ed 09/2014 : caiman.de

kultur- und reisemagazin für lateinamerika, spanien, portugal : [aktuelle ausgabe] / [startseite] / [archiv]


[art_2] Brasil: Minha Saudade
Das Musikgenie João Donato wird 80
 
Von dem Fenster seines Hauses in Urca aus schaut João Donato auf die Guanabara-Bucht. Was denn die schönste Erinnerung dieser ganzen 80 Jahre für ihn sei? Er lächelt. "Meine erste Freundin und meine erste Komposition – ich schrieb damals einen Walzer für sie – Nini."

João setzt sich an sein Klavier und stimmt den kleinen Walzer an. Danach schweift er in Improvisationen ab, ein Jazz mit brasilianischen Einschlägen. Na klar.

Mit 80 Jahren, die er am 17. August erreichte, denkt er immer noch nicht ans Aufhören. Inmitten zahlreicher Shows in Brasilien und im Ausland, neuen CD-Projekten („Live Jazz in Rio") und einem anstehenden Dokumentarfilm über ihn, ist João an allen Fronten aktiv.

Lediglich die langen Interviews ermüden ihn, die er zum Geburtstag geben muss. In ihnen erinnert er sich an die guten und alten Zeiten, die Zusammenarbeit mit den Bossa Nova Stars wie Tom Jobim und João Gilberto, damals im Rio de Janeiro der ausgehenden 50er Jahre.

Im Jahre 1959 macht er sich in die USA auf, wo er tief in den Afro-kubanischen Jazz eintaucht. Und mit Größen wie Chet Baker und Tito Puente aufnimmt und auftritt.

Zurück in Brasilien, ab 1972, arbeitet er mit den Großen der MPB zusammen, hauptsächlich um seinen Liedern Texte zu verpassen. Ein großartiger Komponist wundervoller Melodien, er überließ es Freunden wie Caetano Veloso, die Texte dazu zu schreiben.

Eine lange Liste eingespielter Alben, viele Freundschaften ("die meisten meiner Freunde sind schon tot"), viele Abenteuer. Hatte er sich so sein Leben vorgestellt, damals als er klein war?

"Ich wollte eigentlich Pilot werden, wie mein Vater. Aber beim Augentest bei der Luftwaffe bin ich leider durchgefallen. Da entschloss ich mich halt, mit der Musik weiter zu machen, und dabei bin ich bis heute geblieben."

"Aber die tiefsten Erinnerungen, die prägendsten dieser achtzig Jahre, sind und bleiben die Zeiten meiner Jugend daheim, in der Stadt Rio Branco in Acre. Immer denke ich daran wie ich dort im Fluss schwimmen lernte, den Bauch vollgestopft mit Melone. Und dann waren da die Flüge über den Dschungel, mit meinem Vater, dem Piloten. Das sind die Dinge an die ich mich mit der größten Freude erinnere."

Ein Leben voller Sehnsucht, "saudades". Passend dazu eines seiner ersten Stücke, "Minha Saudade". Herzlichen Glückwunsch João Donato!
https://www.youtube.com/watch?v=IswE2E4q1KY

Texto + Fotos: Thomas Milz

[druckversion ed 09/2014] / [druckversion artikel] / [archiv: brasilien]


© caiman.de: [impressum] / [disclaimer] / [datenschutz] / [kontakt]