caiman.de 01/2005



brasilien: Projekt Blauer Ara - Rettung eines bedrohten Pantanalvogels
BILL HINCHBERGER
[art. 1]
haiti: In den Bergen (Hilfsprojekt)
HEIKE NEEDHAM
[art. 2]
argentinien: Durch den schönen Norden – Teil 1
ANDREAS DAUERER
[art. 3]
brasil: Vila Kunterbunt - São Paulos Farbklex
THOMAS MILZ
[art. 4]
Rezension: Die spanische Eroberung Teneriffas
BERTHOLD VOLBERG
[kol. 1]
pancho: Elote Loco (Verrückter Maiskolben)
CAMILA UZQUIANO
[kol. 2]
grenzfall: Brasilien / Land der Dicken
THOMAS MILZ
[kol. 3]
amor: Tapa zum Bier
DAMIAN SCHMIDT
[kol. 4]





[art_1] Brasilien: Projekt Blauer Ara - Rettung eines bedrohten Pantanalvogels

Miranda, Mato Grosso do Sul – Selbst der agilste und pfiffigste Vogelbeobachter könnte sie nicht alle verorten. Etwa 650 Vogelarten leben im Pantanal. Touristen, die das Refúgio Ecológico Caiman besuchen - die Referenz im Bereich ökologisches Hotel und Naturschutz - haben gerade einen Savannenbussard (Heterospizias Meridionalis, auch als Froschbussard bekannt) und einen Amazonasfischer (Chloroceryle Amazon) beobachtet, als drei kobaltblaue Vögel, gefolgt von zwei weiteren, zwitschernd an ihnen vorbei fliegen. Die drei ersten steuern auf eine seltsame Kiste zu, die an einem Baumstamm befestigt ist.


Der kleine Vogelschwarm gehört zum Projekt Blauer Ara (Projeto Arara Azul). Seit etwa zwei Jahrzehnten scheint den Blauen Ara (Anodorhynchus hyacinthinus, auch als Hyazinthara bekannt) das gleiche Schicksal zu ereilen wie andere seiner Art.


Foto: divulgação Caiman

Der Kleine Blaue Ara (Anodorhynchus glaucus oder Meerblauer Ara genannt) gilt in Wissenschaftskreisen als ausgerottet; ebenso der Spixara (Cyanopsitta spixii), von dem zwar noch 60 Exemplare in Gefangenschaft leben, der aber in freier Wildbahn nicht mehr anzutreffen ist. Man schätzt, dass in den 80er Jahren etwa 10.000 Aras von Wilddieben und Indianern gefangen wurden, die seine Federn als Kopfschmuck verwenden. Erschwerend kam die Zerstörung des natürlichen Lebensraums hinzu. So landete der Blaue Ara auf der Liste der bedrohten Tiere.

Seitdem die Biologin Neiva Guedes ganz alleine vor 14 Jahren das Projekt Blauer Ara ins Leben rief, ist die Population in dem vom Projekt überwachten Gebiet (450.000 Morgen) von 1.500 auf 5.000 Exemplare hochgeschnellt. Guedes, die von Unternehmen und NGOs unterstützt wird, entwickelte eigene Methoden zur Arterhaltung, wie zum Beispiel die Anfertigung künstlicher Nester. Von ihrer Basis inmitten des Caiman-Gebietes aus überwacht ein fünfköpfiges Forscherteam etwa 3.000 Vögel, die in 346 natürlichen und 198 Hand gefertigten Nestern hausen. Die Jungen werden mit Mikrochips bestückt, Blutproben werden genommen und an die Universität von São Paulo (USP) geschickt, um DNA-Tests und weitere Analysen durchzuführen.

Das Refúgio Ecológico Caiman, auch unter dem Namen Pousada Caiman bekannt, erstreckt sich auf einem mehr als 148.000 Morgen großen Gelände, inklusive einer Fazenda, auf der die diversen Arbeiten vorgenommen werden. Darüber hinaus gibt es noch eine zentrale Zone mit 12.500 Morgen Urwald. “Die Pousada Caiman ist seit mehr als 15 Jahren eine Referenz für professionelle Arbeit im Pantanal”, so ist einem Bericht des Instituto de Hospitalidade in Savador zu entnehmen, einer wohltätigen Organisation, die den verantwortungsvollen und qualitativ hochwertigen Tourismus fördert.

“Darüber hinaus ist die Pousada Caiman das Hotel mit dem besten Service des Pantanals, mit sehr komfortablen Unterkünften, Dekorationen, die guten Geschmack verraten, aufmerksamen Führern und exzellenten Beobachtungsmöglichkeiten der Wildbahn”.



Foto: divulgação Caiman

Unter den Besuchern des Refúgio Ecológico Caiman sind Wissenschaftler aus Kanada, Dänemark, Norwegen und den Vereinigten Staaten, die sich der vom Projekt zur Verfügung gestellten Infrastruktur bedienen. In anderen Gegenden Brasiliens und auch Perus hat man bereits die modus operandi des Projektes übernommen. Die Anerkennung reicht bis in die Niederlande, wo Guedes den Golden Ark überreicht bekam, einen von der niederländischen Regierung gestifteten Preis für den Schutz der Umwelt. “Ich halte das von Neiva Guedes geleitete Projekt für ein Vorzeigemodell”, sagt Dener Giovanini, Generalkoordinator des „Nationalen Netzwerks zur Bekämpfung des Wildtierhandels“ (RENCTAS).

Der Blaue Ara wird sowohl wegen seiner Schönheit (er ist hauptsächlich von blauen Federn bedeckt, die einen perfekten Kontrast zu dem leuchtenden Gelb des Gesichts) als auch seiner Größe bewundert. Er ist der größte Ara der Welt: er misst vom Schnabel bis zum Schwanz einen Meter und wiegt 1.3 Kilo. Obwohl der Vogel in einigen Gegenden Amazoniens und des brasilianischen Nordostens anzutreffen ist, leben etwa 70% der Blauen Aras in der Region des Pantanal.

Zusammen mit den Papageien bilden die Aras die Familie der psittacidae. “Wegen ihrer Fähigkeit, die menschliche Stimme zu imitieren, was man ihrer Intelligenz zuschreibt, ihrer Schönheit und Anhänglichkeit sind sie die populärsten und begehrtesten unter den gehaltenen Vögel, als beliebtestes Haustier nur übertroffen von Hunden und Katzen”, so der Bericht der RENCTAS.

Der illegale Handel ist weiterhin die größte Gefahr für den Blauen Ara. Laut RENCTAS erzielt ein einziges Exemplar bis zu US-$ 25.000 auf dem Schwarzmarkt. Das Pantanal ist ein Viehzuchtgebiet, und deshalb versucht das Projekt Blauer Ara, die Unterstützung von Landwirten und Viehtreibern zu gewinnen. Mehr als 40 Landwirte erlauben, dass Feldforscher ihre Farmen zu Forschungszwecken betreten. “Seit Beginn des Projektes sind wir bemüht, die örtliche Bevölkerung mit einzubinden”, sagt Guedes.

