caiman.de 09/2011

[art_1] Spanien: La Alcazaba de Málaga
Eine Festung mit Blick aufs Meer
 
Die Alcazaba von Málaga wurde im 11. und 12. Jahrhundert auf Befehl der arabischen Könige des Taifa-Reichs von Granada erbaut, zum Schutz dieses Küstenabschnitts und der Hafenbucht von Málaga. Sie ist – zusammen mit der Alcazaba von Almería – der größte Festungsbau aus der islamischen Epoche Spaniens. Interessanterweise gibt es bei ihren architektonischen Grundrissen kaum gerade Linien, sondern ihre Formen und der Verlauf ihrer Schutzmauern richten sich nach der Gestalt des Felsens, auf dem sie, hoch über der Altstadt von  Málaga thronend, errichtet sind.

[zoom]
[zoom]

[zoom]
[zoom]

Die Alcazaba der andalusischen Hafenstadt ist eine gewaltige Militäranlage mit doppeltem, an einigen Stellen sogar dreifachem Ring aus Schutzmauern. Im Hochmittelalter war sie fast uneinnehmbar, trotzdem gelang es den maurischen Mönchskriegern der Almoraviden und Almohaden, Málaga einzunehmen und ihre arabischen Brüder zu beherrschen. Und im Jahr  1487 marschierten hier die Katholischen Könige ein und besetzten die Stadt und ihre Alcazaba nach einer langen und erfolgreichen Belagerung.

[zoom]
[zoom]

[zoom]
[zoom]

Heute ist ihre militärische Funktion vergessen und die Alcazaba kann sich einer schöneren Aufgabe widmen: sie bietet sich an als "Balkon von Málaga". Denn die Aussicht von ihren Türmen und Mauern auf die Altstadt auf der einen und den Hafen und das Mittelmeer auf der anderen Seite ist wunderbar. Vor allem an Sonntagen kommen nicht nur Touristen, sondern auch zahlreiche  Malagueños, um von hier auf die Meeresbucht zu blicken.

Im Innern der Festung, im ersten Bezirk gleich hinter dem Eingangstor, kann man viele archäologische Funde aus der Römerzeit begutachten: Säulen, Schrifttafeln und Sarkophage mit lateinischen Inschriften. Im innersten und gleichzeitig am höchsten gelegenen Komplex der Burg befinden sich die Innenhöfe und Säle des Königspalasts.

[zoom]
[zoom]

Obwohl man dort die typischen Details eines muslimischen Palastes wie Portale mit Hufeisenbögen, Fenstergitter aus Stuck oder Holz und Gipsdekoration mit Sternen und floralen und geometrischen Mustern sowie Patios mit Brunnen und kleinen Gärten entdecken kann, fehlt ein wenig die Patina der Authentizität.

Der gesamte Palastkomplex zeichnet sich aus durch Schönheit und Harmonie, aber die Alcazaba von Málaga präsentiert sich doch sehr rekonstruiert und weniger authentisch als die drei großen Königspaläste islamischer Architektur in Spanien (Mudéjarstil ist auch islamischer Stil): die Alhambra von Granada, der Alcázar von Sevilla und die Alfajería von Zaragoza.

[zoom]
[zoom]

[zoom]
[zoom]

Die ersten Rekonstruktionen datieren bereits vom Ende des 15. Jahrhunderts, kurz nach der Reconquista. Während der ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts mussten große Teile der Türme und Mauern und besonders der Palasträume der Alcazaba rekonstruiert werden, denn Jahrhundert lang waren sie geplündert worden und schon halb verfallen.

Aber Authentizität hin oder her – die Räume und Patios der Burg von Málaga laden ein zum Spazieren und Meditieren und geben immer noch eine gute Vorstellung von der einst größten Festungsanlage des islamischen Spanien.

[zoom]
[zoom]

Dazu tragen auch die Karten, Tafeln, Architekturmodelle und hervorragenden didaktischen Erklärungen bei, die im Informationssaal der Alcazaba präsentiert werden. Auch für alle, die sich nicht unbedingt für mittelalterliche islamische Architektur begeistern, ist ein Aufstieg zur  Alcazaba lohnenswert, und sei es nur, um die spektakuläre Aussicht und interessante Perspektive zu genießen. Die Alcazaba ist wie eine Krone über Malagas Altstadt, die sich im blauen Spiegel des Mittelmeers anblickt.

[zoom]



Text + Fotos: Berthold Volberg




Volberg, Berthold
Sevilla - Stadt der Wunder
Porträt der andalusischen Kunstmetropole mit großem Bild- und Textteil zur Semana Santa

(Nora) ISBN: 978-3-86557-186-1
Paperback
328 S. - 16 x 25 cm

[druckversion ed 09/2011] / [druckversion artikel] / [archiv: spanien]