ed 03/2008 : caiman.de

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[art_1] España: Der Heilige Dienstag in Sevilla
Barockes Spektakel zwischen Reform und Tradition

15.00 Uhr. Doña Jiménez blickt zufrieden in die Runde. Ja, es hat uns geschmeckt. Kein Wunder, denn der von ihr aufgetischte Klippfisch-Kichererbsen-Eintopf war so lecker, dass jeder mindestens zwei Portionen von dieser traditionellen und für Sevilla typischen Karwochenmahlzeit gegessen hat. Doña Jiménez ist bereits 82, seit fast 10 Jahren verwitwet und natürlich ganz in Schwarz gekleidet. Wie immer hat sie einen riesigen Kessel von dieser kalorienreichen Köstlichkeit zubereitet, so dass ihre Enkelin Rosita schon meinte, damit könnte man das halbe Stadtviertel satt kriegen. Und obwohl es noch lange nicht Abend ist an diesem Heiligen Dienstag der Semana Santa, hat unsere großzügige Gastgeberin uns auch eifrig vom fruchtigen Barbadillo-Weißwein eingeschenkt. Danach gab es natürlich noch "Torrijas", diese nach Wein duftenden und in Honigsirup schwimmenden Süßigkeiten, die von allen Teilnehmern und Pilgern während der Karwoche zu Dutzenden vertilgt werden. Nun kippen wir eilig einen extrem starken "Café cortado" hinterher, um unsere vom Kalorienansturm überforderten Körper nicht ins Koma fallen zu lassen. Eigentlich wäre jetzt eine kleine Siesta angesagt – doch nicht heute! Doña Jiménez wird unruhig, greift sich ihren Stock und drängt zum Aufbruch. Denn wie sie mahnend sagt: "Die Prozessionen warten nicht auf uns!"

Ein Stadtviertel auf der Via Dolorosa
Kurz vor 16.00 Uhr stehen wir inmitten einer wogenden Menschenmenge auf den Treppenstufen des Inmaculada-Denkmals im Zentrum der Plaza de Triunfo. Es ist sommerlich warm und wie zu befürchten war, fühlen wir uns etwas benebelt vom guten Barbadillo-Wein. Durch dunkle Sonnenbrillen blicken wir in die Runde. Ein bunt gemischtes Publikum wartet hier neben der imposanten Kathedrale von Sevilla auf die erste Prozession des Tages:

Man sieht distinguierte Sevillaner Ehepaare in konservativer Festtagskleidung und mit aristokratischem Gesichtsausdruck, daneben Scharen von braun gebrannten Jugendlichen im sportlichen Outfit und bewaffnet mit Digitalkameras und nervig klingenden Mobiltelefonen, Großfamilien, ausgestattet mit Proviant für den ganzen Tag und Klappstuhl-Kreise bildend, mittendrin etwas verloren wirkende Touristen, die orientierungslos in Semana Santa Programmen blättern.
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Kaum zu glauben, dass so verschiedene Menschen sich für dieselbe Vorstellung begeistern können. Neben uns sitzt Doña Jiménez auf ihrem Klappstühlchen (was aussah wie ein Spazierstock ist ein Klappstuhl aus Stoff mit Griff, der in zusammen gefaltetem Zustand als "Wanderstab" benutzt werden kann). Sie wirkt verunsichert: "So viele Menschen und dabei ganz Fremde..." – das hätte es früher nicht gegeben, meint sie. Früher hätten an dieser Stelle des Prozessionswegs vielleicht vierzig Zuschauer (und alles bekannte Gesichter) gestanden, aber doch nicht Tausend!

Doch kurz darauf scheint sie zufrieden, denn schmetternde, leicht schräge Trompetenfanfaren kündigen die Prozession von El Cerro de Águila an. Diese Bruderschaft gehört zu den jüngsten in Sevilla, wurde 1945 gegründet. Prozessionen zur Kathedrale während der Semana Santa führt sie aber erst seit 1989 durch. Hinter der leidenschaftlich trompetenden Musikkapelle schreiten in einer Doppelreihe die "Nazarenos" , die auf den Spuren des Erlösers Jesus von Nazareth seinen Passionsweg imitieren.

Sie sind unheimlich anzusehen mit ihren wehenden weißen Gewändern und Gesichtern, verhüllt von bordeauxroten Kapuzen, die nur die Augen freilassen. Touristen fühlen sich an den Ku-Klux-Klan erinnert, aber diese Verkleidung der katholischen Sevillaner Büßer ist viel älter und geht zurück auf die Büßerkapuzen, die während der mittelalterlichen Pest-Prozessionen getragen wurden.

