brasilien: Zwischen den Kulturen
Gerry Hardy und der Tourismus in Manaus
THOMAS MILZ
[art. 1]
mexiko: Die Conquistadoren Mexikos als Teules und Weiße Götter?
Erste Identifizierungsversuche durch Mexica und Tlaxcalteken (Teil 2)
FELIX HINZ
[art. 2]
el salvador: Portables Land - Erinnerung und Identität (Teil 1)
CARLOS HENRÍQUES CONSALVI
[art. 3]
spanien: Salamanca (mit etwas weniger Don Quijote)
FELIX HINZ
[art. 4]
macht laune: Portugiesen in Hamburg
NICO CZAJA
[kol. 1]
grenzfall: Siesta schlägt Power Nap
DIRK KLAIBER
[kol. 2]
amor: Grau in Grau
ANDREAS DAUERER
[kol. 3]
lauschrausch: Concha Michel vs. Antonio Porto
TORSTEN EßER
[kol. 4]





[art_1] Brasilien: Zwischen den Kulturen
Gerry Hardy und der Tourismus in Manaus

Es sieht aus, als ob man Milch in den Kaffee gießt und nicht verrührt. Etwa 10 Kilometer südlich des Stadtzentrums von Manaus bietet sich dem Betrachter ein einmaliges Naturschauspiel: der Schwarzwasserfluss Rio Negro und der ocker-braun-farbene Rio Solimões treffen aufeinander. Gemeinsam bilden sie ab hier den Amazonas-Strom.

Über zig Kilometer fließen die beiden zwar gemeinsam im gleichen Flussbett, vermischen sich jedoch nicht. Ungleiche Fließgeschwindigkeiten und Wassertemperaturen müssen sich erst langsam angleichen.

Wer eine Dschungeltour mit Gerry Hardy unternimmt, bekommt das einmalige Naturschauspiel gleich mitgeliefert. Die mehrere Kilometer lange Flussüberquerung ist der Ausgangspunkt für den Trip. Hardy ist seit über 25 Jahren im Geschäft. Angefangen hat der Sohn eines nach dem 2. Weltkrieg nach Südamerika ausgewanderten Engländers und einer Indianerin aus dem Grenzgebiet zwischen Brasilien, Venezuela und British Guayana aber in einer ganz anderen Branche.

"Ich war Goldgräber, im Grenzgebiet. Dort habe ich nach Gold und auch nach Diamanten gesucht. Aber nachdem ich zweimal an Malaria und einmal an Hepatitis erkrankt war, wurde mir klar, dass dort alles einen hohen Preis hat - bis auf das Leben eines Menschen."

Hardy beschloss, den nördlichsten Bundesstaat Roraima zu verlassen und sein Glück weiter südlich in Manaus zu suchen. "In Boa Vista, der Hauptstadt von Roraima, gab es keine Arbeit, und so machte ich mich auf nach Manaus, wo ich in einem Hotel eine Anstellung am Empfang bekam. Durch den direkten Kontakt mit den Touristen wurde mir klar, dass das Tourismusgeschäft hier in Manaus noch in den Kinderschuhen steckte. Da boten sich noch eine Menge Chancen. Die wenigen Agenturen, die es damals gab, bedienten nur den 5 Sterne Tourismus. Niemand dachte an die vielen Studenten, die mit dem Rucksack unterwegs waren."

In den ersten Jahren führte Hardy noch selber Touristengruppen durch den Dschungel. Nach der Heirat mit einer ortsansässigen Indianerin quartierte er die zumeist europäischen Touristen in den Holzhäusern der Familie seiner Frau ein, inmitten des Urwald, gut fünf Bootsstunden südlich von Manaus.

Geschlafen wurde in Hängematten, waschen musste man sich im Fluss und Strom gab es auch nicht. Für die Familie seiner Frau bedeutete der Kontakt mit den Touristen die Chance, eine neuartige Einnahmequelle zu erschließen. "Nun, der Wohlstand hat Einzug gehalten, denn allen geht es seither finanziell gut."

Doch der Kultursprung ist nicht einfach. "Trotzdem haben sie es nicht geschafft, wirklich voran zu kommen - es fehlt ihnen an der nötigen Bildung. Sie sind auf das begrenzt, was sie gelernt haben, und schaffen es nicht, sich darüber hinaus weiterentwickeln."

Die Familie von Hardys Frau bildet eine Ausnahme im Amazonas-Tourismusgeschäft. Normalerweise haben einheimische Indianer kaum eine Chance vom boomenden Dschungeltourismus zu profitieren.

Den meisten fehlen Fremdsprachenkenntnisse und weitere Qualifikationen, die man nun mal im Tourismusgeschäft braucht. "Es gibt einige Indios, die den Sprung in die Tourismusbranche geschafft haben. Aber es sind sehr wenige. Nur diejenigen schaffen es, die sich an die herrschende westliche Kultur angepasst haben. Entweder haben sie in den USA oder sonstwo im Ausland gelebt und dort Fremdsprachen erlernt. Oder sie leben im Grenzgebiet zu Venezuela und Kolumbien und kennen den Urwald wie ihre Westentasche. Die hier aus der Gegend von Manaus stammenden Indios jedoch haben weder das eine noch das andere und praktisch keine Chance."

Heute beschäftigt Hardy etwa ein Dutzend Angestellte: Guides, Köche, Bootsführer und Verkäufer, die den in Manaus ankommenden Touristen gleich am Flughafen die mehrtägigen Dschungeltouren anpreisen.

Mittlerweile muss man auch nicht mehr in Hängematten schlafen oder sich im Fluss waschen. In den letzten Jahren hat Hardy massiv im Urwald investiert und kleine Chalets mit WC und Dusche gebaut. Der Luxus hat Einzug gehalten. Seinen Erfolg, so meint Hardy, verdankt er seiner ungewöhnlichen Herkunft. "Da meine Mutter Indianerin und mein Vater Engländer ist, kann ich auf beide Arten denken. Zum einen in der Art der materiellen Welt, der mein Vater entstammt, und zum anderen in der Art der naturbelassenen Welt meiner Mutter. Ich verstehe beide Welten. Oder besser, ich kann beide Welten zusammenführen. In der westlichen Welt dreht sich alles um den materiellen Wohlstand, wohingegen in der indianischen Welt die Unversehrtheit und Geschlossenheit der Familie im Mittelpunkt stehen; der Zusammenhalt einer Gruppe, damit diese überleben kann. Die andere Welt hingegen ist eine Welt der Individualisten, in der das Geld regiert und alles kontrolliert."

Materieller Erfolg und familiärer Zusammenhalt - den Drahtseilakt zwischen zwei so unterschiedlichen Kulturen beherrscht Hardy. Ob seine Kinder seinem Vorbild folgen werden, bleibt abzuwarten. Ihre englische Abstammung ermöglicht ihnen ganz andere Perspektiven als den übrigen Indianern hier. Und so träumen Hardys Kinder von einem Studium in London und einem Leben weit weg vom Urwald - in Rio, São Paulo oder gar in Europa.

"Ich wünsche mir sehr, dass sie das weiter machen würden, was ich gepflanzt habe. Aber das wird von deren eigenen Entscheidungen abhängen. Jeder macht das, was er gerne machen will. Ich werde versuchen, sie in diese Richtung zu motivieren, aber ich kann sie nicht dazu zwingen."

Text + Fotos: Thomas Milz

Kontakt zu Gerry Hardy
Iguana Tourismo
Hotel 10 de Julho
Rua 10 de Julho, 679, sala 1
Centro - Manaus
092 - 3633 6507 und 092 - 9615 0480
www.amazonbrasil.com.br





[art_2] Mexiko: Die Conquistadoren Mexikos als Teules und Weiße Götter?
Erste Identifizierungsversuche durch Mexica und Tlaxcalteken (Teil 2) (Teil 1)

Die Conquistadoren waren Fremde, die im Verhältnis zu ihrer Zahl aus Sicht der Nahuas erstaunlich mächtig, selbstbewusst und unvermittelt ohne Vorzeichen (!) auftraten. Ihr seltsames Aussehen und ihre mysteriösen Kräfte in Form von Spezialkenntnissen wie Nautik, Schiffbau, Reiten und Waffentechnik reichte aus, die Fremden vorläufig als ´Götter´ zu bezeichnen. ´Götter´ wurden also diejenigen genannt, deren Identität noch nicht feststand.



Schmückung des Hernán Cortés (Codex Florentinus)

Die Gaben Moctezumas an die Conquistadoren bedeuteten nach dieser religiösen Relativierung schlicht: "Seht her. Ich bin der reichste und mächtigste Fürst weit und breit. Ich wusste, dass ihr kommen werdet, und habe Gaben für Euch bereitstellen lassen. Aus dem symbolischen Gehalt der Gaben könnt ihr auch ohne Nahuatl-Kenntnisse Rückschlüsse auf Kultur und Religion meines Herrschaftsgebietes schließen." Sie bedeuteten aber auch: "Fahrt wieder dorthin, von woher ihr gekommen seid, und zeigt meine Gaben vor, damit mein Ruhm auch dorthin gelangt. Ihr habt nun mehr als ihr verlangen könnt und erseht aus dem Reichtum auch, dass mir ausreichend Machtmittel zur Verfügung stehen, Euch zu vernichten, wenn ich dies wollte."

