caiman.de 02/2010
[art_6] Costa Rica: Wie wichtig ist die Rolle Costa Ricas für das Weltklima? Kopenhagen / San José Während die einen in Kopenhagen noch über nichtssagende 2-Grad-Ziele diskutieren, arbeitet Costa Rica schon seit Jahren daran, als erstes Land der Erde bis zum Jahr 2021 eine 100prozentige CO2-neutrale Energieerzeugung zu erreichen. Das ist ein hehres Ziel, das aber durch umfangreiche installierte Wasserkraftkapazitäten und einem immer stärker werdenden erneuerbaren Energiesektor aus vornehmlich Geothermie, Biomasse und Windkraft nicht in so weiter Ferne liegt. Foto: Windkraftpark in Costa Rica Dr. Alvaro Umaña, ehemaliger Minister des Umwelt- und Energieministeriums und Sprecher der costa-ricanischen Delegation in Kopenhagen, stellt insbesondere heraus, dass ähnlich wie in Deutschland sich ökonomische Ziele mit ökologischen Zielen wunderbar vereinbaren lassen. Das zentralamerikanische Land hätte gezeigt, dass es keine volkswirtschaftlichen Einbußen hinnehmen müsse, weil es der Umwelt das nötige Gewicht bei ökonomischen Entscheidungen gegeben habe, heißt es in einer offiziellen Erklärung der EfD-CA (Enviroment for Development Central America), Costa Ricas führender umweltpolitischer Organisation. Der seit Jahrzehnten immer weiter ansteigende Ökotourismus ist der Beweis dafür, dass mit einem "grünen Konzept" auch Geld zu verdienen ist. Mittlerweile wurde ein Viertel des costa-ricanischen Hoheitsgebietes unter Naturschutz gestellt und immer mehr Touristen nehmen das Angebot einer nachhaltigen Reise in das grüne Herz Zentralamerikas wahr. Zu dieser Erfolgsgeschichte gehört, dass Costa Rica ein Programm aufgelegt hat, dem hohe Aufmerksamkeit in Kopenhagen zukam: "Bezahlung für Services (von) der Umwelt". Im Einzelnen heißt das, dass derjenige, der einen Nutzen aus der Umwelt zieht und / oder diese verbraucht auch dafür zahlen muss. Dies hat unter anderem zur Folge, dass der zentralamerikanische Staat zu den einzigen Ländern der Welt gehört, der mehr Regenwald anbaut als er abbaut. "Wir haben die moralische Autorität, andere Länder zu inspirieren und wichtige Änderungen hervorzurufen, die einerseits die Lebensqualität der Menschen verbessern und andererseits helfen, eine Umweltkatastrophe zu verhindern…", betont selbstbewusst Jorge Rodríguez, Sprecher des Umwelt-, Energie- und Telekommunikationsministeriums (MINAET).
Zu Recht treten die Costa-Ricaner sehr energisch für die Nutzung erneuerbarer Energien ein. Mit einer installierten Kapazität zur Stromerzeugung von gut 2.000 MW erscheinen Ihre Anstrengungen international vergleichsweise gering. Da aber über 90% des Stroms aus erneuerbaren Energien erzeugt wird, sollten sich die "großen Umweltsünder" wie z.B. China, USA oder andere Länder Europas den zentralamerikanischen Vorreiter zum Beispiel nehmen und umgehend mit dem zügigen Ausbau erneuerbarer Energien fortfahren. Costa Rica dient dabei als eine Art zentralamerikanisches "Labor" für die Forschung und Entwicklung neuer EE-Projekte und -Produkte. So ist beispielsweise die Erforschung der Sonnenenergie nicht so weit zurück, wie auf den ersten Blick angenommen wird. An der Universidad Nacional (Nationale Universität) in Heredia forschen die einheimischen Wissenschaftler bereits seit über 30 Jahren auf dem Gebiet der Sonnenenergienutzung. "Die solarthermische Nutzung für die Warmwasseraufbereitung sowie für die Schwimmbadheizung in der Hauptstadt San José stehen dabei hoch im Kurs und bescheren uns einen immer weiter wachsenden Kundenstamm", so der Präsident und Eigentümer des costaricanischen Solarthermie-Installateurs SWISSOL S.A. Reto Rechsteiner. Foto: Solartherme in San José (SWISSOL S.A.) Die technischen Herausforderungen für Erneuerbare Energien sind generell dieselben im Vergleich zu Europa, da unter anderem die Speicherung der erzeugten Energie ein großes Problem jenseits des Atlantiks ist. Die Entwicklung geeigneter Lösungen für die Stromerzeugung in den tropischen Gebieten steht dabei im Fokus, da die in Europa hergestellten Kraftwerke, Solarpaneele etc. trotz ihrer hochwertigen Qualität für viele Costaricaner aufgrund unerschwinglicher Preise sowie fehlender Einspeisevergütung immer noch nicht attraktiv erscheinen. Aber die jüngsten Preisstürze für zum Beispiel Solarzellen auf den Weltmärkten lassen insbesondere die Endkunden von Solarmodulen hoffen und die ökonomische notwendige Netzparität nicht in so weite Ferne rücken. Text + Foto: Claus-Bernhardt Johst
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