Eine zweite Blaskapelle spielt einen Trauermarsch zu Ehren des "Christus der Verlassenheit". Sein "Paso" – die pompöse Altarbühne aus kunstvoll geschnitztem Edelholz, auf der sich sein Kreuz erhebt – wird nun im Takt der Musik herangetragen und kommt dicht vor uns zum Stehen.
Cristo del Desamparoy Abandonado [zoom]

Die Träger, die hinter schweren Samtvorhängen unter dem Paso verborgen sind, kriechen hervor und greifen schwitzend nach Wasserflaschen. Eine neue Mannschaft steht zur Einwechslung bereit, alle mit dem typischen, turbanähnlichen Kopfschutz mit Nackenrolle, um das Gewicht abzufedern. Wenn man weiß, dass dieser ca. zwei Meter breite und sechs Meter lange Paso zwischen zwei und drei Tonnen wiegt, steigt die Bewunderung für diese Helden der Semana Santa, von denen ein jeder mindestens einen Zentner auf seinen Schultern trägt, noch dazu blind, nur dem Takt der Musik und den Kommandos eines Dirigenten (Capataz) folgend. Bei der Prozession von El Cerro ist es besonders wichtig, dass mehrere Mannschaften von Trägern zur Verfügung stehen, denn sie hat den weitesten Weg von allen: insgesamt muss sie ca. 14 Kilometer von ihrer Kirche in einem nördlichen Vorort bis zur Kathedrale und zurück bewältigen und ist somit fast 15 Stunden unterwegs, von halb zwölf Uhr mittags bis um halb drei Uhr nachts. Als die neuen Träger den Paso wieder empor wuchten, wandern unsere Blicke nach oben.

Im Zentrum der gekreuzigte Christus der Verlassenheit, ein beeindruckendes Werk des Barockbildhauers Francisco de Ocampo aus dem frühen 17. Jahrhundert. Rings um diese Hauptfigur hat der neobarocke Künstler Juan Manuel Miñarro 1990 eine Szene von mitreißender Dramatik komponiert. Zwei römische Soldaten beobachten mit angespannter Körperhaltung und gegensätzlichem Gesichtsausdruck die Kreuzigung. Der eine blickt brutal und grausam, ein gewissenloser Vertreter der Macht, die diese Hinrichtung vollzogen hat; der andere wirkt gutmütig, voller Mitleid ist sein Blick. Vor dem Kreuz richtet der Zenturio Cornelius die Augen nach oben zum tot am Kreuz hängenden Christus. In der rechten Hand hält er noch die Lanze, aber in seinem Gesicht zeigen sich Schuld und Ergriffenheit: er hat den Gekreuzigten als Erlöser erkannt. Besonders dynamisch präsentiert sich die Skulptur des halbnackten Folterknechts. Sein Muskel bepackter Arm scheint auf das Kreuz zu zeigen, sein Gesicht ist verzerrt vor Entsetzen, er hat den Mund zu einem stummen Schrei geöffnet, die in Todesangst weit aufgerissenen Augen erblicken die Sonnenfinsternis, die nach dem Tod Christi die Erde mit Dunkelheit überzieht.

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Die dröhnende Musik und die heitere Volksfest-Stimmung, die gar nicht zu der mystischen Szenerie passen will, holen uns aus unserer Meditation, schwankend bewegt die Bühne sich der Kathedrale entgegen. Auf dem weiten Weg wird die Prozession vom beinahe ganzen Stadtviertel begleitet. Wer nicht als Nazareno mitgeht, begleitet die Prozession als Wasserträger oder in einer anderen nützlichen Funktion. Der Vorort im Norden steht wie ein Mann voller Enthusiasmus hinter seiner Bruderschaft; der Strom der Nazarenos scheint kein Ende zu nehmen. Es sind mehr als 1700, die längste Prozession des Tages und ein stimmungsvoller Auftakt für diesen Martes Santo.

Die Hälfte des Himmels
Um 16.30 Uhr stehen wir in einer großen Zuschauermenge gegenüber dem Portal der schönen Mudéjarkirche Omnium Sanctorum von 1340, aus der schon seit einer Viertelstunde die pechschwarz vermummten Nazarenos der Bruderschaft "Los Javieres" in einer langen Doppelreihe strömen. Voran getragen wird ein betont einfaches Leitkreuz aus unbearbeiteten Baumstämmen und die ganze Prozession ist geprägt von asketischer Strenge. Da wirkt es überraschend, dass ausgerechnet diese auf den ersten Blick so konservative, 1946 auf Veranlassung von Jesuiten, gegründete Bruderschaft eine entscheidende Pioniertat auf dem Weg zu modernen Reformen vollbrachte. Sie war die erste von allen Bruderschaften Sevillas, die 1986 endlich auch Frauen als "Nazarenas" die Teilnahme an der Prozession erlaubte. Während der folgenden drei Jahre kamen zwei weitere Bruderschaften des "Heiligen Dienstags" hinzu – San Esteban und La Candelaria – die ebenfalls beschlossen, Frauen in ihren Reihen aufzunehmen. Damit übernahmen die Bruderschaften des Dienstags eine Vorreiterrolle bei der längst überfälligen Gleichberechtigung der Geschlechter. Inzwischen lassen etwa 80% der 60 Bruderschaften Sevillas die Teilnahme von Frauen als Nazarenas zu und haben ihre Regeln dementsprechend geändert. Die übrigen werden hoffentlich auch bald erkennen, dass Frauen die "Hälfte des Himmels" sind – schließlich gibt es ja in fast jeder Prozession zwei Pasos: der eine Christus und der andere Maria gewidmet.

