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[kol_4] Lauschrausch: Heiße Klänge aus dem kalten Norden
Wandler zwischen den Musikwelten: Tómas R. Einarsson
 
Zwei Ausnahmen macht dieser Lauschrausch: Die besprochenen Alben sind schon älter und sie stammen aus… Island! Wie passt das zu caiman? Es liegt einerseits an der Frankfurter Buchmesse, deren Gastland im Oktober 2011 Island ist, andererseits an Tómas R. Einarsson, der ein Wandler zwischen den Musikwelten ist und drei Alben mit kubanischer bzw. lateinamerikanisch beeinflusster Musik aufgenommen hat.

Six-Pack Latino
Björt mey og mambó
MM 017, 1999

Der isländische Bassist entdeckte nach einer Konzertreise Mitte der 90er Jahre nach Argentinien und Chile seine Liebe zu lateinamerikanischen Rhythmen. So findet sich schon 1998, auf seinem Album "Á gódum degi", ein erster selbstkomponierter Mambo sowie eine Hommage an Tom Jobim. Ein Jahr später, auf der CD des Projekts "Six Pack Latino", spielt und betextet er auf Isländisch Stücke von María Teresa Vera oder Guillermo Barreto. Im Jahr 2002 schließlich entsteht sein erstes komplettes Latin-Jazz-Album, "Kúbanska", das bei auf lateinamerikanische Musik spezialisierten Kritikern auf großes Lob stieß (bester Track: "Títómas"). So schrieb Michal Bailey in "All About Jazz": "It´s a funny thing, all of this Latin Jazz coming from such remote places. But when it´s played that well, who cares?” Die Musik seines rein isländischen Septetts klingt darauf wie eine Mischung aus kubanischen Rhythmen und unterkühltem nordischen Jazz. Pianist Eythór Gunnarsson, der mit Mezzoforte weltberühmt geworden ist, spielt hier nicht nur Klavier, sondern auch Percussion, die er bei einem Kubabesuch lieben lernte.

Tómas R. Einarsson
Kúbanska
Omi 009, 2002
Tómas R. Einarsson
Havana
Blánótt 002, 2004

Einarsson, der u.a. Spanisch studiert und Autoren wie Isabel Allende, Gabriel García Márquez oder Julio Cortázar ins Isländische übersetzt hat, reiste im Jahr 2000 ebenfalls nach Kuba. Drei Jahre später nahm er dort das Album "Havana" auf, mit dem er den wichtigsten Musikpreis Islands gewann. Auch hier finden sich nur Eigenkompositionen, die aber diesmal nur mit kubanischen Musikern eingespielt wurden, u.a. dem Tres-Spieler César Hechevarría oder dem Trompeter Daniel Ramos. Auch von diesem Album waren die ausländischen Kritiker begeistert. Auf seinem dritten Latin-Jazz-Album "Romm Tomm Tomm" mischte er im Jahr 2006 schließlich 14 isländische und kubanische Musiker. Aufgenommen in Reykjavik und in den berühmten EGREM-Studios in Havanna, zeichnet sich auch dieses Album durch groovende Sounds und musikalische Perfektion aus. Die Eigenkompositionen klingen funky und modern, nicht zuletzt, weil auch ein DJ hier und da scratchen darf.

Tómas R. Einarsson
Romm Tomm Tomm
Blánótt 004, 2006
Diverse
Putumayo Presents Latin Jazz
Putumayo, 2007

Während der Aufnahmesessions in Havanna trat die Gruppe in der Casa de la Amistad auf und erntete großen Beifall. Das Label Putumayo präsentiert auf seiner Compilation "Latin Jazz" mit "Rumdrum" einen Titel von Tómas R. Einarsson als einzigem Europäer.

Text: Torsten Eßer

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