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[art_5] Venezuela: Das Balzverhalten der Weißbrust Pipra-Männchen

Die 1000-Einwohner zählende Gemeinde Altamira de Cáceres im Staat Barinas befindet sich in den tropischen Regenwäldern am Fuße der Anden (Andean Foodhills) auf 900 Metern über dem Meeresspiegel. Unweit des Ortseinganges liegt ein etwa 200 Meter x 400 Meter großes Waldstück, das sich zusammensetzt aus Primärvegetation und Sekundärwald. Es ist begrenzt durch den Bach Quebrada San Rafael und Kulturland, meist Kaffeepflanzungen.

Balz mit aufgeplustertem Bart
Weißbrust Pipra

Dieser kleine tropische Bergregenwald beheimatet vor allem Bambusgewächse, Helikonien und mit Epiphyten (Bromelien, Farne, Flechten und Orchideen) bewachsene Bäume. Hier hat eine Gruppe von Weißbrust Pipras (Manacus manacus), die zur Familie der Schnurrvögel (Pipridae) gehören, einen Abschnitt von etwa 30 Meter x 15 Meter zu ihrem Lek – Balzgebiet, das sich über Jahre immer an genau der gleichen Stelle befindet – gewählt.

Wenn man sich dem Lek der Weißbrust Pipra nähert, sind zunächst markante Knackgeräusche auszumachen. Diese erzeugen die Männchen mit ihren Flügeln, indem sie die Federn aufeinander schlagen, während sie zwischen zwei bis vier bodennahen dünnen Stämmen hin und her springen. Der sich in kurzer Abfolge wiederholende Knacklaut (pipra.mp3: 1mb) unterscheidet sich deutlich von dem Schnurren, Rufen und Flügelschlagen, das die Pipras beim Fliegen erzeugen.

Pirpa-Männchen vor dem Sprung
Im Sprung

Jedes Männchen hat sein eigenes Balzareal. Dieses ist meist dreieckig und zwischen drei und fünf Quadratmeter groß. Es besteht häufig aus drei dünnen Stämmen, deren Zwischenräume auf dem Boden gesäubert sind, so dass der blanke Erdboden zu sehen ist und kaum Blätter herumliegen. In 20 bis 60 Zentimetern über dem Boden springt das Männchen im Sekundentakt zwischen jeweils zwei Stämmen hin und her. Dann folgt ein Sprung auf den Boden und direkt im Anschluss ein Sprung auf immer denselben Ast in etwas höhere Regionen (2-4 Meter). Dort verharrt der Vogel meist eine unbestimmte Dauer, hüpft dann am gleichen Stamm herunter und beginnt erneut mit dem Hin und Her.

Die einzelnen Areale der Männchen können in direkter Nachbarschaft liegen. Die Weibchen, die sich bei anderen Gattungen oftmals nicht im Lek aufhalten, wohnen bei den Pipras von Zeit zu Zeit dem Balz-Spektakel bei. Sie zeichnen sich aus durch ihr grün-olivfarbenes Gefieder, das an der Kehle etwas heller ist. Der Körper gleicht in Form und Größe einem Tischtennisball. Der Kopf wirkt im Verhältnis zum Körper recht groß und scheint aufgrund des fehlenden (nicht sichtbaren) Halses in diesen überzugehen. Der Schnabel ist kurz und schwarz. Die Augen sind ebenfalls schwarz und der Schwanz kurz.

Pipra-Weibchen zu Gast im Lek
Pipra-Männchen

Die Männchen ähneln von der Statur her den Weibchen, unterscheiden sich in erster Line jedoch farblich: Schopf, Flügel und Schwanz sind schwarz, der Rumpf grau und Kopf und Kehle weiß. Zudem haben sie einen weißen Bart, den sie beim Balzen ausfahren.

Der Lebensraum der Pipras begrenzt sich auf die tropischen Regenwälder der Neotropen (meist wird der englische Begriff neotropics benutzt und meint die tropischen Gebiete der Neuen Welt). Die Pipras selber ernähren sich in erster Linie von Früchten, in den Anden Venezuelas besonders gerne von den Früchten des Melastoma-Strauchs.

Vögel im Umkreis des Weißbrust-Pipra-Leks
In Nachbarschaft zum Balzraum der Weißbrust Pipras befindet sich ein Lek der Gelbkopf Pipras (Pipra erythrocephala). In dem ca. fünf Meter breiten Zwischen-Lek-Streifen konnten noch zwei weitere Arten von Schnurrvögeln beobachtet werden: Der Streifenbauch Pipra (Machaeropterus Striolatus) und der Leuchtende Faden Pipra (Pipra filicauda).

Grauband Ameisenvogel
Gelbkopf Pipra im Nachbar-Lek

Das kleine Waldstück beherbergt zudem verschiedene Arten von Tangaren, Waldläufern, Drosseln, Tyrannen und Kolibris und in den Fruchtbäumen halten sich Sittiche, Papageien und Tukane auf. Das Nest eines Weißbart Schattenkolibris befindet sich inmitten des Balzareals der Weißbrust Pipra.

Weißbart Schattenkolibri
Fütterung eines jungen Schattenkolibris

Beim Monitoring dieses Waldes konnten wir verschiedene Ameisenvögel beobachten und deren Stimmen aufnehmen. Die häufigsten sind:
Dunkelgrauer Ameisenfänger (Cercomacra tyrannina)
Weisstirn Ameisenschnäpper (Myrmoborus leucophrys)
Grauband Ameisenvogel (Myrmeciza longipes)
Weissgesicht Ameisenvogel (Pithys albifrons)
Olivgrauer Würgerling (Dysithamnus mentalis)
Graubrust Ameisendrossel (Formicarius analis)

Weißbrust Pipra
Grauwangen Baumsteiger

Text: Joe Klaiber
Fotos: Dirk Klaiber

Tipp:
Detaillierte Informationen zu Reisen in Venezuela:
Posada Casa Vieja Mérida / Tabay / Altamira



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