caiman.de 08/2009

[art_1] Brasilien: Vom Maniokmehl zum Kaviar
DASPU, Vai Vai und die Kollektion 2010
 
Und da laufen sie wieder! Dieses Mal präsentierte sich das etwas andere Modelabel auf heiligem Boden. Die Sambaschule "Vai Vai", dreimal Sieger des Carnavals São Paulos, hatte ihre Tore geöffnet und alle strömten in die kleine Halle: Presse, Schaulustige, VIPs und manche, die sich dafür halten, Angehörige der "Vai Vai" und die treuen Fans des Prostituierten-Modelabels DASPU wollten bei der Vorstellung der Sommerkollektion 2010 dabei sein.



Seit vier Jahren sorgt DASPU für Furore und bringt Bewegung in die Modewelt; ins Leben gerufen von Gabriela Leite, ebenfalls Gründerin der Prostituiertenorganisation DAVIDA aus Rio de Janeiro. Am Anfang waren es lediglich T-Shirts mit provokativ-witzigen Sprüchen, die in der Szene schon bald Kultstatus erlangten. Jetzt hat man ein professionelles Team zusammengestellt, das für die Ganzkörperausstattung von Mann und Frau sorgen soll.

"Da Farofa ao Caviar" (Vom Maniokmehl bis zum Kaviar) heißt die Kollektion. "Wir wollten zeigen, dass DASPU alle mitreisst, von der breiten Masse bis zu den kultigen und alternativen Leuten", meint die junge Modeschöpferin Alzira Calhau. "Und da wir stets mit Doppeldeutigkeiten arbeiten, entschieden wir uns dieses Mal für das Thema "essen - vernaschen"." 

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So hat man die Logos bekannter Lebensmittel- und Getränkelabels etwas umgestaltet. Ganz im Sinne der lasziv-erotischen DASPU-Tradition. "Ich denke, dass die Kollektion, die wir hier vorstellen, sehr ausgearbeitet bzw. konzeptionell ist. Die Modeschöpferinnen aus Belo Horizonte, mit denen wir zusammenarbeiten, lernen gleichzeitig mit und von uns und umgekehrt", sagte Gabriela der "Folha de S. Paulo". "Wir alle durchlaufen noch einen Lernprozess, trotzdem ist meiner Meinung nach das Ergebnis bereits jetzt schon hochprofessionell."

Momentan steht DASPU vor dem Einzug in die Modegeschäfte. Stolz verkündete Gabriela, dass die komplette Kollektion bereits verkauft worden sei. "Zwar kämpfen wir immer noch gegen Vorurteile an, aber man sieht, dass wir bereits etwas bewirkt haben", meint sie.

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Auch privat gibt es gute Nachrichten für Gabriela. Nachdem ihre Biographie "Filha, mae, avo e puta" in den letzten Monaten in den brasilianischen Medien und Buchhandlungen für Furore gesorgt hat, soll ihr bewegtes Leben nun verfilmt werden. "Ihre Geschichte ist sehr provokativ", sagt der Filmemacher Caco Souza, der von Leite die Rechte an der Verfilmung erworben hat. 2011 sollen die Dreharbeiten beginnen.

Ob Souza den Buchtitel als Filmtitel übernehmen wird, steht noch nicht fest. "Mal schauen, manchmal stößt man ja bei der Recherche noch auf etwas anderes, aber der Titel ist eigentlich gut", so Souza gegenüber der "Folha de S. Paulo". Für ihn ist es nicht nachvollziehbar, dass manche Leute sich durch den Titel abgestoßen fühlen. "Die Leute haben viele Vorurteile über eine Sache, die seit Anbeginn der Geschichte zum menschlichen Alltag gehört."

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Text + Fotos: Thomas Milz


Filha, mãe, avó e puta
Gabriela Leite

ISBN 9788573029246
228 páginas
Formato: 16 x 23 cm
Data de Lançamento: 03/04/2009 
R$ 33,90 (preço sugerido)


Bisher bei caiman zu diesem Thema erschienen:
Brasilien: DASPU contra Fashion Week 2008
Bunte und schrille Modetage in São Paulo
http://www.caiman.de/07_08/art_1/index.shtml

Brasilien: Tochter, Mutter, Oma und Hure
Das bewegte Leben der Gabriela Leite
http://www.caiman.de/05_09/art_3/index.shtml

[druckversion ed 08/2009] / [druckversion artikel] / [archiv: brasilien]