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[art_3] Spanien: Der Pumarejo-Palast
Chronik einer Bürgerrechtsbewegung im Herzen von Sevilla

Dieser Artikel erzählt die Geschichte des Kampfes um die Erhaltung des Pumarejo-Palastes, der im Norden der Altstadt von Sevilla liegt. Zugleich zieht er die Bilanz einer Bürgerrechtsbewegung, die sich dafür engagiert, dieses Gebäude von großem kulturhistorischem Wert zu retten – aber so, dass nach einer Restaurierung seine aktuellen Bewohner zurückkehren können und die traditionellen Funktionen dieses Architekturkomplexes erhalten bleiben (Wohnungen, Läden, Handwerksbetriebe, Vereinsbüros).

Die Bewohner des Pumarejo sehen ihre Zukunft bedroht durch den schleichenden Verfall der Gebäudestruktur und die nachlässige, geradezu respektlose Haltung des aktuellen Eigentümers, der Stadtverwaltung Sevillas, zu diesem Problem. Die skandalöse Passivität der Stadt Sevilla, die das Eigentumsrecht am Pumarejo-Palast erworben hat, dauert nun schon zwölf Jahre an und scheint die Befürchtung vieler Bürger des Viertels zu bestätigen, dass der endgültige Verfall dieses Kulturerbes von den Verantwortlichen offenbar gewünscht wird. Denn wie in vielen ähnlichen Fällen in Europa scheinen die Spekulanten schon in den Startlöchern zu sitzen. Das Ziel: entweder Luxuswohnungen in dieser Top-Lage zu errichten (die sich niemand der aktuellen Bewohner leisten könnte) oder den entkernten Barockpalast in ein Luxushotel zu verwandeln. Gegen solche Absichten protestiert die Bürgerbewegung mit zahlreichen Aktivitäten.

Ein Haus mit 227 Jahren Geschichte
Unsere Geschichte beginnt im vorletzten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts. Don Pedro de Pumarejo, einer der vielen Adligen Sevillas, befahl den Bau eines Palastes nahe der arabischen Stadtmauer. Bald trug nicht nur der Palast selbst, sondern auch der Platz davor seinen Namen. Obwohl die Fassade zum Platz nicht besonders groß wirkt, wuchs der Palast zu einem Komplex von enormer Größe an, mit vielen Innenhöfen und Gärten. Don Pedro jedoch blieb nicht lange in seinem neuen Haus.

Schon 1785 verließ er es und drei Jahre später, nach seinem Tod, unterzeichnete seine Witwe einen Vertrag, in dem sie den gesamten Besitz der Stadt Sevilla überschrieb.

Foto: Der Pumarejo-Palast am Anfang des 20. Jh.


Die Stadt übergab das Gebäude der wohltätigen Institution "Los Toribios", die dort ein Pflegeheim für Arme und eine Schule einrichtete, die beide bis 1823 in Betrieb waren.

Zwischen 1823 und 1861 blieb der Komplex weitgehend unbewohnt, bis eine gemeinnützige Stiftung, die Sociedad Benéfica, Subventionen von der Stadt Sevilla erhielt, um eine Schule für Erwachsene und eine Volksbibliothek im Pumarejo zu gründen. Zufrieden mit den Resultaten dieser Initiative, beschloss die Stadt, das weitläufige Gebäude zusätzlich als Sonntagsschule für Kinder zu nutzen.

Ab dem Jahr 1865 wurde ein großer Teil des Palastes in Mietwohnungen umgewandelt. Dies war eine Entwicklung, die in jener Zeit in vielen Städten Europas zu beobachten war: aufgrund der zu hohen Instandhaltungskosten wurden Adelspaläste in kleine Wohneinheiten zur Vermietung umgewandelt. Im Jahr 1886 erwarb der reiche Unternehmer Aniceto Sáenz Barrón das gesamte Areal des Pumarejo mit der Absicht, in den Gartenanlagen, die zum Palast gehörten, Mietshäuser zu errichten. So entstand in wenigen Jahren rund um den alten Palast ein neues Wohnviertel, dessen Straßen die Namen von Aniceto Sáenz und seinen Familienangehörigen tragen. Der Palast blieb weiterhin ein Komplex von Mietwohnungen.

Nach dem Tod von Aniceto Sáenz im Jahr 1903 erbte sein Sohn das gesamte Anwesen und verwaltete die zahlreichen Wohnungen. In den Jahrzehnten danach wechselte der Palast mehrfach den Besitzer, blieb aber zum größten Teil ein Wohnkomplex, wobei sich auch ein paar Läden und Handwerksbetriebe unter seinem Dach ansiedelten.

