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caiman.de 5. ausgabe - köln, 15. mai. 2000
chile

la ruta austral (teil 3)

13.1.2000 Reserva Nacional las Torres bis La Junta


Am nächsten Morgen spiegelt sich die Sonne auf dem gegenüberliegenden Gletscher. Der See reflektiert das Bild. Als mein Blick allerdings zum Bus abschweift, bemerke ich einen weiteren Reifen, der sich zum Plattfuß zu entwickeln droht. Das allgemeine Entsetzen ist groß.

Noch hat er nicht alle Luft verloren, aber leider verhält sich meine Pumpe heute negativ; und entzieht ihm Luft, anstatt sie ihm zu geben. Da springt wieder der unheimlich nette guardaparque ein. Er hat zwar ein älteres und einfacheres Pumpmodell, aber abwechselnd schaffen wir es, den Reifen auf 35 zu bringen. Nun aber los! In nur 11 km Entfernung, genauer gesagt in dem malerischen Dorf Villa Amengual, soll es einen Reifenspezialisten geben.

urwald, gletscher, wasserfälle...

Er heißt Mardoni, ist aber erstens aushäusig und hat nur seine Frau zurück gelassen, soll zweitens zwar "bald" wiederkommen, das nutzt uns aber nichts, denn er hat drittens kein Flickzeug ("parche"). Wenn wir allerdings am 20.1. vorbeigekommen wären. hätten wir Glück gehabt, denn dann würde er seine Werkstatt eröffnen!
Wir bitten um Verständnis, dass wir nicht so lange warten können und verabschieden uns mit den vier übrig gebliebenen Reifen, das Holzhäuserdorf zurücklassend.
Die Landschaft bleibt großartig: Urwald, Weiden, Gletscher, Wasserfälle, Eisflüsse.


herr, bitte schicke uns einen fähigen reifenflicker!
Bald fahren wir in den Nat. Park Quelat (südlicher Abschnitt) ein. Hier überschlagen sich die Naturwunder noch. Der platte Reifen ist vergessen. Unser Sorgenkind hält die Luft an und in Puerto Puyuguapi (ca.80 km weiter) gibt es Hilfe, versichert man uns. Also zurücklehnen und genießen! Aber die kurvenreiche Strecke verlangt einige Aufmerksamkeit. Wenige km nach der Einfahrt in den Nationalpark bestaunen wir den "Salto El Condor" zu unserer Linken.
Bald fahren wir am Sektor "Porzuelo" vorbei (C-Plätze angesagt). Vor unseren Augen erhebt sich frontal eine mächtige Gletscherwand; ein Vorgeschmack auf den nur 2,5 km entfernten Sektor Venisqueros.

Hier fahren wir hinein und kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus. In kurzer Entfernung sehen wir "Hängende Gletscher" (nur ca.2km Luftlinie entfernt), aus denen fünf Wasserfälle stürzen, wovon einer besonders prächtig ist. Wir wollen auf ihn zuwandern (3,3 km), aber der Weg wird zu sumpfig. So kommen wir nur zum Mirador über die neukonstruierte, schwankende Hängebrücke des Rio Tempano.
Campen würde hier 4000 pesos pro Stellplatz (WC, kalte Dusche) kosten, und es hätte uns sehr gereizt. Immerhin machen wir hier ein ausgiebiges Picnic.

Es ist dann doch ein sichereres Gefühl, den Plattfuß in Puerto Puyuguapi geflickt zu bekommen. Wir fahren langsam weiter am Meeresufer des Fjords vorbei und erreichen das Städtchen. Es wurde 1935 von Sudetendeutschen gegründet und hat noch Cafes und ein Hotel, das den deutschen Namen Roßbach trägt.
Der Reifenflicker hier soll Dino oder so ähnlich heißen. Wir sollten in einer bestimmten Hospedaje nach ihm fragen. Er flicke die Reifen "aus Gefälligkeit", also kein Profi!

take me to the bridge

Eine Geschäftsfrau, tüchtig aussehend in ihrem böhmischen Kittel, gibt uns die Auskunft, ja, wir seien richtig.
Doch - Dino ist ausgeflogen, nach Coyhaique (nur etwa 18o km südlich), will aber morgen Mittag wieder hier sein. Nun weiß man ja aus Erfahrung, dass "manana" ein dehnbarer Begriff ist - und wenn die Kerls einmal in der Stadt sind...
- "Vielen Dank, senora!"
- "In la Junta wird man Ihnen sicher helfen !"...


der gletscher spiegelt sich im see
O.K. wieder 43 km weiter fahren mit dem Gefühl: oh je, wenn das Sorgenkind schlapp macht, stehen wir in der Pampa!
Der nördliche Sektor "Angostura" des N.P. Queulat" zieht vorbei, Camping- und Angelplätze anbietend. Weiter, obwohl das Seeufer reizt. Wir finden einen Stellplatz, der nicht allzu entzückend ist, weil er quasi neben der Straße liegt. Wir beginnen schon auszupacken, als mein Radarauge auf unseren Sorgenreifen fällt.
Er ist dabei, sich zu plätten, was ein hektisches Wiedereinpacken herbeiführt und uns schnell nach La Junta fahren läßt. Es ist ja auch erst 17 Uhr!


Endlich kommen wir nach La Junta. Hier gibt es gleich zwei vulcanisadores. Uff, das war knapp! Der Reservereifen - stellt sich heraus - hat sich einen großen spitzen Stein eingefangen und sich sofort geplättet. Der andere ein subtil kleines, spitzes Steinchen, dass einen langsameren Plattfuß verursachte.
Nach dem halbstündigen Aufenthalt fahren wir glücklich weiter, fragen noch zwei Ortsschönheiten nach dem Weg. Er geht natürlich nichts rechts zum Lago Verde, sondern geradeaus über eine Hängebrücke.
Wir waren kaum 10 km gefahren als sich nach links ein Weg zwischen Bäumen und Büschen auftut. Hier biegen wir ein und finden einen schönen Stellplatz (50m von der Straße entfernt, aber nicht einsichtig!).
pa`rriba

(Text: Hejo Sistermans, Fotos: Hejo und Gipsy Sistermans)
Der vierte Teil folgt am 22. Mai. 2000.
la ruta austral (teil 1)
la ruta austral (teil 2)
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