Wir fragen Doña Jiménez, ob sie gern Nazarena geworden wäre, wenn sie damals die Wahl gehabt hätte. Sie schaut uns verwundert an, als ob sie jemand gefragt hätte, ob sie gerne atme. "Oh ja, natürlich! Das war ein geheimer Wunsch von mir, viele Jahre lang", murmelt sie, mehr zu sich selbst als zu uns gewandt. "Aber jetzt bin ich ja schon zu alt dafür, doch ich freue mich, dass meine Rosita nächstes Jahr mitgehen wird."

Omnium Sanctorum [zoom]
Paso, Los Javieres

In diesem Moment hellt ein goldenes Strahlen die nachdenkliche Stimmung auf, denn die prunkvoll vergoldete Altarbühne des "Christus der Seelen" wird jetzt aus dem düsteren Kirchenportal heraus getragen und reflektiert das Sonnenlicht. In ihrem Zentrum erheben sich das Kreuz und eine neobarocke, mit beeindruckendem Naturalismus modellierte Christusskulptur, die ohne musikalische Begleitung getragen wird. Der Paso mit der Jungfrau Maria unter dunkelrotem Baldachin bewegt sich dagegen im Takt eines Trauermarsches und folgt dicht auf den ersten Paso, da Los Javieres mit 400 Nazarenos die kleinste Prozession am Dienstag der Karwoche entsendet. Wir schauen noch eine Weile zu, wie sich der lange Mantel der Madonna, verziert mit filigraner Goldstickerei, im Rhythmus der Musik schaukelnd entfernt, bevor wir uns den Studenten zuwenden. Genauer gesagt: ihrer Bruderschaft.

Der Herrscher des Schweigens
18.00 Uhr in der Calle Gamazo. Wie unwirkliche Schatten schreiten die Nazarenos der Studenten-Prozession in einer Doppelreihe durch das gleißende Abendlicht, von Kopf bis Fuß pechschwarz verhüllt, die großen Altarkerzen streng über Kreuz tragend und von unheimlichem Schweigen begleitet. "Todesschatten" – murmelt Doña Jiménez leise neben uns und starrt wie in Trance auf die lautlos vorbei huschenden Kapuzenmänner. Ab und zu sieht man reich bestickte Standarten, die uns daran erinnern, dass es keine finsteren (Alp)Traumgestalten sind, die hier durch die Straße ziehen, sondern Menschen aus Fleisch und Blut, die vielleicht für das Gelingen des nächsten Examens beten. Die Standarten repräsentieren nämlich die einzelnen Fakultäten und Bildungsbereiche: Jura, Geographie, Kunstgeschichte usw.

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Seit ihrer Gründung 1926 haben die "Estudiantes" immer wieder mit neuen Ideen für frischen Wind in der Semana Santa gesorgt. Überhaupt kann man den Heiligen Dienstag als den Tag der mutigen Reformen bezeichnen. Während Los Javieres, San Esteban und La Candelaria die Vorreiter bei der Gleichberechtigung der Frauen waren, führten die Studenten eine andere bahnbrechende Reform ein, durch die im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts die Prozessionsordnung von Grund auf geändert wurde. Was heute selbstverständlich ist, war 1973 eine Revolution. Die Studenten taten etwas Unerhörtes, indem sie ihre beiden tonnenschweren Pasos selbst trugen. Bis dahin war es zumindest im 19. und 20. Jahrhundert üblich, die Träger der Altarbühnen zu bezahlen. Dabei handelte es sich meist um stämmige Hafenarbeiter, die gar nicht zur Bruderschaft gehörten und sich ein Zusatzverdienst an den Feiertagen sichern wollten. Manchmal waren sie halb betrunken und oft war es ihnen egal, ob sie Madonnen oder Sandsäcke trugen. Damit machten die Studenten Schluss: sie setzten erstmals junge Mitglieder der eigenen Bruderschaft als unbezahlte Träger ein, die sogar einen symbolischen Preis zahlen mussten, um den Paso tragen zu dürfen. Dies sei schließlich eine heilige Ehre – so die neue Auffassung, die sich innerhalb weniger Jahre in allen Bruderschaften Sevillas durchsetzte. Der Anfang war schwer, denn um eine gut eingespielte Trägermannschaft zu bilden, ist jahrelange Übung erforderlich. Und natürlich reicht eine Mannschaft (die je nach Gewicht des Paso 35 bis 70 Träger umfasst) nicht aus; man braucht mindestens drei zum Auswechseln, denn ohne Pause kann niemand mehr als einen Zentner heilige Fracht bis zu 12 Kilometer durch Sevilla tragen.