Das Stadtviertel San Luis – Alameda: ein Ghetto der Gentrifizierung
Im Jahr 1975 erbten schließlich vier Geschwister den Pumarejo-Palast zu jeweils gleichen Teilen. Zwar wurde in der Zweckbestimmung des Gebäudes der Mix aus Mietwohnungen und Läden beibehalten, aber seit Ende der 70er Jahre musste der einst glanzvolle Palast die schleichende Vernachlässigung durch seine Besitzer hinnehmen. Er verlor die prachtvolle Ausstattung seiner Fassaden und Patios.

Dieser Prozess des langsamen Zerfalls verlief parallel zu den Folgen der totalen Vernachlässigung des Stadtviertels San Luis-Alameda durch die städtischen Behörden von Sevilla. Nicht wenige Historiker suchen den Grund für die Jahrzehnte lange Missachtung in der Tatsache, dass dieses "rote" Viertel beim Ausbruch des Spanischen Bürgerkriegs auf der Seite der Zweiten Republik und damit gegen Franco stand. So wurde ein ganzer Stadtteil von den Behörden "bestraft" und als Spanien nach Francos Tod wieder zur Demokratie zurück kehrte, war das Viertel rund um die Calle San Luis verarmt, herunter gekommen und beherrscht von Kriminalität und Unsicherheit.

Vor allem seit dem "Jubeljahr" 1992, als Sevilla seine Weltausstellung feierte, kam der lange vernachlässigte Stadtbezirk zwischen der Macarena-Stadtmauer und der Alameda de Hércules wieder in Mode und viele neue Bewohner zogen ein. Der Charakter des Viertels wurde durch die Neuankömmlinge und den "Plan Urban" stark verändert. Dieser Stadtentwicklungsplan versteckte unter seiner sozialen Maske ein gewaltiges Spekulationsgeschäft.

Gleichzeitig war das Jahrzehnt nach der Weltausstellung geprägt von einem Phänomen, das die ganze Altstadt Sevillas betraf und ganz besonders das Viertel rund um die Plaza de Pumarejo. Viele Hauseigentümer vermieteten nicht mehr; angesichts der stark gestiegenen Grundstückspreise wollten sie leer stehende und baufällige Häuser lieber verkaufen. Viele Mieter mussten in andere Viertel umziehen, zurück blieben vor allem ältere Bewohner. So führte die wuchernde Spekulation im Viertel San Luis- Alameda Ende der 90er Jahre auch dazu, dass viele alte Mieter, die ihr ganzes Leben hier verbracht hatten, aus ihren Wohnungen geworfen wurden. Aber auch viele betagte und verarmte Eigentümer(innen) von Häusern, die ihre beste Zeit hinter sich hatten und längst renovierungsbedürftig waren, wurden zur leichten Beute von Immobilienhändlern, die bald unter dem Beinamen "Witwenschreck" berüchtigt wurden.

Damit begann hier zum Ausklang des vergangenen Jahrhunderts ein Prozess, den Anthropologen Gentrifizierung nennen: ein Begriff, der nichts anderes beschreibt als die Vertreibung der alteingesessenen, oft verarmten Bevölkerung und die Substitution derselben durch eine neue, wirtschaftlich erfolgreiche Einwohnerschaft, die "Gentry".

Diese Entwicklung machte auch vor dem Pumarejo-Palast nicht Halt, denn im Januar 2001 kauft eine Hotelkette die Anteile von zwei der vier Palasteigentümern (also 50%) mit dem Ziel, das Gebäude in ein Luxushotel umzuwandeln.

Das Jahr 2000 – der Beginn des Kampfes zur Erhaltung des Palastes
Schon im Juni 2000 war von einem Kollektiv, in dem Personen aller Altersgruppen und verschiedenster Berufe und Weltanschauungen und sogar Menschen von außerhalb des Viertels vertreten waren, die "Plattform für den Pumarejo-Palast" gegründet worden, und zwar mit folgenden Zielen:
  • Die Restaurierung des gesamten Palastkomplexes zu erreichen
  • Die Wiederbelebung des Gebäudes durch den Erhalt seiner traditionellen ethnologischen Werte (Wohngemeinschaft, Handwerksbetriebe und Nachbarschaftstreffpunkt)
  • Den Verbleib der aktuellen Bewohner/Mieter zu erreichen, die von der Spekulantenwillkür bedroht sind.
Diese Protest-Plattform konnte eine große Vielfalt von Wissen, Energien und persönlichen Begabungen in sich vereinen, was sich sehr positiv auf ihre Strategien und Aktivitäten auswirkte. So wurde diese Bürgerinitiative inspiriert von der Bewusstseinsbildung, die ein lebendiges Kulturerbe definiert.