Sie bedeuteten nicht: "Ich glaube, Du bist Quetzalcóatl. Nimm mein Gold als Huldigung und Zeichen meiner Unterwerfung." Denn wenn in diesem Zusammenhang mit der Legende vom wiederkehrenden Quetzalcóatl argumentiert wird, wird folgendes meist nicht hinreichend beachtet: Spricht man von Quetzalcóatl, so muss man, wie Werner Stenzel bereits 1980, vom Gott den sagenhaften toltekischen Priesterfürsten Quetzalcóatl Topiltzin unterscheiden, der sich nach dem Gott benannte. Nur letzterer hätte vielleicht die Legitimation der Herrschaft Moctezumas II. in Frage stellen können, weil sich diese als Nachfolge der Toltekenherrschaft definierte. Doch es bestand kein Zweifel daran, dass Quetzalcóatl-Topiltzín sterblich und tot war. Der Gott wiederum hatte speziell mit den Tolteken gar nichts zu tun, und es gibt überhaupt keinen Grund für die Annahme, dass sich Moctezuma vor ihm besonders gefürchtet haben sollte. Zwar war Quetzalcóatl einer der Hauptgötter im mexicanischen Pantheon, aber die mesoamerikanischen Götter waren nicht allmächtig.

Ähnlich wie in der antiken europäischen Welt war jeder Krieg der Menschen auch ein Krieg der Götter, die ihnen jeweils beistanden. Die Mexica hatten Cholula unterworfen, in dem sich das zentrale Quetzalcóatl-Heiligtum befand, und Huitzilopochtli hatte sich hier als der Stärkere erwiesen. Moctezuma hatte seine Fähigkeiten als Feldherr und seine persönliche Tapferkeit mehrmals unter Beweis gestellt. Dazu kommt, dass jeder, der gegen Quetzalcóatl kämpfte, sich der Unterstützung seines traditionellen Widersachers Tezcatlipoca sicher sein konnte - und umgekehrt.

Vor diesem Hintergrund erscheint die Annahme, dass von Moctezuma jemand wiedererwartet wurde, unverständlich und unsinnig. Ich wiederhole: Wenn die Spanier mit Götternamen bedacht wurden, dann nur mangels anderer Namen für jemand Fremden, dem man eine besondere Beachtung schenkte. Dies kann man deutlich im Falle Pedro de Alvarados beobachten, der schon bald Tonatiuh genannt wurde, der als das Strahlen der Sonne, genauer gesagt als ´Der, der den Tag macht´, und als eine Erscheinungsform des Huitzilopochtli aufgefasst werden kann. Niemand wird hier ernsthaft behaupten, dass dies mehr als ein Spitz- oder Ehrenname war, den er aufgrund seiner blonden Haare und seines (wenn er wollte:) sonnigen Wesens erhalten hatte.

Die Versuchung, die Conquistadoren als ´Götter´ zu bezeichnen, speiste sich zudem daraus, dass die Nahuas die Conquistadoren als primordial andere Gruppe definierten. Das heißt mit den Worten Bernhard Giesens: Die Anderen "sind einfach und unveränderbar anders, und dieses Anderssein bedeutet Gefahr. Fremde und Außenstehende werden aus primordialer Perspektive häufig als dämonisch betrachtet, als mit einer starken und feindlichen Identität versehen, welche die Existenz der primordialen Gemeinschaft bedroht." Das gleiche Phänomen beobachtet man bei den Conquistadoren, die die Indianer ja ebenfalls dämonisierten. Dies allerdings weniger wohlwollend.

Nimmt man diese Überlegungen zusammen, darf man nur vorsichtig feststellen, dass die Identifizierung der Conquistadoren als Götter, Halbgötter oder Abgesandte von Göttern von den Mexica niemals ernsthaft in Betracht gezogen wurde, sie jedoch stets gerüchtehalber bei Feinden unheimlich oder bei Freunden scherzhaft bestand. Der tlaxcaltekische Chronist Muñoz Camargo bestätigt dies explizit: ´Die Götter´ - "so wurden sie allgemein im ganzen Land genannt, ohne dass man ihnen einen anderen Namen geben konnte." Kurz: Was immer die Nahuas anfangs über die Conquistadoren dachten, es bürgerte sich bald ein, sie teules oder ´Götter´ zu nennen.

Verfolgen wir dies weiter. Cortés konnte die reichen Gaben Moctezumas nicht angemessen erwidern. Er wollte dies auch gar nicht, denn seine Ladung bestand aus Waffen und beutehungrigen Abenteurern. Als er merkte, dass man ihn für etwas Besonderes hielt, versuchte er aus taktischen Gründen ganz bewusst, diesen Eindruck ins Übernatürliche zu steigern. Bereits in Tabasco hatte er viel Phantasie bewiesen, die dortigen indianischen Herren mit Pferden und Geschützen und einer erfundenen Geschichte zu beeindrucken, die aus Kanonen angriffslustige Wesen machte und die Witterung eines hitzigen Hengstes auf eine den Zuschauern verborgene Stute ausnutzte. Es ging ihm nicht darum, Wahrheit zu vermitteln, sondern Wirkung zu erzielen, d.h. konkret: einzuschüchtern und zu verwirren. Dabei benutzte Cortés von Anfang an auch Elemente, die die autochthone Bevölkerung ins Spiel brachten, wie beispielsweise die Vorstellung, Pferd und Reiter seien ein einziges Wesen oder würden Menschen fressen. Diese letzte Vorstellung rührte von der indianischen Interpretation des Zaumzeugs als eine Art Maulkorb. Wenn ein Pferd durch die Trense im Maul verletzt wurde und blutete, glaubten Ängstliche, es habe gerade einen Sklaven oder Feind verschlungen. Da Menschen im allgemeinen vor allem aber das für wahr halten, was sie selbst erkannt zu haben meinen, und jegliche Erkenntnis von vertrautem Wissen auszugehen pflegt, musste diese Strategie der Lenkung von beobachterrelativer Wahrnehmung ganz besonders verwirrend gewirkt haben.

Die indianischen Verbündeten schürten diese Gerüchte im weiteren Verlauf der Conquista absichtlich gegenüber den Gegnern. Díaz del Castillo berichtet z.B.: "Wir hatten einen Hund mit sehr großem Körper bei uns, der Francisco de Lugo gehörte und der die ganze Nacht bellte. Es scheint, dass jene Kaiziken des Dorfes unsere Freunde fragten, die wir aus Zempoala mitgenommen hatten, ob dies ein Tiger oder Löwe sei oder ein Tier, mit dem Indianer getötet würden. Und diese antworteten: ´Sie haben es bei sich, damit es jene töte, die sie provozieren.´ Auch befragten sie sie über die Bombarden, die wir bei uns hatten und was wir damit machten. Und sie antworteten, dass wir mit Steinen, die wir in diese hineintäten, jeden töten könnten, den wir wollen und dass die Pferde wie Hirsche liefen, und dass wir damit jeden erreichten, den wir ihnen [also den Pferden] nannten."



Cortés in der Schlacht von Otumba

Gegenüber den Gesandten Moctezumas aber erklärte Cortés, dass die Conquistadoren Christen und Untertanen des größten Monarchen der Welt seien: "Auf seinen Befehl seien wir in dieses Land gekommen, da seine Majestät dessen Namen und Herren schon viele Jahre kenne. Er wünsche, den Herren [also Moctezuma] als Freund zu gewinnen. Er [Cortés] habe ihm im Namen des Kaisers manches zu eröffnen, was ihm sicher Freude machen werde. Man möge ihm deshalb den Aufenthaltsort ihres Herrschers angeben, damit er ihm seine Aufwartung machen, mit ihm und seinen Indianern Handel treiben und alle Maßnahmen für eine freundschaftliche Zusammenarbeit mit ihm verabreden könne", so Díaz del Castillo. Natürlich entsprach es weder der Wahrheit, dass Cortés im Auftrag seines Königs handelte, noch dass dieser irgendetwas von Moctezuma wusste oder wollte, aber letztere Behauptung sollte wesentlich dazu beitragen, Moctezuma zu verunsichern. Und erstere verschaffte Cortés, und das war einer seiner klügsten Schachzüge, eine Art Diplomatenstatus, von dem er annehmen durfte, dass er auf der ganzen Welt mit einer gewissen Unantastbarkeit und Freizügigkeit verbunden war. Dazu kommt, dass Cortés Karl V. und sich selbst mit einer Aura magischen Wissens über Moctezuma umgab.

Dann jedoch wollte er noch stärker beeindrucken. "Er liess die Bombarden scharf und mit einem reichlichen Maß Pulver laden, damit sie beim Abfeuern einen lauten Donner machten und befahl Pedro de Alvarado und allen Reitern aufzusitzen, damit die Gesandten des Moctezuma sie galoppieren sähen", schreibt Díaz del Castillo, und Sahagún schildert übertreibend aber anschaulich die Wirkung: "Darauf befahl der Kapitän, sie zu binden,/ ihnen Eisen an die Füße zu legen und an den Hals./ Und danach schossen sie das grobe Geschütz los./ Und die Gesandten, als (sie das hörten), wurden herzschwach und ohnmächtig,/ fielen auf den Boden, schwankten hin und her,/ waren ihrer Sinne nicht mehr mächtig,/ und die Spanier hoben sie vom Boden auf, hoben sie auf und gaben ihnen Sitze,/ gaben ihnen Wein zu trinken,/ danach gaben sie ihnen zu essen;/ so schöpften sie wieder Atem."

