caiman.de 06/2010

[kol_1] Grenzfall: Anas letzte Hungerattacke
 
Stopp den Wagen! Da ist was im Busch. Die Rinderherde dort ist aufgebracht und die meisten Rinder ergreifen die Flucht. Das passiert nur, wenn sie sich bedroht fühlen...















...dann sahen wir den Grund: Eine große Wasserschlange hatte sich einer trächtigen Kuh genähert. Sofort stellte sich der Leitbulle der Herde zwischen die neun Meter lange Anakonda und ihr vermeintliches Opfer. Auf diesen Augenblick wiederum schien die Schlange nur gewartet zu haben, denn von Beginn an hatte sie den Kopf der Rinderherde als ihren Kampfgefährten auserkorenen.

Ansatzlos sprang sie mit einem Satz von sechs Metern dem Bullen an die Lefze, biss sich fest und nahm ihren tonnenschweren Gegner in den Würgegriff. Der Stier vollführte daraufhin einen Veitstanz und die Schlange wurde hin und her geschleudert. Er erwischte mit seinen Hufen mehrmals den Schwanz der Schlange und fügte ihr so große Schmerzen zu. Sie war gezwungen, ihren Würgegriff zu lockern. Von nun an wirbelten die beiden zu unserem Leid soviel Staub auf, dass uns die Sicht verwehrt blieb.

Minuten später verstummte das fürchterliche Fauchen der gewaltigen Anakonda und lediglich das heftige Schnaufen des Bullen drang über die Steppe.

Als sich der Staub legte, stand nur noch der Bulle. Er war mit Bisswunden übersät, aber stolz und mächtig mit weit aufgerissenen Augen und Nasenlöchern. Nun, als wolle er aller Welt seinen Erfolg verkünden, stolzierte er erhobenen Hauptes vorbei an seiner Herde, den vom Rumpf getrennten Kopf der Anankonda an seiner Lefze baumelnd.

Fotos: Frank Sippach
Text: Dirk Klaiber

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