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[art_4] Peru: Vogelbeobachtung (Teil 1)
Kurztagebuch 05.06.2011 – 24.06.2011
 
04. Juni:
Frühmorgens fährt Wulf mich zum Hamburger Flughafen. Um 08.50 Uhr soll die Maschine (eine Fokker 70 der KLM) nach Amsterdam gehen, wo sie um 09.35 landet. Nach dem Umsteigen hebt die B 777-300 der KLM um 13.02 Uhr ab und landet nach einer Flugstrecke von 10.650 km noch am selben Abend um 17.51 Uhr Ortszeit (- 7 Stunden Zeitverschiebung, nach MESZ ist es bereits 00.51 Uhr) in Lima, wo mich nach dem Empfang des Koffers ein bestelltes Taxi und sein Fahrer Pedro erwarten und ins Hotel "The Place Hostal of Miraflores" in Lima-Miraflores bringen, wo ich zwischen 19.00 und 20.00 Uhr einchecke und für den nächsten Tag ein "verfrühtes" Frühstück für zwei Personen bestelle.

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05. Juni:
Von fast 0 m NN auf 3400 m in Cuzco, dann ca. 3100 m NN. Bedeckt in Lima, in Cuzco heiter, schwach windig und wie in Lima tagsüber 20° C. Sehr früh klopft Joe (der gegen Mitternacht aus Caracas eingetroffen ist) an meine Tür und nach dem kleinen Frühstück geht es per Taxi zum Flughafen, denn bereits um 08.20 Uhr ist Abflugzeit nach Cuzco. Nach gut einstündigem Flug mit beeindruckendem Blick über die Hochanden landen wir in der auf ca. 3400 m NN gelegenen "Großstadt". Nach dem Einchecken im Hotel "Hospedaje San Blas" in der malerischen Altstadt geht es mit einem Fahrer zur Laguna Huaracapay, einem größeren See mit sumpfigen Ufern und Schilfflächen östlich von Cuzco auf ca. 3100 m NN. Die Rundfahrt um den See mit vielen Vogel-Beobachtungen wird bis zum späten Nachmittag ausgedehnt. Anschließend Rückfahrt nach Cuzco und Übernachtung im Hotel (wegen der ungewohnten Höhe kann ich schlecht schlafen).

06. Juni:
Von 3400 auf 3100 m und wieder 3400 m NN. Heiter, kein Wind, nachts Bodenfrost (Reif), tags bis ca. 20° C. Nach dem Frühstück (wie an fast allen Tagen um 6.00 Uhr) holen uns der Orniguide Virgilio und der Fahrer Justo (Besitzer des Vans) am Hotel ab. Bis zum 16. Juni werden die beiden Mestizen nun unsere ständigen Begleiter sein. Virgilio ist ein erfahrener Ornithologe mit ausgezeichneter Arten- und Stimmenkenntnis und auch Justo beobachtet oft mit.

Es geht an diesem Tag nochmals zur Laguna Huaracapay und dem nahen Ort Lucre, wo es eine große Anzahl an Vogelarten zu beobachtet gibt. Übernachtung wieder im Hotel. Die Altstadt von Cuzco wimmelt nur so von Touristen. Das Laufen in den schmalen und oft steilen Gassen fällt in der dünnen Höhenluft schwer.

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07. Juni:
Von Cuzco bis auf ca. 4000 m (Pass) und dann bis 1600 m NN. Heiter bis wolkig / bedeckt mit Wolkennebel nachmittags in hohen Lagen und wechselnden Temperaturen, kaum Wind. Nach dem Frühstück und nachdem wir gepackt haben, holen uns Virgilio und Justo vom Hotel ab. Vor uns liegt eine lange Fahrt mit etlichen Beobachtungsstopps von Cuzco über die Anden bis an deren Osthang zur "Cock-of-the-Rock Lodge" auf ca. 1600 m NN im Bergregenwald. Die anfänglich brauchbare Straße führt bald nur noch als teilweise abenteuerliche Piste – die sogenannte "Manu-Road" – in ständigen Serpentinen weiter. Die häufig entgegen kommenden großen Holztrucks zwingen immer wieder zu gefährlichen Ausweichmanövern und Rückwärtsfahren an den steil abfallenden Pistenrand (natürlich ohne Leitplanken). Während der Fahrt werden die unterschiedlichsten Vegetationszonen bis hinauf zur Punaregion auf ca. 4000 Meter (Pass mit See) und die obere Nebelwaldzone durchquert. Erstaunlich, dass auf über 3500 Meter noch Ackerbau (Gerste, Hafer, Mais, Kartoffeln u. a.) betrieben wird. Die Bevölkerung der Dörfer besteht fast ausschließlich aus Indianern und häufig sieht man Frauen in ihren bunten traditionellen Trachten und Hüten.