Foto: Aztekische Tanzaufführung während des "Kulturmarkttages" Ende 2001 vor der "Reurbanisierung" der Plaza de Pumarejo. Das Plakat im Hintergrund ist eine Anspielung auf den verantwortlichen Stadtplaner jener Zeit (Koalition aus Sozialisten und Andalusischen Nationalisten).

Wir schauen also auf zwölf Jahre des Kampfes zurück. Dazu waren individuelle Anstrengungen und kollektive Initiativen sowie ehrenamtliches Engagement nötig. Die Pumarejo-Plattform ist ein Beispiel für eine Zivilgesellschaft, die an verschiedenen Fronten (der juristischen, der bautechnischen, der sozialen) kämpft und mit vielen kleinen Gemeinschaftsarbeiten den Zustand des Gebäudes verbessert hat.

Im Folgenden werden wir auf ein paar der wichtigsten und entscheidenden Kapitel dieser Bürgerinitiative eingehen. Dem Ziel der Erhaltung des kulturellen Erbes kam man 2003 näher, als der Palast von der Stadt Sevilla zum schützenswerten historischen Monument erklärt wurde – eine Erklärung, die ausdrücklich die Pluralität seiner Nutzung (Wohnungen, Läden, Handwerksbetriebe) erwähnt.

Während der Revision des Generalplans zur urbanen Raumordnung von Sevilla wurde im Juli 2006 berücksichtigt, dass der Palast in Zukunft der öffentlichen Hand gehören sollte. Schließlich erreichte man 2009, dass die Stadt Sevilla alleinige Rechtseigentümerin des Palastes wurde.

Foto: Übergabe der "Kohle" durch den "König Melchor" an das Amt für Stadtplanung (Weihnachten 2003/2004)

Die Entstehung des "Bürgerzentrums Pumarejo" im Mai 2004 gilt als ein Meilenstein, der der Initiative ein Gesicht gab in der Stadtlandschaft von Sevilla und für neue Energie und Anhänger sorgte. Nach einer teilweisen Restaurierung wurde dieses Forum im Palastkomplex eröffnet, das zugleich als Anlaufstelle für Bürgeraktivitäten des ganzen Stadtviertels funktioniert.

Die Bürgerinitiative war stets bemüht um die Unterstützung der Stadtverwaltung von Sevilla. Im Jahr 2005 wurde ein Katalog mit Vorschlägen und Entwürfen zur Wiederbelebung von Palast und Plaza de Pumarejo überreicht. Von all diesen Vorschlägen der Bürger ist bisher nur zwischen 2007 und 2009 die Reurbanisierung des Platzes realisiert worden.

Es wurde zwar schon 2007 ein Projektentwurf zur kompletten Restaurierung des Palastes vorgestellt (Kostenkalkulation sechs Millionen Euro), bis heute jedoch nicht umgesetzt. Um die Interessen der Hausbewohner stärker zu vertreten, wurde 2007 die "Assoziation Casa del Pumarejo" gegründet, in der sich die Sprecher der Mieter und Vertreter anderer Vereine wie zum Beispiel die Bürgerinitiative "La Revuelta" oder der Verein "Architektur und soziale Verpflichtung" organisiert haben. Letzterer hatte ebenfalls 2007 einen Vertragsentwurf für die Stadtverwaltung Sevillas und das Parlament von Andalusien ausgearbeitet; diese Übereinkunft wartet allerdings noch darauf, endlich unterzeichnet zu werden.

Als Ergebnis der partizipativen Arbeit und Essenz einer Sammlung von Vorschlägen und Umfragen im Stadtviertel wurde in den letzten Jahren ein Dokument mit dem Namen "Nutzungskonzepte für den Pumarejo-Palast" entworfen.

Foto: Während der letzten Jahre gab es nie versiegenden Zuspruch von zahlreichen Gruppen und Intellektuellen: ein Solidaritätsbrief von José Saramago (Nobelpreisträger für Literatur 1998), der im Eingangsportal des Palastes angebracht wurde.

