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[art_2] Peru: Vogelbeobachtung (Teil 2 / Teil 1)
Kurztagebuch 05.06.2011 – 24.06.2011
 
17. Juni:
Höhe 3400 m bis ca. 10 m NN. Wolkig bis heiter, schwach windig und nur bis ca. 22° C. Heute ist wieder mal ein Reisetag. Nach dem Frühstück besuchen wir noch Ulla in der Reiseagentur. Sie lässt uns mit einem Auto der Agentur zum Flugplatz Cuzco bringen. Take off in Cuzco um 11.20 Uhr (Star Perú, BAe 146). Nach dem kurzen Flug über die Anden landen wir um 12.31 Uhr in Lima, wo uns am Flugplatz ein Vertreter von SIXT erwartet und Joe den TOYOTA Yaris übergibt, mit dem wir bis zum 23. Juni unterwegs sein werden. Mit der Vielfalt und Farbenpracht der Regenwaldvögel ist es nun vorbei, aber andere interessante Arten warten auf uns.

Nach der Beschreibung des Vertreters von SIXT gelingt es gut, aber etwas nervig, aus Lima heraus den Pan American Highway "Panamericana Sur" zu finden. Wir wollen nach Süden in das 250 Kilometer entfernte Paracas an der Paracas-Halbinsel – einem Naturschutzgebiet. Noch bei Tageslicht erreichen wir Paracas und sehen uns erst einmal mehrere Hotels von außen an, entschließen uns dann für ein preiswertes mit Zimmer im ersten Stock und Blick auf die Bucht.

Vor einiger Zeit hat es hier ein Erdbeben gegeben, auf der gegenüber liegenden Straßenseite vor unserem Balkon ist ein offenbar noch im Ausbau befindliches Haus fast ganz eingestürzt. Ein geflickter Riss zieht sich quer über die Straße und endet unter unserem Hotel.

Für Morgen buchen wir noch eine Bootsfahrt zu den Islas Balestas (das sind Guanoinseln). Abendessen in einem nahen Restaurant an der Küste, Listeschreiben und Übernachtung.

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18. Juni:
Höhen 0 – ca. 100 m NN. Heiter, Wind S bis SE 3 – 5, bis ca. 22°C. Küstenwüste. Nach dem Frühstück warten wir im nahen Hafen in einer größeren Touristenschlange auf unser Boot (es fahren mehrere), bezahlen das Ticket und besteigen das offene lange Boot mit ca. 30 Sitzplätzen. Während der schnellen Fahrt beobachten wir die vielen Seevögel, erblicken im Wüstensand das große 180 Meter hohe uralte Scharrbild "El Candelabro" und erreichen die von unglaublichen Seevogelmassen bevölkerten Inseln "Balestas". Es müssen hunderttausende sein, hauptsächlich Guanotölpel und Guanoscharben, aber auch viele andere wie Perupelikane, Humboldtpinguine, Inkaseeschwalben, Möwen usw.

Danach erkunden wir die Paracas-Halbinsel. Gleich am Anfang gibt es in der Bucht am Strand u. a. eine Reihe von Limikolen zu beobachten (es ist ein Ramsar-Gebiet). Hier und auch an anderen Stellen übersommern nordamerikanische Limikolen und Seeschwalben, die wir gar nicht erwartet hatten. Sehr schön und aus der Nähe können die seltenen und auch erhofften Peruseeschwalben (ähnlich unserer Zwergseeschwalbe) beobachtet werden.

Wir essen in einem offenen Restaurant auf der Halbinsel – natürlich wie meistens hier an der Küste gebratenen Fisch. Dann sehen wir noch aufgrund von Hinweisen eines einheimischen Birdguides zwei Küstenwipper und auf der Rückfahrt am Spätnachmittag einen Küstenerdhacker (Töpfervögel). Abendessen wieder in einem Restaurant, Listeschreiben und Übernachtung im Hotel.

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19. Juni:
0 – ca. 100 m NN. Wolkig bis heiter, etwa S – SE 4-5, ± 21° C. Nach dem Frühstück versuchen wir nach der Beschreibung des o. g. Guides ein interessantes Gebiet bei San Andrés zu finden. In dem ganzen Dreck und Müll gelingt das nicht und wir kehren in dieser slumähnlichen und nicht ganz ungefährlichen Gegend um.

