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[kol_4] Lauschrausch: Galicischer Doppelpack
 
Talabarte
Talabarte
Fol música / galileo mc

An keltische Dudelsäcke (gaitas) oder Harfen auf Alben galicischer Musiker ist man inzwischen gewöhnt, aber eine Nyckelharpa... das kommt dann doch eher selten vor. Dieses vor allem in Schweden beheimatete Instrument, eine Mischung aus Violine und Drehleier, spielt bei "Talabarte" (Schwertgürtel) Quim Farinha, sonst Geiger der bekannten galicischen Gruppe "Berrogüetto".

Talabarte
Talabarte
Fol música / galileo mc

Mit seinen Kollegen Pedro Pascual (Akkordeon) und Kin García (Bass) entwickelt er in dieser Formation eine zeitgenössische Folkmusik, die rein akustisch umgesetzt wird. Einflüsse vom Jazz, vor allem bei den fünf nicht-traditionellen Stücken, sind spürbar, ebenso andere europäische Richtungen der Folkloremusik. Vom melodiösen "Tres golpes" über das bis zur Mitte eher düstere "Arbore-Struga" bis hin zum fröhlichen "Arrandiando" deckt das Repertoire alles ab. Die Mehrzahl der 13 Titel ist über fünf Minuten lang, klingt modern und wird laut und lebhaft interpretiert, selbst wenn sie zunächst langsam beginnen (z.B. "Fendendo achas"). Tipp: Das Album von "Talabarte" sollte man anfangs häppchenweise genießen, denn Violine und Akkordeon können auf Dauer anstrengend klingen!

Lucía Martínez
Berliner Projekt Azulcielo
Nuba / galileo mc

Die Perkussionistin, Schlagzeugerin und Komponistin Lucía Martínez Alonso aus Galicien lebt seit einigen Jahren in Berlin, wo sie unter anderem ihren Abschluss am Jazz-Institut gemacht hat. Zuvor hatte sie in Spanien und anderen Ländern Komposition und Musik studiert und Einflüsse sowohl aus der galicischen Folklore (u.a. mit Mercedes Peón), dem Flamenco, der klassischen und der Neuen Musik aufgesogen. Das alles ist hörbar auf ihrem neuen Album "Azulcielo", auf dem sie ausschließlich Eigenkompositionen präsentiert.

Lucía Martínez
Berliner Projekt Azulcielo
Nuba / galileo mc

Die Kombination von modernem Jazz und Akkordeon lässt öfter mal an Astor Piazzolla denken (z.B. "Azulcielo"), in "El mar y yo" klingt Klezmer an, wird jedoch bald von Flamencoklängen abgelöst, die gegen Ende eine starke Energie entwickeln. Das treibende "Fogo do 23" verwandelt sich in reinen Free Jazz, "O pe do ceo" versöhnt dann wieder mit feinem Klarinettenklang im Barjazz-Stil. Ein spannendes Album mit sanften und harten Tönen, das zum Zuhören zwingt.

Text: Torsten Eßer
Cover: amazon

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