ed 01/2018 : caiman.de

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spanien: Die Casa de los Navajas
Ein Blitzbesuch im schönsten Gebäude von Torremolinos
BERTHOLD VOLBERG
[art. 1] druckversion:

[gesamte ausgabe]


bolivien: Autosegnung - Taufen statt versichern
KATHARINA NICKOLEIT
[art. 2]
brasilien: Quallen und dicke Wale
Jahresende in Imbassaí / Bahia
THOMAS MILZ
[art. 3]
peru: Paddington Bär: Ein Gast aus dem dunkelsten Peru
PROMPERÚ
[art. 4]
grenzfall: Zwei Tage durch die Atacama-Wüste
THOMAS MILZ
[kol. 1]
amor: Mit „Taxitänzern“ durch die Nacht von Buenos Aires
ENTE DE TURISMO DE LA CIUDAD DE BUENOS AIRES
[kol. 2]
sehen: Costa Rica – Paradies zwischen den Ozeanen
NDR
[kol. 3]
sehen: Der pazifische Feuerring – Mexico und Guatemala
PHOENIX
[kol. 4]





[art_1] Spanien: Die Casa de los Navajas
Ein Blitzbesuch im schönsten Gebäude von Torremolinos
 
Es ist ohne jeden Zweifel das schönste Gebäude im Ferienort Torremolinos an Spaniens Costa del Sol. Böse Zungen würden sogar behaupten: das einzig Schöne, was Torremolinos an Architektur zu bieten hat. Denn so weit das Auge reicht an einem der längsten Strände Andalusiens, prägen Betonsilos und Bettenburgen das Strandpanorama. Torremolinos ist nicht so sehr ein Ort architektonischer Highlights, sondern eher berühmt für seine "menschlichen Monumente", die ihre spektakulären Körper an den Stränden zur Schau stellen. Doch an der populären Playa del Bajondillo versteckt sich hinter der ersten Hochhaus-Zeile, nur einen Steinwurf vom Strand entfernt, ein ungeahntes Juwel: ein bezaubernder Palast mit dem Namen "Casa de los Navajas".

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Erbaut wurde diese grandiose Phantasie-Villa von einem Zuckerrohrbaron im Jahr 1925 im Neo-Mudéjarstil nach Plänen des Architekten Francisco Fernández Fermina. Zur selben Zeit entstanden in Sevilla für die Iberoamerikanische Ausstellung 1929 in sehr ähnlichem Stilgemisch die Bauten der Plaza de Espana und Plaza de América. Spanien besann sich damals auf seine glanzvolle Vergangenheit und so wurden vor allem in Andalusien viele Paläste und öffentliche Bauten in einem historisierenden Stilgemisch aus Neo-Mudéjar (neo-maurisch), Neo-Barock und Neo-Renaissance errichtet. Damit beschwor man bewusst eine architektonische Rückkehr zu Spaniens Goldenem Zeitalter.

Drei Generationen der Familie Navajas residierten in diesem kleinen Paradies, das zuerst den ganzen Hügel dominierte, aber dann von allen Seiten immer mehr von Appartmentblocks und Hotels belagert wurde. Im Jahr 1991 wurde die Casa de Los Navajas unter Denkmalschutz gestellt und im Jahr 2000 kaufte die Stadt Torremolinos den Palast von den Enkeln Antonio Navajas. Doch danach geschah erstmal nichts, das Glanzstück der Strandpromenade dümpelte vor sich hin. Noch im Jahr 2010 titelte die örtliche Tageszeitung "El Sur" (Der Süden): "Ein Juwel ohne Glanz: die Casa de los Navajas". Dann erbarmte sich endlich die Stadtverwaltung von Torremolinos und restaurierte dieses "glanzlose Juwel", um es 2015 wieder zu eröffnen - und zwar für alle und ganz umsonst. Ohne Eintritt zu zahlen kann jeder während der Öffnungszeiten die steile Treppe erklimmen, den Palast von außen und innen besichtigen und natürlich auch die Aussicht aufs Meer genießen - in den Richtungen, die nicht durch höhere Betonquader verbaut wurden.

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In der ersten Etage des kleinen Palastes befindet sich heute ein Saal für öffentliche Veranstaltungen. Hier ist weniger von der Originaldekoration erhalten, nur die Lampen sind im maurischen Stil gehalten. Im Obergeschoss werden zwei kunstvoll gearbeitete Holztische mit wunderbaren Intarsien im maurischen Stil präsentiert. Durch die Hufeisenbögen der Fenster und vor allem von den beiden grazilen Ecktürmchen hat man einen schönen Ausblick aufs Meer - wenn auch nicht mehr so ungestört wie 1925 als es hier links und rechts noch keine Hochhäuser gab, die mit der neomaurischen Villa um den Meerblick konkurrierten.

Viele Besucher finden sich überrascht und entzückt in dieser modernen Mini-Alhambra ein, die hier niemand vermutet hätte und die so lange in einen Dornröschenschlaf der Vergessenheit gefallen war. Was erbaut wurde zum Privatvergnügen des Don Antonio Navajas, reich geworden durch ein Zuckerrohr-Latifundium, das sich dort befand, wo der Flughafen von Málaga jährlich Millionen von Touristen empfängt, ist heute dem ganzen Volk zugänglich und kann für Events und Feierlichkeiten aller Art gemietet werden. Das Juwel strahlt wieder über der Costa del Sol.

Text + Fotos: Berthold Volberg

Casa de los Navajas
Calle del Bajondillo, s/n. Intersección con C/. Antonio Navajas Ruiz.
29620 Torremolinos
Málaga
Tel.: 952371909
Öffnungszeiten: Täglich von 11 bis 14 Uhr und von 18 bis 20 Uhr
http://andaluciainformacion.es/gente-lugares-y-tradiciones/283904/torremolinos-la-casa-de-los-navajas/

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Unterkunft in Torremolinos:
Hostal Guadalupe**
C/ Peligro, 15 - Playa del Bajondillo
29620 Torremolinos - Málaga - España/Spain
Tel/Fax: (+34) 95 238 19 37
recepcion@hostalguadalupe.com
In einem der ganz wenigen Altbauten direkt an der Strandpromenade wird in einfachen Zimmern richtiges Urlaubsgefühl vermittelt. Von den stets gut gelaunten Besitzern, die auch mal spontan (und gut) singen, immer hilfsbereit sind und als Entertainer agieren und ihr kleines Hotel mit viel schöner Keramik und Musik aus aller Welt zu einem sehr gemütlichen Herberge gemacht haben.