Inzwischen sind unsere Bargeldvorräte sehr geschrumpft und ich will – was geplant war – Geld mit der Kreditkarte abheben. Das geht in großen Hotels, aber dazu benötigt man natürlich die PIN, die ich irgendwann leider einmal falsch notiert habe (früher niemals benötigt). Versuche in zwei Hotels scheitern also. So müssen wir zwangsläufig beschließen, zukünftig nur noch in Hotels abzusteigen, in Supermärkten einzukaufen, in Restaurants zu essen und an Tankstellen zu tanken, die Kreditkarten akzeptieren (das ist in Peru nicht überall der Fall). 

Wir fahren nun zu Salinen und dann wieder auf die Paracas-Halbinsel an verschiedene Küstenpunkte. Der feine Staub auf den Wüstenpisten, der uns bei Stopps überholt und ins Auto eindringt, schlägt sich leider auch auf Optik und Kamera nieder. Wie am Vortag wieder schöne Seevogel- und Limikolenbeobachtungen. Abendessen in einem Restaurant, Listeschreiben und nochmalige Übernachtung in unserem billigen aber keineswegs schlechten Hotel.

20. Juni:
Bis ca. 400 m Höhe. Bedeckt, neblig (Garúa) mit Nebelnieseln. Wind 2-3 Bft, ± 20° C. Es wird ein längerer Fahrtag, denn wir wollen heute an die Küste nördlich von Lima – nach Huacho. Auf der Panamericana sind es ca. 250 Kilometer bis Lima und dann noch einmal etwa 150 bis Huacho. So können nur wenige Stopps für Beobachtungen am Straßenrand eingelegt werden. Da es in Lima keine eindeutige Ausschilderung von der Panamericana Sur zur Norte gibt, verfahren wir uns trotz Karte – und das leider viele Male in dieser Riesenstadt. Immer vor und wieder retour, wir sind mächtig genervt, besonders natürlich Joe als Fahrer! Immer wieder fragen, schließlich lotst uns freundlicherweise ein Mitarbeiter einer Tankstelle ein ganzes Stück – aber danach wieder verkehrt, es ist zum Verzweifeln! Endlich finden wir dann doch noch die richtige Abfahrt. Endlos die Slums. Die Panamericana ist zur Autobahn ausgebaut. Verkehrsregeln gibt es wohl nur auf dem Papier, langsame Busse und LKWs fahren oft links, überholt wird demzufolge auch rechts,                     Geschwindigkeitsbegrenzungen werden nicht eingehalten. Alles nichts für deutsche Autofahrer.

Wir sind hier in der Region des Küstennebels (Garúa) und gelangen auf höher gelegenen Straßenabschnitten in dichte Nebelzonen und am Spätnachmittag schließlich nach Huacho. An der Tankstelle gibt es ein Problem: die Leitung zur Kreditkartenabrechnung funktioniert nicht. Joe führt eine lange Diskussion und dann lasse ich als Pfand meinen deutschen Führerschein dort. Aber auch an den nächsten zwei Tagen ist die Leitung noch tot, ich bekomme meinen Führerschein zurück und wir fahren ab – Geld gespart!

Dann checken wir in einem sehr schönen, am Vortag per Internet erfragten Hotel "Gran Hotel La Villa" in einer weniger einladenden Umgebung ein und fahren abends in die Innenstadt zum Essen in ein Restaurant in einem großen und modernen Supermarkt. Listeschreiben und Übernachtung im Hotel.

Joe ist das große halbe Huhn schlecht bekommen, war wohl nicht mehr ganz frisch (ich hatte ein anderes Gericht). Er hat offenbar eine Fleischvergiftung und deshalb eine sehr schlechte Nacht.

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21. Juni:
Höhe bis ca. 300 m NN. Bedeckt bis wolkig, Küstennebel, Wind um 3 Bft, ± 20° C. Nach dem Frühstück fahren wir in das weiter südlich an der Panamericana gelegene Naturschutzgebiet "Reserva Nacional de Lachay". Es ist ein Schutzgebiet der sonst weit gestörten Loma-Vegetation. Bereits auf der längeren Zufahrtpiste zum Eingang können u. a. mehrere der begehrten Zwerghöhenläufer beobachtet werden.