Aktivitäten
Die letzten Jahre waren geprägt von Synergie-Effekten, hervorgerufen durch viele Sympathiekundgebungen zahlreicher Personen (einige von ihnen aus fernen Ländern), die vom Pumarejo-Projekt angezogen wurden und alle möglichen sozialen und kulturellen Aktivitäten, Foren und Veröffentlichungen ins Leben gerufen haben. Diese Initiativen sind so facettenreich, dass sie genug Material für einen neuen Artikel hergeben, deshalb sollen hier nur die wichtigsten und nachhaltigsten aufgeführt werden:
  • Einrichtung eines Büros für soziale Rechte in Sevilla (ODS, gegründet 2004): Sozialarbeiter, Rechtsanwälte und andere Experten stellen sich hier ehrenamtlich zur Verfügung, um zum Beispiel Rechtsbeistand und Sozialhilfe für Immigranten, Arbeitslose und andere von der Gesellschaft Vergessene zu organisieren.
  • Treffpunkt des Mieterbundes "La Corriente" (der Kreislauf): Bürgerinitiative für "gerechte, würdige und stabile Mietverhältnisse" und gegen Willkür und Missbrauch der Macht durch Vermieter: auch hier wird Mietern kostenloser Rechtsbeistand angeboten.
  • Kulturmarkt am Samstag auf der Plaza de Pumarejo (seit 2001): Kombination aus Flohmarkt (Stände für Bücher-Antiquariat, Schallplatten, etc.), Konzerten oder Tanzaufführungen. Zudem wurde zwischen 2001 und 2012 dreimal pro Jahr eine eigene Zeitschrift (La Cagá del Palomo" – "Taubendreck") herausgegeben.
Foto: Samstäglicher Kulturmarkt während des "Tages für eine würdevolle Wohnung" (24.11.2012)
  • "Bibliopuma" (seit 2009 im Kulturhaus "Rosa Moreno" organisiert): Leihbibliothek mit über 5000 Bänden, Filmen, CDs, Comics, Internet, Treffpunkt von Kulturinitiativen und Spielklubs
  • Projekt PEPA (People Participating), an dem auch die Vereinigungen "Casa Invisible" (Das unsichtbare Haus) aus Málaga und der "Kreis Johannes XXIII" aus Córdoba teilnehmen (seit 2009 als Teil des Projekts "European People – Machtübernahme der Zivilgesellschaft")
  • Verband "Anti-Wachstum" in Sevilla (seit 2009) und Gründung der Sozialwährung "El Puma" (2012): soll dazu beitragen, alternative Entwicklungsformen und Formen des Güteraustauschs zu etablieren, die sich der Tyrannei der kapitalistischen Marktwirtschaft widersetzen. Ähnliche Phänomene kann man zur Zeit auch in anderen Regionen Spaniens beobachten.
Foto: Logo der Bürger-Währung "El Puma"
  • Werkstätten und Workshops: Spanisch für Immigranten (2006), Schneiderei (2007), Italienisch-Kurs (2008), Yoga-Training (2011), Französisch-Kurs (2012)
  • Andere Aktivitäten: Weihnachtsbasar, "Rebellische Blumen für den Palmsonntag" (Karwoche), Maikreuze, Semesterabschluss-Fest, Open-Air Kino auf dem Platz (Sommer)
Foto: Weihnachtsbasar im Innenhof des Palastes

Für ein neues Modell der Bürger-Mitbestimmung: aktuelle Situation
Hervorzuheben ist, dass die Haltung der Stadtverwaltung von Sevilla (offizielle Eigentümerin des Pumarejo-Palastes) seit 12 Jahren durch Desinteresse, Gleichgültigkeit und mangelnde Sensibilität geprägt ist – und dies hat keine politischen oder wirtschaftlichen Gründe:
  • Obwohl die Stadtregierung die politische Farbe gewechselt hat, hat sich die Haltung zur prekären Lage des Pumarejo-Palastes nicht geändert. Im Jahr 2000 gab es eine Koalition von Sozialisten und andalusischen Nationalisten (PSOE-PA), von 2003 bis 2011 war Izquierda Unida (Kommunistische Partei) der Juniorpartner der Sozialisten und seit 2011 regieren die Konservativen (PP) mit absoluter Mehrheit.
  • Auch ökonomisch gesehen ist die Tatenlosigkeit kaum zu erklären, denn selbst eine umfassende Restaurierung des Palastes (kalkuliert mit ca. 6 Millionen Euro) würde nur einen winzigen Bruchteil dessen kosten, was andere, von der Stadt Sevilla in letzter Zeit geförderte Architekturprojekte gekostet haben. Hier seien nur drei Beispiele angeführt für größenwahnsinnige Projekte, die zum größten Teil von der Stadt Sevilla finanziert wurden und dabei kaum öffentlich-sozialen Nutzen haben: das "Olympiastadion" (in einer Stadt, die wohl niemals Olympische Spiele ausrichten wird, das Stadion wird kaum genutzt), das Projekt Metropol-Parasol (die "Giftpilz-Bebauung" der Plaza de la Encarnación – Bürger haben sie mit ihren Steuergeldern bezahlt, die Bauten sind aber jetzt in privater Hand und Besucher müssen bezahlen, um auf die von ihnen finanzierte Aussichtsplattform zu gelangen: es handelt sich also um dreisten Raub von öffentlichem Raum), und die Prado-Bibliothek – eine Baustelle, die jetzt wieder abgerissen werden muss, nachdem Gerichte den Klägern gegen die Abholzung des Stadtwaldes recht gegeben haben – ein Millionengrab.
Aktuelle Ansicht des Palastes: die Balkone der Fassaden wurden mit lebensgroßen Foto-Abzügen von Bewohnern dekoriert, um gegen den baufälligen Zustand zu demonstrieren.