Cortés, der mit Hilfe der Marina und durch seine Rollenspiele erfolgreich die Wahrnehmung von Moctezumas Gesandten in seinem Sinne zu lenken vermochte, begann bereits früh, einen gewissen Spaß daran zu finden. Díaz del Castillo berichtet, Cortés habe auf Bitten Quauhtlaebanas, des ´Dicken Kaziken´ und Herrschers der Totonaken, um Hilfe gegen mexicanische Feinde, ihm einen einzigen, aber sehr markanten Mann mitgegeben. "Er hatte ein hässliches Gesicht und den Bart lang, das Gesicht zerfetzt, ein Auge blind und ein zerschossenes Bein". Auf diese Weise sollten die Totonaken in ihrem Glauben bestärkt werden, dass die Kastilier Leute mit mysteriösen Kräften - eben teules - seien, die es einzeln mit jedem Feind aufnehmen könnten. Cortés soll gesagt haben: "Ich gebe euch diesen meinen Bruder mit, damit er die Mexica tötet und aus dieser Stadt verjagt und mir diejenigen gefangen bringt, die nicht gehen wollen." Natürlich wurde dem armen Teufel geholfen, so dass der Ausgang des militärischen Abstechers zur allgemeinen Zufriedenheit verlief und Cortés im Ansehen der Küstenbewohner beträchtlich stieg, so dass er hier erste Verbündete fand. Was die Mexica von dem Angriff des ´teule´ gehalten haben, kann man nur mutmaßen. Die Gerüchteküche über die Identität der unverschämten und kühnen Fremden, die den Dreibund Tenochtitlán-Texcoco-Tlacopán herausforderten, wird in Zentralmexiko gebrodelt haben.

Moctezuma jedoch war allenfalls wütend. Seine Tributeintreiber, die Cortés in einem Geniestreich von den Totonaken gefangensetzen ließ, legten eine unverhohlene Arroganz gegenüber den Kastiliern an den Tag. Dies spricht nicht dafür, dass sie von den ´Göttern´ nach ihren ersten Streichen gegen die mexicanische Oberhoheit eine besonders hohe Meinung hatten.

Mehr Respekt wurde den teules in einigen abgelegeneren Ortschaften gezollt, durch die sie Anfang August 1519 auf dem Weg nach Tlaxcala kamen, wobei die mit den Kastiliern verbündeten Totonaken offenbar wesentlich zur Verklärung der indianischen Sichtweise beitrugen. Zieht man den unscharfen Gottesbegriff der mesoamerikanischen Menschen in Betracht, so genügten wohl die militärischen Siege und das missionarische Anliegen der Conquistadoren, ihnen in ländlichen Gebieten einen gewissen Ruf einzubringen. Der Chronist Piedro Martír d´Anghiera schreibt: "So enstand der Glaube, vom Himmel seien jene Männer geschickt worden, die mit so geringer Anzahl gegen solche Übermacht zu kämpfen wagten."

Moctezuma musste nach dem Bau des Conquistadorenstützpunktes Villa Rica de la Vera Cruz und dem Abfall der Totonaken einsehen, dass es ein Irrtum gewesen war, von den Conquistadoren zu glauben, dass ihre Anwesenheit nicht von Dauer sein würde. Statt zurückzusegeln und durch Herumzeigen seiner Schätze seinen Ruhm zu vergrößern, wagten sie es, ihn zu provozieren.
Provoziert fühlten sich auch die Fürsten Tlaxcalas vom Vormarsch der Kastilier. Wenn diese gehofft hatten, dass die Tlaxcalteken sich durch ihren Ruf als teules beeindruckt zeigen würden, sollten sie sich gründlich täuschen. Die mit den Spaniern verbündeten Zempoalteken schickten Friedensboten zu den Tlaxcalteken, doch diese entgegneten selbstwewusst: "Wir werden jetzt jene töten, die ihr teules nennt, und ihr Fleisch essen, und wir werden sehen, ob sie so stark sind, wie ihr es verbreitet." Der tlaxcaltekische Feldherr Xicoténcatl d.J. verhöhnte die ´Götter´, indem er ihnen vier Weiber schickte, deren Herzen sie essen könnten, wenn sie teules seien, sowie Räucherharz, damit sie sich selbst beräucherten. In den folgenden Kämpfen versuchte er, Spanier und deren Pferde lebend zu fangen, um auf diese Weise genauere Untersuchungen über ihre Beschaffenheit anstellen zu können. Noch zweifelnde tlaxcaltekische Fürsten wandten sich an ihre Priester, die scharfsinnig erklärten, dass es sich bei den Conquistadoren um Menschen handeln müsse, da sie augenscheinlich Hühner, Hunde, Brot und Früchte statt Menschenherzen äßen.

Trotz allem kommt es nach mehreren Kämpfen zwischen den Kastiliern und Tlaxcala zu einem Bündnis. Als Cortés jedoch seine Hauptleute Alvarado und Vázquez de Tapia als Kundschafter zu Moctezuma entsandte, setzten die Tlaxcalteken alles daran, die beiden Conquistadoren auf dem Weg zu ihrem Erzfeind verunglücken zu lassen. Es rückt den wahren Gehalt des ´Götter´-Namens einmal mehr ins rechte Licht, wenn Vázquez de Tapia lebhaft schildert, wie er mit seinem Kameraden vor den Tlaxcalteken um sein Leben rannte. Indem ihre mexicanischen Begleiter, denen das nicht schnell genug ging, sie an den Handgelenken hinter sich herzerrten.

Auf der anderen Seite verbreiteten auch die Tlaxcalteken unter den benachbarten Volksstämmen fleißig, dass die Fremden Götter seien - um die eigene Schwäche, die Kastilier nicht besiegt zu haben, weniger schmachvoll erscheinen zu lassen: "Die Tlaxcalteken sagten ihnen [den Boten fremder Herrscher, die sich über die Vorgänge in Tlaxcala informieren wollten] noch viele Dinge mehr über die Ereignisse, um sie in Furcht und Schrecken zu versetzen und damit sie all diese Sachen im ganzen Lande verbreiteten, wodurch sie wirken würden, und man bejahte, dass die Unseren Götter seien oder dass es weder eine menschliche Gewalt auf der Welt gab, die gegen sie kämpfen könne, noch sie zu verletzen, noch sie zu verärgern vermöge", so Muñoz Camargo. Ohne behaupten zu wollen, dass diese Gerüchte überall auf fruchtbaren Boden fielen, kann man doch annehmen, dass sie in allen Regionen Zentralmexikos bekannt waren.

Moctezuma allerdings ließ sich nicht beeindrucken. Trotz der oben zitierten Rede, die er beim Empfang des Cortés von einem lange erwarteten Fürsten gehalten haben soll, sei laut Cortés später in Tenochtitlán folgendes geschehen: Moctezuma habe ihn beiseite genommen und seine Kleidung gerafft. Dann habe er erklärt: "Ihr seht, dass ich aus Fleisch und Knochen bin wie Ihr [!] und wie jeder - und dass ich sterblich und berührbar bin. [...] Seht, wie sie Euch belogen haben." - Die Frage war aus der Sicht Moctezumas also keineswegs, ob Cortés, sondern vielmehr, ob er selbst ein Gott wäre!

Der Verlauf der späteren Belagerung Tenochtitláns ist bekannt. Trotz ihrer militärischen Erfolge erlitten die Conquistadoren hohe Verluste. Von insgesamt ca. 2100 Mann, die unter Cortés gekämpft hatten, starben gemäß der minutiösen Studie Grunbergs lediglich 39% eines natürlichen Todes. Im schmutzigen Krieg verflog bald auch der letzte Rest eines Mythos´ von Übernatürlichkeit, den es um die Kastilier bei den Mexica gegeben haben mag. Spätestens jetzt gelangten die Mexica zu ihrer endgültigen Identifizierung der Conquistadoren. Díaz del Castillo erinnert sich: "Sie nannten uns Feiglinge und dass wir zu nichts taugten, weder zum Häuserbauen noch zum Mais-Pflanzen, und dass wir nur gekommen waren, um sie ihrer Stadt zu berauben wie Verbrecher, und dass wir aus unserem Land und vor unserem König und Herren geflohen seien."

Text: Felix Hinz

Dr. Felix Hinz ist Autor der dreiteiligen Abhandlung
"Hispanisierung" in Neu-Spanien 1519-1568. Transformation kollektiver Identitäten von Mexica, Tlaxkalteken und Spaniern

Gebundene Ausgabe: 874 Seiten

Verlag: Kovac, J; 1. Auflage: Oktober 2005
ISBN: 3830020708

Tipp: Wenn euch das Thema interessiert, besucht die Website des Autors: www.motecuhzoma.de





[art_3] El Salvador: Portables Land - Erinnerung und Identität (Teil 1)

Das Museo de la Palabra y la Imagen (MUPI), Museum von Wort und Bild, in San Salvador beschäftigt sich mit der Erforschung und der Verbreitung salvadorianischer Geschichte und Kultur. Es umfasst einen Ausstellungs- und einen Projektionsraum sowie ein einmaliges historisches Archiv. Schwerpunkt sind Wanderausstellungen im ganzen Land um dem salvadorianischen Volk seine historische Identität und Erinnerung näher zu bringen. Das Projekt dazu entstand nach dem Bürgerkrieg, um diesen und andere historische Ereignisse aufzuarbeiten und dem Vergessen entgegen zu wirken.



Erinnerung und Identität
Wir sind überzeugt, dass jedwede Anstrengung, unsere Identitäten zu finden und unsere historische Erinnerung zu erforschen, in etwas so Essentiellem wie der Wiedererlangung, der Archivierung und Mitteilung unseres kulturellen und historischen Vermächtnisses verankert sein muss.