Am Eingang muss Eintrittsgeld gezahlt werden. Mit dem Auto geht es einige befahrbare Wege entlang und wir laufen ein Stück auf einem Trail. Es ist neblig und nur wenige Vogelarten zeigen sich. So verlassen wir das Schutzgebiet und beobachten auf den kahlen und von abgestorbenem Pflanzenmaterial schwarzbraun erscheinenden Hügeln zwischen Schutzgebiet und Panamericana. Und es lohnt sich: nach kurzer Zeit entdecken wir die gesuchten Klippen- oder Orangekehl-Regenpfeifer (Tawny-throated Dotterel) und dazu gleich mehrere Trupps. Sie erinnern an unseren Mornell, insgesamt sind es ca. 80 Vögel der ssp. pallidus, die hier offensichtlich die Nichtbrutzeit verbringen.

Anschließend fahren wir zu den südlich von Huacho gelegenen Salinen, die jedoch nichts bringen. Auf Sandpisten geht es dann etwas weiter nach Norden zu einer großen Lagune (Laguna Playa Paraiso). Hier beobachten wir etliche Wasser- und Sumpfvögel, darunter auch nordamerikanische Limikolenarten. Anschließend Rückfahrt nach Huacho ins Hotel, Abendessen und Übernachtung.

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22. Juni:
0 - ca. 400 m NN. Bedeckt, Wind E 3-5, ± 20° C. Nach dem Frühstück fahren wir ins Inland auf der Suche nach Kaktusflächen (vergeblich) und dann abermals auf die Lomafläche vor dem Schutzgebiet. Säuberungstrupps sind unterwegs, sammeln den von der Zufahrtpiste aus sichtbaren Müll ein und bessern Beschilderungen aus. Denn es steht das 30-jährige Schutzgebietsjubiläum ins Haus und da werden sicher etliche offizielle Gäste erwartet.

Wieder können wir u. a. die hübschen Regenpfeifer und wohl an die 20 Zwerghöhenläufer beobachten. Allerdings gibt es in dieser Region viele lästige Fliegen, die man auch sofort im Auto hat. Der Grund sind wahrscheinlich die überall in der Küstenwüste errichteten riesigen Hühnerfarmen (offene lange Zeltställe). Nach dem Lunch am Auto fahren wir nochmals zur Lagune. Unterwegs entdeckt Joe am Rand der Panamericana endlich die gesuchten Peruanertriele, es waren drei Paare (wir hatten die Art bereits an den Vorabenden vom Hotel aus gehört).

In der Lagune können wieder etliche Wasservögel beobachtet werden. Unter den zahlreichen jagenden Seeschwalben entdecken wir auch drei Peruseeschwalben, von denen eine mit Fisch Richtung Wüste verschwindet. Ob dort welche brüten? Laut Literatur ist deren Brutzeit längst beendet, aber was will sie dort sonst mit dem Fisch!

Nach einem kurzen Beobachtungsstopp an der Panamericana fahren wir zurück ins Hotel in Huacho. An der Tankstelle funktioniert die Kreditkarteneingabe immer noch nicht. Abendessen und Übernachtung im Hotel.

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23. Juni:
Höhe bis ca. 300 m NN. Bedeckt, Nebel, Wind um 3 Bft, ± 20° C. Nach dem Frühstück im Hotel fahren wir zurück nach Lima, wo wieder im selben Hotel eingecheckt werden soll. Unterwegs geht es noch einmal in die Loma zu den Regenpfeifern und Höhenläufern. Nach einigen Irrfahrten in Lima erreichen wir am Nachmittag unser altes Hotel in Miraflores.

Auffallend wieder der krasse Gegensatz zwischen den riesigen Armensiedlungen der Außenbezirke und den Stadtteilen der besser gestellten Bewohner.  Dann den Leihwagen abgeben, in einem Restaurant essen, noch etwas einkaufen und Übernachtung im Hotel.

