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Lauschrausch: Chupacabras und Capote
Chupacabras
Leyendas urbanas
galileo mc
Was passiert, wenn vier deutsche Musiker in Köln auf vier dort lebende hispanohablantes - aus Chile, Mexiko, Peru und Spanien - treffen, die ebenfalls Musiker sind? Klar, sie gründen eine Band und mischen ihre unterschiedlichen Erfahrungen und Vorlieben. Heraus kommen Chupacabras, benannt nach dem südamerikanischen Fabelwesen, das den Ziegen nachts das Blut aussaugt.
Auch ihr zweites Album ist wieder ein vielseitiges Gemisch der Stile und Sprachen, das durch seine Kombination von urbanen Beats und lateinamerikanischer Folklore im weitesten Sinne als Latin-Hiphop durchgehen könnte. Das unterstreichen vor allem die beiden ersten Titel im Stile der mexikanischen Crossover-Band Molotov, die von wilder Liebe handeln (
Cuidate Mami) bzw. von großspurigen Gangsterrappern (
Malo). Schon in
Malo zeigt sich aber der eigene Stil der Chupacabras; wenn nämlich plötzlich mittendrin ein deutscher Text gesungen wird, der Rhythmus wechselt und es wie in
La Bamba weitergeht.
Im Polkarhythmus wird über ein exzessives Fest gesungen (
Skandalo), die
cumbia dient als Basis für ein Stück über Menschen im Strudel der Nacht. Und auch ruhige Stücke fehlen nicht: in der Hiphop-Ballade
Carrera geht es um den Zeitmangel, teilweise auf Deutsch gerappt vom Hamburger Mavys; und die schöne Ballade
Escafandra taucht gleich zweimal auf: u.a. als Bonustrack in Deutsch gesungen von Daniel Hermes von der Kölner Band
Schlagsaite.
Zum Schluss gibt es als originelle Idee ein gesungenes Dankeschön an alle Beteiligten, denn auch einige Gastmusiker, wie der Pianist Pablo Paredes oder der Percussionist Roland Peil, tragen dazu bei, dass dieses Album eine runde Sache geworden ist.
Max Capote
Chicle
Ojo Música / galileo mc
Aus Uruguay kommt der Sänger Max Capote, der mit
Chicle ein sehr abwechslungsreiches Album - inkl. Ausklappcover - abliefert. Von der Ballade (
Maria Carolina) über den partytauglichen Salsa-Titel
Azuquita pa'l cafe bis zu schnellen Rock 'n' Roll-Stücken wie
No te voy a convencer beherrscht Capote alles. Dabei klingt seine raue Stimme mal wie Charly García, Joaquim Sabina oder wie die Beatles, deren Stück
Across the universe beim Titel
Como pueda Pate gestanden hat.
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Max Capote
Chicle
Ojo Música / galileo mc
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Meisterhaft seine Interpretation des mexikanischen Boleros
Perfidia, ein Klassiker, bekannt u.a. aus dem Streifen Casablanca. "...attraktive Rockmusik mit einem Sinn dafür, sie mit Aromen der Latin-Lounge-Musik zu schmücken", schrieb die spanische Zeitung El Heraldo. Dem ist nichts hinzuzufügen.
Text: Torsten Eßer
Cover: amazon
[druckversion ed 04/2011] / [druckversion artikel] / [archiv: lauschrausch]