Zwei Gesichtspunkte sind uns hierbei wichtig: Erstens die Erstellung, Ergänzung und Selbstverwaltung eines Archivs und zweitens die Beteiligung der Gemeinden bei der Erforschung ihrer kulturellen Wurzeln und der Fixierung ihrer eigenen Erinnerungen.

Die Sammlungen, die das Archiv beinhaltet, bestehen zum einen aus Material, das wir während der elf Jahre Bürgerkrieg, die wir in den Bergen Morazáns verbrachten, gesammelt haben und zum anderen aus Überlassungen und Leihgaben von zahlreichen Dokumenten über unsere kulturelle Geschichte, die im Rahmen unserer Initiative aus dem Jahr 1996 "Gegen das Chaos des Vergessens" zusammengetragen wurden.

Und so entstand die Ausstellung "De la Guerra a la Paz" (Vom Krieg zum Frieden), die momentan als Wanderausstellung durch Bildungszentren in ganz El Salvador zieht. Diese umfasst ein breit gefächertes audiovisuelles Archiv über den Bürgerkrieg der achtziger Jahre mit etwa dreißigtausend Fotografien, mehreren tausend Filmen, Manuskripten und Objekten.

Erinnerung und Wiedergutmachung
Im Kampf gegen das Vergessen veröffentlichten wir Zeugenaussagen über das Massaker an tausend Bauern aus Morazán (1981) in dem Buch "Luciérnagas en El Mozote". Es war die Reagan Administration die Jahre lang versucht hatte das Massaker zu vertuschen und aus der Geschichte zu löschen.

Wir bezeichen dies als Mord am historischen Gedächtnis und erinnern an Simón Whiesenthal, der über die Nazi Offiziere berichtete, dass sie ihren Opfern mitteilten, dass niemand von ihnen überleben würde, um als Zeuge auszusagen und falls dieser Fall doch eintreten sollte ihnen keiner Glauben schenken würde.

Für die Veröffentlichung von "Luciérnagas en El Mozote" entschieden wir uns, weil es schwieriger ist einer Vergangenheit entgegenzutreten, die vertuscht und ausgelöscht werden soll, als vergessene Ereignisse wieder zu erlangen. Heute ist unsere Publikation Pflichtlektüre an Schulen und Universitäten.

Ein weiterer wichtiger Schritt gegen das Vergessen und eine Art Wiedergutmachung ist die Errichtung eines Denkmals durch das "Comité Pro monumento a las victimas civiles de violaciones de los derechos humanos " (Komitee zur Errichtung eines Denkmals für zivile Opfer von Menschenrechtsverletzungen) im Parque Cuscatlán. Hierauf sind tausende von Namen salvadorianischer Männer und Frauen verewigt, die während des Bürgerkriegs ermordet wurden oder verschwunden sind. An diesem Denkmal versammeln sich jedes Jahr zu Allerheiligen Familienangehörige der Opfer und weite Teile unserer Gesellschaft um der Ermordeten und Verschwundenen zu gedenken. Es hilft vor allem denen, die bis heute keinen Ort haben um zu trauern.

Erinnerung, Literatur und ein portables Land
Da wir uns der engen Beziehung zwischen Literatur einerseits und Identitäten und Erinnerungen andererseits bewusst sind, initiierten wir eine Ausstellung von Schriftstücken mit dem Namen "Roque Dalton, la palabra del volcán" ( Roque Dalton, die Stimme des Vulkans). Die Recherche zu dieser Ausstellung begann mit der Suche nach Werken des Dichters in den Truhen seiner Freunde und Familienangehörigen und führte schließlich zur Rückführung seines persönlichen Archivs von Mexiko nach El Salvador. Wir fanden heraus, dass Roque ein Spiegel ist, in dem wir uns selbst wiederfinden: in seinen Erzählungen und Versen, in seinem Humor, der uns selbst bei einer Tragödie zum Lachen bringt, in seiner Sprache, dieselbe, die auf den Straßen, Märkten und in Bussen begegnet, in seinen Gedichten, die von unserer nationalen Seele und unserem historischen Gedächtnis handeln, in seiner Mischung aus Schmerz, Gewalt und Gegensätzen.

Unnachahmlich zeichnet Roque das entführte Land, das Land zum Mitnehmen, das wir alle in uns tragen. In diesem persönlichen Archiv Roques liegt neben den Briefen an seine Mutter, den Essays, den hohen Versen, den Pamphleten, der Wut und der Zärtlichkeit, das Land, das sich viele vorstellen.

Wenn sich in einem Manuskript, einer Fotografie oder in erzählten Geschichte das sogenannte soziale Gewissen widerspiegelt, wenn ein Gedicht oder ein Roman die Geschichte von anonymen Personen und ihren von der kollektiven Geschichte verdrehten Privatleben erzählt, interessiert es uns und wir erforschen es, weil sich die Geschichte nur langsam zeigt, von unten hervorbrodelt, aus dem Untergrund des Vergessens erblüht, und so Themen und Personen anbietet um uns selbst zu verstehen, uns selbst neu sehen und wieder zu erfinden. In unserer Literatur werden verlorene Schlüssel zu Erinnerungen und Überbleibsel unserer Identität gehütet.

Mit der Absicht weitere persönliche Archive von Denkern und Schriftstellern anzulegen, tauchten wir ein in Werke und Schriftstücke von Masferrer, Geoffray Rivas, Claudia Lars, Maria de Baratta. Bei Francisco Gavidia mussten wir feststellen, dass einige seiner Manuskripte verschwunden oder zerstört worden waren. Die Manuskripte von Salarrué fanden wir im ehemaligen Präsidentenhaus in San Jacinto von Motten zerfressen. Nur dank einer Spende der Stiftung Salarué konnten wir diese retten.

Intrahistoria, Gender und Erinnerung
Den Begriff "intrahistoria" haben wir zum ersten Mal in einem Text von Miguel de Unamuno gelesen, in dem der Autor behauptete, dass alles, was die Zeitungen täglich berichten, "el presente momento histórico" (der gegenwärtige geschichtliche Moment), nur die Oberfläche eines Meeres darstellt. Unamuno sagt, dass die Zeitungen nichts über den Meeresgrund erzählen: das geräuschlose Leben der Millionen Frauen und Männer ohne Geschichte erzählen, die lange Stunden unter der brennen Sonne arbeiten in einem intrahistorischen, lautlosen und ununterbrochenen Leben.

Auch wenn Unamuno den Ausdruck "intrahistoria" benutzt, so liefert er doch keine präzise Definition, sondern meint damit einen sehr persönlichen Umgang mit Tradition. Diese persönliche Komponente Unamunos bildet die Grundlage für unsere Herangehensweise an die Geschichtsaufarbeitung in El Salvador.

Wir möchten die Bedeutung der gelebten Geschichte, die in den zum größten Teil aus Analphabeten bestehenden Gemeinden zu finden ist, unterstreichen. Uns interessiert die Geschichte, die im gesprochenen Wort, in den Bildern/Selbstbildern, im Mais, den wir essen, in der Zerstörung der Wälder und in denen, die auf dieser Asche bauen, enthalten ist.

Uns interessiert die Geschichte des einzelnen, des anonymen Menschen, "Kleinigkeiten" der Geschichte, die uns oft mehr Einblicke und Erklärungen über die Ursächlichkeit verschaffen als die nach Motten stinkende Geschichte der Bronze Monumente und der Lobesreden.

Die "intrahistoria" führte uns u.a. zu Prudencia Ayala, einer von der offiziellen Geschichtsschreibung ausgegrenzten Frau. Ausgegrenzt, weil sie eine Frau, eine allein erziehende Mutter und eine Indigena war. Wir fanden wir heraus, was längst in Vergessenheit geraten war. Wir fanden heraus, dass Prudencia in der männerdominierten Gesellschaft der 30 Jahre als Präsidentschaftskandidatin angetreten war und so eine Gesellschaft herausgefordert hatte, die Frauen das Wahlrecht und die Bekleidung öffentlicher Ämter vorenthielt.

Statt in Vergessenheit geraten zu sein, ist heute ein kleiner Platz in der Nähe der Kathedrale und die Hauptstraße von Sonzacate nach ihr benannt.

Text + Fotos: Carlos Henríquez Consalvi (Gründer des Museo de la Palabra y la Imagen)
Übersetzung: Camila Uzquiano

Adresse des Museums
Museo de la Palabra y la Imagen
27 Av. Norte, #1140, Urb. La Esperanza
San Salvador. El Salvador

PBX: (503) 2275-4870
http://www.museo.com.sv

Der Autor
Carlos Henríquez Consalvi, besser bekannt unter dem Pseudonym "Santiago", wurde in den venezolanischen Anden geboren. In Caracas studierte er Journalismus. Nach einem längeren Aufenthalt in Nicaragua und nach dem Fall der Somoza Diktatur kam er im Dezember 1981 nach El Salvador um den Guerilla-Radiosender Venceremos zu gründen. Im Januar 1992 kehrte er aus den Bergen Morazáns in die Hauptstadt San Salvador zurück um von den Friedensverhandlungen zu berichten.





[art_4] Spanien: Salamanca (mit etwas weniger Don Quijote)

Die alte römische Brücke über den Río Tormes führt vorbei am uralten iberischen Stier, der als solcher - kopflos - praktisch nicht mehr erkennbar ist und deshalb nicht fotografiert, sondern angefasst werden will. Augen schließen und Europa sein...