Die Situation ist weiterhin schwierig, aber die Umweltkontrolleure und die gegen den Tierhandel kämpfenden Aktivisten sind sich einig, dass es dem Projekt mit Hilfe von Aufklärungsprogrammen für die örtliche Bevölkerung gelungen ist, die heimliche Wildjagd einzuschränken.

Foto: Hyacinth Macaws, Copyright 2003 M. Stafford (www.parrotsinternational.org)



“Die Zahlen sind infolge der Aufklärungsarbeit in bedeutendem Maße gesunken”, sagt Oberst Ademar Brites Cardoso vom 15. Bataillon der Umweltpolizei in Campo Grande. Giovanini fügt hinzu: “Die Leute haben die Vögel im Blick, und die Anwesenheit der Forscher hilft dabei. Das hat ganz gewiss eine Wirkung.”

Als sie anfing, damals noch als Studentin, wurde Guedes klar, dass die Biologen über keine geeigneten Methoden verfügten, um größere Vögel zu studieren. “Es gab keine technischen Hilfsmittel”, berichtet sie. “Wissenschaftler waren daran gewöhnt, kleine Vögel mit Netzen zu fangen. Aber das funktionierte hier nicht.“

Heutzutage hieven sich Wissenschaftler mit Hilfe von Bergsteigerausrüstung in die Baumkronen, um Daten zu sammeln und Nester zu inspizieren und diejenigen zu reparieren, die durch die Jahre oder von Unwettern zerstört wurden. Außerdem betätigen sie sich als Retter in der Not, und manchmal müssen sie tricksen, wie zum Beispiel von natürlichen Feinden bedrohte Eier zu klauen und an ihrer Stelle Hühnereier ins Nest zu legen. Die richtigen Eier werden in Geburtskästen ausgebrütet und die Jungen nach dem Ausschlüpfen in das Nest zurückgelegt.

Jeder Nachkömmling ist wichtig, da die Blauen Aras sich nur sehr sporadisch vermehren. Die Vögel leben in Paaren und jeder Vogel produziert lediglich ein bis zwei Eier pro Jahr. Ei wie auch Nachkömmling sind besonders durch natürliche Feinde bedroht. Erschwerend kommt hinzu, dass die Aras lediglich in Hohlräumen des Manduvi-Baumes, die älter sind als 60 Jahre, nisten und mit anderen Vogelarten im Kampf um diese in Konkurrenz stehen.

Um eine Lösung für die prekäre Nestsituation zu finden, haben Guedes und ihr kleines Team die Eigenschaften dieser natürlichen Schutzräume analysiert und verschiedene Materialien getestet, bevor sie ein von den Vögeln akzeptiertes künstlich gefertigtes Nest entwickeln konnten. “Der Prozess dauerte sehr lange – mehr als drei Jahre”, erinnert sie sich. Die Blauen Aras besiedelten etwa die Hälfte der vorgefertigten Nester, allerdings nur 10% der Nester wurden von Paaren zu Fortpflanzungszwecken genutzt. Die künstlichen Nester hatten aber noch einen unerwarteten Nebeneffekt: 17 andere Vogelarten siedelten sich in ihnen an, was gleichzeitig den Wettbewerb um die natürlichen Nester reduzierte.


Foto: Wagner Guimarães/Projeto Arara Azul

Guedes möchte ihre Arbeit auf Amazonien und den brasilianischen Nordosten ausdehnen, wo die Zahl der Blauen Aras weiterhin abnimmt. “Wir wollen expandieren”, sagt sie. “Aber dafür benötigen wir mehr Geld.”

Text: Bill Hinchberger
Übersetzung: Thomas Milz

Bill Hinchberger bereiste den Bundesstaat Mato Grosso do Sul auf Einladung des Refúgio Ecológico Caiman und von Voice Communications.

Bill ist Herausgeber des Brasilien-Online-Magazins www.brazilmax.com. Um diesen Text im englischen Original zu lesen, klickt hier.

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[art_2] Haiti: In den Bergen

Seit Dezember 2001 arbeite ich im Hospital St. Damien in Petionville/Haiti. Träger ist die haitianische Organisation vom Kinderhilfswerk Unsere Kleinen Brüder und Schwestern e.V. Einer unserer kleinen Patienten war Raynaldo Dorlean, ein 3-jähriger Junge mit angeborenem Herzfehler. Aufgrund seiner chronischen Erkrankung kam er in regelmäßigen Abständen in unsere Ambulanz und musste auch immer wieder stationär behandelt werden. Begleitet wurde er von seiner Mutter, einer 29-jährigen, sehr netten und fröhlichen Frau. Raynaldo war ihr einziges Kind und während seiner stationären Aufenthalte wich sie nie von seiner Seite.

Es war im Winter 2002/2003 als Raynaldo für einige Wochen bei uns behandelt wurde. Ich habe mich in dieser Zeit intensiv um ihn gekümmert und Mutter und Sohn wuchsen mir sehr ans Herz. Wir wussten alle, dass Raynaldos Krankheit, die in Deutschland natürlich operiert werden kann, auf Haiti eines Tages tödlich enden wird. Immer häufiger musste die Medikamentation erhöht werden und der Kleine bekam kritische Atemnotanfälle. Doch seine Mutter bewahrte ihren Optimismus und ließ sich auch von den schlimmsten Krisen nicht aus der Bahn werfen.

Die Monate vergingen und im September 2003 musste Raynaldo wieder aufgenommen werden. Er schien gerade auf dem Weg der Besserung, als er eines Nachts plötzlich starb. Die treue Mutter ging und nahm ihren verstorbenen Jungen mit nach Hause. Ich hatte keinen Dienst und erfuhr es leider erst am nächsten Tag. Wir waren alle sehr geschockt und ich hatte das spontane Bedürfnis, mit der Mutter zu sprechen. Ich musste ihr einfach sagen, wie leid es mir tut. Ich beschloss, sie zu besuchen.

Wenn Kinder bei uns aufgenommen werden, geben die Eltern Name und Adresse an. In Raynaldos Akte stand, dass seine Mutter Marie-Carmelle Dorlean heißt und in der Rue Borno 54 in Petionville lebt. Das klang deutlich einfacher als ich erwartet hatte, zumal auch ich in Petionville wohne. Ich machte mich also am Morgen des nächsten Tages auf den Weg. Der Taxifahrer kannte die Rue Borno und wir erreichten sie in weniger als 10 Minuten. Soweit so gut, nur - eine Nummer 54 gab es leider nicht. Auf einem nahegelegenen Markt fragte ich die Verkäuferinnen.


Die waren alle sehr freundlich, aber weiterhelfen konnten sie mir leider auch nicht. Keiner kannte eine Marie-Carmelle, die gerade ihr Kind verloren hatte. Ich ging durch den Markt die Straße weiter hinauf, die dann Rue Borno prolonge (verlängert) heißt. Es gab keine Nummer 54. Der Weg wurde immer steiler und unbewohnter und als eine Frau mir sagte, dass weiter oben bereits die Zone Maligne beginnt, kehrte ich um.