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24. Juni:
Höhe Meerespiegel bis wenig darüber. Bedeckt, Wind W 4-3, ± 20° C. Unser letzter Tag wird ein etwas anstrengender. Bei "Colibri Expeditions" hat Joe einen "Pelagic Trip" gebucht. Gunnar, ein gebürtiger Schwede, holt uns nach einem knappen Frühstück gegen 5.00 Uhr (also praktisch nachts) ab. Unterwegs picken wir noch einen jungen US-Amerikaner auf, weitere Teilnehmer hatten sich nicht gemeldet. Im Hafen von Callao angekommen, wird ein Kaffee geboten und wir gehen an Bord des etwa 10 Meter langen offenen Bootes. Nach längerer schneller Fahrt mit zwei starken Heckmotoren erreichen wir bei Tagesanbruch seewärts der vorgelagerten Inseln den offenen Pazifik. Die lange Dünung mit den bis zu 3 – 4 Meter hohen Wellen ist sehr unangenehm, denn wir müssen dagegen an und jedes Mal setzt das Boot sehr hart auf. Bald tauchen auch die ersten Röhrennasen auf. Schwarzdelfine begleiten unser Boot einige Zeit, ab und an auch Mähnenrobben. An Bord befindet sich eine Tonne mit verfaulten stinkenden Hühnern und Fischen zum Anlocken der Sturmtaucher und Albatrosse. Ein Studentenpärchen, das ohne Bezahlung mitgenommen wurde, soll den Brei von Zeit zu Zeit in die See schütten. Beide sind jedoch schnell hinüber und absolut arbeitsunfähig (Gunnar muss es halt selbst machen).

Bald haben wir insgesamt neun Arten Röhrennasen um uns, hauptsächlich Elliotsturmschwalben und Dunkle Sturmtaucher, vereinzelt die an unseren Krabbentaucher erinnernden Garnot-Lummensturmvögel, zwei Arten Albatrosse und andere Seevögel. Wahrscheinlich fliegen die Röhrennasen am Tage weiter auf den Ozean hinaus, daher die frühe Fahrt.

Gegen Mittag landen wir wieder in Lima, bekommen einen Orniguide und Fahrer, sowie ein Lunchpaket. Die Fahrt führt zu einigen Lagunen am Stadtrand von Lima und buchstäblich in der letzten Beobachtungsminute vor der Rückfahrt zum Flughafen fliegt plötzlich eine Indianerdommel (amerikanische Zwergdommel) vor uns auf – für mich ein bereits lange gesuchter "Lifer"!

Gegen 16.00 Uhr erreichen wir den Flughafen von Lima. Joe (der erst morgen nach Caracas fliegt) hilft noch beim Einchecken und ich habe nun viel Zeit, denn der Abflug ist planmäßig erst 20.05 Uhr. Gegen 20.30 Uhr hebt die B 777-300 der KLM dann ab.

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25. Juni:
Als die Maschine um 08.12 Uhr nach Peru-Zeit in Amsterdam landet, ist es hier bereits 15.12 Uhr MESZ. Nach relativ kurzem Aufenthalt mit Umsteigen hebt die Embraer 190 der KLM um 16.55 Uhr ab und landet 17.45 Uhr in Hamburg. Wulf holt mich ab, doch mein Koffer fehlt. Wohl eine Stunde muss ich am Schalter für vermisstes Gepäck warten (und Wulf leider auch), um die Daten anzumelden. Es herrscht ein ziemliches Durcheinander von wohl 50 Fluggästen. Endlich können wir nach Hamburg-Bergstedt abfahren, von wo ich dann nach kurzem Aufenthalt mit meinem PKW nach Rostock weiterfahre. Der Koffer wird mir am nächsten Tag ins Haus gebracht – eigentlich ganz praktisch, aber nur auf der Heimreise!

Rückblick: Dank der perfekten Organisation von Joe eine sehr erfolgreiche und spannende Tour, sowohl ornithologisch als auch landschaftlich und landeskundlich.

Text: Wolfgang Nehls / (Teilnehmer Joe Klaiber und Wolfgang Nehls)
Fotos: Wolfgang Nehls / Joe Klaiber

Link zu Joes Vogeltouren in Peru und Venezuela:
peru.birds-venezuela.de/
birds-venezuela.de/

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