Essen & Trinken in Torremolinos:
El Gato Lounge (am Strand)
Paseo Maritimo 1 Edf La Roca Chica 29620 Torremolinos, Tel. 951 251 509
https://elgatolounge.com/
Öffnungszeiten: 12 - 17 Uhr (November - Februar) / 12 - 2 Uhr (März - Oktober), Januar geschlossen
Ein kleines Wohlfühl-Paradies in Pink. Hier stimmt alles, von der exzellenten und bezaubernden Bedienung und der abwechslungsreichen und innovativen Speisekarte (besonders zu empfehlen: Thunfisch-Ceviche, Ensalada Caprese, Kabeljau in Cognac-Sahne-Soße, der berühmte "Tapas-Turm" für 2 Personen, alles zu sehr fairen Preisen, dazu ein Tagesmenü inkl. Glas Sekt für nur 10 Euro), eine exzellente Weinkarte (z. B. einer der besten Roséweine Spaniens - Finca de Valdemoya - aus León, der gute Rioja de Hauses Conde de Siruela und der grandiose Rotwein "Habla del Silencio" aus der Extremadura)

Tapas "La Pepa" (oben im Ortszentrum)
Öffnungszeiten im Sommer: 20 - 3 Uhr
Calle Danza Invisible (La Nogalera), 5, 29620 Torremolinos, Tel. +34 680 37 86 17
https://www.lapepatorremolinos.com/
Drinnen berieselt von besten spanischen Pop-Klassikern oder draußen auf der kleinen Terrasse vor dem "Laufsteg der Nachtschönheiten", sitzt man hier in einer Tapasbar, die in weniger als zwei Jahren zum einem Klassiker geworden ist und einige Preise für ihre kulinarischen Kreationen gewonnen hat. Besonders zu empfehlen: Crujiente de Merluza (Seehecht im knusprigen Teigmantel mit Bechamelsoße), das besonders köstliche Guacamole und die rustikal gebratene Blutwurst). Sehr gute Weine wie z.B. die roten Riojas Azpilicueta und Azabache. Immer voll, aber schnelle und charmante Bedienung.

[druckversion ed 01/2018] / [druckversion artikel] / [archiv: spanien]





[art_2] Bolivien: Autosegnung - Taufen statt versichern

Vor der Basilika von Copacabana, einem Örtchen hoch oben in den Anden Boliviens am Titicacasee, herrscht ein ungeheures Gedränge. In drei Reihen stehen mit Blumengirlanden geschmückte Autos, Lastwagen und Minibusse auf dem Kirchplatz. Ihre Besitzer sind festlich gekleidet und in ausgelassener Stimmung. Heute ist für sie ein großer Tag. "Jedes Jahr kommen wir im August hier her um unser Auto segnen zu lassen. Dafür sind wir extra aus Peru angereist. Zwei Stunden waren wir unterwegs", erzählt Alfredo Guzman. Damit hat er keineswegs die weiteste Anreise, manche der Autobesitzer, die geduldig stundenlang vor der Kirche warten, sind sogar aus dem zwei Tagesreisen entfernten Argentinien in den Wallfahrtsort gefahren. "Wir lassen die Autos segnen, damit wir immer eine gute und sichere Fahrt haben und es keine Unfälle mit Verletzten oder Toten gibt", so Guzman.

Copacabana ist ein uraltes Zeremonialzentrum, in das die Menschen schon vor 3000 Jahren pilgerten. Die katholische Kirche übernahm den Wallfahrtsort von den Inkas und baute eine Basilika, in der eine offiziell vom Vatikan als wundertätig anerkannte Madonna steht.

santiago de chile
"Wir sind gekommen, weil wir die Jungfrau von Copacabana verehren. Wir reisen jedes Jahr mit der ganzen Familie hier her und bitten sie, uns zu segnen und zu beschützen. Und um ihr für all das zu danken, was sie schon für uns getan hat."


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Ihren Pickup lässt Jenny Rodriguez bei dieser Gelegenheit auch gleich segnen. In Bolivien und Peru gehört das für die meisten Autobesitzer unbedingt dazu.

Martin Koschwitz mag zwar in Köln aufgewachsen sein, doch auch der Deutschbolivianer sitzt nur ungern in einem Auto, das nicht gesegnet wurde: "Das ist eine Art Autoversicherung. Ich meine, wenn Du ein Auto kaufst und das nicht segnen lässt und Du Auto fährst, dann könnte Dir irgendetwas passieren, um die Ecke. Wir wollen, dass der liebe Gott uns beschützt. Und deswegen ist es unglaublich wichtig mindestens einmal im Jahr hierher zu kommen und das Auto segnen zu lassen. Vor allem, wenn es neu ist."

Copacabana ist ein prosperierendes kleines Städtchen und der Kirchensprengel ist wohlhabend. Versicherungen sind ein gutes Geschäft, da macht auch die Autosegnung keine Ausnahme. "Das ist nicht kostenlos. Da musst Du rein in die Kirche und ein Ticket kaufen. Dann darfst Du Dich mit Deinem Auto in die Schlange stellen. Der Priester kommt mehrere Male am Tag vorbei, fragt nach dem Ticket und dann segnet das Auto", fährt Koschwitz fort. Umgerechnet einen Euro kostet dieses Ticket, zusätzliche Spenden sind willkommen und üblich. Aber zu einer richtigen Autosegnung gehört noch viel mehr. Vor der Kirche reihen sich Marktstände aneinander, an denen es alles Mögliche an Dekorationsmaterial zu kaufen gibt: Blumenketten, glitzernde Papphüte, Banner mit der Aufschrift "In Copacabana gesegnet".