Aber die Anstrengung der Studenten hat sich gelohnt, denn auf ihrem Altar befindet das kostbarste Kunstwerk dieses Tages: auf einer betont schlichten Holzbühne nähert sich der "Christus des Guten Todes", eine geniale Barockskulptur von Juan de Mesa (1583 – 1627).

Im Jahr 1620 schuf der beste Schüler des großen Meisters Martínez Montañés dieses schonungslos realistische Abbild des Todes.
Cristo de la Buena Muerte [zoom]

Damit gelang ihm eine Darstellung voll barocker Dramatik: der Erlöser hängt tot am Kreuz, doch eine majestätische Aura umgibt ihn. Seine Erscheinung löst eine Welle der Stille aus. Wir müssen schlucken als der Paso in Zeitlupe vor uns abgesetzt wird. Auf einem Hügel violetter Lilien erhebt sich das Kreuz. Unser Blick bleibt haften auf den blutüberströmten, von einem einzigen Nagel durchbohrten Füßen, die wie alle Details dieses Kunstwerks mit brutalem Realismus die Spuren der Folter und des Todeskampfs zeigen: die zerschlagenen Kniegelenke, die tiefe Wunde des Lanzenstiches, die blutigen Kratzer der entfernten Dornenkrone, von der einzelne Dornen sich in die Stirn gebohrt haben. Die Augenlider sind halb geschlossen, der Körper ist zusammen gesunken in Todesstarre, aber die weit gespannten Arme scheinen sich zu öffnen für eine Umarmung der Betrachter. Eine Skulptur geschaffen für mystische Meditation.

Plötzlich attackiert das profanste aller Geräusche die hundertfache Stille: der schrille Klingelton eines Mobiltelefons in der Hand eines 15-jährigen Mädchens, das auch sofort zu plappern beginnt, als würde man sich in der Vorhalle einer Diskothek befinden. Doña Jiménez schaut grimmig auf die Göre, hebt schon mit beängstigender Entschlossenheit ihren Stock und holt aus – im letzten Moment hält Enkelin Rosita sie zurück, sonst wäre dieses Mobilphone von Nokia dem heiligen Zorn zum Opfer gefallen.

Ein Balkon für eine Madonna
19.00 Uhr in der engen Gasse Candilejo (in der Prosper Merimée in seiner weltberühmten Opernvorlage "Carmen" seine Protagonistin wohnen lässt). Wir blicken in den Himmel. Die Sonne steht bereits tief, erreicht nur noch die obere Hälfte der Häuserzeile gegenüber. Das unvergleichliche, "atlantische" Licht des andalusischen Südwestens zeichnet tiefe Schatten von Balkonen und Laternen auf die Wände. Strahlendweiß präsentieren sich die Nazarenos der populären Bruderschaft La Candelaria, die 1921 neu gegründet wurde. Rasch ziehen sie vorbei und schon füllen sich die Balkone mit Zuschauern. Zwei Kinder klettern auf einen Müllcontainer, um besser sehen zu können. Wie von unsichtbaren Händen gezogen gleitet die erste der beiden Altarbühnen durch die Gasse.

Auf dem prachtvollen Paso steht einsam der sein Kreuz nach Golgotha tragende "Christus des Heils", ein Meisterwerk des Barockkünstlers Francisco de Ocampo (Anfang 17. Jahrhundert). Diese Christusstatue ist die einzige der Sevillaner Semana Santa, deren Gewand nicht aus Stoff, sondern Teil der Bildhauerarbeit und damit aus Zedernholz ist.
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Das edle Gesicht ist gezeichnet von der Anstrengung des Opfergangs und den Blutspuren unter der Dornenkrone. Der sanfte Blick drückt demütige Hingabe und mystische Versenkung aus – so als würde Christus einen Moment innehalten auf seiner Via Dolorosa.

Seit Jahrhunderten wird der Christus des Heils in Sevilla als wundertätig angebetet und in einer Sommernacht 1922 machte er seinem Namen alle Ehre. Der Gründer der Bruderschaft, der wegen seines vollmondrunden Gesichts von allen nur "Pepe el Planeta" genannt wurde, wandte sich in einem Moment der Verzweiflung an seinen Christus. Seine kleine Tochter hatte sehr hohes Fieber, mehrere Ärzte konnten nicht helfen und waren ratlos, ihr Tod schien unausweichlich. So ging der Großmeister der Candelaria gegen Mitternacht zur Nikolauskirche, um vor dem Altar seines Christus zu beten.