Ich war schon etwas entmutigt, als mir einfiel, dass alle Eltern bei der Aufnahme Adressen von Freunden und Nachbarn angeben müssen mit zentralen Punkten wie Geschäfte oder Kirchen, um in dem namen- und nummerlosen Straßenchaos von Haiti einzelne Häuser zu finden.

Also rief ich die Sozialarbeiterin unseres Krankenhauses an, von der ich mehrere Namen und Adressen erfuhr. Ich musste also doch bis zur Zone Maligne und dort nach einer Madame Arnold fragen. Mein Taxifahrer kannte besagte Frau auch und ließ mich vor deren kleinem Restaurant aussteigen. Leider hatte Madame Arnold noch nie von Marie-Carmelle oder Raynaldo gehört.

Ich war kurz davor aufzugeben als sich eine Kundin, die das Gespräch verfolgt hatte, an mich wandte. Sie kannte eine junge Frau, die gerade ihren 3-jährigen Sohn verloren hatte. Sie heiße allerdings nicht Marie-Carmelle sondern Jocelyn. Doch da alle anderen Fakten übereinstimmten, beschloss ich diese Jocelyn aufzusuchen. Ein Mann wurde gerufen, der mir den Weg zeigen sollte. Wir gingen durch das kleine Dorf, bis die Straße aufhörte und ein steiniger Pfad in die Berge führte.

Es war heiß, es war steil und ich war nach fünf Minuten aus der Puste. Mir war übel und schwindelig, doch weder gab es Schatten noch hatte ich Wasser bei mir. Alle Menschen, denen wir begegneten, waren sehr freundlich, fragten wohin ich denn wollte und entschuldigten meine offensichtliche Unsportlichkeit einfach mit: "Du bist eben die Berge nicht gewohnt". Mein Begleiter brachte mich zum Haus eines Freundes, der mir Wasser gab. Es war warm und ein bißchen moderig, doch ich fühlte mich gleich besser.

Wir saßen zu dritt auf der kleinen Veranda, die zu dem Steinhaus gehörte. Es war schattig und angenehm kühl. Mein Atem beruhigte sich wieder und ich entspannte mich in der friedlichen Atmosphäre. Nach einer Viertelstunde bedankte ich mich für die Gastfreundschaft und setzte meinen Weg fort. Jetzt begleitete mich ein etwa 10-jähriger Junge. Mein vorheriger Führer blieb im Haus des Freundes.

Nach kurzer Zeit war ich wieder erschöpft, doch der Junge versicherte mir, wir seien beinahe am Ziel. Eine letzte Steigung, dann folgten wir einem kleinen Pfad den Berghang hinunter. Vor einem schlichten Haus aus Stein und Lehm saß Raynaldo’s Mutter und lächelte mich an. Sie freute sich sehr über meinen Besuch und stellte mich ihrer ganzen Familie vor. Wir waren im Haus ihrer Mutter, einer kleinen schlanken Frau, die acht Kinder zur Welt gebracht hat. Sie hält sich ganz aufrecht, ist zart und stark zugleich und von einer Leichtigkeit, die sich nur schwer beschreiben lässt. Sie läuft so leicht, als berührten ihre Füße den Boden nicht. Bei all ihrer Arbeit im Garten und Haus lacht sie hell und fröhlich, alles scheint ihr mühelos von der Hand zu gehen. Sie ist wie mit Luft gefüllt. Einige Tage später habe ich in einem Buch gelesen, dass viele solcher leichten Menschen die Erde in der Schwebe halten. Jocelyns Mutter gehört mit Sicherheit zu ihnen.

Ich lernte noch einige der Geschwister kennen, aber auch Schwager, Cousins, Freunde und Nachbarn. Wir saßen alle vor dem Haus. Leute kamen und gingen, lächelten. Freundliche Worte wurden gewechselt. Oft schwiegen wir auch einfach nur.

In dieser entspannten Atmosphäre merkte ich: Das ist Haiti! Es ist nicht Port au Prince mit seinen Müllbergen, Abgasen, Lärm und häufig aggressiven Menschen. Nein, um Haiti kennenzulernen, muss man in die Berge gehen. "Haiti" bedeutet "Bergiges Land" und HIER leben die Haitianer. In den kleinen Bergsiedlungen findet man die Gastfreundlichkeit, Herzlichkeit und Freundschaft dieser Menschen, die denen in Port au Prince in ihrem täglichen Kampf ums Überleben oft verloren gegangen ist.

Bei Jocelyn und ihrer Familie ist das Leben einfach und hart. Es gibt kein fließendes Wasser, keinen Strom, die Frauen müssen jeden Tag schwere Lasten in die Stadt bringen und ihr Gemüse auf dem Markt verkaufen. Ihr Tag beginnt um 3 Uhr morgens und endet gegen 19 oder 20 Uhr. Sie gehen nicht ins Kino, nicht zum Essen oder zum etwas Trinken, doch trotzdem beneide ich sie um ihr Leben. Um diese Ruhe und Harmonie und die Fähigkeit mit diesem einfachen, harten Leben völlig zufrieden zu sein.

Jocelyn erzählte mir von der Nacht als Raynaldo starb. Wie immer hatte sie bei ihm im Krankenhaus geschlafen. Als sie nachts aufwachte und seine Hand fühlte, war diese ganz kalt. Jocelyn rief die Schwester und sagte ihr, dass Raynaldo gestorben sei. Da sie ihren Sohn nicht zurücklassen wollte, wickelte sie seinen kleinen Körper in ein Lacken und trug ihn durch die Nacht nach Hause. Um 3 Uhr morgens war es ihr nicht möglich, ein Taxi zu finden. Erst im Morgengrauen, als die ersten öffentlichen Verkehrsmittel die Straßen belebten, konnte sie für die letzte Etappe einen Bus nehmen. Sie hielt den kleinen Jungen, als schliefe er, da der Fahrer ihr ansonsten den Transport verweigert hätte.

Es erschien mir unglaublich, dass eine so zarte Frau ihr totes Kind einen so weiten und steilen Weg tragen konnte. Vielleicht kann man versuchen, es mit Mutterliebe zu erklären oder aber mit der Selbstverständlichkeit, mit der Haitianer schwierige Lebensumstände meistern können. Egal was es ist, ich habe den größten Respekt vor dieser Tat, die von enormer Stärke, Liebe und Duldsamkeit zeugt.


Ich hatte Jocelyn Geld mitgebracht, damit sie Raynaldo beerdigen kann, denn Begräbnisse sind auf Haiti sehr teuer. Doch er wurde bereits in einem kleinen Grab neben dem Haus beigesetzt. Ich ließ den Umschlag mit dem Geld und einem Foto von Do, wie Jocelyn ihn nannte, auf dem Tisch liegen und schämte mich sehr dafür. Geld geben, das ist oft alles was wir Weißen können.

Die Erfahrungen dieses Tages kann ich dieser Familie nicht bezahlen. Auch nicht für ihre Gastfreundschaft und Herzlichkeit. Ich habe an diesem Tag mehr gelernt über die Freude an einfachen Dingen, über Respekt, Toleranz und Zufriedenheit als jemals zuvor. Doch dafür konnte ich ihnen nicht danken. Sie würden mich nicht verstehen.