Ein Stand ist bunter als der nächste. "Das ist alles für die Leute, die mit ihren Autos zur Segnung kommen. Die Leute aus Peru kaufen am liebsten Girlanden aus Plastik, während die Bolivianer am liebsten natürliche Blüten kaufen." Die Verkäuferin mit den langen schwarzen Zöpfen kann kaum hinter dem voll beladenen Stand hervorschauen. Neben dem festlichen Schmuck für die Autos hat sie auch Feuerwerk und Alkohol im Angebot. "Wir verkaufen Sekt und Wein um ihn auf dem Boden zu verschütten." Das ist ein Opfer für die Mutter Erde, die in den Anden seit jeher verehrt wird. "Die Pachamama ist immer durstig. Deswegen sehen wir zu, dass die ganzen Leute hier Schnaps- oder Champagnerflaschen zur Hand haben. Sie schütten den Alkohol über das Auto und wenn was auf den Boden tropft, dann ist die Pachamama glücklich", erklärt Koschwitz.

Für Pater David ist der August der stressigste Monat im Jahr. Es ist der Monat der Muttererde und zugleich fällt die Prozession zu Ehren der Jungfrau von Copacabana in den August. Viele der Gläubigen, die in den Wallfahrtsort kommen, machen zwischen beiden kaum einen Unterschied. "Das ist der Synkretismus, da vermischen sich die Religionen. Die Leute sollten eigentlich wissen, welche Riten zur katholischen Kirche gehören und welche nicht, aber einigen fällt es schwer, das zu unterscheiden." Pater David füllt gerade seinen Eimer mit Weihwasser auf. Er segnet an diesem Tag im Akkord und wirkt ziemlich erschöpft. Obwohl die Segnung eines Autos nicht unbedingt der reinen römisch-katholischen Lehre entspricht, zählt er sie ganz klar zu seinen Aufgaben – so, wie seine Vorgänger früher Pferde oder auch Lamas gesegnet haben: "Das ist ein sehr alter Brauch, den die katholische Kirche übernommen hat. Wir adaptieren solche Traditionen und passen sie ein wenig an. Es ist ja nichts Schlechtes daran. Für die Menschen ist es einfach ein Zeichen des Schutzes für ihr Auto und ihre Familie." Der Pater rafft seine Soutane, die nicht mehr ganz so weiß strahlt wie noch am Morgen und macht sich mit seinem frisch gefüllten Eimer Weihwasser wieder an die Arbeit.

Auch Alfredo Guzman kommt jetzt gleich dran. Vor seinem Auto hat er einen kleinen Altar aufgebaut. Er sieht ein bisschen wie ein Geburtstagstisch für ein kleines Kind aus. "Alles, was wir uns wünschen, haben wir als Miniatur gekauft, damit wir es in der Zukunft tatsächlich bekommen. Kleine Häuschen, kleine Autos und Zertifikate von Schulabschlüssen, das soll der Pater alles gleich mit segnen. Es ist eine Opfergabe."

Ob die Jungfrau von Copacabana Wert darauf legt? Die Pachamama jedenfalls tut es. Lange bevor die Spanier nach Südamerika kamen, war es Brauch, den Göttern Miniaturen darzubringen. Es ist ein Ausdruck von Respekt und zugleich ein Handel. Die Götter sind nicht gnädig, sondern gerecht und nur, wenn gut für sie gesorgt wird, sorgen sie auch für die Menschen. Pater David versprengt trotzdem ohne mit der Wimper zu zucken mit Hilfe einer weißen Blüte sein Weihwasser nicht nur in die offene Motorhaube und über den Köpfe der Kinder, sondern auch auf die Opfergaben. Ein Fotograf macht ein Erinnerungsfoto, das er an Ort und Stelle ausdruckt und schon eilt der Pater weiter, während Alfredo Guzman noch ein Feuerwerk abbrennt.

Zwischen den Miniaturen, die die Wünsche und Sehnsüchte der Familie symbolisieren, sitzt auch ein Frosch aus Ton. Alfredo Guzman hat ihn zusammen mit den Autos und Geldbündeln an einem Stand für Opfergaben gekauft. "Der Frosch ist ein alter Mythos, der Reichtum verspricht. Hinter dem Calvarienberg gibt es einen uralten Frosch aus Stein, alle Welt geht dort hin, um Opfergaben nieder zu legen. Der Frosch ist sehr alt – aber auch ganz aktuell. Er verbindet die Welt der Götter mit der der Menschen," erklärt die Verkäuferin.

Nur die alten Symbole darzubringen, das reicht manchen Pilgern nicht. Nicht wenige wollen, dass ihr Auto den Segen der alten Götter empfängt. Während der Priester vor der Kirche den Frosch mit Weihwasser besprengt, segnet umgekehrt ein paar Straßenquadras weiter unten am Titikakasee ein Schamane das Bildnis der Jungfrau von Copacabana, das einträchtig mit dem Frosch auf einem Auto steht. Victor Quispe trägt eine bunte, handgestrickte Mütze und einen Poncho. Seine Zeremonie ist ungleich aufwendiger und länger als die des Paters. Cocablätter werden in alle vier Himmelsrichtungen gehalten, Räucherwerk geschwenkt und Glöckchen geläutet. "Wir sprechen mit den Berggeistern und der Muttererde – schließlich rollen ja die vier Räder über den Boden, deshalb ist es wichtig, dass Pachamama ihren Segen für das Auto gibt", erzählt der Schamane. Zum Abschluss der Zeremonie schüttet er Bier auf alle vier Räder, gießt auch einen Schluck davon auf die Erde und stößt dann mit den Besitzern des Wagens an, während zwei Musikanten den festliche Augenblick mit Gitarre und Panflöte untermalen. Der Besitzer des Wagens ist sichtlich zufrieden. Dann sagt er: "Jetzt fahren wir noch zur Basilika, damit der Pater das Auto segnen kann."