Da die Kirche um diese Zeit geschlossen war, hämmerte er so lange gegen das Tor, bis der Küster wach wurde und ihm aufschloss. Stundenlang kniete Pepe el Planeta vor der Heil bringenden Christusstatue. Als er am frühen Morgen nach Hause kam, war das Fieber der Tochter zurückgegangen und wenig später wurde sie gesund. Eine medizinische Erklärung gab es nicht, alle sprachen von einem Wunder.
Cristo de La Candelaria [zoom]

Applaus begleitet den Christus und seine Träger als der Paso nun goldstrahlend am Ende der Gasse verschwindet. Zwanzig Minuten oder 600 Nazarenos später erscheint unter dem Jubel des Publikums und begleitet von den Klängen des Marsches "Candelas del Cielo" die Candelaria-Madonna. Diese Himmelskönigin wurde 1923 vom neobarocken Bildhauer Galiano geschaffen. Als sie jetzt umhüllt von einer Weihrauchwolke neben uns zum Stehen kommt, geht ein zufriedenes Raunen durch die Zuschauer. Alle betrachten ihr schönes Gesicht, über dem sich als Abglanz des Nachthimmels ein besonders eleganter Baldachin wölbt. Eine Kostbarkeit aus Samt und Silber; die einzigartige Farbe des Stoffs changiert zwischen blau und dunklem Grün. Da die gleichnamige Candelaria-Madonna von Teneriffa die Schutzpatronin der Kanarischen Inseln ist, nimmt oft ein hoher Würdenträger der Kanaren hier in Sevilla an der Prozession teil. Eine Menschentraube hängt förmlich an ihrem silberblauen Mantel, als sie ihren Weg durch das Gassenlabyrinth rund um den Alfalfa-Platz fortsetzt.

La Candelaria musste in ihrer Geschichte mehrfach erfahren, dass einige Gassen des Prozessionswegs für den prächtigen Baldachin der Jungfrau zu schmal waren: 1924 musste in der Calle Almirante Hoyos ein Balkon abmontiert werden und ein Jahr später wurden an zwei Häusern im Viertel Santa Cruz sogar Gesimse abgeklopft, damit diese blau gekleidete Himmelskönigin dort im Triumphzug vorbei marschieren und der Gasse ihre Aufwartung machen konnte! Eine so leidenschaftliche Marienverehrung, der sogar halbe Hausfassaden freiwillig geopfert werden, gibt es wohl nur in Sevilla.
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Schwarze Schatten an der Alcázarmauer
20.00 Uhr. Es ist die blaue Stunde, die Sonne ist untergegangen, ihre letzten Strahlen haben sich zurück gezogen von Zinnen und Türmen. Schwärme von Mauerseglern – Boten der Nacht - kreisen um den Glockenturm der Kathedrale. Wir stehen in der schmalen Gasse Alcazaba, gegenüber den tausendjährigen Mauern des Alcázar, der Königsburg im Herzen Sevillas. Hier warten wir seit einer halben Stunde, denn dieser Schauplatz gehört zu den begehrtesten während der ganzen Semana Santa – und er ist wirklich kein Geheimtipp. Da die Prozession der Bruderschaft Santa Cruz als einzige den Weg durch die enge Gasse entlang der Burgmauern wählt, wird dieser Standort in allen Semana Santa Führern empfohlen, obwohl maximal zwei Zuschauerreihen hineinpassen. Und trotz des Gedränges, das man in Kauf nehmen muss, um den mühsam eroberten Platz zu verteidigen, lohnt sich das Warten, denn der Hauch der Jahrhunderte, der die maurischen Zinnen umweht, macht diese Gasse zu einer einzigartigen Bühne für das sakrale Spektakel, das nun beginnt. Schwarze Schatten schreiten gemessenen Schrittes die Burggasse zum Platz des Triumphes herunter.

Es herrscht Schweigen in den Reihen der Zuschauer, ab und zu unterbrochen durch Kinderquengeln oder das Seufzen von Doña Jiménez, die sich auf ihren Stock stützt. Nach einer Viertelstunde mischen sich melancholische Oboentöne in das Gemurmel des Publikums. Erwartungsvoll blickt man zum Ende der Gasse, wo jetzt der hohe Schatten eines Kreuzes auf die Mauern des Alcázar geworfen wird.
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Dann dringt ein Goldschimmer durch das Dämmerlicht. Der Paso mit dem "Christus des Erbarmens" gleitet langsam hinab durch die Schlucht des Schweigens entlang der Burgmauer. Außergewöhnlich ist diese vergoldete Altarbühne, auf der Maria als Schmerzensmutter vor dem gekreuzigten Erlöser kniet. Sie wurde im neugotischen Stil angefertigt – eine Ausnahme im barocken Sevilla. Unter den kelchförmigen Kerzenkandelabern und den gotischen Reliefs fallen die wunderbaren Miniaturgemälde ins Auge, deren Farbenpracht mit dem Gold um die Wette leuchtet. Die Pracht des Paso lenkt fast zu sehr ab von der Hauptfigur. Den entrückten Blick zum Himmel gerichtet, krampft dieser Christus des Erbarmens alle Muskeln zusammen im letzten Augenblick, bevor er sein Leben aushaucht und am Kreuz zusammenbricht. Ein ausdrucksstarkes Meisterwerk, das um 1680 von Pedro Roldán geschaffen wurde.



