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[kol_4] Lauschrausch: Gitarrenvariationen
Rasgueo und das Duo Dorado
 
Heute stehen im Lauschrausch Gitarren im Vordergrund. Der Jazz-Flamenco verlässt die iberische Halbinsel und landet in Berlin. Nachdem bei einem Projekt wie Jazzpaña (auf dem Label ACT) v.a. in den Schlüsselpositionen – Gitarre, Gesang, Percussion - immerhin noch einige Spanier mitspielten, besteht die Gruppe Rasgueo nur aus Nichtspaniern, und… man hört es nicht! Der gebürtige Grieche Nikos Tsiachris spielt die Gitarre wie seine spanischen Vorbilder, wobei er nur im Solotitel "Full moon" seine Technik in den Vordergrund stellt und hier auch vermehrt rasgueos (eine Anschlagtechnik der rechten Hand) einsetzt, die der Gruppe den Namen gaben. Im Eröffnungsstück "Waterfall" spürt er den Klängen eines Wasserfalls nach, inspiriert von den Gewässern auf der griechischen Insel Samothraki.

Rasgueo
Waterfall
galileo mc

Mit Martin Auer an der Trompete / am Flügelhorn, dem Uruguayer Diego Piñera an den Drums und Martin Lillich am Bass setzt er die Fusion von Jazz und Flamenco immer wieder anders um. Während im sich dramatisch steigernden "Salvation" die Vermischung mit Einschränkungen am konsequentesten erfolgt, vielleicht auch wegen des traurigen Hintergrundthemas, geht es in "Holiday" entspannt zu und die Flamencogitarre liefert nur Klangzutaten zum Jazz mit ausgedehnten Soli. "November" erinnert mit einem Duett von Gitarre und gedeckelter Trompete an Miles Versuch, Flamenco und Jazz zu fusionieren (was hier allerdings besser gelingt). "Arion", die Vertonung einer dramatischen Epidsode im Leben des griechischen Sängers Arion von Lesbos (7. Jahrhundert vor Christus), als er von Seeleuten ermordet werden sollte und Delphine ihn retteten, entwickelt sich über knapp zehn Minuten zu einem lebhaften Jazzstück mit Flamenco-Einsprengseln inkl. verschiedener Soli. Der 9/8-Takt in "Parinis" verleiht diesem Jazztitel zusätzlich Spannung, die auf diesem Album ohnehin nicht selten ist. Sehr hörenswert!


Vater und Sohn Dorado fusionieren die musikalischen Traditionen Argentiniens mit dem Jazz in der ungewöhnlichen Paarung Gitarre – Vibraphon. Sie ergänzen sich wunderbar, mal begleitet Lucas die Gitarrenkunst des Vaters, dann folgt Letzterer einfühlsam den Klängen des Vibraphons.

Duo Dorado
New colors from Argentina
Acoustic Music

Das erste Stück, "Sombras" von Carlos Dorado, zieht sich in vier Varianten über das Album und dient als stimmungsvoller Trenner zwischen den längeren Titeln, von denen vier Eigenkompositionen sind und drei von anderen Künstlern stammen: So zum Beispiel das wunderschöne, hier leicht beschwingt gespielte "Donde quiera que estés" von Quique Sinesi, einem anderen großen argentinischen Gitarristen, oder das ruhige "I loves you Porgy" von George Gershwin. In "Punay" von Atahualpa Yupanqui steigt Carlos auf das charango um und lässt sich auf der Trommel begleiten. Ein schönes, etwas kurz geratenes Album, das gute Laune macht und prima in den Frühling / Sommer passt.

Text: Torsten Eßer
Cover: amazon

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