Text: Katharina Nickoleit
Foto: Christian Nusch

Titel: Bolivien Kompakt
Autorin: Katharina Nickoleit
ISBN: 978-3-89662-588-5
Seiten: 252
Verlag: Reise Know-How
6. aktualisierte Auflage 2017

Weitere Informationen über die Autorin findet ihr unter:
www.katharina-nickoleit.de

[druckversion ed 01/2018] / [druckversion artikel] / [archiv: bolivien]





[art_3] Brasilien: Quallen und dicke Wale
Jahresende in Imbassaí / Bahia
 
Die "mariscada" für zwei war so reichhaltig, dass ich beim Sprung ins Meer danach fast untergehe. "Vorsicht mit den Quallen, die verbrennen einen so richtig", sagt der Junge, der den Strand fegt. Wenn das Meer wild ist, tauchen die Quallen auf bevor sie am Strand sterben.

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Ich weiß schon nicht mehr, was mich eher verbrennen wird, die Sonne oder diese seltsam aussehenden Tierchen, diese lila Ballons. Oder ob ich vorher im Meer untergehe. Ich, ein menschlicher Wal voller Meeresfrüchte, in diesem so ruhigen Meer, das so salzig auf den Lippen brennt. Ich leck mal drüber.

Die "moqueca de camarão e lula" ist fast schon pornographisch-gut. "Wie die so etwas hinbekommen?" Die Köchin lächelt leise. "Und diese Pfeffersoße, wie macht Ihr die? Verkauft Ihr die?" Schweigen.

"Die Küche aus Bahia ist wegen des Dende-Palmöls so gut." Da stimme ich zu. In Brasilien kommt nur die Küche aus dem Amazonas an sie heran, mit ihren gegrillten und gekochten Fischen.

Ich gehe fast im Pool unter, so voll bin ich. Nur Kinder im Pool, die großen Dicken sitzen davor und checken ihre Smartphones. Die posten wohl Bilder vom schönen Strand mit den Palmen, damit die daheim gebliebenen Verwandten mächtig neidisch werden. Durch die Luft fliegen auch welche, mit einem Motor und Propeller auf dem Rücken und einem Fallschirm oben drüber. "Wenn die ins Meer fallen, zieht einen das Gewicht des Motors nicht nach unten?" Wahrscheinlich schon.

Ich muss was machen, mich bewegen. Eric, ein Surfer-Boy, bietet eine Kajaktour über den Rio Imbassaí an. Der Name ist Tupi und bedeutet "Weg des Flusses". Ich nehme ein offenes Kajak, denn ins geschlossene passe ich nicht rein. Immerhin kann ich das Gleichgewicht halten. Ein Tourist neben mir macht eine Rolle ins Wasser.

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Es geht durch Wälder, bis man am Strand ist. Auf einer Seite das Meer, auf der anderen der Strand. Man muss aufpassen, um nicht die im Fluss sitzenden Touristen zu überfahren. Die sitzen gemütlich im flachen Wasser und essen. Dann fahren wir in die Mangroven. Da werfen Fischer ihre Netze aus. Totale Stille, Frieden und Ruhe. Nach einer Stunde Kajak klopft der Hunger an.

Die "moqueca de camarão e siri" ist die beste. "Da passen die Zutaten einfach perfekt zueinander." Genau. Ich fühle mich wie ein durch den blauen Pool rollender Wal. Um mich rum checken alle ihre Smartphones. Demokratische Dinger sind das, denn sie dominieren die Dicken genau wie die Dünnen, die tätowierten Bodybuilder genau wie die sonnenverbrannten Dickbäuche, auf die gleiche Art.

"Hier kann man ganz viel nichts tun." Das Eis schmilzt im Caipirinha-Glas. Nichtstun ist das beste auf der Welt. "Lula de alho e óleo würden wir nehmen, statt paniert. Geht? Und noch mit camarão mit dabei?" Und dann noch eine Caipirinha drauf, nach dem Kokoswasser. Danach essen wir noch "siri com farinha."

"Wie machst Du nur diesen göttlichen Pfeffer?" Die Köchin sagt nichts. Ich muss einen Liter mitnehmen. Noch einen Teller mit "siri" und Salat, um den Magen zu schließen. "Wie viele Caipis hast Du schon?" Dann tanzen unter den Sternen. "Da oben sind die drei Marias, siehst Du?"

Niemand schaut. Alle sitzen über ihren Smartphones, posten Fotos. Ich bin ein besoffener Wal, der im Pool rollt. Wale trinken Alkohol und rollen dann im Pool? Morgen früh gibt es den tollen Kuchen, "tapioca com coco". Der ist auch pornographisch.

Text + Fotos: Thomas Milz

[druckversion ed 01/2018] / [druckversion artikel] / [archiv: brasilien]





[art_4] Peru: Paddington Bär - Ein Gast aus dem dunkelsten Peru
 
Im tiefsten, dunkelsten Peru aus einem Fluss in den Anden gefischt ist Paddington, der liebenswert tollpatschige Bär, zurück in den deutschen Kinos: am 23. November lief Teil II des erfolgreichen Familienfilms an.

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Grund genug für eine kleine Reise in die Heimat von Paddington in den Feuchtnebelwäldern an der Westseite der Andenkordillere. Brillenbären wie Paddington fühlen sich hier wohl, im feucht-subtropischen Klima auf Höhenlagen zwischen 800 und 4.750 Metern.

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In Peru gibt es insgesamt zehn Schutzgebiete, in denen der Andenbrillenbär beheimatet ist. Hier wird die vom Aussterben bedrohte Spezies erforscht und mit verschiedenen Maßnahmen erhalten. Diese Schutzgebiete ziehen sich entlang der Bergkette von Nord nach Süd, eine Reise auf den Spuren von Paddington bringt zahlreiche natürliche und kulturelle Highlights mit sich.

Im Inland an der Nordküste, östlich der beliebten Badeorte Piura und Tumbes, liegen die Nationalparks Tabaconas-Namballe und Cerro de Amotape. Beide zeichnen sich durch ihre Vielfalt an Flora und Fauna aus, die hier im pazifischen Regenwald zu finden ist.

Weniger bekannt, doch nicht minder reizvoll, ist der Nationalpark Rio Abiseo, wo seit 1983 der Nebelwald mit seiner einzigartigen Tier- und Pflanzenwelt geschützt wird. Seit 1990 gehört der 2745 km2 große Park nahe Trujillo, Teil der Route der Moche, zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Neben exotischen Pflanzen wie Orchideen, Bromelien, Moosen oder Farnen und tierischen Bewohnern wie Gelbschwanz-Wollaffen, Andenhirschen oder Gürteltieren finden sich hier außerdem 36 präkolumbische Stätten, die einen Besuch wert sind.

