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Lauschrausch: Weltmusikmesse Womex

Lateinamerikanische Musik bleibt auf dem Weltmusik-Markt - zu Recht - sehr präsent, ebenso wie neue Interpreten von der Iberischen Halbinsel.
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Beginnen wir unsere musikalische Reise auf der Iberischen Halbinsel: Auf dem Label Boa ist eine tolle Sammlung mit weiblichen Flamenco-Stars erschienen. "Flamenco Woman" vereint Sängerinnen aus den 1940er und 50er Jahren wie Lola Flores oder Dolores Vargas mit jungen Talenten wie Marina Heredia und Exoten wie Martirio: Eine sehr gelungene Mischung.
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Das Projekt
08001, benannt nach der Postleitzahl des Stadtviertels Raval in Barcelona, spiegelt die multikulturelle Bewohnerschaft dieses Bezirks musikalisch wider: 23 Musiker, darunter Spanier, Lateinamerikaner, Araber und Afrikaner, spielen sich auf "Raval ta Joie" (Organic Records) durch die Welt der Musik: Flamenco trifft auf Rock und Dub, Rai auf Trip-Hop: Ein gelungenes Fusion-Projekt - auch wenn ich nicht die Meinung einiger so genannter Weltmusikexperten teile, dass nur in der Fusion die Zukunft liegt - an dem der spanische Anteil musikalisch wenig in Erscheinung tritt.
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Auf "Tanger", der neuen Doppel-CD des Spaniers Luis Delgado (Nubenegra), werden die arabischen Wurzeln der spanischen (Musik-) Geschichte erforscht. Mit spanischen und marokkanischen Musikern spielte er elf Titel live in Tanger ein, deren Texte von arabischen Poeten aus dem 10. bis 12. Jahrhundert stammen.
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Die spanischen Zwillingsbrüder Rafael (sax) und Victor (piano) Alcántara leben in München und präsentieren auf "Vive la Vida" groovigen Jazz, aufgenommen mit Musikern aus Spanien und Deutschland.
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Dass es sich um spanische Musiker und Komponisten handelt, ist nur an den Vokal-Titeln zu erkennen, die meist einen leicht poppigen Charakter haben: mit Ausnahme von "No pudieron matar mis sueños", das vom Madrider Attentat 2004 inspiriert ist und des schmalzigen "Tu sonrisa en mi cara": Anklänge an den Flamenco oder andere "typische" spanische Musikstile fehlen hier erfreulicherweise gänzlich.
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Flamenco pur gibt es dann auf dem 12. Album von Vicente Soto "Estar alegre". Bulerías, Alegrías und Tangos - alles Eigenkompositionen - werden hier geboten, deren Texte sich um Liebe und Leidenschaft drehen: Trotz der oft traurigen Inhalte bleibt die Musik fröhlich und erfrischend.
Anklänge an den Flamenco gibt es auch in der Musik der Gruppe EA! aus Cádiz.
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Sie fusionieren auf "Un sentir" (EAMÚSICA) ihre Stücke mit afrikanischer und baskischer Perkussion, arabischen und baskischen Gesängen: Poppige Weltmusik, die in diesem Stil Viele machen (alle: Vertrieb galileo mc).
Der große katalanische Sänger Lluís Llach hat auf seiner neuen Live-CD "Poetes" (BMG) die Texte (berühmter) katalanischer Dichter des 20. Jahrhunderts, u.a. Màrius Torres, Joan Fuster und Miguel Marti i Pol, zu Liedern verarbeitet.
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Damit trifft der ehemalige Anti-Franco-Sänger die katalanische Seele. Aber auch für Nicht-Katalanen sind die sparsam instrumentierten Lieder ein Genuss.
Text: Torsten Eßer
Fotos: amazon.de