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[art_2] Brasilien: Wie lange brennt der Wald noch?
Brasilien vor der Klimakonferenz in Paris

Schon von weitem sieht man die grauen Wolken in den Himmel aufsteigen. Es brennt mal wieder in Brasilien. Buschfeuer verkünden die Ankunft der Agrargrenze, die sich immer tiefer in den Amazonas-Wald hineinfrisst.


Zwar ist es Brasilien gelungen, die Abholzung des größten Regenwaldes der Welt in den letzten zehn Jahren von 20.000 Quadratkilometern auf nur noch 5.000 Quadratkilometer zu senken. Doch noch immer sind illegale Holzfäller, Goldsucher, Viehbauern und Großgrundbesitzer aktiv dabei, die Wälder auszuplündern und in landwirtschaftlich nutzbaren Grund und Boden umzuwandeln.

Meist läuft dies nach immer dem gleichen Schema ab: zuerst kommen die Holzhändler, die die Edelhölzer schlagen und abtransportieren. Der Rest des Waldes wird daraufhin von Bauern mittels Brandrodung dem Erdboden gleichgemacht. Was den Brand überlebt, wird mit Traktoren herausgerissen. Danach dient der neu entstandene Acker als Viehwiese. Anschließend wird meist zuerst Mais, danach Soja angebaut.


In den letzten Jahren hat die verbesserte Satellitentechnologie dazu geführt, das riesige Gebiet effizienter überwacht und Rodungen frühzeitig erkannt werden können. Doch den illegalen Kahlschlag komplett zu unterbindenden ist schwierig. Die Bürokratie kommt nicht nach, die verworrenen Eigentumsverhältnisse und Markierungen von Grundstücken, Naturparks und Indigenenreservaten zu regeln.

Staatspräsidentin Dilma Rousseff hat zuletzt erklärt, die illegale Abholzung bis 2030 auf Null zu senken. Während manche Umweltaktivisten dies als zu wenig ambitioniert ansehen, hegen andere Zweifel an der Umsetzung innerhalb dieses "kurzen" Zeitraumes. Die Regelung offener juristischer Fragen in der Region könnte noch bis 2060 andauern, glauben sie.

Auf der Ende November in Paris stattfindenden Klimakonferenz wird Brasilien sein Programm zur Senkung der CO2-Emission nochmals vorstellen. Die Brandrodungen waren hierbei stets für einen großen Anteil der brasilianischen Emissionen verantwortlich. Im Jahr 2005 verursachte die Waldvernichtung 58% aller Emissionen. Im Jahre 2012, als die Abholzung erstmals auf 5.000 Quadratkilometer gesenkt werden konnte, waren es nur noch 15%.


Nun geht es jedoch darum, den Trend komplett umzudrehen. Statt ausschließlich die illegale Abholzung zu bekämpfen, gilt es, verloren gegangene Flächen wieder herzustellen. So hat Präsidentin Dilma Rousseff zuletzt auch die Aufforstung von 12 Millionen Hektar Land bis 2030 versprochen. Brasiliens Urwälder, die als grüne Lunge für das weltweite Klima mitverantwortlich sind, würden es ihr danken.

Text + Fotos: Thomas Milz

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