Auch in der Region Huaraz, dem Bergsteigermekka Perus, steht der Brillenbär hoch im Kurs. Hier lebt er beispielsweise im Nationalpark Huascarán, benannt nach dem mit 6.768 Metern höchsten Berg des Landes. Ob Paddington den Traum vieler Bergsteiger teilte, diesen Riesen einmal im Leben zu bezwingen?
 
Der Gebirgszug Yanachaga im Nationalpark Yanachaga-Chemillen, ein weiteres Habitat des Brillenbären, galt einst als heilige Stätte. "Yanachaga" ist Quechua und bedeutet "schwarze Masse", "Chemillén" heißt "verbrannter Berg". Die Flora des Nationalparks zählt zu den vielfältigsten des Landes.

Der Nationalpark Tingo Maria besteht aus einer "schlafende Schönheit" genannten Gebirgskette, deren Form an die einer liegenden Frau erinnert. Hauptattraktion ist, neben dem geschützten Brillenbären, die Höhle der Eulen, ein komplexes Tunnelsystem im Inneren der Berge.

Auch im bekannten Manu-Nationalpark im südlichen Regenwald Perus sind die Verwandten von Paddington Zuhause. Besucher haben dort die Möglichkeit, im Rahmen von geführten Aktivitäten mehr über die Tiere und  die verschiedenen Schutzprojekte zu erfahren.

In der Gegend um Cusco, der Wiege des Inka-Imperiums, befinden sich zwei weitere Schutzgebiete. Eines davon liegt im Nationalpark Ampay, benannt nach dem gleichnamigen Fünftausender, ein beliebtes Ziel unter Bergsteigern. Das zweite liegt direkt im Naturreservat Machu Picchu. Ab und an konnten Touristen schon in Aguas Calientes Brillenbären beobachten.

Und auch im wahren Leben ereignet sich in Peru ab und zu eine Geschichte wie die von Paddington. So entdeckte der Naturfotograf Michael Tweedle in der Gemeinde Corosha in der Region Amazonas zufällig eine bisher unbekannte Spezies: den goldenen Anden-Brillenbär.

Text + Fotos: PROMPERÚ

[druckversion ed 01/2018] / [druckversion artikel] / [archiv: peru]





[kol_1] Grenzfall: Zwei Tage durch die Atacama-Wüste



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Es war Nacht als irgendwo zwischen La Serena und Copiapó ein Schild verkündete, dass wir soeben die Region Atacama erreicht hätten. Die Ruta 5, wie die entlang Chiles Atlantikküste verlaufende Panamericana hier heißt, wurde gerade von heftigen Windböen gepeitscht. Überall um uns herum wirbelte Sand, die Sicht betrug weniger als 50 Meter.

Die Atacama Region, auch Verwaltungsregion III genannt, zieht sich über nahezu den gesammten Norden Chiles hinauf zur Grenze mit Peru, landeinwärts bis hoch zur Grenze mit Bolivien und weiter westwärts bis in das Grenzgebiet mit Argentinien. Wir folgten der Panamericana noch einige hundert Kilometer weiter nach Norden bis nach Antofagasta, einer Mischung aus Wildweststadt und modernen Hochhausvierteln.


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Die Ruta 5 führt meist über einen Gebirgskamm, der zwischen 1000 und 2000 Meter hoch liegt. Links geht es rasant hinab zum Pazifik. Ostwärts trennt uns eine weitere Bergkette von der eigentlichen Atacama-Wüste. Hoch in den Bergen glitzern einige weiße Gebäude – Sternwarten, die den unglaublichen Sternenhimmel abtasten.

Abgesehen von den Städten Copiapó und Antofagasta ist es einsam hier. Ab und zu kommen wir an kleinen, verlassen scheinenden Dörfern vorbei. Und alle paar hundert Kilometer erwartet uns ein einsamer Zivilisationsposten mit Tankstelle und Restaurant. Der Rest ist Sand und Fels, von der Sonne in goldenes Licht getaucht.

Von der am Pazifik gelegenen Stadt Antofagasta aus geht es landeinwärts Richtung Calamá, einer Bergwergsstadt auf halber Stecke hinein in die eigentliche Wüste, zu unserem Ziel: San Pedro de Atacama. Hier wollen wir unser Lager aufschlagen, von hier aus die Wunder der Umgebung erkunden.


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Auf unserem Weg kommen wir an verlassenen Minenstädtchen vorbei. Heftige Erdbeben haben die Mauern der Häuser niedersgerissen. Einige Kilometer weiter erwartet uns ein erschütterndes Zeugnis der Erdstöße: ein komplett aus Holzkreuzen bestehender Friedhof, auf dem Mitte des letzten Jahrhunderts die Opfer der Erdbeben begraben wurden.

Ein halb geöffneter Kindersarg gibt den Blick auf ein vertrocknetes Kinderskelett frei. Der Oberkörper bedeckt von Kleidung, die kleinen Lederschuhe in scheinbar perfektem Zustand.

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Hunderte Holzkreuze durchziehen die grau-braune Landschaft. Mittendrin sorgen vereinzelte Blumen für pastellene Farbtupfer. Und eine Nationalflagge flattert im Wind.

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Die chilenische Flagge treffen wir immer wieder entlang des Weges. Sie schmückt die unzähligen Heiligenschreine und Gebetsstätten, wie die der Santa Teresa de los Andes, Angehörige des Karmeliterordens, die zu Beginn des letzten Jahrhunderts lebte und später vom Vatikan heilig gesprochen wurde.


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Wir ziehen weiter landeinwärts Richtung Atacama-Wüste. Die wellenförmige Landschaft zwischen Calamá und San Pedro reicht bis auf 3500 Meter, danach hinunter bis auf 2300 Meter in San Pedro.


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Diese Stadt hat gerade einmal 3000 Einwohner. Doch sie wimmelt von Touristen aus aller Herren Länder. Rucksacktouristen aus Deutschland und Frankreich, Brasilianer und Chilenen mit ihren Allrad-Geländewagen.

