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VI. Violettes Schweigen für Veronika

23:00
: Vor dem Rathaus von Sevilla. Wieder defilieren violette Nazarenos mit großer Würde vor unseren Augen. Sie repräsentieren eine weitere aristokratische Bruderschaft: die schon 1450 entstandene Hermandad „El Valle
“. Auch bei dieser Prozession sind alle Details edel, alle Insignien von höchstem Wert. Vier Messdiener in Purpurgewändern schreiten voran. Sie tragen eine goldene Monstranz, die eine Reliquie der Dornenkrone Christi zeigt.


Der paso del Valle vor dem Rathaus
Dann plötzlich – inmitten der violett vermummten Nazarenos – erscheint eine unmaskierte Frau, jung und mit der Schönheit einer Madonna von Murillo. Beleuchtet von Kerzen der Nazarenos, die sie eskortieren, trägt sie mit heiligem Gesichtsausdruck ein Leinwandtuch mit einem Gemälde, das verschwommen das Antlitz Jesu darstellt. Es ist die allegorische Figur „La Verónica“.



Diese Heilige, die Jesus auf dem Weg nach Golgotha das Schweißtuch reichte, hat als Symbolfigur ihren festen Platz in dieser Prozession.

Der nachfolgende Paso zeigt genau diese Szene der Passion. In violettem Schweigen wird er herangetragen. Es ist der erste Paso an diesem Tag, bei dem man ganz auf Musikbegleitung verzichtet. Im Mittelpunkt der üppig vergoldeten und mit Magnolien und Levkojen geschmückten „Bühne“ stehen der kreuztragende Christus und Veronika, die ihm das Schweißtuch reichen will. Dieser Cristo hat ein schönes, sehr dunkles Gesicht, auf dem die Anstrengung und Qual der Passion deutliche Spuren zeigt. Er ist bekrönt mit drei Strahlenbündeln aus reinem Gold, die göttliche Allmacht und Majestät symbolisieren – auch auf einem Leidensweg der Ohnmacht. Seine rechte Hand greift ins Leere, schweigend trägt er weiter die Last des Kreuzes.

Doch schon hört man die Trompeten des Trauermarsches, der den folgenden Paso begleitet. Wir müssen ihm entgegen gehen, denn die Zeit drängt, wenn wir die letzte Prozession des Tages nicht verpassen wollen.

Christus von El Valle

Der älteste Baldachin Sevillas (Ende des 18. Jh.) aus granatrotem Samt mit reichlich Goldstickerei nähert sich leicht schaukelnd zum Rhythmus der Musik. Er beschirmt die „Virgen del Valle“, deren Gesicht besonders leidend wirkt. Hunderte von Goldsternen glänzen auf dem granatroten „Himmel“, um ihr beim Heimweg zu leuchten.

Text + Fotos: Berthold Volberg







 
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