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caiman.de 10. ausgabe - köln, oktober 2000
spanien: kantabrien

Die Picknicker

Die Strände der kantabrischen Küste sind bekannt für ihre Schönheit. Jeder zweite wurde zum Naturpark erklärt. Dünen erstrecken sich über die Landschaft, feinster Sand von atlantische Wellen angespült.

Jede Siesta nutzt der Spanier, um in den Sommermonaten, dem Strandleben zu frönen. Sonntags geht´s dann mit Sack und Pack an die "wahren Strände", außerhalb der Städte.

Eingerichtet wird sich auf die bequemste Art, an alles ist gedacht: Strandliegen, Campingtische, Sonnenschirme, Windfänger, die comida (hier v.a. gern gesehen das in Alufolie eingepackte bocadillo mit der tortilla), Sonnenmilch, Zeitschriften, sozusagen alles, was man für einen gemütlichen Tag am Meer benötigt.

des spniers
traum:
picknick am
strassenrand.

All diese Vorkehrungen sind in Ehre zu halten. Das einzige Element, was jeden Nicht-Spanier irritiert, ist die Wahl des Ortes des Sonnenbades: der wohlbekannte, gemeine, alltäglich genutzte Parkplatz.

Sie fahren tatsächlich hinaus zu den schönsten "Stränden" und verbringen den siebten Tag der Woche auf dem Grünstreifen des Parkplatzes.

Dort sitzen sie auf ihren gestreiften Strandliegen, schauen den Anreisenden beim Ein- und Ausparken, Sonnenschirm und Windschutz auf- und abbauen zu, erfreuen sich an ihren bocadillos,

cremen ihre Kinder mit Sonnenmilch ein, etc., etc. und das den lieben langen Sonntag. Sie liegen nicht weniger als einen Meter von der Strasse entfernt, genießen Sonne und Motorenlärm gleichermaßen. Nur hundert Meter weiter beginnt die herrlichste Dünenlandschaft, der eigentliche Strand, zweihundert Meter weiter, ist ein wohlduftender erfrischender Pinienwald, zum Picknick in der Natur geradezu perfekt.

nahe des
Asphalts
schmeckts noch-
mal so gut!
pa`rriba


Doch sie bevorzugen einfach so den grau asphaltierten mit winzigen Grünstreifen durchzogenen Parkplatz.
Erklären läßt sich diese Phänomen nur mit der Tatsache des Gern-Sehen-Und-Gesehen-Werdens.

Text und Bild: Jutta Huppertz

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