San Pedro gilt als Zentrum der Atacama-Wüste, dem trockensten Fleck auf unserem Planeten. Über Jahre werden keinerlei Niederschläge gemessen. Der Humboldtstrom an der Küste verhindert die Bildung von Regenwolken und die Bergketten der Anden bilden ein natürliches Schutzschild vor Westwinden.


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Zwei Tage haben wir eingeplant, um die Region zu erkunden. Am ersten besuchen wir das Valle de la Luna, das Mondtal, das uns einen traumhaften Sonnenaufgang inmitten der golden-glühenden Berge beschert. Danach fahren wir weiter nach Süden.

Die Vegetation ist karg. Vereinzelt sehen wir Kakteen und kleine, vertrocknete Büsche. Auf der weiten Ebene südlich von San Pedro gibt es zudem kleinere mit Bäumen umgebene Lagunen. Hier treffen wir auf Lamas und Guanacos, die typischen Bewohner der Andenregion. In höher gelegenen Berggebieten streunen Füchse umher, die erstaunlich zutraulich sind. Mit etwas Brot kann man sie bis auf wenige Meter heran locken.


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Wir erreichen die Salar de Atacama, eine riesige Salzwüste, deren flache Bäche von Schwärmen von Flamingos bewohnt werden. Majestätisch gleiten sie im Tiefflug über das Wasser oder schreiten auf ihren dürren Beinen durch das selbige. Bis zu 1500 Meter sei die Salzschicht hier an manchen Stellen tief, erzählt unsere Reiseführerin.

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Weiter südöstlich geht es aus der Ebene hinauf in die von Vulkanen bestimmte Höhen. In dem kleinen Dorf Socaire geraten wir in eine Prozession zu Ehren der Jungfrau von Guadalupe.


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Danach geht es weiter die Berge hinauf. Dort treffen wir auf die türkisfarbenen Gebirgsseen Miscanti und Mineques, die einen beeindruckenden Kontrast zu den gelb strahlenden Gräsern um sie herum bilden.


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Am zweiten Tag brechen wir früh auf. Wir machen uns auf Richtung Norden, zu dem Geysir von Tatio, auf 4300 Metern gelegen. Hier treffen kalte unterirdische Bäche auf das heiße Vulkangestein.

Die Nachttemperaturen erreichen bis zu 10 Grad minus und lassen unsere Fingerkuppen blau anlaufen. Wir versuchen uns über den aus den Geysiren aufsteigenden Wasserdampfschwaden etwas aufzuwärmen.

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Bis zu 10 Metern hoch spucken die Geysire alle paar Minuten ihre Wasserschwaden in den Himmel. Doch das wirklich beeindruckende Spektakel beginnt mit dem Sonnenaufgang, wenn die ersten Sonnenstrahlen sich in den Wasserdampfwolken brechen.


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Vom Tatio-Geysir aus führt unser Weg östlich in Richtung des Jama-Passes, dem Grenzübergang zu Argentinien. Wir machen einen kleinen Abstecher hinüber nach Bolivien, um die Laguna Verde und die Laguna Azul zu besuchen. Am kleinen Grenzposten der bolivianischen Polizei lässt man uns trotz fehlender Einfuhrpapiere für unsere Autos passieren – gegen ein kleines freiwilliges Bakschisch.


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Nach wenigen Kilometern erstrecken sich die blaue und die grüne Lagune vor uns am Horizont. Am Rand zugefroren, wagen wir uns zu Fuß hinauf aufs Eis. Flamingos gleiten über uns hinweg.

Nach drei Stunden in Bolivien sind wir zurück in Chile. Es geht weiter nach Osten, Richtung Argentinien. An einem steilen Anstieg bis auf über 4800 Meter beginnen die Motoren unserer Autos zu stocken.

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Wir müssen die Luftfilter auswechseln - sie sind vollkommen verstopft mit Wüstensand.


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Je näher wir der argentinischen Grenze kommen, desto heftiger weht der Wind. Argentinien sei das Land, in dem der Wind wohne, sagen die Einwohner der Region. Wir müssen ihnen Recht geben.

Atemberaubend schön ist die Landschaft hier im Altiplano. Wir hätten gerne mehr Zeit, um sie zu genießen. Doch wir müssen weiter hinunter nach Salta. Das nächste Mal dann, so schwören wir uns, als wir den Juma-Pass nach Argentinien überqueren.


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Text + Fotos: Thomas Milz

[druckversion ed 01/2018] / [druckversion] / [archiv: grenzfall]





[kol_2] Amor: Mit "Taxitänzern" durch die Nacht von Buenos Aires

Der Tango ist der Tanz der Tänze. Wer keinen Partner hat und sich trotzdem dem Rhythmus hingeben möchte, kann sich in der Hauptstadt Argentiniens Tangotänzer mieten.



Tango tanzen ist mehr als tanzen. Es ist eine Leidenschaft. Der beliebte Paartanz stammt aus dem 19. Jahrhundert aus Uruguay und Argentinien und ist heutzutage ein Symbol der Eleganz. Seine Historie ist jedoch weitaus weniger elitär: sein Geburtsort ist das ehemalige Arbeiterviertel La Boca. Hier lebten damals vor allem männliche Einwanderer aus Europa. Aufgrund des akuten Frauenmangels übten diese den Paartanz meist mit einem gleichgeschlechtlichen Partner, um gewappnet zu sein wenn sich dann doch einmal die Möglichkeit bot, eine Dame mit den Tanzkünsten zu beeindrucken. Damals wurde der Tango meist mit Armut und Verbrechen in Verbindung gebracht und von der feinen Gesellschaft verpönt.



Erst im 20. Jahrhundert griff der Trend zum Tango um sich und erfasste auch die Mittel -und Oberschicht. Mit reineren Kompositionen machte sich der Tango auf, vom Untergrund in die edlen Ballsäle der Stadt. Heute ist der Tango einer der beliebtesten und weltweit bekanntesten Tänze und aus den Straßen von Buenos Aires nicht weg zu denken.



