l
caiman.de 4. ausgabe - köln, 01. april. 2000
von humboldt bis venezuela joe

Humboldts Reisegefährte und Freund: Aimé Bonpland

"Sie wissen, dass, wenn man beim Ausgehen seinen Schlüssel abgibt, man mit der Frau des Portiers stets einige freundliche Worte wechselt. Dabei begegnete ich oft einem jungen Manne mit einer Botanisiertrommel, das war Bonpland." So Humboldt über die erste Begnung mit dem jungen Botaniker in Paris.

Aimé Bonpland, geboren 1773 in La Rochelle, war eigentlich Arzt und sollte die väterliche Praxis übernehmen. Doch ihn zog es zu den Planzen. Im Jardin des Plantes widmete er sich dem Studium der Botanik derart intensiv, daß beschlossen wurde, ihn als Botaniker auf eine Expedition nach Australien und Afrika zu senden. Doch Bonpland brach noch im selben Jahr mit Humboldt Richtung Amerika auf. Er ließ eine gesicherte Zukunft als Arzt hinter sich und begab sich, finanziell abhängig von Humboldt, auf eine ungewisse Reise.
Von 1799 bis 1804 durchquerten sie Venezuela, Peru, Ekuador, Kuba, Kolumbien, Mexiko. Liest man über die amerikanische Reise so taucht Bonpland meist nur als Anhängsel seines später so berühmten Freundes auf . Doch ohne ihn wäre der Erfolg dieser Unternehmung kaum möglich gewesen. Bonpland hatte umfassende Kenntnisse in Botanik, Zoologie und Anatomie, die er an Humboldt weitergab. Dieser revanchierte sich mit Wissen über Physik, Astronomie und Meteorologie. In fünf Jahren sammelten sie etwa 6000 Pflanzenarten, die Hälfte davon waren der Forschung nicht bekannt.

Wieder in Paris verfaßte Bonpland aufbauend auf diesem Material den größten Teil der "Nova Generis et Species", eine siebenbändige Beschreibung von neuen und bereits bekannten Pflanzenarten. Er verkehrte zu dieser Zeit mit den bekanntesten Naturforschern und kümmerte sich "hauptberuflich" um die Gärten der Kaiserin Josephine (mittlerweile ist Napoleon Herrscher von Frankreich) in Malmaison und Navarra. Mit dem Tod Josephines waren Bonplands Tage in Malmaison gezählt. Nun machte sich das Fernweh wieder breit, Europa erschien ihm zu "perfekt”, die Straßen Paris’ zu staubig. 1817 entschied er sich daher mit seiner Frau, zwei Gärtnern und 2000 Setzlingen nach Buenos Aires zu reisen, mit dem Ziel einen botanischen Garten anzulegen. Der sich im Entstehen befindliche Staat (die ehemaligen Kolonien hatten sich gerade ihre Unabhängigkeit von Spanien erkämpft) hatte jedoch nur Würden, aber kein Geld zu vergeben. Bonpland erhielt den Lehrstuhl für Naturwissenschaften und arbeitete nebenher als Arzt um seinen Lebensunterhalt zu verdienen.
Auf einer Expedition entlang des Paraguay entdeckte er die Mate-Pflanze, die bereits von den Jesuiten in diesem Gebiet kultiviert worden war. Er entschloß sich eine eigene Pflanzung in Santa Ana (in der heutigen Provinz Corrientes) anzulegen. Das Gebiet war umstritten und Bonpland informierte daher den paraguayischen Präsidenten Francia von seinem Studien-Vorhaben. Dieser fürchtete jedoch um sein Mate-Monopol und bereitete dem Unternehmen Bonplands eine jähes Ende: Am 3. Dezember 1821 ließ er die Pflanzung von seinen Männern überrennen, die Mitarbeiter Bonplands töten und ihn selbst gefangennehmen. Alle diplomatischen Versuche um Bonplands Freilassung von seiten Frankreichs, Englands und Nordamerikas schlugen fehl. Auch Simón Bolívar, der Libertador, der gerade in Lima eingezogen war, und Humboldt von Berlin aus hatten keinen Erfolg. Die Willkür Francias, der Bonpland als Aufseher beim Straßenbau und Garnisonsarzt arbeiten ließ, ließ sich davon nicht beeinflussen. Die einzige Nachricht kam von einem anderen französischen Forscher: Bonpland ginge es gut und er sei troz allem mit botanisieren beschäftigt. Nach neun Jahren im Innern Paraguays wurde Bonpland dann überraschend freigelassen. Dieses Erlebnis schien ihm das Land nicht versauert zu haben. Obwohl er immer wieder an eine Reise nach Europa dachte, blieb er doch in Südamerika. Abwechselnd in St. Borja, einer kleinen Stadt zwischen dem Uruguay und der brasilianischen Grenze und seiner Estanzia Santa Ana. Dabei hätte ihm der Rückweg nach Europa offengestanden. Nach seiner Freilassung verlieh man ihm diverse Auszeichnungen. Die französisch Akademie der Wissenschaften nahm ihn in ihren erlauchten Kreis auf und eine botanische Fachzeitschrift wurde nach ihm benannt: "Bonplandia". Er jedoch züchtete Schafe, half den Indianern mit seinen medizinischen Kenntnissen und botanisierte unermüdlich. Auch in einem seiner letzten Briefe an Humboldt spricht er von seinem Wunsch nach Paris zu reisen und den alten Freund wiederzusehen (achtzigjährig!). Aber: "Was würde mich im lärmenden Paris entschädigen? Ich würde das verlieren was mir das Liebste ist, die Gesellschaft meiner theuern Pflanzen, mit denen ich mein Leben hingebracht habe."

Am 11. Mai 1858 stirbt Bonpland im Alter von 85 Jahren in Santa Ana, über das er geschrieben hatte : "C’est là que je veux mourir, et où ma sépulture mon tombeau se trouvera á l’ombre des arbres nombreux que j’ai plantés."
("Dort möchte ich sterben, wo sich mein Grab unt den
vielen Bäumen findet, die ich gepflanzt habe.")
pa`rriba
fuer infos kontaktiert: frankie@hotmail.com (Franziska Fillies)



Empfehlung: Posada Casa Vieja, Tabay / Mérida
Ruhiger und erholsamer Urlaub nahe der lebendigen Stadt Mérida (ideale Anbindung mit Bus und Taxi auch nachts). Sehr detaillierte Information zu Tagestripps auf eigene Faust und Organisation von Touren in Anden und Los Llanos

Online Reiseführer Venezuela (reihe fernrausch)
Der Hauptteil des Reiseführers besteht aus Beschreibungen von Ausflugsmöglichkeiten in die Natur, in Form von ein- oder mehrtägige Touren, individuell oder mit Guide organisiert, und Abenteuertrips.
l