Erst in der Dunkelheit erreichen wir die aus etwa zehn Bungalows bestehende Lodge und richten uns kurz ein. Das Abendessen und das Listeschreiben finden bei Kerzenlicht im Restaurant statt (Strom gibt es hier nicht).

08. Juni:
Höhe zwischen 1600 und 2000 m NN, heiter bis wolkig und maximal ca. 20° C. In der Morgendämmerung kurze Exkursion zu Fuß auf dem Lodgegelände, dann Frühstück. Im offenen Restaurant warten Kapuzineraffen auf Gelegenheiten zum Mundraub. Wir sind die einzigen Gäste in dieser Vorsaison. Anschließend Exkursion per Auto die Piste aufwärts bis auf ca. 2000 Meter im Bergregenwald. Mittags geht’s zurück zur Lodge und anschließend zu einem gut besetzten Balzplatz von Andenfelsenhähnen nahe der Lodge. Danach wieder Beobachtungen an der Piste. Übernachtung in der Lodge.

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09. Juni:
Höhen zwischen 2000 und 1300 m NN. Heiter bis wolkig, abends Regen, feuchtwarm und bis ca. 25° C. Nach dem Frühstück geht die Exkursionsfahrt auf der Piste wieder im Bergregenwald aufwärts bis ca. 2000 Meter. Dort müssen wir umkehren, da ein frischer Erdrutsch (nächtlicher Regen) die Piste versperrt. Zum Glück ist das nicht bereits vorgestern passiert, als wir diese Stelle auf dem Weg zur Lodge passieren mussten. Nach dem Mittag in der Lodge fahren wir die Piste abwärts bis auf etwa 1300 Meter. Neben anderen interessanten Arten konnten hier der einzige Amazonian Umbrellabird (Kurzlappen-Schirmvogel) und die einzigen zwei Soldatenaras der gesamten Tour beobachtet werden. Es folgten Abendessen, Listeschreiben und Übernachtung in der Lodge.

10. Juni:
Höhen 1600 bis 500 m NN. Wolkig bis bedeckt, nachmittags Gewitterschauer, abends noch 24° C in der Lodge. Nach dem Frühstück packen wir und fahren weiter bergab zur "Amazonia Lodge". Wieder nimmt die Fahrt auf der streckenweise schlechten Piste (das Fahrzeug – es ist kein Jeep – kommt manchmal noch gerade so durch) viel Zeit in Anspruch. Am Vormittag verschwinden dann langsam die Hochanden hinter uns und wir haben das Amazonasbecken erreicht. Es wird heiß, da wir uns dem Tiefland nähern. Die Lodge liegt auf nur noch 500 Meter NN. Doch im letzten Dorf Atalaya (von Cuzco bis hier sind es 280 Kilometer) muss Justo mit dem Auto zurück bleiben und wir besteigen mit unserem Gepäck ein Boot. Nach einer knapp zwanzigminütigen Fahrt flussabwärts auf dem schnell fließenden Rio Madre de Dios landen wir am anderen Ufer und müssen über ein angelegtes Brett auf das Schotterufer hinüber balancieren. Von hier geht’s auf einem Trail zur ziemlich großzügig angelegten Lodge, zu der ein großes Waldgelände gehört. Unser Guide Virgilio stammt von hier, einer ehemaligen Orangenplantage. Nach dem Empfang und der Zimmerzuweisung lassen sich in einer langen blühenden Hecke direkt vor der Veranda verschiedene Kolibriarten aus nächster Nähe beobachten.