Ich verabschiedete mich am späten Nachmittag, um nicht in den Regen zu kommen. Einer von Jocelyns Brüdern begleitete mich, um den riesigen Sack Gemüse zu tragen, den die Mutter mir zurechtgemacht hatte. Sie bedankten sich für meinen Besuch. Wenn ich ihnen nur erklären könnte, wie sehr ich zu danken habe.

Wer das Krankenhaus St. Damien unterstützen möchte, kann bei Unsere Kleinen Brüder und Schwestern e.V. spenden unter dem Stichwort "Krankenhaus Haiti" auf das Konto 87 47 002, BLZ 660 205 00 bei der Sozialbank Karlsruhe. Informationen erhalten Sie beim Deutschen Büro in Karlsruhe Tel: 0721-354400 oder unter www.HilfefuerWaisenkinder.de

Text + Fotos: Heike Needham

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[art_3] Argentinien: Durch den schönen Norden – Teil 1

Mein Bett wackelt. Lass den Quatsch, denke ich bei mir, bis ich die Stimme meines Freundes vernehme: "Raus hier!" Ich bin total neben der Kappe und gehe erst einmal zum Fenster, um mich zu vergewissern, was draußen vor sich geht. Lange bleibe ich nicht stehen, denn mein Kollege packt mich von hinten, und es geht hinaus aus dem Hostal. Mein erstes richtiges Erd-beben und die Zeitungen sollen später von einer Stärke zwischen 6.3 und 8.1 auf der Richter Skala sprechen.

Ich bin also in Catamarca gelandet. Eine Stadt in der gleichnamigen Provinz, die zu den unzähligen kleinen Ortschaften auf dem Weg nach Tucumán liegt, durch die schönsten Land-schaften Nordargentiniens! Durchzogen wird die Gegend um die Provinzen San Juan, Cata-marca, Tucumán, Salta und Jujuy von einer fantastisch anmutende Andenlandschaft, die immer wieder durch "Quebradas" (Gebirgsbrüche und -faltungen) aufgebrochen wird und Blicke auf bizarre Gesteinsformationen freigeben.

Nach diesem kleinen morgendlichen Schock geht es nach einem guten Frühstück an der Plaza – alles hat inzwischen wieder zum normalen Leben zurück gefunden – mit dem Bus zu eine weiteren Zwischenstation, nach San Juan, ehe wir weiter nach Tucumán müssen, wo unsere Reise dann richtig starten soll.

San Juan ist ein ruhiges Städtchen, das im Jahre 1944 eine sehr traurige Berühmtheit erlangt hat. In diesem Jahre starben bei einem Erdbeben mehr als 10.000 Menschen und deshalb ist die Stadt auch architektonisch neu strukturiert worden.

In der nach wie vor seismisch aktiven Zone werden die Gebäude erdbebensicher gebaut und man merkt, dass es keinen wirklich alten Stadtkern mehr gibt. Industriell gesehen befindet sich die gleichnamige Provinz wieder ein wenig im Aufschwung, denn man vermutet Goldvorkommen und versucht dieses nun ab-zubauen. Für Reisende ist in jedem Falle ein Ausflug in den Nationalpark Ischigualasto, wo man das Valle de la Luna, das Mondtal, besuchen kann, äußerst sehenswert. Man fühlt sich in der Tat zurückversetzt auf einen Wüstenplaneten, denn die Gegend ist semiarid und dement-sprechend karg. Die Natur hat mit der Zeit, nach Gletscherrückgang, und diversen Flussläufen, sehr viele beeindruckende Gesteinsformationen zurückgelassen.

Da das Gebirge mehr als einmal in sich zusammengesackt ist und durch die weitere Drift des südamerikanischen Kontinents, die unter anderem auch die Anden entstehen ließ, weiter nach oben gepresst wurde, liegen etliche alte Schichten frei zugänglich. So verwundert es auch nicht, dass man auf dem Weg durch das Tal zahlreichen Archäologen dabei zusehen kann, wie sie nach Fossilien suchen. Gefunden wurde im Valle de la Luna natürlich auch etwas: der weltweit älteste Dinosaurier, worauf die Leute hier wahnsinnig stolz sind!



Und das nicht zu Unrecht, wie wir später im angegliederten Museum an Nachbildungen sehen können. Wir fahren also mit einem Wagen durch das Tal – Wandern ist leider nicht erlaubt, und man kann nur unter Aufsicht zu den einzelnen Gesteinsformationen gelangen, wo wir auch immer einen obligatorischen Autostopp einlegen. Leider ist es sehr windig und wir beschränken uns auf das Wichtigste innerhalb einer Stunde, wobei die bekanntesten Formationen wie die Bocchiabahn, der Pilz oder das U-Boot nicht fehlen dürfen. Anschließend geht es noch in die studentische Ausstellung über den ältesten Saurier und die Arbeitsmethoden der Archäologen, ehe wir uns wieder auf den Heimweg machen, um noch die letzten Vorbereitungen für den Nachtbus nach Tucumán treffen zu können.

San Miguel de Tucumán (oder einfach nur Tucumán) ist eine der ältesten Städte Argentiniens und hat ein sehr reges Studentenleben, was sich auch auf die Abend- und Nachtstunden am Wochenende überaus positiv bemerkbar macht. Viel wichtiger für die Argentinier ist allerdings, dass hier im Rathaus anno 1821 die Verfassung unterzeichnet wurde, und auch wenn der Raum nicht sonderlich attraktiv ist, so ist er doch ein Muss für jeden "Patriotista".

Wir halten es erstaunlich lange in der Stadt aus, was aber auch daran liegt, dass einer meiner Mitreisenden krank geworden ist und wir uns auf zum freien Krankenhaus machen, wo man uns in zwei Minuten eine einwandfreie Diagnose stellt - der Arzt hatte meinen Kollegen nicht mal angefasst -, die sich aber durchaus als richtig herausstellen sollte – Infektion des Rachenraums: Bekämpfung mit Penicillin. Nach schließlich drei Nächten geht es nach der Organisation eines Mietwagens endlich auf die Straße in Richtung Salta, wobei wir die Strecke über das Andendorf Cachi wählen, weil man so sehr viel mehr von der eindrucksvollen andinen Landschaft sehen kann.

Die Fahrt beginnt zunächst kurz in südlicher Richtung entlang eines fruchtbaren Tales, ehe wir weiter in den Norden in die Andenpässe kommen. Es ist herrlich! Nach jeder Serpentinenkehre tun sich dem Autofahrer und vor allem seinen Beifahrern phantastische Blicke auf; ein farbenfrohes Schauspiel aus Licht, Berg und Naturschönheiten!