Zahlreiche Milongas, Bars und auch Straßenabschnitte laden sowohl tagsüber als auch in der Nacht ein, sich vom Tango umarmen zu lassen. Wer keinen Tanzpartner hat, muss schon lange nicht mehr darauf verzichten, das Tanzbein zu schwingen. So genannte "TaxitänzerInnen" können in Buenos Aires gemietet werden.



Das Geschäft mit den TaxitänzerInnen ist kein Neues. Ihren Ursprung hat die Idee der Taxitänzer bereits im 19. Jahrhundert. In englischen Teehäusern fand jeden Sonntag der Tanztee statt. Alleinstehende, wohlhabende Frauen schmückten sich dabei oft mit jungen Tänzern. Im Gegenzug erhielten die Tänzer einen kleinen Obolus, die sogenannte "Tax". Im Laufe der Jahre hat sich dieser Begriff zu "Taxi" umgeformt und ist weit verbreitet in der Tanzszene.

In Buenos Aires boomt das Geschäft mit dem Tanzpartner zur Miete – ist die Stadt doch als Metropole des Tangos bekannt. Auf Flugblättern, über Agenturen und Mundpropaganda bieten Taxitänzer und -tänzerinnen ihre Leidenschaft an. Für einen Stundenlohn begleiten die Taxitänzer ihre Kunden den gesamten Abend und gemeinsam ziehen sie von Bar zu Bar. Eine Sache ist wichtig: es geht hierbei um den Tanz, die Liebe zum Rhythmus und dem gemeinsamen Tanzen egal auf welchem Niveau. Taxitänzer helfen beim Erlernen der Schritte, dem Verbessern oder dabei, lediglich den Tanz zu genießen.

Text + Fotos: Ente de Turismo de la Ciudad de Buenos Aires

[druckversion ed 01/2018] / [druckversion artikel] / [archiv: amor]





[kol_3] Sehen: Costa Rica – Paradies zwischen den Ozeanen
 
In Costa Rica begrüßen sich die Einheimischen mit "pura Vida", "pralles Leben". Damit bringen sie auf den Punkt, was die schmale Landbrücke zwischen den Kontinenten so einzigartig macht: Exotische Artenvielfalt von Pflanzen und Tieren wie nirgendwo sonst auf der Erde. Leuchtend grüner Urwald, der bis an die Ufer von gleich zwei Weltmeeren reicht und dem Land seinen Namen gegeben hat: Costa Rica, reiche Küste.

"Terra X: Schätze aus der Unterwelt - Entdeckung im Mexiko": Blick von oben auf die Stadt Teotihuacán.
Foto 1: Viele Strände hat Costa Rica, einige davon sind menschenleer.

© Bild: NDR/docstation/Marco Berger

Info und Sendetermin

Donnerstag, 11. Januar 2018 | 20:15
Sender: NDR 
Reihe: Länder - Menschen - Abenteuer
Länge: 45 Minuten

Alvaró Araya wusste diesen Reichtum schon als Kind zu nutzen. Heute wie damals erntet er eine seltene und sehr nahrhafte Palmenfrucht - Pejibaye. Daraus lässt sich so ziemlich alles machen: Brot, Kuchen, Saft, sogar Eis. Die Costa Ricaner lieben Pejibaye und die Nachfrage ist groß. Bei der Ernte darf Alvaro nicht zimperlich sein, die Früchte wachsen unter der Krone von 30 Meter hohen, stacheligen Palmen. Mit selbstgebastelten Erntestäben werden die schweren Staudenfrüchte abgeschnittenen und aufgefangen, das ist mitunter lebensgefährlich. 

"Terra X: Schätze aus der Unterwelt - Entdeckung im Mexiko": Archäologen und Drehteam. Im Hintergrund altes Gebäude.
Foto 2: Nur mit der selbstgebauten Seilbahn gelangt Alvaro Araya auf seine Pejibaye-Plantage. Die Palmfrucht ist sehr beliebt.

© Bild: NDR/docstation/Marco Berger

So hoch klettern Brüllaffen meistens nicht. Das macht sie zur leichten Beute für Wilderer, die die Jungtiere fangen und verkaufen. Kann die Polizei das verhindern und die Tiere retten, bittet sie Enka Garcia um Hilfe. Die engagierte Biologin päppelt vor allem Babys auf und versucht, eine Adoptiv-Affenmutter für sie zu finden. Das ist ein heikler und schwieriger Prozess. Ihr Erfolg hat Enka das Prädikat "Affenflüsterin" eingebracht. Seitdem kommen Tierschützer aus aller Welt in Enkas Rettungsstation an der Karibik, um von ihr zu lernen. 

"Terra X: Schätze aus der Unterwelt - Entdeckung im Mexiko": Gómez und zwei Arbeiter in unterirdischem Gang.
Foto 3: Pipo ist 83 Jahre alt, mit seinem Ochsenkarren beliefert er die Nachbarn im Dorf mit Sand.

© Bild: NDR/docstation/Marco Berger

In San José einen Brief zuzustellen, ist eine echte Herausforderung. Manche Adressen haben weder Straßennamen noch Hausnummern. "An der Ecke hinter dem Friedhof, wo früher der Hotdog-Verkäufer stand" steht dann auf den Briefen. Der Postbote Andres Madrigal liest seine "Adressen" täglich wie Schatzkarten. Manchmal muss er beim Sarg-Bauer nachfragen oder am Mango-Stand, auf den bunten Märkten oder bei Antonio, dem Eisverkäufer. Auch Antonio bekommt mal Post. "Für Antonio, mit dem besten Eis der Stadt" steht dann drauf. Das ist sicherer als jedes Einschreiben, auch wenn Andres bis heute nicht weiß, wo Antonio wohnt. 

"Terra X: Schätze aus der Unterwelt - Entdeckung im Mexiko": Blick von oben auf die Stadt Teotihuacán.
Foto 4: Pipo holt den Sand mit den Ochsenkarren vom nahe gelegenen Strand

© Bild: NDR/docstation/Marco Berger

Wer einen Brief nach Santa Cruz schickt, schreibt nicht etwa den richtigen Namen der Stadt auf den Umschlag, sondern "Ciudad Folclórica". Dann ist die Chance größer, dass er ankommt. Santa Cruz ist die Hauptstadt der Folklore, ihr Instrument die Marimba. Wer sie spielt, hat Unterricht bei Randy genommen. Der Mann ist Musiklehrer und repariert die kostbaren Instrumente auch. Allerdings bewegt sich Randy dabei immer an der Grenze zur Illegalität. Der Handel mit Marimba-Hölzern ist streng verboten, denn sie sind aus Tropenholz.

