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[art_3] Argentinien: Via Patagonia!

Eine Kurve! Nach fünfundvierzig staubigen Kilometern geradeaus, in einer Welt ohne rechts und links, die nur aus Oben und Unten zu bestehen scheint, ist eine Kurve schon mal etwas Besonderes. Patagonien! Endlose, fast nur auf schottrigen Highways zu erfahrene, baumlose Landschaft. Ständig begleitet vom endlos jagenden Wind, der jeden achtlos offen gelassenen Fensterschlitz nutzt, das Wageninnere mit Sand zu füllen (Achtung Gebissträger: Per Wimp hier bläft eim germe fon mal pie Prophefe aufer Freffe!). Das Ganze hört sich jetzt echt öde an und mir wurde auch erst später klar, dass die Fahrt durch diese elegische Weite eine der grandiosesten meines Lebens war.

Der Kurve folgen bald weitere, denn wir nähern uns der so genannten "argentinischen Schweiz"! Alpine, hier heißt es andine, Gebirgslandschaft, die Mitte April in die Farben des Indian Summers getaucht wird. Tiefblaue Seen, von weißbezipfelten Dreitausendern umrahmt.

El Bolson! Der Wind bläst durch die breiten Straßen des kleinen Städtchens auf dem 42. Breitengrad, der Hochburg der argentinischen Hippies und bringt Stimmung in deren jeden zweiten Tag stattfindenden Flohmarkt. Die 70er lassen grüßen! Ich brauche Socken, zwei Paar, und erblicke einen einzeln stehenden Plünsenladen, der in alten DDR-Zeiten als "V.E.B." so auch in Karl-Marx-Stadt gestanden habe könnte. Hier wird noch bedient! Stelle mich an, komme dran, werde nach hinten geschickt, ziehe Wartemarke, stelle mich wieder an… "Quiero comprar dos sox para quantus largos quarentaicinco, por favor!" (Eigentlich ist mein Spanisch besser, aber in Richtung "Falsch" kann ich mich echt gut verstellen). Die Größe haben sie nicht, so ziehe ich schließlich mit "poco mas chico" von dannen. Werden schon passen… Zwei Paar - ein Euro! Argentinien ist derzeit extrem günstig. Man(n) zahlt nur etwa ein Drittel soviel wie in Deutschland - frau hingegen bekommt für ihr Geld dreimal soviel Ware! Für lässige drei Euro gibt’s im Pub nebenan ein Riesen-Rumpsteak vom Leckersten. Man trinkt die nach der Stadt benannte "El Bolson Cerveza". Lecker, und nach zwei Humpen bin ich überzeugt, dass die Stadt den Namen vom Bier hat. So wie Jever!

Noch 20 Kilometer bis zum Ziel: Lago Puelo!

Schon wieder Sand, aber diesmal am Traumstrand dieses Andensees! Meine Begleiterin freut sich auch schon auf’s Entspannen morgen. Kraft tanken für die Wanderungen und Unternehmungen der nächsten Tage. Ich hingegen freue mich hauptsächlich auf etwas ganz anderes.

Vielleicht das einzig Perfekte in diesem perfekt unperfekten Land: Das Steak! Das "Gold der Pampa", deren leicht bitteres Gras - erst einmal wiedergekäut - für den unnachahmlichen Geschmack des argentinischen Rindfleisches sorgt. Und während in unseren Graden das arme Tier beim Grillen mittels so seltsamen Dingen wie "Bieraufguß" oder womöglich "Elektrogrill" ein zweites mal gekillt wird, zelebriert mein argentinischer Freund Marcelo das "Asado" an einem seiner Kamine in der guten Stube. Wahlweise im Kleinen für den Genuß zu zweit mit Gattin Susanne, oder im Großen für Gäste. In diesem lagert zur Rechten "gut abgehangenes" Zedernholz, welches dann in der Mitte zur Verbrennung gelangt. Die wohlglühendsten Stücke des Holzes werden dann unter das Rost geschoben, auf welchem ein großes Stück "bife chorizo" seiner Bestimmung entgegen schmort.

Vorher nur mit grobem Meersalz bestreut, welches beim Garen nicht ins Fleisch einzieht und es somit entsaften würde, wird es zum rechten Zeitpunkt - außen knusprig, innen rosa - in Scheiben geschnitten, mit möglichst wenig Beilagen garniert und dem Gast zum Verzehr dargeboten.

Obwohl das Wort "Verzehr" ausschließlich für den einheimischen Gast gilt, der die Qualität eines solchen Mahles natürlich als Standard ansehen darf (mit 67 Kilogramm Rindfleischverzehr pro Kopf / Jahr liegt der Argentinier an der Weltspitze). Für den mal eben lässige sechsundzwanzig Stunden angereisten Europäer, also mich, ist es der kulinarische Höhepunkt meines Aufenthalts in Argentinien. Das Ziel meiner Träume…

Text: Eric Bauer
Fotos: Marcelo von Fürstenberg + Eric Bauer


Tipp:
Familia Von Fürstenberg
Neue Ferienhäuser in Patagonien/Lago Puelo, in sehr ruhiger Lage und nur 1500m vom Nationalpark Lago Puelo entfernt.
Möglichkeiten zum Trekking, Rafting, Angeln, Klettern, Reiten, Kayak, Schwimmen, Mountainbike, Paraglyding und Fliegen sind in der direkten und näheren Umgebung gegeben.
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