Wir genießen jede Sekunde und lassen es uns nicht nehmen, heute mal als Sonntagsfahrer zu gelten, wobei auf dieser Strecke ohnehin nicht viele Menschen unterwegs sind. Nach einer gemütlichen Pause mit Bier und Empanadas geht es dann über die Passhöhe und immer weiter in Richtung der Quilmes-Ruinen. Sie liegen malerisch am Berghang und eröffnen dem Besucher einen schönen Ausblick auf das Tal. Die Quilmes-Indianer leisteten den Spanier bis ins 17. Jahrhundert erfolgreich Widerstand, allerdings wurde der Wille durch die Eroberer letztlich doch gebrochen und die Indianer mussten den Gang in die Hauptstadt Buenos Aires antreten, wo die Hälfte bereits auf dem Fußweg dorthin starb. Die Ruinen stellen eine der herausragendsten Kulturstätten Argentiniens dar, wenn sie auch nicht so beeindruckend sind, wie Ruinen in Peru oder Bolivien. Hierbei muss man bedenken, dass Argentinien ein recht junges (Einwanderungs-)Land ist und so gut wie keine indigenen Wurzeln mehr aufweist.

Wir gönnen uns eine kreative Pause, denn der Ort lädt zum Entspannen ein, und so sucht jeder der vier Reisenden seine Art die Ruinenstätte zu genießen, ehe es die letzte halbe Stunde in den kleinen Ort Cafayate geht.
Die Weinberge künden schon das Dorf an, wo man auch ausgiebige Weinproben durchführen kann. Wir müssen erst einmal eine Unterkunft finden, wobei mich meine Mitreisenden schon ganz verunsichern, weil der Ort so klein ist. Aber eine geeignete Pension ist auch hier schnell gefunden, ehe wir uns nach einer ausgiebigen Mate-Pause den lokalen Genüssen hingeben. Locro heißt die eintopfartige Maissuppe, die wir essen, und ist eine echte andine Spezialität. Mit allerlei Fleischsorten, Zwiebel, Paprika und Kartoffeln wird sie serviert. Anschließend ein kleines Asado und natürlich leckeren Wein aus der Region! Wir brauchen Kraft, für den nächsten Tag in der Quebrada de Humahuaca.

Frühmorgens geht es mit dem Auto los mitten hinein in eine Landschaft, die uns den Atem stocken lässt. Wer es nicht besser wüsste, der müsste bei den Bildern meinen, dass wir in Arizona gereist sind. In tiefes Rot sind die Gesteinsformationen getaucht und leuchten verschie-denfarbig je nach Sonnenstand.

Wir lassen das Auto nach 30 Kilometern stehen und beginnen einem etwas dürftigen Flusslauf zu folgen. Jetzt ist der Wasserstand noch niedrig, aber wenn es im argentinischen Sommer zu verstärkten Regenfällen kommt, dann fließt hier ein richtig großer Fluss und macht die Erde fruchtbar, auch wenn sie sehr schwer zu bearbeiten ist. Die Sonne brennt bereits unnachgiebig auf uns herunter und wir tut mehr als gut daran, uns einzucremen. Entlang des Ufers, treffen Esel und Pferde, machen unsere Hosen nass, weil wir immer wieder Flussärmchen durchqueren müssen, um unseren Weg weiterzugehen.



Nach fünf Stunden klettern wir wieder auf die benachbarte Straße, schauen uns noch die letzte berühmte Gesteinsformation, die Garganta del Diablo an, den Teufelsschlund, die sich vertikal in das Bergmassiv frisst, ehe wir einen von uns per Autostop zum Auto zurückschicken, um uns abzuholen. Es vergeht nur wenig Zeit an der Straße, und wir fahren gemeinsam zurück nach Ca-fayate, um noch ein wenig den Nachmittag bei gutem Wein in unserem Hostal zu genießen.

Das Bergdorf Cachi liegt auf ca. 4000 Meter und hat lediglich 1500 Einwohner und einen phantastischen Ausblick zu bieten. Normalerweise jedenfalls, denn heute ist alles Wolken verhangen, und wir können die Spitzen der weit über 6000 Meter hohen Gipfel nur erahnen. Den berühmten Nevado de Cachi mit 6720 Metern bekommen wir ebenfalls nicht zu Gesicht, so dass wir uns aus diesem Grunde entscheiden, sofort in Richtung Salta weiter zu fahren, das noch vier Stunden entfernt liegt.

Über einen 4300 Meter Pass müssen wir und werden überrascht: es schneit! Wir können es gar nicht fassen, aber man sieht, welch große Diversifikation hier herrscht. Zum Schlittenfahren sollte es aber nicht reichen, und kalt ist der Schnee auch in Argentinien!

Salta erreichen wir in den Abendstunden. Es ist schon dunkel und zwei Hostales haben schon keine Betten mehr. Ein wenig wird uns mulmig, weil in drei Tagen hier auch noch die heilige Woche beginnt, wo sehr viele argentinische Touristen in die Stadt kommen, und die haben natürlich auch schon lange im Voraus reserviert.

Es geht aber dennoch und wir stürzen uns nach einem vortrefflichen Asado in das reichhaltige Nachtleben der 400.000 Einwohner Stadt. Es ist ein wenig ländlicher als beispielsweise in Buenos Aires, aber es macht Spaß, und wir tanzen bis in die Morgenstunden! Morgen wird wohl frei sein!



Zwei Tage bleiben wir in der Stad Salta, die im Volksmund "La Linda", die Schöne, heißt und sie hat diesen Namen auch verdient. Nicht nur, dass die Spanier eine Unzahl an Kirchen hier erbaut haben, das gesamte Stadtbild wirkt ruhig und entspannt, und man fühlt sich rundherum wohl.

Dass es so viele koloniale Gebäude und Kirchen gibt, verdankt die Stadt einem Gesetzt, wonach diese Bauten eine erhebliche Steuerreduzierung erfuhren, und so machten sich die Reichen und Adligen eifrig daran, das Stadtbild weiterhin kolonialistisch zu prägen. Nur die Turmuhr der Kathedrale lässt mich nicht in Ruhe lesen, denn sie schlägt alle zehn Minuten, und ich gebe entnervt auf und steige auf den nahen Berg, um dort die Ruhe und die phantastische Aussicht zu genießen, die auch einen Blick auf die angezuckerten Bergketten der Anden freigibt.

Ganz in der Nähe Saltas startet auch der berühmte "Tren de las Nubes" – der Wolkenzug, der bis auf 4.200 Meter klettert und mehrere Pässe in Richtung Chile überquert. Leider ist das Vergnügen nun durch exorbitant teure Tickets ein wenig getrübt, so dass wir auf dieses Spektakel verzichten.

Text + Fotos: Andreas Dauerer

[druckversion gesamte ausgabe] / [druckversion artikel] / [archiv: argentinien]







[art_4] Brasil: Vila Kunterbunt - São Paulos Farbklex



São Paulo ist eine graue Eminenz, in Stein gehauen und Beton gegossen. Soweit das Auge reicht, hat eine Mischung aus kaltem Pragmatismus und unfertigem Sachzwang für trübe Tristesse gesorgt. Ganz São Paulo ist davon geprägt. Ganz São Paulo? Nein, ein kleiner Flecken westlich des Zentrums widersetzt sich dem Diktat uniformer Hässlichkeit. Hier dominiert das Bunte, angekleckst an die Außenwände gemütlicher ein- oder zweistöckiger Häuser, als Graffiti an Mauern und als Mosaikornamente an Sitzbänken und auf Gehwegen. Willkommen in der Vila Madalena, São Paulos Farbklex.

