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[kol_2] Helden Brasilien: Der generalüberholte Christus
Rios Wahrzeichen wird renoviert
 
Auch bei ihm ist irgendwann der Lack mal ab. Rio de Janeiros weltberühmter Christus hoch oben auf dem 710 Meter hohen Corcovadoberg wird derzeit wieder auf Vordermann gebracht. Der Zahn der Zeit hat kräftig an ihm genagt, pralle Sonne und heftiger Regen haben tiefe Risse in dem Steinmonument entstehen lassen. Jetzt umgeben Gerüste die 1145 Tonnen schwere Art-Deco-Skulptur, die 1931 nach fünfjähriger Bauzeit eingeweiht wurde.


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Auf fast 3 Millionen Euros schätzt das für den "Cristo" zuständige Erzbistum Rio de Janeiro die Kosten der Renovierung, die bis Anfang Juni abgeschlossen sein soll. Offen für die täglich bis zu 15.000 Besucher bleibt das Monument aber trotzdem. Die Kirche erwägt derzeit sogar die Öffnungszeiten für die Cristo-Begehung in die Abendstunden hinein auszuweiten - derart groß ist der Andrang auf die 38 Meter hohe Statue. Pro Jahr summiert sich das übrigens auf gut 2 Millionen Besucher.

Bereits im letzten Jahr hatte das brasilianische Tourismusministerium 600.000 Euro für eine erste notdürftige Reparatur ausgegeben, bei der die Risse in der Statue verputzt und ein wasserabweisender Anstrich aufgetragen wurde. Doch immer wieder in die Statue einsickerndes Regenwasser machte nun die umfassende Renovierung unumgänglich.

Ursprünglich wollte das Bistum die Gelder hierfür durch eine Spendenaktion unter den Gläubigen der Kirchen der Stadt einholen - eine gute Tradition, wurde der Bau der Statue vor gut 80 Jahren doch bereits auf diese Weise finanziert. Da bei der Aktion innerhalb der ersten zwei Monate jedoch nicht einmal 100.000 Reais hereinkamen, suchte sich die Kirche einen potenten Geldgeber in der Wirtschaft.


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Mit dem Bergbauriesen VALE wurde dabei nicht nur ein Spender für die Renovierung des Cristo gefunden. VALE übernimmt zudem alle Instandhaltungskosten rund um das Monument für die nächsten fünf Jahre.

Eigentlich hätte man sich das Geld auch in Hollywood besorgen können. Genauer gesagt beim deutschen Regisseur Roland Emmerich. Der hatte in seinem Katastrophenfilm "2012" die Cristo-Statue von einem Tsunami hinwegfegen lassen. Weltweit erregten die Bilder der zerstörten Statue dabei für Aufsehen und ließen die Kinokassen laut klingeln. Dabei gefiel dies der Kirche in Rio überhaupt nicht. "Nicht positiv genug" sei die Botschaft von Emmerichs Film, weshalb man die Verwendung der Cristo-Bilder in dem Streifen eigentlich untersagt hatte. Doch Hollywood widersetzte sich dieser Entscheidung und verwendete den Cristo trotzdem. Jetzt verlangt das Erzbistum eine Entschädigung und eine Entschuldigung.


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Was die Kirche mit den eventuell fließenden Hollywoodgeldern machen will, wurde allerdings noch nicht verkündet. Ein Vorschlag wäre, den irrsinnig hohen Eintrittspreis zur Cristo-Statue ein wenig senken!

Text + Fotos: Thomas Milz

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