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hopfiges: Imperial (Costa Rica)

Vorab: Imperial ist wirklich lecker, doch haben wir es in Costa Rica mit einer Form des Biertrinkens zu tun, die einen durchschnittlichen Westtrinker - die warmen Briten seien hier außen vor - schüttelt und vor Abscheu zusammen zucken lässt. Costaricaner verwechseln Biertrinken mit Cocktailschlürfen und so geben sie den goldigen Flascheninhalt in mit bis zum Rand mit Eiswürfeln gespickte Gläser, die dem lieblichen 4%ler in Null Komma nichts die Kohlensäure raubt. Weia! Und damit ist der Reisende – danke, ich trinke aus der Flasche - in jeglicher Kneipe schnell als Exot entlarvt. Ein Kulturen verbindendes Begießen wird verkompliziert.

Doch genug der Ignoranz. Vollziehen wir den Biertest unter lokalen Bedingungen und würgen uns die ersten drei Flaschen mit Eis versetzt ohne Blubber rein: Uns beschleicht das Gefühl es mit fader Gerstensuppe zu tun zu haben.


Jeder, der möglicherweise aus rein schwäbischen Gründen das letzte noch halbvolle Bier des Abends im Kühlschrank zum Kochen aufbewahrt – scharfes Sauerkraut oder Chili con Carne entfalten auf der Basis von Biersud erst ihr durchschlagendes Bücket - dann am nächsten Abend kein frisches Bier mehr vorfindet und aus lauter Not das halbvolle gestrige ansetzt, besitzt die mehr als unbefriedigende Erkenntnis: Gerstensuppe gleich schüttel.

Wählen wir einen neuen Ansatz: lokale Bedingungen ohne Eiswürfel. Natürlich muss diese Variante mit einem die Sonne strahlt das Meer rauscht beginnen, und kein Test könnte unter diesen Bedingungen ein eiskaltes Bier als Gaumenschädlich befinden: Du erwachst, da die ersten Sonnestrahlen seit Minuten dein zartes Näschen kitzeln. Schlaftrunken schälst du dich aus der Hängematte und tauchst ins blaue Meer. Die Karibik meint es gut mit dir und trägt dich sanft an Land, dort wo deine Angebetete ruht. Einatmend gleitest du mit deiner Nase über die vom Wasser gesalzten Härchen ihres Bauches, schmeißt dich zufrieden auf den Rücken und hoffst die Liebste möge dir vom besten aller Biere boca a boca reichen. Es ist Imperial, welches von ihren Lippen zu deinen wechselt, sich als Rinnsaal über Zunge und Gaumen seinen Weg in den tiefen Schlund bahnt und Körper eigene Opiate freisetzt. Freudenschüttel.

Wählen wir Laborbedingungen: Imperial ist recht hell, die Schaumentwicklung eher dürftig, der Geruch fast neutral. Es bietet schlappe vier Prozent, ist dabei aber im Geschmack fast vollmundig, durchaus lecker. Sein Genuss ist Tageszeit unabhängig, doch bleibt ein kleiner Wermutstropfen: bei 50% der beiden Testpersonen trat eine erhöhte Neigung zu Sodbrennen auf.

Bewertung Imperial (1-4):

1. Hang over Faktor
(4 = kein Kopfschmerz):
2. Wohlfühlfaktor (Hängematte)
(4 = Sauwohl):
3. Etikett/Layout/Flaschenform
(4 = zum Reinbeißen):
4. Tageszeit Unabhängigkeit
(4 = 26 Stunden am Tag):
5. Völkerverständigung
(4 = Verhandlungssicher):


Verkoster: Dirk Klaiber

   

Link zur caiman Bierkunde:
Einführung in die Kolumne "hopfiges"

Weitere Artikel zur Kolumne findet ihr im Archiv.







 
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