Ein Kuriosum aus den Annalen der Bruderschaft: als Santa Cruz 1905 den "Heiligen Dienstag" als neuen Prozessionstag in Sevilla einweihte, blieb ihre erste Bußprozession unvollendet. Denn der Paso war so breit, dass er nicht durch die enge Gasse Segovias passte, so dass man die Kerzenkandelaber abmontieren musste. Daher hatte die Prozession enorme Verspätung und als sie nach Mitternacht am Ziel ihres Weges – der Kathedrale – ankam, hatte diese bereits ihre Pforten geschlossen! Die Nazarenos von Santa Cruz mussten also damals ohne den Segen des Allerheiligsten in der Kathedrale den Rückweg antreten...



Der Christus der guten Reise
Gegen 23.00 Uhr in der Calle San Esteban. Leuchtend blauer Stoff schimmert im Kerzenlicht. Vor uns defilieren die Nazarenos der Bruderschaft San Esteban, die seit ihrer Gründung 1926 in der Mudéjarkirche gleichen Namens residiert und in ihrem Stadtviertel tief verwurzelt ist. Viele der maskierten Büßer wirken müde so kurz vor dem Ende der Prozession, ihr Gang ist schleppend, in den kurzen Pausen stützen sich einige gegenseitig und flüstern miteinander, wir sehen auch viele Kinder, die an der Hand ihrer Eltern mitgehen. Immer wieder kann man beobachten, wie ein Nazareno sich mit der rechten Hand die verrutschte Gesichtsmaske nach unten zieht, um die Augenschlitze wieder in die richtige Position zu bringen. Dann wird man unvermittelt angestarrt von einem glänzenden Augenpaar, das unheimlich aus der Tiefe der blauen Kapuze hervor leuchtet. Nur Sekunden, dann zieht der blaue Schatten mit wehendem Umhang weiter und verschwindet im dunklen Portal der Kirche.

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Jetzt nähert sich, begleitet von schmetternden Trompeten, die vergoldete Altarbühne mit dem "Christus der guten Reise". Diese Christusstatue aus dem 16. Jahrhundert, die zu den ältesten der Heiligen Woche Sevillas gehört, verdankt ihren kuriosen Namen dem Umstand, dass die Kirche San Esteban nahe am (inzwischen leider abgerissenen) Stadttor Puerta Carmona liegt und viele Reisende, die Sevilla durch dieses Tor Richtung Osten verließen, vor dieser Statue für eine sichere Heimkehr beteten. Heute ist dieser Christus der Schutzpatron aller spanischen Reisebüros. Es handelt sich um ein außergewöhnliches Kunstwerk der Renaissance. Während tränenreiche Madonnengesichter keine Seltenheit, sondern die Regel in Sevilla sind, ist dieser Christus im Purpurmantel der einzige, der Tränen zeigt.

Dem unbekannten Bildhauer ist mit diesem weinenden Erlöser, der von allen Freunden verlassen und den Folterknechten ausgeliefert wurde, eine beklemmende Darstellung von Einsamkeit und stummer Angst gelungen. Wie bei El Cerro wurde auch hier im 20. Jahrhundert um eine alte Skulptur herum eine neue Komposition geschaffen. Sie zeigt die Verspottung Christi durch vier Folterer, von denen einer zum Schein vor ihm niederkniet, nachdem er ihm die Dornenkrone aufgesetzt hat. Die vier Nebenfiguren wurden 1949 von einem der wichtigsten neobarocken Künstler Sevillas, Antonio Castillo Lastrucci, als expressive Karikaturen mit von Hass und Grausamkeit verzerrten Gesichtszügen geschaffen. Die ganze Szene lebt vom Kontrast zwischen dem würdevollen Gesicht Christi und den höhnisch grinsenden Fratzen der Folterknechte.

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Cristo del Buen Viaje [zoom]

Für diese Bruderschaft agieren zwei Brüder als Paso-Führer (Capataz), die zu einer berühmten "Dynastie" gehören: seit Generationen gelten Angehörige der Familie Ariza als die besten ihres Fachs in Sevilla. Das ist bei dieser Prozession auch besonders wichtig. Denn die Kirche San Esteban ist 700 Jahre alt und ihr frühgotisches Portal ist eines der niedrigsten in der Stadt. Schon die Rückkehr des Christus der guten Reise ist ein schwieriges Manöver, bei dem der Paso auf Knien durch dieses Portal getragen werden muss, um nicht hängen zu bleiben. Doch für den schönen, transparenten Baldachin der Jungfrau müssen die Träger jetzt das Letzte geben: er ist so hoch, dass sie den Paso fast im Liegen durch das Portal hieven müssen. Dabei brüllt der Capataz aufgeregt Kommandos mit immer heiserer Stimme: "...rechts ein paar Zentimeter vor, links ein paar zurück...! ... ganz langsam ... linke Ecke halt und etwas zurück...!"

