caiman.de 01/2013

[kol_1] Macht Laune: Kölner Kaffeekränzchen in Santiago
Zu Besuch im "Cafe Colonia"

Sehnsucht nach der alten Heimat, dem Dom und den unfreundlichen Kellnern in den studentischen Stammkneipen? Wer einst in der Domstadt lebte, studierte und sie dabei lieben lernte, weiß wovon ich rede.


Köln trägt man stets im Herzen, wo immer man auf dieser Welt auch wandelt. Wen es gerade nach Santiago de Chile verschlagen hat, der hat es umso besser getroffen. Heimweh nach der Kölner Gemütlichkeit, gepaart mit dem unnachahmlichen 50er bis 70er Jahre-Flair der Domstadt?

Wandelt man gänzlich unbekümmert durch das Zentrum der chilenischen Hauptstadt, besteht die Möglichkeit ganz plötzlich Heimisches zu erspähen. Und das "Cafe Colonia" bietet alles, was das (nach der Heimat rufende) Herz begehrt. Seit 1952 bietet es leckeren Kuchen und guten Kaffee, was ja in Chile sonst kaum zu finden ist. Besonders der leidliche Nescafe zum selber anrühren ist in Chile allgemein ein Graus… Alte Schwarzweissfotos der Domstadt zieren die Wände, die genauso vergilbt sind wie in der Eckkneipe in Sülz. Karnevalsorden, ein Schriftstück des Kölner Tourismusbüros, alles da, alles alt und verstaubt wie daheim.


Der Kölner Wilhelm Schlösser, Jahrgang 1912, gründete das Cafe gemeinsam mit seiner Frau. Ihnen ist es zu verdanken, dass wir jetzt den herrlichen "Kuchen de Framboesa" verdrücken können. "Kuchen" hat sich in Chile als fester Begriff eingebürgert, nur der Plural "Kuchenes" wirkt ein wenig befremdlich auf uns. Da haben wir doch einen erstaunlichen deutschen Beitrag zur chilenischen Kultur entdeckt!

Die Bedienung allerdings ist wesentlich freundlicher als im Original, dafür nicht ganz so auf Zack wie in der Domstadt. Warten auf ein Bier? Das gibt es niemals in Köln! Hier schon. Wir weinen fast vor sentimentaler Rührung. Den "Kuchen de la Oma" haben wir allerdings nicht probiert - wir waren einfach zu voll. Demnächst dann halt.


Bein Rausgehen entdecken wir zudem, dass es das "Cafe Colonia" gleich zweimal gibt - ein paar Meter weiter die Straße runter steht Kneipe, nein, Cafehaus Nummer 2. Viva Colonia!

Text + Fotos: Thomas Milz

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