Etwa sechshundert Strände hat Costa Rica. Einige davon sind menschenleer, aber nicht ganz ungefährlich. Jedes Jahr ertrinken 150 Menschen in den Wellen. Daniela Fernandez quält sich, damit diese Zahl abnimmt. Die 18-Jährige möchte Rettungsschwimmerin werden. Ihr Lehrer hat den Ruf, besonders streng zu sein. Wer schwache Leistung zeigt, fällt durch.

Nur eine Autostunde von der Küste entfernt gedeiht der beste Kaffee der Welt, sagen die Bauern. Tatsächlich sind die Bedingungen in den Bergen auf 1.500 Metern Höhe perfekt für eine Spitzenqualität. Der Kaffee von der Finca der Familie Barrantes wurde schon einmal mit der "Taza de Excelenzia" ausgezeichnet, dem Oscar der Kaffee-Produzenten. Der Kaffee der Barrantes geht in die ganze Welt. Doch die exklusiven Kunden sind wählerisch und überzeugen sich gerne direkt vor Ort von der Qualität der Ware. 

Costa Rica - eine wahre Oase zwischen zwei Kontinenten und zwei Ozeanen.

Text: NDR

[druckversion ed 01/2018] / [druckversion artikel]





[kol_4] Sehen: Der pazifische Feuerring – Mexico und Guatemala

In Mexiko und Guatemala befinden sich zahlreiche Vulkane. Die bekanntesten sind der nahe Mexiko-Stadt gelegene Popocatépetl, der vom Volk der Maya als göttliches Wesen verehrt wird, und der Pacaya in Guatemala, der das Ziel zahlreicher Vulkantouristen ist.
 
"Terra X: Schätze aus der Unterwelt - Entdeckung im Mexiko": Blick von oben auf die Stadt Teotihuacán.
Foto 1: Der Maya-Priester Carlos Escalante während einer Zeremonie auf dem Gipfel des Santa Maria-Vulkans

© Bild: PHOENIX/ZDF/ARTE

Info und Sendetermine

Mittwoch, 17. Januar 2018 | 00:45
Sender: Phoenix
Länge: 45 Minuten

Der Popocatépetl, der zweithöchste Vulkan Nordamerikas, erhebt sich in Sichtweite von Mexiko-Stadt. Kein anderer Vulkan am Pazifischen Feuerring bedroht mehr Menschen, denn über 25 Millionen leben in der Hauptstadtregion, die durch einen schweren Ausbruch gefährdet wäre. Zahlreiche historische Gebäude von Mexiko-Stadt sind aus Vulkanstein gebaut, die Hügel an den Rändern der Metropole erloschene Vulkane. Seit Jahren umgibt eine zwölf Kilometer umfassende Sperrzone den Popocatépetl. Die Menschen, die in kleinen Dörfern in unmittelbarer Nähe von "Don Goyo", wie sie den Vulkan nennen, leben, fürchten ihn allerdings nicht. Ihre Regenmacher besänftigen den Vulkan mit Ritualen und Opfergaben.

"Terra X: Schätze aus der Unterwelt - Entdeckung im Mexiko": Archäologen und Drehteam. Im Hintergrund altes Gebäude.
Foto 2: Der erloschene Vulkan Agua in Guatemala. Das Land hat über 30 Vulkane, drei davon sind zurzeit aktiv.

© Bild: PHOENIX/ZDF/ARTE

500 Kilometer westlich liegt der Colima, der aktivste Vulkan Nordamerikas. Seit vier Jahren wächst der sogenannte Lavadom des Vulkans, die Asche-Eruptionen nehmen zu. Die Bewohner in dem kleinen Dorf La Yerbabuena, das an den Flanken des Vulkans liegt, wurden in den letzten zehn Jahren so häufig evakuiert, dass einige von ihnen sich mittlerweile weigern, ihr Dorf erneut zu verlassen.

In Guatemala findet eine Begegnung mit dem Maya-Priester Carlos Escalanta statt. Erst seit 1996, dem offiziellen Ende des Bürgerkriegs, können die Maya ihre Rituale wieder abhalten. Vulkane spielen in der Spiritualität des Volkes eine wichtige Rolle: Sie sind heilige Orte, ja sogar heilige Wesen. Guatemala ist auch das Ziel zahlreicher Vulkantouristen. Besonders beliebt ist der Pacaya, denn kaum ein anderer Vulkan ist so leicht zu besteigen. Wenige Monate vor den Dreharbeiten zu dieser Folge wurde er von einer gewaltigen Explosion regelrecht auseinandergerissen, seitdem ist der Zugang teilweise gesperrt. Trotzdem nähert sich das Kamerateam mit dem Führer Rodolfo und einigen wagemutigen Touristen dem dampfenden Krater.

"Terra X: Schätze aus der Unterwelt - Entdeckung im Mexiko": Gómez und zwei Arbeiter in unterirdischem Gang.
Foto 3: Ausbruch des Colima-Vulkans. Der Vulkan in der Nähe der gleichnamigen Stadt ist einer der aktivsten Vulkane Nordamerikas.

© Bild: PHOENIX/ZDF/ARTE

Eine Reise rund um den Pazifischen Feuerring - dorthin, wo die Erde nicht zur Ruhe kommt - ist ein abenteuerliches Unterfangen, eine Art Zeitreise zu den Anfängen unseres Planeten. Knapp 40.000 Kilometer zieht sich die geologisch aktivste Zone der Erde rund um den Pazifischen Ozean, von Alaska bis Südamerika und von Neuseeland bis zur russischen Halbinsel Kamtschatka. Die Filmteams begleiten Wissenschaftler, die die Welt der Vulkane mit modernster Technik erforschen, und besuchen Menschen, die entlang des Pazifischen Feuerrings im Schatten gefährlicher Vulkane leben.

Text: Phoenix

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