caiman.de 02/2013
[art_4] Mexiko: Soldaderas der Mexikanischen Revolution (1910-30) Pancho Villa, Francisco Madero, Emiliano Zapata: quer über die Brust gekreuzt zwei Patronengurte, ausladende Sombreros und stolz geschwungene Schnurrbärte. Berühmte und verehrte Männer der mexikanischen Revolution: Anführer eines Volksaufstandes für die gerechte Sache. Klangvolle Namen, denen der gewisse Hauch abenteuerlicher Romantik anhaftet. Doch war die mexikanische Revolution wirklich reine Männersache? Schon zu Beginn sorgten Frauen für Nahrungsmittelnachschub, kochten, versorgten die Verletzten, beerdigten die Toten und schmuggelten Waffen und Munition. Wenn auch oft nicht aus Idealismus. Ihre kämpfenden Ehemänner bestanden darauf: "Wer soll mir denn sonst meine Tortillas zubereiten, wenn nicht meine Frau?", antwortete dazu ein nicht namentlich erwähnter Soldat in einem Zeitungsinterview. Unverheiratete Soldaten mussten für diese Dienste zahlen; ein weiterer Grund für Frauen, beim Heer zu bleiben. Ganz abgesehen davon, dem Kriegstreiben in heimatlichen Gefilden nicht schutzlos ausgeliefert zu sein. Im Verlauf der Zeit jedoch griffen immer mehr Frauen aktiv in das Kriegsgeschehen ein. Immer öfter war von Heldentaten der weiblichen Soldaten (soldaderas) zu lesen. Der spanische Schriftsteller und Zeitzeuge Vicente Blasco Ibañez spricht sogar von einem "gemeinsamen Kampf beider Geschlechter". In Mexiko bekleideten Frauen militärische Dienstränge bis zum Grad eines Colonel. Das ist in einem Land, in dem die Bezeichnung "Macho" heute noch ein Kompliment ist und das ideale Frauenbild sich an den Tugenden der Madonna orientiert, durchaus bemerkenswert. Abgesehen von gesellschaftlichen Einschränkungen wurden Frauen auch rechtlich benachteiligt. So durften sie lange Zeit nicht einmal Verträge abschließen. Die Vormundschaft ging vom Vater auf den Ehemann über. Daraus ergab sich aber auch: kein Rechtsstatus, keine Selbstverantwortung. Schon hundert Jahre vor der Revolution, im mexikanischen Unabhängigkeitskrieg, schlugen sich einige Frauen aus der spanischen Oberschicht auf die Seite der Aufständischen. Folgen für ihre Spionagedienste oder den Waffenschmuggel unter weiten Röcken mussten sie lange Zeit nicht fürchten, denn ins Gefängnis dafür kamen die jeweiligen Ehegatten - wegen Verletzung ihrer Aufsichtspflicht, und das immerhin war doch konsequent. Auf die soldaderas der Revolution traf dieses nicht mehr zu. Einige traten aus dem Schatten ihrer männlichen Gesinnungsgenossen. Sie entwickelten sich zu Heldinnen ihres Landes:
In den Generalsstand wurde sie jedoch nicht gehoben, weil dieser den Männern vorbehalten war. Die Mitstreiterin Maderos ließ sich jedoch, genauso wie einige andere weibliche Colonels in ähnlicher Lage, mit Generala anreden.
Text: Alexandra Geiser
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