suche



 


[kol_4] Macht Laune: Ein bisschen Portugal im schwarzen Kontinent

Der erste Gedanke, der mir durch den Kopf schoss, als wir mit dem Auto Maputo, die Hauptstadt Mosambiks, durchquerten, war: das ist hier wie in Lateinamerika! Dabei hätte ich es ja leicht erahnen können, hatte ich doch schon an der Grenze mit dem Zollbeamten über die bevorstehende Fußball WM philosophiert (und das mehr als eine halbe Stunde, bis mein Visum endlich seinen Weg in meinen Pass gefunden hatte) und er mir mehr als deutlich gemacht hatte, wer da gewinnen würde: ganz klar Portugal! Interessanter Weise lief die Unterhaltung auf Englisch / Portugiesisch, denn mit Spanisch ist es recht schwierig voranzukommen, obwohl ich immer gute Erfahrungen mit Spanisch-Portugiesisch gemacht hatte und mich bis zu diesem Zeitpunkt immer verständlich machen konnte. Hier werde ich mehr als einmal komisch angeschaut, wenn ich versuche mit Spanisch Auskünfte einzuholen oder mich zu unterhalten, bis ich es schließlich aufgebe und mich mit Englisch und Straßenportugiesisch weiter durchschlage.

Musste ich bis dato sieben Wochen warten, um mal wieder einen großen Straßenmarkt sehen zu können, hier in Maputo war es endlich soweit.

Jeder wird umgehend zum Geschäftsmann und versucht einem von der Rasierklinge, über Kassetten heißer Latino-Rhytmen bis hin zum feinen Anzug alles anzudrehen.

Und da war dann wieder, das Gefühl des Sich-Treiben-Lassens, das mir in Deutschland ein wenig gefehlt hatte. Das Geschrei der Menschen hier auf sich wirken zu lassen, ein wenig mit den Händlern schwatzen und vielleicht um dies und jenes feilschen. Und da waren dann auch die wohlbekannten Gerüche, die sich in meine Nase schlängelten, von den verschiedensten Gewürzen, gegrilltem Fleisch und Fisch. Herrlich!

Mit ein paar Calamares im Bauch ging es dann hinunter zum Hafen. Und beim Herumlaufen durch die typisch quadratisch angeordneten Straßen fiel dann auf, dass Maputo mit vielen lateinamerikanischen Großstädten mithalten kann: beinahe überall hängt der Geruch von Urin in der Luft, die Straßenränder sind mit Abfall übersät und die Straßenmusiker künden in all dem Kuddelmuddel von einer besseren Zukunft oder von der verflossenen Liebe. Alles wie gehabt also.

Über eine unbefestigte Sandstraße erreichte ich die Ablegestelle für die kleine vorgelagerte Insel Catembe. Die schwarzen Frauen trugen traditionell bunte Kleidung. Es war erstaunlich ruhig. Nur ein paar Arbeiter, die Holzplanken auf das Schiff laden, gaben lautstark Anweisungen. Das Schiff war bereits voll und ich sollte eine weitere halbe Stunde warten, um auf das kleine Eiland übersetzen zu können.

"Versuchs doch mal bei Joao, der setzt auch gleich über, weil er eine kleine Bar auf Catembe hat. Der nimmt Dich vielleicht für ein paar Centavos mit!" Die kleine alte Frau hieß Maria und spracht überaus gutes Spanisch.

Ich bedanke mich für den Tipp mit einem "Gracias-Obrigado" und ging zu Joao, der sein Schiffchen direkt neben der öffentlichen Ablegestelle liegen hatte. Nachdem ich ihm erfolgreich vermitteln konnte, dass Maria mich zu ihm geschickt hatte, winkte er mich auf das Schiff, mit dem Hinweis, dass mich die Überfahrt 1000 Meticais kosten würde. "Meine Mutter ist sehr geschäftstüchtig", sagte Joao mit einem Augenzwinkern.

Die Überfahrt dauerte keine fünf Minuten, aber das ist genügend Zeit, um einen kleinen Rum mit Cola bei einer gefühlten Außentemperatur von 40°C einzunehmen. Der allerdings war im Preis inbegriffen. Ein bisschen plauderte ich mit Joao noch, ehe wir kurz vor dem Strand ankerten. Die letzten Meter müssten wir durch das Meer waten, was aber gerade dem Rum unheimlich gut tat. Joao verabschiedete sich schließlich und lud mich ein, kurz vor meiner Rückfahrt bei ihm vorbeizuschauen. Auf einen zweiten Rum gewissermaßen, denn viel gebe es auf der Insel ohnehin nicht zu sehen.

Und tatsächlich, nach einer Stunde schon saß ich bei Rum und kühlem Bier auf seiner kleinen Terrasse mit Blick auf Maputo und aß ein paar frische Muscheln, während im Hintergrund die täglichen Soap-Operas über den Bildschirm flimmerten. Es ist also tatsächlich wie immer in Latein-Afrika!


Text + Fotos: Andreas Dauerer