ed 11/2009 : caiman.de

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[art_2] Venezuela: Vom großen Fressen am Wasserloch (Bildergalerie)
 
Unzählige Ringe zeichnen sich ab im braunen Wasser als wäre eine Schaufel voll kleiner Steine hineingeworfen worden. Einige Momente später lüftet sich das Geheimnis und hunderte kleiner Welse tauchen auf und schnappen nach Luft.

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Das Ökosystem des Wasserlochs in den Los Llanos Venezuelas ist aus dem Gleichgewicht geraten – wie jedes Jahr zur selben Zeit. Das flache Flussbett, das das Wasserloch mit dem Caño Guaritico, einem Seitenarm des Apure, dem zweitgrößten Fluss Venezuelas, verbindet, ist an mehreren Stellen ausgetrocknet. So bleibt das Wasserloch ohne Frischwasserversorgung. Mit dem rapiden Absinken des Wasserspiegels – die Sonne scheint in der Trockenzeit unerbittlich Tag ein Tag aus – steigt die Anzahl der Sauerstoff verbrauchenden Wasserbewohner in Relation zur Wassermenge. Fische verenden und bleiben im Wasser zurück, die nun, von den sich schnell vermehrenden Bakterien zersetzt werden müssen. Wiederum zu Lasten des Sauerstoffs. Es kommt der Punkt da das Ökosystem kippt.

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Und dann beginnt das große Fischessen: Scherenschnäbel durchpflügen mit ihrem Schnabel die Wasseroberfläche. Silberreiher, die sonst oft stundenlang bewegungslos ausharren müssen, um dann im geeigneten Augenblick zuzuschnappen und auch Waldstörche staksen einfach durchs Wasser und picken ohne Mühe nach Nahrung. Kormorane befinden sich plötzlich in der Situation ihrem Jagdtrumpf, dem filigranen Tauchen nach Fischen, nicht mehr nachkommen zu müssen. Schwarze und purpurrote Ibisse durchforsten die feuchte Erde am Ufer auf der Suche nach Schnecken und Würmern.

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Brillenkaimane widmen ihren Tagesablauf der Völlerei, denn die Zeit des Überlebenmüssens naht. Dann nämlich graben sie sich tief ein in den Schlamm, fahren ihren Organismus runter Richtung Scheintod und warten auf Regen. Aber noch ist es nicht so weit, noch schnappen sie hier einen Piranha da einen der unachtsamen Wasservögel, vielleicht ein kleines Capybara (Wasserschwein).

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Das Kaiman-Leben wäre ein Traum, wenn nicht die dicken Würgeschlangen im gleichen Wasserloch jagen würden. Denn der Brillenkaiman kommt der Anakonda von seiner physischen Beschaffenheit als Beutetier entgegen. Er ist stromlinienförmig und hat keine Hörner. Und er schmeckt nach feinem Hühnchenfleisch.

Doch ist es der Kaiman, der triumphiert, sobald der letzte Tropfen Wasser versickert und sich die Anakonda nicht rechtzeitig um einen Wasserzugang kümmert. Denn dann verendet sie, tut ihr doch zuviel Sonne nicht besonders gut. Im Gegensatz zum Kaiman ist sie permanent Wasser auf Wasser angewiesen oder aber zumindest auf eine feuchte, kühle, schattige Höhle. Der Brillenkaiman hingegen überlebt richtig eingebuddelt, mehrere Trockenmonate.

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Text + Fotos: Dirk Klaiber

Tipp:
Detaillierte Informationen zu Reisen in Venezuela:
Posada Casa Vieja Mérida



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