Salamanca ist also nicht einfach irgendeine Stadt, sondern ein Ort mit Geistern und Geist. Die Völker kamen und gingen hier wie flüchtige Schatten und beinahe fühlt man sich schon selbst ganz wurmig.

"Ich Unglücklicher!", rief Sancho, "wenn etwa dies ein Abenteuer mit Geisterspuk sein sollte, wie mir es das Aussehen hat, wo soll man Rippen genug hernehmen, um dies Abenteuer zu bestehen?"

Römische Brücke zu den Kathedralen


Ein idealer Ort für einen Hort des Wissens, befand die kastilische Krone nicht von ungefähr, und so entstand 1218 die älteste Universität Spaniens. Hier soll Hernán Cortés, damals kränkelnd-schwächelnd, später berühmtester Conquistador Amerikas, einige Semester (Frauen?) studiert haben. Hier lehrte aber auch Fray Francisco de Vitoria, der Wegbereiter des modernen Völkerrechts und subtilste Gegner der Conquista. In seinen Vorlesungen De Indis bzw. "Über das kürzlich entdeckte Amerika und das Recht zum Krieg der Spanier gegen die Barbaren" stellte er den Herrschaftsanspruch der spanischen Könige auf deren überseeische Besitzungen recht deutlich in Frage.

"Ich verstehe nichts von derlei Gelahrtheiten", entgegnete Sancho Pansa. "Ich weiß nur, so geschwind ich die Grafschaft bekommen würde, so geschwind würde ich sie zu regieren verstehen. Also nur her mit der Herrschaft; und damit Gott befohlen und auf Wiedersehen, wie ein Blinder zum andern sagte."

Karl V., Kaiser des Heiligen Römischen Reiches und in Personalunion als Carlos I damals (neben seiner Mutter Johanna der Wahnsinnigen, der eigentlichen Monarchin) auch König von Spanien, verbot Vitoria zwar daraufhin jedwede weitere Behandlung des Themas, beehrte ihn jedoch gleichwohl mit seiner Anwesenheit bei einigen Vorlesungen, um ihm so seine große Wertschätzung zu bezeugen. Diese ist auch von den damaligen Studenten überliefert, die den greisen, gichtkranken Professor - das waren noch Zeiten! - in seinen letzten Jahren sogar eigenhändig in den nur mit rohen Holzbänken ausgestatteten Hörsaal getragen haben sollen, um seinen Ausführungen lauschen zu können.

Entsprechend ehrwürdig ist die 1524-29 entstandene Fassade des Haupteingangs der Escuelas Mayores, auf der sich Karl V. nebst Gemahlin und den Katholischen Königen in einem Bildprogramm verewigen ließ und auf der allabendlich, wenn die Sonne am günstigsten steht, Herden von Touristen einen kleinen Frosch suchen.

Auch nach dem Aufschwung von Alcalá de Henares blieb Salamanca eine bedeutende Universität, der berühmte Philosoph und Schriftsteller Miguel de Unamuno war ihr - mehrmaliger - Rektor. Mittlerweile haben die Studentenzahlen wieder stark zugenommen, und heute kommen Besucher aus aller Herren Länder, um z.B. in Sprachschulen namens "Don Quijote" spanisch zu lernen und ein gutes Leben zu führen.

Statue des Fray Luis de Leóns vor der Hauptfassade der Escuelas Mayores

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Salamanca ist nicht nur eine vergeistigte, sondern auch eine reiche und stolze Stadt. Ein gutes Beispiel hierfür ist die zentral gelegene Casa de las Conchas, die 1500 Rodrigo Maldonado de Talavera, seines Zeichens Professor und Santiagoritter, für sich im Zentrum Salamancas zu errichten für passend befunden hat. Früher besaß der Stadtpalast sogar noch Ecktürme, die man heute jedoch bis auf einen kleinen Stumpf geschleift hat. Das "besondere Etwas" der Fassade geht von den eingelassenen Jakobsmuscheln aus, die je nach Tageszeit ein anderes Schattenmuster werfen.

Casa de las Conchas

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Zeigen sie direkt nach unten, ist man in der Sommersonne schlecht dran, denn die Straßen heizen sich auf wie ein Glutofen. Da hilft nur noch Flucht in die Siesta oder - in die Kathedrale. Aber in welche? Es gibt nämlich gleich zwei. Weil das Studentenleben ja so lustig ist, hielt man es für opportun, der alten, kleinen Kathedrale eine neue, größere beizugesellen, um möglichst allen hoffnungsvollen subversiven Schriftgelehrten eine Zuflucht vor Nachstellungen Satans zu bieten. Heute dient dieses wundersame Konstrukt als kleine touristische Ausbeutungsstelle. Aber andere Kathedralen (besonders Toledo) sind in puncto Eintritt noch weit teurer, und Salamancas heilige Hallen sind einen Besuch allemal wert. Überall gibt es etwas zu entdecken, sei es eine der ältesten Orgeln, die wunderbaren Bilder des Nicolás Florentino oder ein Grabmal, dessen auch im Tod vereintes Paar im sanften Dämmerlicht nur friedlich zu schlafen scheint.

Grabmal in der Kathedrale

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Oder sei es die Standarte der Comuneros (vgl. http://www.caiman.de/toledo.html) mit dem Wappen der Familie Maldonado und der Lanze, an der sie ursprünglich befestigt war. Die Comuneros wollten die Herrschaft eines "ausländischen" Königs nicht anerkennen und griffen daher gegen den jungen Karl zu den Waffen. Rache für die entmündigte Johanna, Rache für ein entmündigtes Spanien?

"Was Teufel für Rache sollen wir nehmen", entgegnete Sancho, "wenn ihrer mehr als zwanzig und unser nur zwei, sind, und vielleicht gar nur anderthalb?"
"Ich zähle für hundert", entgegnete Don Quijote. Und ohne mehr Worte zu verlieren, griff er zum Schwert und fiel über die Yanguesen her; und dasselbe tat Sancho Pansa, befeurt und angetrieben durch das Beispiel seines Herrn.

Am 23. April 1521 besiegte ein königliches Heer die Aufständischen bei Villalar, und seitdem wird "el pendón" in dem gleichen kleinen Raum aufbewahrt, in dem vormals (hoffentlich mit göttlicher Erleuchtung) die Examina der Universität abgenommen wurden, was die Bedeutung der Trophäe unterstreicht. - Aber Trophäe wofür? Ist man hier Stolz auf spanischen Widerstandswillen oder doch auf den "siglo de oro" und das große Imperium, das zu Karls Zeit für Spanien gewonnen werden sollte?

Banner der Comuneros


Statt mit Schildern ist Salamanca übersät mit Schriftzügen in roter Farbe: Sie weisen aus, welchem Zweck das betreffende Gebäude gerade dient, beschwören die Jungfrau Maria oder verkünden eine sinnfällige Weisheit Don Quijotes, die einen für den Rest des Tages verfolgt.

Aber trotz aller Kultur ist Salamanca vital wie man es sich nur wünschen kann. Geht man von der Kathedrale finster beseelt vom Kampfgeist der Comuneros zum Hauptplatz die Rua Mayor entlang, sollte man die französische Bäckerei nicht einfach links liegenlassen. Unsere zufriedenen Gesichter beim Verlassen derselben dienten jedenfalls prompt einer Gruppe Sprachschüler als Anlass, hier ein wenig Geld anzulegen.

Ähnliche Gelegenheiten bieten sich verschiedentlich, und wenn man abends endlich auf der Plaza Mayor angekommen ist, kommt man gerade rechtzeitig, denn nun erwacht der mittags nur für Hartgesottene betretbare Platz zu erstaunlichem Leben. "Mahou" beziehungsweise "Sehen und gesehen werden" lautet hier das Motto. Wenn die Nacht hereinbricht, verwandeln sich mehr und mehr auch die zentralen Fußgängerstraßen in ein einziges langes Café-Restaurant. Die angestrahlten Fassaden geben dem gelben, noch immer aufgeheizten Sandstein, aus dem die gesamte Altstadt erbaut ist, einen warmen Ton, der die Eindrücke des farbsatten Abendlichtes festzuhalten scheint.

Als Sancho diese Worte seines Herrn vernahm, brach er mit der denkbar größten Rührung in Tränen aus und sprach zu ihm: "Señor, ich weiß nicht, warum Euer Gnaden sich in dies schreckliche Abenteuer stürzen will; es ist jetzt Nacht, hier sieht uns keiner; ganz gut können wir einen andern Weg einschlagen und der Gefahr ausweichen, sollten wir auch drei Tage lang nichts zu trinken bekommen. Und da niemand da ist, der uns sieht, ist umso sicherer niemand da, der uns der Feigheit bezichtigen kann."

Plaza Mayor

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Wer glaubt, dass die beiden Kathedralen der Stadt bereits mehr als genug des Sakralen sind, der irrt im Falle Salamancas gewaltig und hat die früher um die Gunst der Studenten und Macht wetteifernden Orden nicht bedacht. Das, was die Dominikaner beispielsweise an Klosterkirche aufboten, übertrifft an Kunstfertigkeit, Größe und Erhabenheit seinerseits so manchen Dom.