Nachmittags geht es auf eine erste Erkundungstour in der Umgebung der Lodge und es ist deutlich zu spüren, dass wir hier unseren klimatisch unangenehmsten Reiseort mit dem typischen feuchtheißen Tieflandregenwald-Klima erreicht haben. Hinzu kommt, dass wir wegen der Chiggers, von denen wir uns gestern bereits einige eingefangen haben, ab jetzt nur noch in Gummistiefeln laufen können.

Abendessen und Listeschreiben bei elektrischem Licht (Strom über Wasserkraft). Spät abends in der Dunkelheit Eulenbeobachtung. Übernachtung in der Lodge.

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11. Juni:
Höhen 500 – 700 m NN. Wolkig bis heiter, Wind anfangs 3-4 Bft, dann nur noch schwach, morgens kühl, später bis 30° C. Nach dem Frühstück führt die Exkursion auf den auf einem Hügel gelegenen "Tower", einer etwa 30 Meter hohen und leicht schwankenden Metallkonstruktion. Leider ist der Wind ziemlich stark, so dass sich in den Baumkronen kaum Vögel blicken lassen. Sehr schön können wir dennoch einen balzenden Golden-collared Toucanet (Reinwardtarassari) beobachten. Faszinierend ist auch der Ausblick auf den etwa 200 Meter unter uns dahin fließenden Rio Madre de Dios. Nach dem Lunch in der Lodge begeben wir uns am Nachmittag auf die Trails im Wald. Abendessen und Übernachtung in der Lodge.

12. Juni:
Höhe etwa 500 m. Heiter, kein Wind (im Wald) und bis 29° C. In aller Frühe wird gefrühstückt und kurz vor Sonnenaufgang geht es per Boot durch die beeindruckende Landschaft flussabwärts zu einer Papageienleckstelle am Steilufer des Rio Madre de Dios. Hier warten bereits einige andere Touristen. Mehrere größere Trupps von Papageien verschiedener Arten fliegen herum, gehen aber aus uns unbekannten Gründen nicht in die Wand.

Schließlich brechen wir ab, fahren mit dem Boot ein Stück weiter und wandern zu einem kleinen Gewässer (wohl ein sogenannter Oxbow), auf dem Flöße bereit liegen und auch ein kleiner Beobachtungsturm errichtet wurde. Neben anderen Arten können hier mehrere Rothalsrallen verhört werden (einmal nach dem Anlocken nur zwei Meter neben uns), nur Joe sah eine auffliegende. Zum Lunch geht es mit dem Boot zurück zur Lodge, wo jetzt eine gemischte Touristengruppe (meistens aus den USA und Kanada) eintrifft. Bisher waren wir die einzigen Gäste.

Nachmittags wird wieder in verschiedenen Habitaten in der Umgebung der Lodge exkursiert. Nach dem Verhören von zwei Eulenarten in der Dunkelheit folgt die Übernachtung in der Lodge.

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13. Juni:
Höhe ca. 500 m NN. Kaum Wind, heiter, nachmittags wolkig und bis ca. 30° C. Der letzte Tag im Tiefland des Amazonasbeckens. Wir verbringen ihn auf der Suche nach bestimmten Vogelarten auf den Trails im Wald und am Fluss. Ein Trail ist durch einen umgestürzten Baum versperrt und erst am Nachmittag kann Virgilio uns mit der Machete ein Durchkommen ermöglichen. Nach dem Dinner und Listeschreiben wird schon mal gepackt, denn Morgen steht uns ein langer Fahrtag bevor – lang weniger wegen der Kilometer (es sind gut 300), sondern der teils schwierigen Pistenstrecke. Endlich können auch die lästigen Gummistiefel im Koffer verschwinden, denn im Hochgebirge und später an der Küste gibt es keine Chiggers.

14. Juni:
Höhen 500m bis fast 4000 m. Morgens bedeckt, dann wolkig, Schauer, schwacher Wind, nachmittags wolkig und ± 20° C. Gleich nach dem Frühstück wird das Gepäck zum Flussufer gebracht und aufs Boot verladen, wir folgen über das bekannte Brett nach. In Atalaya erwartet uns bereits Justo mit dem Auto – einladen und ab. Nachts hat es geregnet, so ist die Piste zwar an einigen Stellen überschwemmt, aber entgegen kommende Autos erzeugen keinen Staub.

