logo caiman
caiman.de archiv
 

Pancho: Quesillo

Zu den typischen Gerichten Venezuelas zählen pabellón criollo: Reis, schwarze Bohnen, gebratene Bananen und gespicktes Fleisch; hallaca: Teig aus Maismehl, gefüllt mit Fleisch, Zwiebeln, Oliven, Rosinen und Kapern, das ganze mit Bananenblättern umwickelt; und arepa - Fladenbrot auf Maismehlbasis. Aber was ist mit dem typisch venezolanischen quesillo?

Vor einen paar Wochen, als ich meine Tochter in den Kindergarten brachte, fragte mich die Leiterin, ob ich Lust hätte, ein bisschen kulinarische Kultur zum bevorstehenden Spezialitäten-Tag beitragen zu wollen.

Sie erklärte mir, dass diesen Kindergarten Kinder aus verschiedenen Kulturen besuchen, und dass es schön wäre, wenn die Kinder über die Küche etwas über andere Länder erfahren würden. Das Gleiche gälte übrigens auch für die Eltern. Und wie sich herausstellen sollte, waren diese am Schluss die Küchenkultur-Begeisterten.


Keine Sekunde ließen sie den internationalen Speisentisch aus den Augen und dem Gaumen. Mein überzeugendes ja, natürlich werde ich etwas typisches aus Venezuela beisteuern, vermittelte ihr den Eindruck, eine südamerikanische Kochexpertin vor sich zu haben, die reichlich zum gelingen des Festes beitragen würde. Und dann wollte sie wissen, was ich kochen würde. Doch so ad hoc fiel mir nichts ein, ich konnte mich in diesem Moment einfach nicht mehr an meine berühmte Hausmannskost erinnern. Nach einigem Schweigen und Nachdenken zog ich es daher vor, mir die venezolanische Küche noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen.

Zu Hause überlegte ich hin und her was zum Teufel ich vorbereiten könnte. Meine Hausrezepte wären zu scharf gewesen. Es sollte etwas Leckeres werden, etwas für Kinder. Und so suchte ich im Internet nach Rezept-Ideen, fand die Zubereitung der gefundenen Speisen aber zu kompliziert oder problematisch; schon alleine weil ich nicht wusste, woher ich fern der Heimat all die speziellen Zutaten finden sollte.

Der Resignation sehr nahe, erinnerte ich mich schließlich an diverse Feste und vor allem Kindergeburtstage und dann schoss sie mir durch den Kopf, die Lösung: quesillo, eine Art Pudding-Kuchen.


Quesillo dem katalanischen Flan sehr ähnlich, ist im Geschmack süßer und etwas dunkler. Er ist die Nachtischspezialität unseres Landes und darf bei keinem Fest fehlen.

Mit gemischten Gefühlen machte ich mich an die Arbeit und bemerkte erst, als der quesillo bereits fertiggestellt war, dass er einfacher zuzubereiten ist als ein Spiegelei. Mit meiner venezolanischen Spezialität begab ich mich in den Kindergarten und stellte ihn auf den Tisch, wo er mit der venezolanischen Flagge verziert wurde. Dann kam die Leiterin und begutachtete leicht irritiert mein kulinarisches Werk, da sie vermutlich etwas wesentlich Exotischeres erwartet hatte. Aus Höflichkeit wartete sie auf meine ausbleibende Erklärung. Nach einer Weile jedoch konnte sie nicht länger an sich halten und fragte: "Das ist ... wie nennst du es ... ist das nicht ein Flan?"

"So was ähnliches", entgegnete ich. Mir war die Situation peinlich, denn auf dem Tisch gab es andere tolle Spezialitäten aus Afrika, der Türkei, Griechenland, Italien und natürlich aus Deutschland. Und man konnte leicht erkennen, dass das Zubereiten der anderen Speisen weit aufwendiger gewesen war, als die des quesillo.

Und so blieb der quesillo zunächst unberührt. Dann endlich, nachdem schon gut ein Drittel der anderen Speisen verdrückt worden war, näherte sich eine der Mütter der venezolanischen Nachspeise, griff tatsächlich zu, löffelte und schien entzückt. Keine halbe Stunde später war der quesillo-Teller leer gefegt.

Ich hätte nie zu denken gewagt, dass der quesillo so ein Erfolg werden würde. Und die Kinder, für die dieses Fest im eigentlichen Sinne ausgerichtet worden war? Sie spielten und wenn sie sich ab und zu dem Tisch näherten, dann griffen sie nicht nach den vielen Köstlichkeiten aus aller Welt, sondern nach Frikadellen und Brötchen.

Zutaten:
8 Eier
2 Dosen gezuckerte Kondensmilch
Vanille Aroma
½ Tasse Zucker

Zubereitung:
Zucker in einem kleinen Topf auf dem Feuer karamellisieren lassen. Eier, Kondensmilch und Vanille zusammen in den Mixer. Dann fügt beides zusammen in dem kleinen Topf und deckt ihn zu. Jetzt kocht ihr den kleinen Topf in einem größeren im Wasserbad ca. 30 Minuten lang. Dann entnehmt ihr den kleinen Topf dem größeren, legt einen Teller auf den kleinen Topf und wendet diesen möglichst geschwind. Der quesillo sollte sich jetzt in aller Pracht auf dem Teller befinden.

Text + Fotos: Alejandra Huaynalaya druckversion   

Weitere Artikel zur Kolumne findet ihr im Archiv.







 
Archiv
nach




© caiman.de - impressum - disclaimer - datenschutz pa´rriba