Wie Sancho Pansa den Mönch am Boden liegen sah, stieg er behende von seinem Esel, stürzte auf ihn los und begann ihm die Kleider abzuziehen. Indem kamen die zwei Maultierjungen herbei und fragten ihn, warum er den Mönch entkleide. Sancho antwortete, das komme ihm von Rechts wegen zu, als Beute des Kampfes, den sein Herr Don Quijote siegreich bestanden habe. Die Jungen, die keinen Spaß verstanden und von Beute und Kampf keinen Begriff hatten, warfen sich auf Sancho, dieweil sie sahen, dass Don Quijote sich bereits von dort weggewendet. Sie rissen ihn zu Boden, rauften ihm den Bart, dass kein Haar daran blieb, zerdroschen ihn mit Fußtritten und ließen ihn ohne Atem und Besinnung am Boden hingestreckt liegen.

Vor dem Dominikanerkloster steht die Statue Francisco de Vitorias; eine Gedenktafel erinnert an Diego de Deza, den Fürsprecher des Kolumbus. Überhaupt sind die "domini canes", die "Hunde des Herrn", genannten Initiatoren der Inquisition hier bemüht, sich als die reinen Menschenfreunde darzustellen. Im oberen Stockwerk wird der mit lieblichen Klängen eingelullte und friedlich gestimmte Besucher mit zahlreichen ethnologischen Ausstellungsstücken und monumentalen Schriftzügen konfrontiert, die "beweisen", dass alle Dominikaner überall auf der Welt wie Bartolomé de Las Casas gewesen sind.

Fray Francisco de Vitoria vor Dominikanerkirche San Esteban

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Andere Orden und insbesondere die Jesuiten wollten dem natürlich keineswegs nachstehen und trumpften mächtig auf. Gerade ihr Beitrag ist allerdings Geschmackssache. Immerhin haben sie der Stadt zu einer Straße verholfen, die schlicht "Jesús" heißt. (Natürlich wollten wir nirgends sonst wohnen, und wenn zufällig jemand dort am "Hostal Estefania" vorbeikommt und uns die dort vergessenen zwei Jacken mitbringt, dann ist er unser Held und bekommt allermindestens den hervorragenden Roman "Kussbeschuss" als Anerkennung besonderer Verdienste. Ansonsten ist das betreffende Hostal übrigens, sauber und günstig, sehr zu empfehlen!)

Sehenswert ist zudem allemal Santa María de las Dueñas. Obwohl in dem Nonnenkloster alles eine Nummer kleiner wirkt als in den Anwesen ihrer männlichen Standesgenossen, birgt es doch einen ganz besonderen Schatz: Die skurrilen, grotesken und teilweise erotischen Kapitelle im ersten Stockwerk. Dies als architektonischen Schmuck gerade für ach so weltabgewandte Dominikanerinnen vorzufinden, ist - gelinde gesagt - erstaunlich.

Säulenkapitelle in Santa María de las Dueñas

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Wir beschließen unseren kleinen Gang durch Salamanca natürlich im Café "Don Quijote". Einfach einmal Zeitung oder Don Quijote lesen, Tapas essen und sich eine kalte Cerveza gönnen.

Der Wirt, der sah, wie er dovonritt und nicht zahlte, machte sich an Sancho Pansa, um sein Geld zu bekommen. Der aber sagte, nachdem sein Herr nicht habe zahlen wollen, so werde auch er nicht zahlen; denn da er der Schildknappe eines fahrenden Ritters sei, so gelte dieselbe Regel und Rechtsordnung für ihn wie für seinen Herrn, nämlich durchaus nichts in Wirtshäusern und Schenken zu zahlen. Darüber wurde der Wirt sehr aufgebracht und drohte ihm, wenn er nicht zahle, so werde er sich sein Geld auf eine Weise verschaffen, dass es ihm übel bekommen solle. Sancho erwiderte ihm, nach den Gesetzen des Rittertums, das seinem Herrn zuteil geworden, würde er nicht einen einzigen Pfennig bezahlen, wenn es ihn auch das Leben kosten solle; denn er wolle nicht daran schuld sein, dass der gute Brauch der fahrenden Ritter abkomme, noch solle irgendwelcher Knappe der besagten Ritter, der künftig auf die Welt kommen würde, sich über ihn beschweren und ihm die Verletzung eines so gerechten Gesetzes vorwerfen.

Nur für Besitzer schneller Esel zur Nachahmung empfohlen.

PS: In betreff des Esels hatte Don Quijote einiges Bedenken und überlegte hin und her, ob er sich irgendeines fahrenden Ritters entsinnen könne, der einen Schildknappen eselhaft beritten bei sich gehabt hätte; aber es kam ihm keiner in den Sinn.

Nächtliches Salamanca


Text + Fotos: Felix Hinz
Website des Autors: www.motecuhzoma.de

Nützliche Links:
Excmo. Ayuntamiento de Salamanca
Goruma - Salamanca
Salamanca auf deutsch





[kol_1] Macht Laune: Portugiesen in Hamburg

Hamburg - Das Tor zur Welt führt nicht nur in diese hinaus, sondern auch nach Hamburg hinein, und so habe ich die letzte Zeit damit verbracht, in dieser meiner neuen Heimat nach den Arten von Fremden und Neuankömmlingen zu suchen, über die sich vielleicht eine Kolumne schreiben ließe, jetzt, wo nicht mehr ich der Neuankömmling in der Fremde bin.

Lange braucht man nicht, bis man darauf aufmerksam wird, dass hier kaum jemand, der etwas auf sich hält, noch Milchkaffee trinkt. Nein, der Hamburger von Welt trinkt: Galão. Das ist natürlich portugiesisch, sieht man ja schon an dem nasalen ã, und mit Portugiesisch kenne ich mich aus. Allerdings nicht genug, um nicht überrascht zu sein, als meine Recherche ergibt, dass "Galão" erstaunlicherweise Borte oder Tresse bedeutet. Und nichts zu tun hat mit dem Galan, dem galanten Edelmann.

Vielleicht ist aber auch die Rede von einem besonders großen Galo, Hahn - so etwas könnte man meiner Meinung nach auch Galão nennen, und das könnte mein Wörterbuch übersehen haben. Das ("Der dich morgens weckt") wäre, ebenso wie Galan (das Getränk für den Gentleman), eine irgendwie angemessenere Bezeichnung für einen Milchkaffee als Borte oder Tresse.

Wie auch immer: Ein Galão ist ein Kaffee mit Milch, wenn man ihn bei einem Portugiesen kauft, und der Galão hat den Latte Macchiato als schickes In-Getränk abgelöst. Das ist natürlich die Erklärung, die der Ignorant liefert - was hab ich schon für eine Ahnung von Kaffeespezialitäten? Eine wesentlich weniger ignorante Freundin kommentiert hellsichtig: "Kann gerade nicht viel schreiben, aber ich freu mich, dass dir Hamburg gefällt, vielleicht trinkst du auch zur Abwechslung mal ne Bica oder eine Bica Cheia oder eine Bica com Cheiro oder einen Café Duplo oder eine Meia de Leite (die ja eigentlich eher dem simplen Milchkaffee entspricht, während der Galão, zumindest in der feinen Version ‚de Máquina’, dem Cafe Latte gleicht. So zumindest das Lissaboner Original. Die abgespeckte Version ist einfach in heißer Milch aufgelöster Instantkaffee.) Brauchst ja gar nicht glauben, du wärest der einzige Mensch von Welt."

Beruhigend ist da nur, dass ich wohl nicht der einzige Ignorant bin. Manchmal verkaufen nämlich auch Leute, die keine Portugiesen und keine Kaffeespezialitätenexperten sind, in ihren Cafés Galão und Milchkaffee, und fragt dann der wissbegierige und preisbewusste Kunde nach dem Unterschied, so sagt man ihm: "Ääääh… der Milchkaffee kommt in einem größeren Glas."

Solche Zwischenfälle sind allerdings leicht vermeidbar, denn das Etablissement des echten Portugiesen mit dem echten Galão ist nie weit. Hamburg hat 67 portugiesische Cafés, davon die meisten in den einschlägigen Zum-Kaffetrinken-Ausgeh-Vierteln flächendeckend verteilt.

Das hat seinen Grund: Zum einen ist offenbar die Nachfrage nach Galão und zweifellos köstlichen portugiesischen Pasteten und Küchlein groß, zum anderen gibt es einfach recht viele Portugiesen in der Hansestadt, nämlich um die 10.000, die größte portugiesische Gemeinde Deutschlands.

Wenn allerdings eine Einwanderungstradition eine so lange Geschichte hat wie die der Hamburger Portugiesen, dann ist die Frage, ob man überhaupt noch mit Fug und Recht von Fremden oder Neuankömmlingen sprechen kann, wie ich es oben getan habe. Die ersten portugiesischen Immigranten in Hamburg waren im 17. Jahrhundert aus dem katholischen Portugal vertriebene Juden - die Stadt war 1529 protestantisch und somit für viele Verfolgte ein Zufluchtsort geworden.

Zwar zählte die portugiesische Bevölkerung zu dieser Zeit nur um die 700 Seelen, aber Hamburg hatte insgesamt noch nicht mehr als 30.000 Einwohner, so dass der portugiesische Anteil der Hamburger damals noch größer war, als er es heute ist.

Bis dann der nächste große Einwanderungsschub kam, dauerte es eine Weile: Der größte Teil der heute in Hamburg lebenden Portugiesen geht auf die deutsche Anwerbung von Gastarbeitern in den sechziger Jahren zurück. Die meisten von ihnen betätigten sich zunächst in der Fischerei und Fischverarbeitung; inzwischen jedoch ist es die Fischzubereitung und sonstige gastronomische Aktivitäten, mit der viele ihren Lebensunterhalt verdienen.