Hier finden sich einige der besten Restaurants, Livemusik-Clubs, Bars und Diskotheken der Stadt. Während die älteren Semester der gehobenen Mittelschicht japanisch oder italienisch schlemmen, vergnügen sich ihre Kids laut und ausgelassen. Von Donnerstagnacht bis Montagmorgen verwandeln sich die steilen Straßen der Vila in hupende Open-Air-Parkplätze, die überquellenden Restaurants ergießen sich über die mit Tischen und Stühlen vollgestellten Bürgersteige, und aus den Clubs mit so prägnanten Namen wie "Infarta Madalena" (etwa "herzinfarktende Madalena?) wummern die Bässe. Dazu versammeln sich Hunderte bei den Proben der Sambaschule "Perola Negra", die gerne in den frühen Morgenstunden laut trommelnd durch die Gassen zieht und damit den Verkehr vollständig zum erliegen bringt.


Bei Tag betrachtet fallen die zahlreichen bunt ausgestalteten Künstlerateliers und Modegeschäfte, die mit farbenfrohen Motiven gespickten Wände und Gehsteige auf. Hier ist das Projekt "Cidade Escola Aprendiz" des Journalisten Gilberto Dimenstein ansässig, ein Stadtteilprojekt, das mit Hilfe von Kulturprojekten versucht, die Kinder des Viertels in die Gestaltung des öffentlichen Raumes einzubeziehen und damit gegen die Marginalisierung innerhalb der Stadt und ihrer Bewohner anzukämpfen. Open-Air-Kino, Tanzgruppen, Jonglierkurse und grelle Circushappenings gehören genauso dazu wie die in den stillgelegten Hinterhöfen skatenden Jugendlichen.Dazu gehört auch das Projekt "100 Muros", 100 Mauern, das für die Verschönerung großer Teile des Viertels verantwortlich ist.

Gemeinsam mit ansässigen Künstlern werden ursprünglich grau-triste Wände und Bürgersteige mit bunten Farben und selbstbemalten Kacheln und Mosaiken geschmückt – ein Versuch, den in Brasilien zu oft vernachlässigten öffentlichen Raum aufzuwerten, der allzu gerne als öffentliche Müllhalde und Niemandsland angesehen wird, das man durch rund um die eigenen vier Wände gezogene hohe Mauern und Gittern aussperrt.

Wie lange die Vila noch ihre Ausnahmestellung gegenüber dem grauen Rest der Stadt aufrecht erhalten kann, ist schwer zu sagen. In den höher gelegenen Teilen des Viertels schießen jedoch schon die Hochhäuser in den Himmel, mit Apartments vollgestopft, deren Wert mit zunehmender Stockwerkzahl steigt. Je weiter man dem suspekten Treiben auf dem Erde entfliehen kann, desto besser. Hier oben hat man nur noch Gott als Nachbarn. Wenn er denn existiert.

Text + Fotos: Thomas Milz

[druckversion gesamte ausgabe] / [druckversion artikel] / [archiv: brasilien]





[kol_1] Die spanische Eroberung Teneriffas
Der König von Taoro: Ein historischer Roman von Horst Uden

Horst Udens historischer Roman behandelt ein sowohl in der wissenschaftlichen Fachliteratur als auch im Bereich der Belletristik erstaunlich vernachlässigtes Thema: die Eroberung Teneriffas durch die Spanier. Während die kleineren Kanarischen Inseln (Gomera, Hierro, La Palma) quasi im Handstreich von den Konquistadoren besetzt wurden, gab es in Gran Canaria, vor allem aber in Teneriffa, der größten Insel des Archipels, einen Eroberungskrieg, der sich über ein halbes Jahrzehnt hinzog.

Alonso Fernández de Lugo, der zuvor schon La Palma erobert hatte und in Agaete (Gran Canaria) residierte, nahm Teneriffa nach mehreren Schlachten gegen die kanarischen Ureinwohner, die Guanchen, für die spanische Krone in Besitz. Die Guanchen waren zwar von stattlicher Größe und mit herkulischen Körperkräften ausgestattet, konnten aber mit ihren Keulen und Lanzen wenig gegen die überlegenen spanischen Eisenschwerter, Feuerwaffen und Kanonen ausrichten.

Horst Uden konzentriert sich bei seiner Darstellung auf die entscheidenden drei Jahre 1493 - 1496, in denen die drei wichtigsten Schlachten stattfanden: die Niederlage der Spanier in der Schlucht von Acentejo, die Schlacht von La Laguna (erster Sieg der Spanier) und der entscheidende Sieg an dem Ort, den die Spanier später La Victoria nannten.

Gleich zu Beginn der Lektüre des "Königs von Taoro" wird der heutige Leser zuerst mehr oder weniger irritiert sein, denn der Stil des Autors Horst Uden ist für die MTV-Generation gewöhnungsbedürftig.

In der Wortwahl präsentiert sich dieser historische Roman (erstmals veröffentlicht 1941) eher "altmodisch", nicht frei von Pathos und mit einer ungewohnt poetischen Prosa. Das mag für manche Leser zu Beginn des 21. Jahrhunderts den Zugang zu diesem Buch erschweren. Mir persönlich gefällt dieser poetische, oft in Metaphern schwelgende Stil - zumal Uden sich damit auch an den feierlichen Sprachstil der Epoche annähert, über die er schreibt. Er eröffnet den Roman mit den Worten: "Strahlend enttauchte die Sonne dem blutroten Weltmeer und zerteilte die flüchtigen Morgennebel..."

So beginnt die Beschreibung des (zumindest damals noch) paradiesischen Orotava-Tals, vor dem bereits Humboldt ergriffen stand. Indem er metaphorisch die Schönheit der Landschaft zelebriert, möchte der Autor wohl auch die Naturverbundenheit der Ureinwohner betonen. Sein Stil ist wohl Geschmackssache, aber eines kann niemand Horst Uden absprechen: eine sorgfältige Recherche der (spärlichen) historischen Quellentexte. Sein Roman orientiert sich sehr genau an den historischen Daten und Fakten. Und für alle, die etwas über die Geschichte ihres Urlaubsziels Teneriffa erfahren wollen und denen Geschichtsbücher zu langweilig sind, ist diese spannende Darstellung ein idealer Einstieg.

Obwohl zum größten Teil aus der Sicht der besiegten Guanchen und mit viel Sympathie für die kanarischen Ureinwohner geschrieben, ist die Schilderung von Uden weniger einseitig als anfangs befürchtet. Er begeht nicht den Fehler, die spanischen Eroberer pauschal anzuprangern. Denn im Verlauf der Geschichte beschreibt er auch offen die negativen Seiten der Guanchenherrschaft, insbesondere die Uneinigkeit ihrer in kleine Fürstentümer zersplitterten Gesellschaft, die auch die Keimzelle ihres Untergangs war. Denn wie in Mexiko (Tlaxcalteken) und Peru konnten sich die Spanier auch auf Teneriffa mit Gegnern des mächtigsten Guanchenherrschers Mencey Bencomo (des "Königs von Taoro") verbünden - was entscheidend zu ihrem Sieg beitrug. Und wie in Mexiko und Peru starben die meisten Einheimischen Teneriffas nicht durch den Eroberungskrieg, sondern durch Krankheiten: in diesem Fall hauptsächlich durch die 1495 ausbrechende Pest, die Horst Uden folgerichtig in die Handlung einbaut.