Ruckartig zerren die Costaleros die beängstigend schwankende Kerzenpyramide nach innen. Technisch ist dies einer der schwierigsten Momente der Semana Santa. Das dicht gedrängte Publikum fiebert mit – ein erschrecktes "Uy!" geht durch die Menge, als einer der Silberstäbe des Baldachins das gotische Portal streift und hängen zu bleiben droht. Der nervöse Aufschrei des Capataz "rechte Seite sofort zurück!" verhindert Schlimmeres und schließlich ist das schweißtreibende Werk nach zentimetergenauem Dirigieren vollbracht. Die Pforten schließen sich langsam, nachdem die Träger den Paso der Madonna im Innern der Kirche wieder aufgerichtet haben. Applaus und Olé-Rufe branden durch die Zuschauerreihen und anschließend dürfte der völlig erschöpfte Capataz seinen Stimmbändern einen Kamillentee gönnen – oder doch einen Sherry?

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Barockes Theater vor dem Pilatus-Palast
Um Mitternacht auf der Plaza de Pilatos. Wir stehen zwischen duftenden Orangenbäumen neben dem "Pilatus-Palast". Seinen volkstümlichen Namen erhielt dieser grandiose Renaissance-Palast von 1529 durch den Umstand, dass hier der Ausgangspunkt der Kreuzwegs-Prozession war, bevor ab 1604 die Karwochen-Prozessionen zur Kathedrale pilgerten.

Aus dem Dunkel der engen Straße Águilas wird ein golden leuchtendes, ultrabarockes Leitkreuz getragen, das mit tanzenden Engeln verziert ist. Getragen wird es von einem Nazareno in weißem Gewand und violetter Kapuze, auf der das prachtvolle Wappen der Bruderschaft von San Benito erscheint. Diese Vereinigung sendet 1500 Nazarenos durch die Straßen und wurde eigentlich bereits 1554 gegründet – und zwar auf der anderen Flußseite in einer Kapelle in Triana. Nachdem diese 1868 abgerissen worden war, hörte die Bruderschaft vorübergehend auf zu existieren, wurde aber 1921 in der Kirche San Benito neu gegründet.

Schon nähert sich, begleitet von Trommelwirbeln, der größte Paso des Tages: eine pompöse, neobarocke Bühne. Für die auf ihr dargestellte Szene gibt es keinen besseren Ort als vor dem Palast des Pilatus. Denn dieser Paso zeigt Christus gefesselt vor Pontius Pilatus. Entworfen wurde dieses Szenenbild 1928 von Antonio Castillo Lastrucci, der als Bildhauer auch jede der acht Skulpturen geschnitzt hat. Ihm gelang es mit dieser Komposition, damals eine ganz neue Dynamik einzuführen. Während viele Paso-Szenen des 17. Jahrhunderts eine statische, ikonenhafte Theatralik aufweisen, wirkt diese Darstellung wie ein in der Bewegung erhaschter Schnappschuss. Pilatus, im wehenden Gewand und mit zum Ruf geöffneten Mund, zeigt mit aufgewühltem Gesichtsausdruck auf Jesus, als wollte er jedem einzelnen zurufen: "Ich wasche meine Hände in Unschuld! – Ihr wollt, dass ich ihn kreuzige!"
Wir wenden uns ab von Pilatus, dem Heuchler, der allerdings in Sevilla sehr milde beurteilt wird – denn ohne seinen Richtspruch hätte es nie eine Semana Santa gegeben!

Eine Welle (La Ola) für die Jungfrau des süßen Namens
3.00 Uhr nachts auf der Plaza de San Lorenzo, einem der schönsten Plätze Sevillas, der bei abgeschalteter Straßenbeleuchtung im Dunkeln liegt. Doña Jiménez, die eben noch auf ihrem Klappstühlchen, gestützt auf den Griff ein Nickerchen gemacht hat, ist jetzt wieder hellwach und ein seliges Lächeln erhellt ihr zerfurchtes Gesicht, denn gleich wird hier die Madonna erscheinen, die ihr die Liebste am heutigen Tag ist. Vor uns in blendendem Weiß die Nazarenos der Bruderschaft vom süßen Namen Jesu. Sie versuchen, die Ordnung in ihren Reihen aufrecht zu erhalten, aber einige stolpern mehr als dass sie schreiten. Nur wenige Meter vor dem Ende der Prozession fordert die auf dem langen Pilgerweg angesammelte Müdigkeit ihren Tribut. Einen der Nazarenos hält es kaum noch auf den Beinen, so dass er sich mit beiden Händen auf seiner schon erloschenen Altarkerze abstützen muss.

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Diese Bruderschaft ist eigentlich sehr alt, wurde 1585 gegründet, aber wie so viele ist sie irgendwann im 19. Jahrhundert "erloschen", um 1919 neu gegründet zu werden. Den ersten Paso der Prozession haben wir knapp verpasst und nur noch den goldenen Thron des Hohepriesters von hinten gesehen, bevor er im Portal der Kirche San Lorenzo verschwand. Nun ziehen – unheimlich anzusehen – die Büßer mit hängenden Kapuzen und schweren Holzkreuzen an uns vorüber.

