caiman.de 02/2015

[kol_2] Helden Brasiliens: Help, I need sambare
O Bloco do Sargento Pimenta é -> Beatles + Ritmo Brasileiro

Sargento Pimenta war die Sensation der letzten beiden Straßencarnavals Rio de Janeiros. Auch dieses Jahr wird die Band wieder die Massen anziehen. Die im Jahr 2010 gegründete Sargento Pimenta verwandelt Beatles-Klassiker in typisch brasilianische Carnavals-Rhythmen.
 
Dieses Jahr wird der 50. Jahrestag der Veröffentlichung des Albums "Help" geehrt. Passend dazu lautet das Motto: "Help, I need sambare."
 
Wir trafen Mateus Xavier, den musikalischen Leiter Sargento Pimentas.



Caimán: Beatles und Samba passt das zusammen?
Xavier: Die Beatles passen nicht nur zu Samba. Anders als die anderen Bands haben wir von Anfang an darauf geachtet, nicht nur Samba oder Marchinhas zu spielen, wie es sonst hier getan wird. Die brasilianische Kultur ist reich an unterschiedlichen Rhythmen. Wir haben Rhythmen ausgesucht, die im Carnaval von Rio, Bahia, Recife und auch im Norden gespielt werden, also Rhythmen aus den verschiedensten Regionen des Landes.
 
Caimán: Welche Beatles-Lieder interpretiert ihr in welchen Rhythmen?
Xavier: "Sgt. Peppers", nach dem wir uns ja benannt haben, spielen wir als Maracatu, einem Rhythmus aus Recife. "Help" kommt als Samba-Reggae daher, aus Bahia. "I have just seen a face" folgt dem Rhythmus des Boi-Festivals in Maranhão. "Ticket to ride" spielen wir als Batidão, eine Variation des Funk Carioca. Diesen Rhythmus im Carnaval zu spielen ist vollkommen ungewöhnlich, aber es ist ein typischer Rhythmus der Parties hier in Rio. "I want to hold your hand", "From me to you" und "Nowhere man" sind unsere drei Sambas.
 
Caimán: Wie reagierte das Publikum denn bei eurem ersten Carnaval-Auftritt 2011?
Xavier: Besser als wir es erwartet hatten. Wir rechneten mit 500 Leuten, vor allem mit unseren Freunden. Dann waren plötzlich 5.000 da. Ich stand mit dem Rücken zum Publikum, denn ich musste ja dirigieren. Als wir anfingen, dachten wir, dass niemand mitsingen würde, da es sich ja um ein englisches Lied handelt. Plötzlich hörte ich das Publikum und sah, wie unsere Perkussion-Leute grinsten. Das werde ich niemals vergessen.
 
Caimán: Wie viele Zuschauer erwartet Ihr denn dieses Jahr?
Xavier: Mindestens 100.000. Letztes Jahr waren es 125.000. Das ist ne Menge...
 
Caimán: Gab es Kritik der traditionellen Carnavals-Gruppen, die ja nur brasilianische Lieder spielen? Schließlich spielt ihr englische Lieder mitten im traditionellen brasilianischen Carnaval.
Xavier: Viel Kritik. Die Leute der anderen Gruppen fragen stets, warum wir die brasilianische Musik nicht wertschätzten. Manche meinen sogar, dass wir brasilianischen Komponisten ihren Platz wegnehmen. Dem stimme ich nicht zu. Wir spielen ja verschiedenste brasilianische Rhythmen, doch viele wissen das scheinbar nicht. Trotz der englischen Lieder basiert unser Programm auf typisch brasilianischen Carnavals-Traditionen.

Zudem ziehen wir ein Publikum an, dass oft den Samba nicht mag und eigentlich nicht am Carnaval teilnehmen würde. Die kommen, weil sie die Beatles mögen und lernen dann auch andere Gruppen kennen. Wir sind sozusagen eine Art Türöffner für Leute, die eigentlich den Carnaval nicht mögen.


Caimán: Zum Schluss die wichtigste Frage: Wen magst Du lieber, Paul McCartney oder John Lennon?
Xavier: Ich tendiere leicht zu John Lennon.

Text und Interview: Thomas Milz

Auf youtube findest du u.a. folgende Videos:
• All my loving
• Here comes the sun

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