Alonso Fernández de Lugo, Anführer der spanischen Konquistadoren und erster Gouverneur von Teneriffa, war wohl weniger machtbesessen und habgierig als Pizarro oder Cortés. Uden beschreibt ihn jedenfalls mit Anflügen von fairer Ritterlichkeit, echtem Christianisierungseifer und moralischen Skrupeln. Gar so etwas wie Sympathie für die Spanier flackert auf, wenn der Autor die "Unzertrennlichen Zwölf" beschreibt, zumindest werden die allzu menschlichen Schwächen (Trunksucht, Völlerei) dieser engsten Vertrauten des andalusischen Konquistadors mit augenzwinkerndem Verständnis und viel Humor dargestellt.

Uden vergisst nicht, die wichtige Rolle der Religion gebührend zu berücksichtigen: er beschreibt sowohl das alte Guanchen-Heiligtum – die Höhle von Taganana mit ihrem "Orakel" – als auch das neue katholische Sakralzentrum: die Mariengrotte von Güímar, aus dem später der heutige Wallfahrtsort La Candelaria wurde.

Abgesehen von der manchmal leicht verwirrenden Chronologie der Erzählung – man beachte die Rückblende ("Intermezzo"), die vor der Schlacht von La Laguna noch einmal die vorherige Eroberung Gran Canarias zusammenfasst, ist auch der Spannungsbogen entlang der historischen Eckdaten gut gestaltet.

Insgesamt ist der außergewöhnliche Roman von Horst Uden ein Muss für jeden wirklich interessierten Teneriffa-Besucher, der mehr will als 14 Tage Strand und Wellen. Historisch fundiert und spannend werden die entscheidenden Jahre der spanischen Eroberung und auch zum Schluss noch kurz deren Folgen dargestellt. Kurzfristig ging es zumindest den adligen Guanchen unmittelbar nach 1496 gar nicht so schlecht: die ehemaligen Stammesfürsten erhielten Grundbesitz zugeteilt und es gab viele Eheschließungen zwischen Spaniern und Guanchen. Aber spätestens in der folgenden Generation wurde vielfach das Eigentum der Guanchen unter allerlei Vorwänden von der Inquisition eingezogen, viele Guanchen wurden als "Ketzer" verurteilt oder starben an der Syphilis. Einige erzielten aufgrund ihrer körperlichen Konstitution Höchstpreise auf dem Sklavenmarkt von Sevilla oder wurden – wie Mencey Bencomo – als Jahrmarkt-Attraktion durch Europa herumgereicht, wo diese blonden, hünenhaften Muskelmänner aus Teneriffa von zahlendem Publikum bestaunt wurden.

Selbst wenn Udens Kritik an spanischer Willkür und Inquisition am Ende zu pauschal ausfällt: es bleibt sein Verdienst, im "König von Taoro" das Schicksal des Guanchenvolkes aus dem Nebel des Vergessens herausgeholt und spannend verpackt präsentiert zu haben.

Und es ist dem Engagement der Verlegerin Verena Zech zu danken, dass dieser interessante Teneriffa-Roman von 1941, der schon in Vergessenheit zu geraten drohte, nun zu Beginn des 21. Jahrhunderts neu publiziert worden ist.

Text: Berthold Volberg
Fotos: Zech Verlag

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[kol_2] Pancho: Elote Loco (Verrückte Maiskolben)

Mein absolutes Leibgericht, ein typischer salvadorianischer Leckerschmaus. Zu finden auf jeder Kirmes, jedem Straßenfest, Märkten, am Straßenrand oder Sonntags vor der Kirche.

Sehr schnell, einfach und ohne viel Aufwand vorzubereiten. Normalerweise besteht der Stand, an dem diese Köstlichkeit verkauft wird, aus einem großen Topf, in dem durch Kohle oder Holz Wasser zum Kochen gebracht wird. Auf der hölzernen Ablage neben dem Topf bereiten sich die frisch geernteten goldgelben Maiskolben auf ihr letztes Mahl vor.



Dann wandern sie in den Topf und werden eine Stunde gekocht. Ich komme an den Stand, gucke in den Topf und suche mir mit Kenntnis und Verstand unter dem zustimmenden Blick der Verkäuferin den größten und vermeintlich schmackhaftesten Kolben aus.

Die Köchin fischt daraufhin den gewählten Maiskolben aus dem Topf und spießt ihn auf einen vorbereiteten Holzstab. Dann wird die Maiskolbe gebuttert, mit Knoblauchmayonnaise bestrichen, mit Chili- und anderen Soßen beträufelt und zu guter Letzt mit geriebenem Hartkäse von allen Seiten berieselt. Eine Serviette kommt noch um den Spieß und fertig wechselt der Elote Loco die Hand. Reinbeißen. Weniger als drei sollte man auf keinen Fall essen.




Infokasten: Maisfest
Neben kleinen Tamales aus frischem weichen Mais mit Creme Fraiche, Riguas (Pfannkuchen aus Maismasse, Milch und Butter), Atol (Mais in warmer Milch mit Zimt) und kleinen frittierten Maisfrikadellen mit Käse und gemahlenen Bohnen ist die Attraktion des Maisfestes der Elote Loco. Das Fest findet immer kurz nach der Maisernte statt (August-September) und jeder Bauer, der mehr als ein Maiskolbenfeld erntet, ist es seinen Freunden und Nachbarn schuldig, ein solches auszurichten. Schöner Brauch.

Text + Fotos: Camila Uzquiano

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[kol_3] Brasilien: Land der Dicken

"Die Brasilianer werden immer dicker!" Mitten auf den reichgedeckten Frühstückstisch purzelt einem diese unglaubliche Schlagzeile entgegen. Eine neue Studie des IBGE (Brasilianisches Institut für Geografie und Statistik) hat ergeben, dass über 40% der Brasilianer zu dick sind, hingegen nur etwa 4% an Unterernährung leiden. Mir fällt der alte Spruch ein, dass Brasilien das Land ist, in dem 90% der Bevölkerung hungert und die restliche 10% Diät machen. Meist folgte auf den Ausspruch eine Runde peinlich-betroffenes Schweigen, dann ein schüchternes Lächeln und schließlich ein fatalistisch gehauchtes "ja ja, traurig traurig...". Soll das etwa alles falsch gewesen sein?

Als ich neulich erst über eine Stunde vor dem Postschalter wartete, um endlich ein paar Briefe aufgeben zu können, was dann übrigens noch einmal 30 Minuten dauerte, erklärte mir eine Freundin, dass besagte Langsamkeit bei der Ausführung motorischer Routinehandlungen höchstwahrscheinlich an der nicht ausreichenden Ernährung des Postpersonals läge.

Leicht zweifelnd betrachtete ich den Kugelbauch des Postbediensteten, wobei mir die Äußerung eines Bekannten einfiel, der mir erklärte, dass die tägliche Portion Reis die Bäuche zwar aufblähe, die Träger derselben jedoch meist unter Mangelerscheinungen leiden. Und jetzt das!