Trotz der städtischen Vernachlässigung führt die Bürgerinitiative des Pumarejo-Palastes ihre Arbeit fort. Ihr letzter Vorschlag an die Stadtregierung: Instandsetzung der bestehenden Läden und Wohnungen mit Rückkehr-Recht für die alten Mieter sowie Installation von 26 neuen Sozialwohnungen im Obergeschoss. Im Erdgeschoss will die Bürgerinitiative ihr eigenes Büro, für das sie schon im Mai 2011 eine Lizenz über 15 Jahre erhalten hat, sowie eine Wohnung behalten.

Wie bereits erwähnt, hat die Stadtverwaltung bisher nur ein paar kleinere Restaurierungsarbeiten durchführen lassen, die Stückwerk sind und kaum etwas zur Erhaltung der historischen Bausubstanz beigetragen haben. Einige der Bewohner sind wegen des prekären Zustandes ihrer Wohnungen bereits vorübergehend ausgezogen und hoffen auf eine schnelle und umfassende Restaurierung. Drei Familien jedoch harren im Palast aus, mit großer Sorge angesichts der Baufälligkeit ihrer Wohnungen und des Zweifels an einer Rückkehr nach der Restaurierung.

Bis zum heutigen Tag demonstriert die Sevillaner Stadtverwaltung eine wenig zum Dialog mit der Bürgerinitiative neigende Haltung in der Frage um das Schicksal des Palastes. Zuletzt wurden öfter Restaurierungsarbeiten ohne vorherige Ankündigung durchgeführt – die Bewohner und Bürgerinitiative erfuhren davon aus der Zeitung oder von Handwerkern, die plötzlich im Patio standen. Dies waren stets nur kleine Arbeiten, das integrale Gesamtkonzept einer umfassenden Rettung des Palastes (eigentlich schon 2007 beschlossen) wurde wie gesagt nicht wirklich in Angriff genommen. Zudem schwebt die Drohung einer kompletten Zwangsräumung des Palastes durch die städtischen Behörden (bisher wurden 60% der Wohnungen freiwillig geräumt) und einer Schließung des Gebäudes mit ungewisser Zukunft und ohne Rückkehr-Recht über den Bewohnern.

Deshalb wurde von der Bürgerinitiative des Pumarejo-Palast am 27. November 2012 eine Pressekonferenz einberufen, auf der das Projekt "Wir machen es selbst" (die Restaurierung) präsentiert wurde. Die Initiative hat nun begonnen, mit einer internationalen Kampagne Spenden (crowdfunding) für die Realisierung dieser Rettung des Palastes durch das Volk zu sammeln.

Foto: Mitglieder der Bürgerinitiative bei einer Kundgebung für das Projekt "Wir machen es selbst!"

Der Pumarejo-Palast kämpft weiter um seine Rettung durch bürgerliche Selbstverwaltung – ein gerechtes Ziel für alle, die hier weiter leben wollen und eine Idee, die es wert ist, unterstützt zu werden, in Sevilla und anderswo.

Texto: Carmen Navarro Mezquita
Fotos: Carmen Navarro Mezquita und andere

Empfehlung Lektüre:
"Un edificio de lujo para la reivindicación social en Sevilla"
"La autogestión ciudadana frente a los intereses del Ayuntamiento" (beide Artikel von David Gómez, publiziert in der Zeitschrift "Diagonal" Nr. 129 (24.6. – 7.7.2010)

"Los Vecinos critican las obras de apuntalamiento de la Casa del Pumarejo" (Artikel von Amalia F. Lérida, publiziert in der Tageszeitung ABC, 5.8.2012)

Link:
www.pumarejo.es
Historische Chronik des Pumarejo-Palastes (Dezember 2010)
"Pumarejo Paradise (una articulación posible)

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