Und was tun sie sonst noch so die Hamburger Portugiesen? Gibt es die portugiesische Gemeinde als solche, wenn die Cafés Feierabend machen? Ehrlich gesagt: Ich weiß es nicht genau. Jenseits der Cafés ist eine portugiesische Präsenz schwer auszumachen. Man hört, dass es hier einmal eine blühende Fado-Kultur gegeben habe - aber diese Szene ist nicht mehr so lebendig, wie sie es mal war; man hört gar, dass es nur noch einen echten Fado-Sänger in Hamburg gebe. Der ist melancholisch und traurig nicht nur, weil das seine Aufgabe als Fado-Sänger ist, sondern auch, weil sich seine Landsleute nicht mehr für den Fado interessieren.

Aktiver sei die Folklore-Szene, höre ich noch - und wo kann man die Folklore-Szene besser beobachten als auf einem Festival der Kulturen? Berlin hat einen Karneval der Kulturen, aber was ist das schon, wenn Hamburg an einem Wochenende Karneval und Festival der Kulturen dagegensetzt? Den großen Umzug verpasse ich, also kann ich nur noch einen Tag später über den Uni-Campus schlendern und mir die in leicht verdauliche Häppchen - vor allem, aber nicht nur kulinarischer Natur - aufgeteilten Präsentationen der in Hamburg ansässigen Kulturen ansehen.

An einem Stand liest eine authentisch in ein Maya-Kostüm gehüllte Guatemaltekin (ich erkenne sie spätestens an dem Banner mit der Aufschrift "Guatemala" über dem Stand) für ein paar Kinder aus einem authentischen Maya-Tarot die Karten: "Der TOOOOOOOOD! La Muerte!", sagt sie, und die Kinder machen große Augen.

Ein Kiosk aus groben Holzbohlen verkauft in verschiedenen Variationen Fleisch am Spieß; der zuständige Mensch trägt eine franziskanerartige Kutte. Was mag das für eine Kultur sein? Ein entsprechendes Banner fehlt. Vielleicht "Mittelalter"?

Schließlich finde ich Portugiesen. Eine folkloristische Kindergruppe, in Trachten aus verschiedenen Teilen Portugals, tanzen für ein kleines Publikum auf einer kleinen Bühne, begleitet vom Gesang älterer Leute. Die Kinder sehen niedlich aus und haben offensichtlich Spaß an der Veranstaltung, aber ich war zugegebenermaßen enttäuscht, dass die größte portugiesische Gemeinde Deutschlands auf einem solchen Fest nicht präsenter ist.

Die Brasilianer dagegen, um die Ecke, auf einer größeren Bühne, wussten irgendwie besser, wie man auf sich aufmerksam macht. Durch lautes Trommeln zum Beispiel, wie es ihre Art ist. Dabei gibt es von denen in Hamburg nicht mal 2000. Was sie offenbar nicht davon abhält, wild zu tanzen und dabei ganz nebenbei vortreffliches Marketing für ihre Kultur zu betreiben.

Die Portugiesen allerdings sind nicht wie die Brasilianer, trotz der engen Verwandtschaft, die man eigentlich annehmen müsste.

Selbst unter den anderen Südländern in Europa nehmen sie eine kulturelle Sonderposition ein, ist ihr Image doch eben nicht das feurig-fröhliche, extrovertierte, das man zum Beispiel Spaniern und Italienern unterstellt. Der Fado kann ein Lied davon singen. Und weil nicht einmal der in Hamburg noch gesungen wird, macht offenbar portugiesische Zurückhaltung die portugiesische Minderheit zu einer, die man leicht übersehen kann - vorausgesetzt, man begeht den Fehler, beim klassischen Milchkaffee zu bleiben und sich niemals ein Pastel de Nata zu gönnen. Und das sollte man nun wirklich nicht tun.

Text + Fotos: Nico Czaja





[kol_2] Grenzfall: Siesta schlägt Power Nap

Wenn Mexiko Weltmeister geworden wäre, müsste ich nicht zu unsäglich früher Zeit im Büro sitzen, den Bildschirm verfluchen und mit jedem Gähner tiefer in den Ärger rutschen. Nein, müsste und würde ich nicht. Mit Sicherheit nicht. Denn: Schlaf ist Gold. Schlaf ist gesund und lebensverlängernd. Kein Schlaf hingegen oder nicht genug davon führt zu Übermüdung. Der Übermüdete ist unkonzentriert und leistet weniger, er neigt zu Tagschläfrigkeit, die sich zu einem permanenten Dämmerzustand ausweiten kann - und er wird anfällig für Depression und Burnout.

Nun stellt sich die Frage: Gibt es das Burnout-Syndrom auch in Mexiko? Mexikaner, die aufgrund von zuviel Arbeit mit zu hohen selbst gesteckten Zielen ausgebrannt sind, sich leer und verbraucht fühlen, totale Erschöpfung verspüren, die Umwelt nicht mehr verstehen, sich nicht mehr zurecht finden, sich in sich kehren und keinen Appetit mehr haben? Nein! Und das liegt mitnichten daran, dass sie weniger arbeiten, leisten oder ihre beruflichen Ziele weniger ehrgeizig formulieren.

Es liegt am Schlaf! An ausreichend Schlaf. An einem Schlaf, während dem sich körperliche und geistige Funktionen des Menschen gänzlich erholen können.

Körperlich regeneriert sich der Mensch während 75 Prozent der Schlafenszeit, besonders in Tiefschlafphasen, in denen die letzte Anspannung aus dem Organismus gewichen ist und selbst die Atmung regelmäßig und ohne Aussetzer erfolgt. Diese Phase bezeichnet man als NREM-Schlaf: Non Rapid Eye Movement oder Schlaf frei von rascher Augenbewegung. Dem gegenüber steht der REM-Schlaf, bei dem der Augapfel schnell hin und her springt und das vegetative Nervensystem, das ohne Steuerung funktioniert, aktiviert ist. Entspannt sind nur die Skelettmuskeln, wie Bizeps, Trizeps und der gewaltige Gluterus Maximus, der die Backen formt. Die übrigen Muskeln, wie etwa der an keinen Knochen angedockte Herzmuskel, sind soweit sie zur Lebenserhaltung benötigt werden aktiv. Diese Zeit ist bestimmt durch heftiges Träumen und Verarbeiten aller in der Wachphase gesammelten Informationen, die sich letztendlich im Gedächtnis zusammenfügen.

Wenn Mexiko Weltmeister geworden wäre, dann hätten sogar der deutsche Staat und sein Unternehmertum erkannt, dass die Siesta leistungs- und produktivitätsfördernd ist. In den USA erfolgt die Ruhephase zur sexta hora – der Begriff Siesta leitet sich von der in der Antike gebräuchlichen Zeiteinteilung ab und meint die sechste Stunde nach Sonnenaufgang – längst trendy und in Arbeitsverträgen ausdrücklich erwünscht. Dort sagt man natürlich nicht Siesta, denn zum einen hätten sich Politik und Wirtschaft schwer getan, eine mexikanische Unart urplötzlich als produktiven Geheimtipp anzuerkennen und zum anderen ist der Begriff Siesta schlicht nicht mehr zeitgemäß. Die neue und mit Exklusivrecht des Gedanken- und Forschungsguts der USA belegte Variante des Schlafens nennt sich Power-Nap (Kraft-Nickerchen) und das dazugehörige Verb power-napping (Kraft-Nickerchen halten). Der Unterschied zwischen Power-Nap und Siesta ist die strikte zeitliche Reglementierung des USA-Schlafs auf 15-30 Minuten. Die Siesta hingegen dauert solange sie dauert.

Das visuelle System, bestehend aus Auge, Netzhaut und Sehbahnen (Verbindungen zwischen Auge und Hirn) bildet das Areal der Sehrinde. In diesem Areal sammeln sich zunächst alle wahrgenommenen Informationen. Kommt es zu einer Übersättigung mit Informationen, dann ist das Areal nicht mehr im Stande diese weiterzuverarbeiten. Ein Nachlassen der geistigen Leistungsfähigkeit ist die Folge begleitet von Ärger und Frustration. Die schwerwiegendste Ausprägung einer dauerhaften Übersättigung aber ist das Burnout.



Obwohl mit kurzzeitig belebender und durchaus auch gesundheitsfördernder Wirkung, konnte das mit geballter Kraft inszenierte US-Nickerchen dem US-Burnout kein Paroli bieten. Denn – und das ist eine Frage der Leidenschaft – auch den Schlaf kann man mögen. Er sollte nicht reduziert auf als Mittel zum Zweck dienen, sondern gelebt werden, akzeptiert als natürliches und vielleicht höchstes Gut des Menschen. Seine Feinde, Wecker und unchristliche Bürozeiten, dürfen ihm keinen auf Dauer zuwiderlaufenden Lebensrhythmus aufzwingen.

Von den Machern des Power-Nap wurde dem Anwender als Beipackanmerkung nahe gelegt, den Nachtschlaf selbst bei erfolgreicher Anwendung des Nap keinesfalls zu reduzieren, denn es sind die REM-Phasen des Nachtschlafs, die das Sehrindenareal von den täglichen Informationsmengen reinigen und so vor dauerhafter Übersättigung und Burnout schützen.

Wäre also Mexiko Weltmeister geworden, dann würden wir nicht jeglichen Mode-Quatsch aus den USA übernehmen, wie das Nickerchen zur Produktivitätssteigerung, das sicher bald über den Atlantik schwappen wird, sondern mit dem Sombrero in der Hand ausgebrannte Schwächephasen auf natürliche Art und Weise einfach wegschlafen.