Laut IBGE sind 4% der Brasilianer unterernährt, was einer vollkommen normalen Quote entsprechen würde.

Dagegen seien 41,1% der Männer und 40% der Frauen übergewichtig, als fettsüchtig seien 8,9% der Männer und sogar 13,1% der Frauen zu bezeichnen. Zudem enthalte die tägliche Nahrung immer mehr Zucker und zunehmend weniger Früchte und Gemüse. Und in Brasiliens Süden, dessen Bevölkerung zu einem großen Teil deutsch- und italienischstämmig ist, verbraucht man fünfmal soviel Weizenmehl wie im Südosten. Das Ergebnis: unter der ländlichen Bevölkerung des Südens ist jeder zweite bereits übergewichtig.

Wie geht man mit diesen überraschenden Zahlen um? Hatte Präsident Lula bei seinem Amtsantritt nicht von 45 Millionen hungernder Brasilianer gesprochen, denen er mit seinem Programm "Fome Zero – Null Hunger" unter die ausgemergelten Arme greifen wollte? Und so dringen am Abend erste besorgte Stimmen aus den Abendnachrichten an das nach Süßem lechzende Großhirn: Was passiert denn jetzt mit den Sozialprogrammen der Regierung? Sollten sie gestoppt werden?

Lulas wütende Reaktion lässt nicht lange auf sich warten. Hunger könne man nicht in Statistiken messen, so Lula. "Die Leute schämen sich, zuzugeben, dass sie Hunger leiden." Und sein persönlicher Berater in Sozialfragen und Kampfgenosse seit den wilden 70er Jahren, Frei Beto, macht die Vorweihnachtsstimmung für das Ergebnis der Untersuchung verantwortlich: "Ich habe noch nie eine Jesusfigur gesehen, die dick ist... Aber alle Figuren des Weihnachtsmannes sind dick. Und so kommt man plötzlich zu der Erkenntnis, dass es in Brasilien keinen Hunger gibt, sondern dass alle zu dick sind." Woher jetzt Herr Lula und Herr Beto ihre überzeugenden Kenntnisse zu diesem Themenkomplex haben, bleibt fraglich, da sie ja schließlich keiner Statistik entnommen sein dürften.

Es bleibt zudem die Frage, wem man denn nun trauen soll, der Statistik oder dem untrüglichen Gespür der Politiker? Und sollte man eigentlich nicht froh sein, dass Lulas Sozialprogramme bisher nicht richtig funktioniert haben, und all den Staatsdienern, die die Essensgutscheine statt an die Bedürftigen zu verteilen selber gegen Bares eingelöst haben, letztlich dankbar dafür sein, dass sie nicht zur Verdickung der Bevölkerung beigetragen haben?


Mir kommt der verzweifelte Ausruf von Präsident Lula in den Sinn, der einst feierlich und unter Tränen versprach, erst dann wieder ruhig schlafen zu können, wenn alle Brasilianer drei Mahlzeiten am Tag zu sich nehmen würden. Na, der wird jetzt erst einmal richtig ausschlafen und sich sein Frühstück an die Hängematte bringen lassen. Währenddessen raunen sich übergewichtige Hausfrauen inmitten kalorienfreier Regalreihen des Supermarktes folgende Geschichte zu: "Da hat doch letztens ein Typ an meiner Haustür geklingelt und gemeint, dass er seit drei Tagen schon nix mehr zum Essen gehabt habe. Ich habe ihn gleich mal gefragt, wie er das nur schafft. Der Glückliche!"

Text + Fotos: Thomas Milz

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[kol_4] Amor: Tapa zum Bier

Abends komme ich hungrig in Madrid an. "Lass uns essen gehen", schlage ich meiner Freundin vor. "Lass uns Biertrinken. Das macht auch satt", entgegnet sie. Bars, in denen man zum Bier ein paar Mandeln und Oliven bekommt, tauchen vor meinem inneren Auge auf – und ich fühle mich nicht richtig ernst genommen.

Wir sitzen in der ersten Bar. Das Publikum ist gemischt: Leute in Anzügen, die gerade von der Arbeit kommen, ältere Leute aus der Nachbarschaft, junge Leute, die Gin-Tonic trinken. Wir ordern eine caña, ein Glas Bier. Dazu bekommen wir eine Stück Tortilla, zum zweiten eingelegte Paprika, zum dritten einen Teller mit Schinken. Ich wäre auch einfach sitzen geblieben, aber meine Freundin ließ nicht mit sich reden: "Der Witz am Tapas-Essen ist das Weiterziehen. Also gehen wir in die nächste Bar, nur etwa 50 Meter weiter, mit einem Zigarettenautomaten auf der einen, einem Zigarettenautomaten auf der anderen Seite und einem Fernseher an der Wand. Ansonsten ist die Einrichtung auf das nötigste beschränkt. Nach einem Teller Gambas (zu Bier 1), einem Teller Käse (zu Bier 2) und einem Teller Oliven (zu Bier 3) ziehen wir weiter. Ich beginne zu ahnen, dass Essengehen bei Bierlaune in Madrid unnötig ist.

Nur wenige Straßen weiter landen wir in einer Bar mit hauptsächlich studentischem Publikum. Sie ist eng und voll, aber mit etwas Glück ergattern wir einen Platz am Tresen. Hier sollen die Portionen selbst den Madrider Rahmen sprengen. Ich kann mir eigentlich kaum noch eine Steigerung vorstellen, aber in der Tat: Die Teller sind nicht untertassen- sondern pastatellergroß, und zu Schnitzelchen, Tintenfischen und Pimientos gibt es jeweils noch eine Portion Bratkartoffeln. Ich kann beim besten Willen nichts mehr Essen und eigentlich möchte ich auch kein Essen mehr sehen müssen.

Und so bin ich dankbar, dass wir in unserer nächsten Station – einer Bar direkt am Plaza de Chueca - nur ein paar Oliven gereicht bekommen. So gestärkt von einigen Getränken ohne Essenszugabe, beschließen wir, noch kurz in eine Bar zu schauen, die bereits auf dem Nachhauseweg liegt.

An der Wand wechseln sich Wallfahrts- und Stierkampffotos mit ausgestopften Stierköpfen ab. Alles wirkt so prototypisch, dass man lauter Japaner und Amerikaner erwartet, aber die Madrilenen selbst sitzen in ihrer eigenen Kulisse. Ein Teller Fischsalat, Sardellen und Oliven runden unsere Drinks ab. Zu den letzen Getränken lehnen wir jedes weitere nicht flüssige Angebot ab, was den Mann hinter der Theke etwas beleidigt dreinschauen lässt. Egal! Denn mit dem Gefühl, nie mehr etwas Essen zu können, fallen wir in unsere Betten.

Die genannten Bars liegen allesamt im Madrider Stadtviertel Chueca: Teide; c./Fernando IV; Davila, c./Fernando IV; el Tigre c./Infantas; Hortaleza, c./Fernando IV.

Text + Fotos: Damian Schmidt

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