Da nähern sich die Klänge des grandiosen Trauermarsches "Madrugá" (Morgendämmerung), immer lauter dringen Trompeten und Posaunen durch die Nacht, bis das strahlende Licht – die Kerzenpyramide der Jungfrau des süßen Namens – gleich einer riesigen Fackel den Platz erhellt.

Virgen del Dulce Nombre [zoom]
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Diese Madonna wurde 1924 von Antonio Castillo Lastrucci, dem meistzitierten Künstler des Tages, geschaffen und gehört zu den schönsten und populärsten in Sevilla. Ihre Erscheinung löst Jubel auf der Plaza de San Lorenzo aus. Umrahmt von kunstvoll aufgetürmten rosa Nelken und beleuchtet von 90 Altarkerzen, deren Wachs oft zu bizarren Formen zerlaufen ist, nimmt diese himmlische Schönheitsgöttin die Huldigung ihres Volkes entgegen. Man wüsste gern, durch welches Modell sich der Bildhauer damals inspiriert fühlte. Ihr sehr dunkles Gesicht mit den großen mandelförmigen Augen entspricht dem andalusischen Schönheitsideal – für die Darstellung der Mutter Gottes scheint soviel leidenschaftliche Sinnlichkeit fast zu gewagt. Aber die Sevillaner lieben ihre Madonnen gerade weil sie so menschlich wirken.

"Sie sieht müde aus", murmelt Doña Jiménez, "aber jetzt ist sie ja angekommen." Nicht nur die unsichtbaren Träger, eine Welle der Begeisterung scheint den dunkelblauen, gold glitzernden Baldachin auf den wenigen Metern zur Kirche zu tragen. Die letzten Töne des Marsches verklingen, die Jungfrau tanzt noch einmal im Kreis, hunderte von Händen berühren die Silberstäbe ihres Baldachins, bevor sie unter dem Portalbogen langsam den Augen des Publikums entrückt wird. Ein letztes Aufflackern der Kerzen, dann schließen sich die Pforten von San Lorenzo. Eine Weihrauchwolke schwebt in der Luft über tausenden von Gesichtern, die alle noch ganz traumverloren in die plötzliche Leere der Nacht starren.

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Vielleicht ist dies die Erklärung dafür, was heute die Faszination der Semana Santa ausmacht: in einer Zeit der Zersplitterung, in der die Gesellschaft geprägt ist von oft orientierungsloser Individualisierung, kommt hier eine riesige Menschenmenge zusammen, die in einem rauschhaften Gemeinschaftserlebnis nach demselben Geheimnis sucht, den gleichen Traum träumt. Den Traum von was eigentlich? – Diese Frage kann nur jeder für sich selbst beantworten. Die Antworten – tausend verschiedene – kann man in den Blicken der Menge finden, die jetzt langsam auseinander geht. Die Laternen leuchten wieder auf, die Bühne wird geräumt, der Traum ist vorüber.

Text: Berthold Volberg
Fotos: Berthold Volberg: El Cerro, Los Javieres, San Esteban
Vicente Camarasa: Los Estudiantes, Dulce Nombre, Santa Cruz
Christoph Schröder: La Candelaria

Literaturempfehlung: Martín Carlos Palomo García: "Semblanza Histórica de la Hermandad de la Candelaria", Sevilla 1996

Wir danken Rocío und Christoph für die Unterstützung aus Sevilla!

Recomendamos las webs de las Cofradías del Martes Santo:
http://www.doloresdelcerro.com
http://www.javieres.com
http://www.hermandadsanesteban.org
http://www.hermandaddelosestudiantes.org
http://www.hermandaddesanbenito.net
http://www.hermandadcandelaria.com
http://www.eldulcenombre.org
http://www.hermandaddesantacruz.com

Artículos de Berthold Volberg sobre la Semana Santa en Sevilla:
[Está cumplido: El Sábado Santo en Sevilla]
[El Lunes Santo: Entre Esplendor barroco y Tinieblas místicas]
[Miercoles Santo en Sevilla]
[La tarde del Viernes Santo en Sevilla]
[El Día de las Reinas del Cielo - Domingo de Ramos en Sevilla]
[Semana Santa en Sevilla: Jueves Santo, Triunfo de la Estética Barroca]
[Semana Santa en Sevilla - Las Enigmas de la Madrugá]
[La Madrugá con Guaraná - La segunda edición de nuestra crónica no muy seria de la Semana Santa (2007)]

El caiman recomienda fervorosamente las siguientes webs relacionadas con la Semana Santa de Sevilla:
[realhermandadservita.org]
[hermandaddelatrinidad.org]
[santoentierro.org]
[hermandaddelasoledad.org]
[artesacro.org/conocersevilla/]
[lapasion.org/portada.php]
[hermandades-de-Sevilla.org]
[sevillainformacion.org/hermandades/penitencia/]
[galeon.com/juliodominguez/2004b/comu.html]
[saetacope.com]
[arrakis.es/~nautylus/]
[costalero.com]


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