Text + Fotos: Dirk Klaiber





[kol_3] Amor: Grau in Grau

Der alte Mann scheint auf jemanden zu warten. Oder zumindest auf irgendetwas. Reglos sitzt er auf einem hölzernen Stuhl im Halbdunkel des Eingangsbereiches des Hostals und starrt auf die Schwingtür vor ihm. Ein Bein hat er auf die Zwischensprosse gestellt und seine Hände sind gefaltet. Als ob er gerade beten würde. Die Augen in seinem wettergegerbten Gesicht glänzen und ab und an fällt eine Träne auf sein Knie herab. Im Haus ist es still. Man hört kein Zimmermädchen, keine Köchin, ja selbst die umtriebige Inhaberin lässt sich nicht blicken. Dem Mann scheint dies alles nichts auszumachen. Er sitzt aufrecht in seiner Position und wartet, dass die Tür endlich aufgehen mag. Dennoch, nichts dergleichen geschieht. Nur die tickende Wanduhr durchbricht die Stille. Was wohl in ihm vorgehen mag?

Seinen Körper durchfährt ein heftiges Zucken, als es draußen plötzlich knallt. Er erhebt sich und bewegt sich langsam auf die Schwingtür zu. Greift nach der Klinke, drückt sie nach unten und öffnet einen Flügel.

Ein angenehm kühler Luftzug dringt in den Innenraum und er tritt hinaus ins Freie. Die Morgensonne blendet, aber seine alten Augen gewöhnen sich recht schnell daran. Doch unmittelbar vor dem Haus ist nichts zu sehen. Was den Knall wohl ausgelöst hat, bleibt ihm verborgen bleiben.

Er macht sich auf den Weg, durchquert den Vorgarten zum Tor. Der morgendliche Duft erinnert ihn an seine Jugend. Wie gerne war er morgens mit seiner Frau Spazieren gegangen, doch seit sie tot ist, fehlt ihm jede Lust dazu. Und jemand anderen zu suchen, um mit diesem gemeinsam zu erleben, was vormals seiner Frau vorbehalten war, wollte er noch nicht. Durch das schmiedeiserne Tor gelangt er auf die sandige Straße und bemerkt sogleich den unablässigen Staub in seine Nase dringen. Er hält ihn am Leben. Die Kleinigkeiten, die man nie vergisst, die immer da waren und die immer da sein werden, geben ihm die Kraft und seinem Leben den Sinn, auch wenn die Zeiten sicherlich nicht einfacher geworden sind.

Er lässt sich treiben. Er begegnet einigen Arbeitern auf der Straße, die den grauhaarigen Mann freundlich grüßen und allmählich scheint auch der restliche Ort zu erwachen. An einer Straßenecke sieht er Campesinos, einfache Bauern, die versuchen, einen Esel zum Arbeiten zu bewegen. Er schaut dem Treiben eine Weile lang zu und entschließt sich, dieser Szenerie beizuwohnen. Ruhig fragt er die beiden jungen Arbeiter, ob er vielleicht helfen könne.

Die Jungen wissen nicht genau, ob sie seine Hilfe annehmen sollen, aber schließlich bleibt ihnen keine andere Wahl, denn sie schaffen es partout nicht, das Tier auch nur einen Millimeter zu bewegen. Sie willigen ein.

Der alte Mann beginnt zu erzählen. Von seiner Jugend, von seiner Frau und auch davon, dass er immer in der Glaserei gewesen sei, wo er zusammen mit seinem Vater gearbeitet habe. Mit Tieren kenne er sich aus, sagt er noch. Er habe selbst so einige störrische Tiere zum Laufen gebracht, sie dabei aber nie geschlagen. Es gibt immer andere, bessere Methoden. Das hat er sich stets geschworen, nachdem er einmal einem Stierkampf beiwohnen musste und er zu dem einfachen Resultat kam, dass fünf tote Stiere in zwei Stunden zu viel seien. Der Mensch scheint daran gefallen zu finden, immer und immer wieder in alte Strukturen zu verfallen und nichts, aber überhaupt nichts zu lernen, dachte er damals bei sich.

Während er spricht, streichelt er dem Esel ganz zart und behutsam über den Kopf. Es ist ein hübsches Tier und es bräche ihm das Herz, wenn sie es gequält hätten. Die Augen sind rot unterlaufen und er schaut traurig an dem alten Herrn empor, aber er ist nicht lethargisch. Die Hand des alten Mannes bedeckt seine Augen und unablässig streichelt er seinen Kopf, bis der Esel schließlich einen leisen, aber scheinbar zufriedenen Laut von sich gibt.

Die Sonne wird stärker und die beiden Jungen wundern sich, was der alte Mann wohl mit dem Esel vorhaben mag. "Wohin müsst Ihr den Esel bringen?" Einer der beiden jungen Männer ergreift das Wort: "Wir müssen rauf nach Cachi, damit wir meine Familie am Pass für die Wintermonate mit den Decken versorgen können.

Die letzten Decken wurden im Sommer an Touristen verkauft, um sich ein wenig nebenher zu verdienen. Es ist nicht so einfach auf dem Berg gute Arbeit zu finden, geschweige denn, dass man viel verkaufen kann. Deshalb lebt meine Mutter auch viele Monate des Jahres alleine. Mein Vater hilft dann bei den verschiedenen Ernten mit, so dass sie sich vielleicht insgesamt vier Monate im Jahr sehen."
"Nun", antwortet der alte Mann, "dann müsst Ihr Euch ja richtig beeilen, denn es wird bald Schnee geben in den Höhen und ihr braucht sicherlich mehrere Tage bis ihr Cachi zu Fuß erreicht.

Es sei denn, ihr findet zufällig jemanden, der Euch mit samt dem Esel hinauf nimmt. Zumindest einen Teil der Strecke. Allerdings kann es euch mit dem störrischen Tier auch passieren, dass ihr zwei Monate für die Strecke braucht!"

Die beiden schauen unbeholfen drein und wissen nicht, was sie antworten sollen. Der Alte aber hat in der Zwischenzeit unablässig den Esel getätschelt und ihn so Richtung Cachi gedreht. Beladen war er schon vorher und nach einem kleinen Klaps auf das Hinterteil, macht sich der Esel auf, die Straße entlang zu laufen. Die beiden Männer bedanken sich bei dem alten Mann, der ihnen noch viel Glück mit auf die Reise gibt und müssen sich beeilen, um mit dem Esel Schritt zu halten.

Text + Fotos: Andreas Dauerer





[kol_4] Lauschrausch: Concha Michel vs. Antonio Porto

Salvador Ojeda u.a.
The Roses
Winter&Winter

"Vamos a luchar" singt Teresita de Jesús mit ihrer kindlichen Stimme im ersten Stück auf der CD The Roses des exklusiven Labels "Winter&Winter". "Vamos a luchar" war auch das Motto der Musikerin, die den Text zu "Unión" verfasst hat: Concha Michel (1899-1990), mexikanische "Liedermacherin" und Freundin von Frida Kahlo, Tina Modotti und Diego Rivera. Stefan Winter hat sich auf ihre Spuren begeben. Kein leichtes Unterfangen: viele Jahre versuchte er vergeblich Informationen über Concha Michel und ihre Lieder zu finden. Erst über verschlungene Pfade gelang es ihm schließlich im Jahre 2004, auf die Sammlung ihrer corridos revolucionarios und darüber hinaus ein Buch mit von ihr gesammelten Volksliedern zu stoßen.

Schon die Titel der meisten ihrer Lieder – "El niño proletario", "Los agraristas" etc. – verraten ihr politisches Engagement. Sie erzählt von Arbeitern, Bauern, der Revolution, von ihrem Land und vom Kampf um Gleichberechtigung.

Die Gitarristen Salvador Ojeda und José Luis Santiago sowie die Gruppe Al Golpe del Guatimé interpretieren Michels Lieder im traditionellen Stil. Wie bei den Reisehörfilmen des Labels Winter&Winter (Havanna, Mexiko) werden die Übergänge zwischen den Liedern auch hier mit Straßen- und anderen Alltagsgeräuschen gefüllt. Im Booklet: 13 Fotografien von Tina Modotti.


Antonio Porto
Nômade
Atlas Music

Von Brasilien über Österreich nach Westafrika, Israel und zurück! Diese Reiseroute des Brasilianers Antonio Porto kann der Hörer auf dessen erstem Solo-Album nachvollziehen. Als Begleitmusiker arbeitete der Gitarrist und Bassist seit Ende der 80er Jahre in Wien für viele Musiker - vor allem aber für die Sängerin Timna Bauer und den Mundart- und Weltmusiker Hubert von Goisern. Mit ihnen ging er auf Tournee durch Afrika, Israel und die USA und sammelte dort die musikalischen Erfahrungen, die ihn zu "Nômade" inspiriert haben.

Herausgekommen ist eine Mischung aus traditionellen brasilianischen Klängen und Popmusik, mit esoterischen Anklängen und meist ebensolchen Themen. Entspannte Musik, bei der die oben genannten Einflüsse immer wieder durchklingen.


Das ansonsten oft unsinnige Verkaufslabel "Weltmusik" greift hier. Manchmal wird es ein wenig funky ("Elementais") und auch lustig, wenn Porto auf Österreichisch singt und der Hörer nur noch sehr wenig versteht ("Da Diab"). Abgesehen vom Totalausfall "Loving you" – kitschig und in schlechtem Englisch gesungen – handelt es sich bei "Nômade" schöne brasilianische Popmusik.

Text: Torsten Eßer
Fotos: amazon.de






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