Für Beobachtungsstopps bleibt die Zeit begrenzt, aber einige werden trotzdem eingelegt (das muss sein!). Wir essen aus den Lunchpaketen und erreichen schließlich auch wieder feste Straßen. Über Cuzco brauchen wir nicht wieder zu fahren, sondern biegen vorher über Pisaq ab. Endlich in Urubamba (2900 Meter NN) angekommen, checken wir in dem kleinen, aber komfortablen und gediegenem Hotel "Hosteria Illarimuy" ein. Dinner, Listeschreiben, Joe nutzt den Zugang zum Internet, und Übernachtung.

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15. Juni:
Höhen 2900 – ca. 4500 m (über dem Pass). Wolkig bis teilweise bedeckt, Schauer (nachmittags), Wind um 3 Bft, oben um 0° C (Reif) im Schatten, sonst bis fast 20° C. Frühstück und Abfahrt in die Hochanden. Hier in der Touristenregion (Machu Picchu und andere historische Ziele) sind die Straßen asphaltiert und gut. Nach längerer Serpentinenfahrt erreichen wir den Pass Abra Malaga auf 4360 Meter NN. Herrlicher Ausblick über den Wolken und auf die schneebedeckten Berggipfel, die in dieser Region zwischen 5500 und 6000 Meter Höhe erreichen.

Um einen kleinen Polylepis-Wald mit speziellen Vogelarten zu erreichen, muss ein Kamm über dem Pass überwunden und danach ein Tal erreicht werden. Mir ist das in der dünnen Luft zu strapaziös und so laufen Virgilio und Joe (es sind ja junge trainierte Männer) allein los. Doch schließlich steige ich doch noch schnaufend langsam hinterher, kann sie aber auf dem Kamm in ca. 4500 Meter Höhe angekommen, unten im Tal nicht entdecken und schlage einen leicht bergab führenden Pfad ein. Dieser erweist sich jedoch als falsch und erst auf dem Rückweg treffen wir kurz vor dem Kamm wieder zusammen (ich habe dort unten allerdings nur wenig verpasst).

Hier in der Punaregion blühen viele Pflanzen, obwohl es hier auf der Südhalbkugel ja eigentlich Südherbst ist. Aber das hängt wohl mit den Regen- und Trockenzeiten zusammen. Kurz vor der anschließenden Fahrt bergab zeigt sich über dem Kamm noch wunderschön ein dahinsegelnder adulter Kondor. Nun beobachten wir während etlicher Stopps die Vögel der oberen Bergwaldregion und erreichen am späten Nachmittag wieder das Hotel in Urubamba. Infolge der vielen "neuen" Arten sind inzwischen unsere mitgebrachten je 1 Liter Whisky- und Wodkaflaschen aufgebraucht und es wird Rum nachgekauft. Dinner und Listeschreiben im Hotel, Übernachtung.

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16. Juni:
Höhen 2900 m bis 4360 m bis 3400 m NN. Wolkig bis bedeckt (nachmittags ein Schauer), schwacher Wind und "kalt". Nach dem Frühstück checken wir im Hotel aus und fahren nochmals über den Abra Malaga Pass in die Hochanden. In der Punaregion wird an sumpfigen Wasserflächen vergeblich versucht, Graukehlhöhenläufer und Punabekassinen zu finden. Nachmittags muss die Rückfahrt angetreten werden, da wir heute wieder in Cuzco übernachten müssen. Dort treffen wir kurz vor dem Dunkelwerden ein und beziehen ein Zimmer im alten Hotel. Vorher verabschieden wir uns noch von unserem Guide Virgilio und Fahrer Justo, denn die nächste Woche werden wir nur zu zweit mit einem Mietwagen unterwegs sein. Abendessen in einem Restaurant in der Altstadt.

Text: Wolfgang Nehls / (Teilnehmer Joe Klaiber und Wolfgang Nehls)
Fotos: Wolfgang Nehls / Joe Klaiber

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