebenen Tümpeln zusammendrängen und keine Chance zur Flucht haben.


Foto: ©Terra Mater Factual Studios / Light & Shadow / Cristian Dimitrius


Episode 4: Küstenparadiese
28.05.2014 | 20:15 | ServusTV
Ein Film von Paul Reddish und Christian Baumeister

Die vierte Folge führt zu den Küstenparadiesen und rauen Inseln Brasiliens. Von kühltemperierten, tiefen Gewässern bis zu tropischen, seichten Lagunen und Korallenriffen – die Küsten- und Meereswelt Brasiliens hat viele Naturschätze zu bieten. Diese Region erstreckt sich von nördlich des Äquators bis weit in den Süden, bis zur Grenze Argentiniens – über 7.500 Kilometer. Als Kleinod gelten die vielen vorgelagerten, abgeschiedenen Inseln, die jede für sich einzigartig ist. Und doch sticht Queimada Grande – die Schlangeninsel – wegen ihrer tierischen Bewohner besonders hervor: Sie ist das uneingeschränkte Reich der Lanzenotter, eine der giftigsten Schlangen der Welt.

Buckelwale kommen aus der Antarktis in die Küstengewässer Brasiliens, um hier ihre Jungen zur Welt zu bringen. Während die Walmütter sich liebevoll um die Aufzucht des Nachwuchses kümmern, sind die tonnenschweren Walbullen vorwiegend damit beschäftigt, ihre Nebenbuhler mit fast schon akrobatisch anmutenden Sprüngen zu beindrucken.

In den Gewässern rund um die Inselwelt Fernando de Noronha liegen die bevorzugten Reviere der Spinnerdelfine. In Gruppen gehen sie auf die Jagd und zur Paarungszeit tummeln sich Scharen von Delfinen in den seichten Buchten der Inseln.


Episode 5: Die Fluten des Amazonas
14.06.2014 | 20:15 | ServusTV
Ein Film von Paul Reddish und Christian Baumeister

Die letzte Folge der Serie "Wildes Brasilien" führt in den größten Regenwald der Welt, geprägt von den wechselnden Wasserständen des Amazonas. Der Amazonas- Regenwald bedeckt eine Fläche von fast sieben Millionen Quadratkilometern. Rund die Hälfte davon nimmt der Norden Brasiliens ein. Zehn Prozent aller auf der Welt existierenden Arten leben in dieser tropischen Waldregion. Die Artenvielfalt ist überwältigend und immer noch werden neue Tier- und Pflanzenarten entdeckt.

Das Kronendach ist das uneingeschränkte Reich der Harpyie. Dieser Adler zählt zu den kräftigsten Greifvögeln weltweit. Seine bevorzugte Beute sind Faultiere und Affen. Harpyien brüten nur etwa alle zwei bis drei Jahre. Dementsprechend fürsorglich betreuen sie ihre Jungtiere. Ist der Nachwuchs einmal geschlüpft, muss täglich Frischfleisch ans Nest geflogen werden, um die stets hungrigen Küken zufrieden zu stellen.

Einige Waldetagen tiefer gehen die Blattschneiderameisen einer ähnlichen Arbeit nach: Sie suchen nach Blättern, aus denen sie mit ihren scharfen Mundwerkzeugen leicht transportable, mundgerechte Happen sägen, um sie in ihrem Bau einem Pilz zu verfüttern, der wiederum den Ameisen als Nahrung dient.

Mit der Regenzeit verwandeln die anschwellenden Fluten die Wälder in eine verkehrte Welt: Einst trockenliegendes Land steht nun unter Wasser – und nun sind es der Pirarucu, einer der größten Süßwasserfische der Welt, und die Fransenschildkröte, die zu Jägern werden. Während der gut zwei Meter lange Pirarucu in den stehenden Gewässern zwischen den Bäumen umherstreift, lauert die Fransenschildkröte reglos und gut getarnt auf Beute.

Text + Fotos: Servus TV

[druckversion ed 05/2014] / [druckversion artikel]





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