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Amor: Tapa zum Bier
Abends komme ich hungrig in Madrid an. "Lass uns essen gehen", schlage ich meiner Freundin vor. "Lass uns Biertrinken. Das macht auch satt", entgegnet sie. Bars, in denen man zum Bier ein paar Mandeln und Oliven bekommt, tauchen vor meinem inneren Auge auf und ich fühle mich nicht richtig ernst genommen.
Wir sitzen in der ersten Bar. Das Publikum ist gemischt: Leute in Anzügen, die gerade von der Arbeit kommen, ältere Leute aus der Nachbarschaft, junge Leute, die Gin-Tonic trinken. Wir ordern eine caña, ein Glas Bier. Dazu bekommen wir eine Stück Tortilla, zum zweiten eingelegte Paprika, zum dritten einen Teller mit Schinken. Ich wäre auch einfach sitzen geblieben, aber meine Freundin ließ nicht mit sich reden: "Der Witz am Tapas-Essen ist das Weiterziehen. Also gehen wir in die nächste Bar, nur etwa 50 Meter weiter, mit einem Zigarettenautomaten auf der einen, einem Zigarettenautomaten auf der anderen Seite und einem Fernseher an der Wand. Ansonsten ist die Einrichtung auf das nötigste beschränkt. Nach einem Teller Gambas (zu Bier 1), einem Teller Käse (zu Bier 2) und einem Teller Oliven (zu Bier 3) ziehen wir weiter. Ich beginne zu ahnen, dass Essengehen bei Bierlaune in Madrid unnötig ist.
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Nur wenige Straßen weiter landen wir in einer Bar mit hauptsächlich studentischem Publikum. Sie ist eng und voll, aber mit etwas Glück ergattern wir einen Platz am Tresen. Hier sollen die Portionen selbst den Madrider Rahmen sprengen. Ich kann mir eigentlich kaum noch eine Steigerung vorstellen, aber in der Tat: Die Teller sind nicht untertassen- sondern pastatellergroß, und zu Schnitzelchen, Tintenfischen und Pimientos gibt es jeweils noch eine Portion Bratkartoffeln. Ich kann beim besten Willen nichts mehr Essen und eigentlich möchte ich auch kein Essen mehr sehen müssen.
Und so bin ich dankbar, dass wir in unserer nächsten Station einer Bar direkt am Plaza de Chueca - nur ein paar Oliven gereicht bekommen. So gestärkt von einigen Getränken ohne Essenszugabe, beschließen wir, noch kurz in eine Bar zu schauen, die bereits auf dem Nachhauseweg liegt.
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An der Wand wechseln sich Wallfahrts- und Stierkampffotos mit ausgestopften Stierköpfen ab. Alles wirkt so prototypisch, dass man lauter Japaner und Amerikaner erwartet, aber die Madrilenen selbst sitzen in ihrer eigenen Kulisse. Ein Teller Fischsalat, Sardellen und Oliven runden unsere Drinks ab. Zu den letzen Getränken lehnen wir jedes weitere nicht flüssige Angebot ab, was den Mann hinter der Theke etwas beleidigt dreinschauen lässt. Egal! Denn mit dem Gefühl, nie mehr etwas Essen zu können, fallen wir in unsere Betten.
Die genannten Bars liegen allesamt im Madrider Stadtviertel Chueca: Teide; c./Fernando IV; Davila, c./Fernando IV; el Tigre c./Infantas; Hortaleza, c./Fernando IV.
Text + Fotos: Damian Schmidt
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