caiman.de 01/2012

[kol_4] Lauschrausch: Addys Mercedes
 
Musikalisch beginnt das Jahr 2012 sehr gut. Erfreulicherweise hat Addys Mercedes nichts "Anständiges" gelernt, wie es sich ihre Mutter damals in Moa, in der kubanischen Provinz Guantánamo, immer gewünscht hat. Denn dann könnten wir wahrscheinlich nicht diesen hitverdächtigen Songs lauschen, die sie auf ihrem dritten Album "Addys" präsentiert.

Addys Mercedes
Addys
medialuna

Im Song "Hollywood" hat sie die Bedenken ihrer Mutter – "el arte no da pa’ comer" - und ihre eigenen Träume, Sängerin oder Schauspielerin zu werden, rockig verarbeitet. Hier erinnert nichts an kubanische Musik, aber schon im nächsten Stück, "Alma latina", kehren Rhythmen und Instrumente der Karibikinsel zurück und vereinen sich wunderbar mit einem Rapgesang politischen Inhalts. Die Vorab-Single "Sabado roto", die einen verregneten Sommertag zum Thema hat, ist für mich das beste Mittel einen eben solchen zu überstehen, denn so fröhlich hat noch keiner über seine missglückten Pläne gesungen. Dabei erinnern Stil und Instrumentierung an den internationalen Latin Rock/Pop von Shakira (ebenso in "Gigolo").

Weitere Songs und Balladen sowie ein sehr schönes Stück im Stil der kubanischen Nueva Canción ("Dime adios") runden das wunderbare Gefühl ab, das dieses Album erzeugt und mit "Gigolo" einen potenziellen Sommerhit enthält.

Text: Torsten Eßer
Cover: amazon

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