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caiman.de 11. ausgabe - köln, november 2001
kolumbien

Ein Schokoladen-Eis für Gabriel García Márquez

„Frei sein und unabhängig“
Ein Sammelband 26 journalistischer Arbeiten des Literatur-Nobelpreisträgers


Wenn Gott ihm noch etwas Leben schenkte. „Wenn Gott mir noch etwas Leben schenkte, würde ich weniger schlafen und mehr träumen ... ich würde umherwandern, wenn die anderen inne halten und aufwachen, wenn alle anderen schlafen. Ich würde zuhören, wenn andere reden. Und wie sehr würde ich ein gutes Schokoladen-Eis genießen!“

Vor mehr als einem Jahr hat einer der bedeutendsten lateinamerikanischen Schriftsteller an Krebs leidend sich aus dem öffentlichen Leben zurück gezogen und einen Abschiedsbrief geschrieben: Gabriel García Márquez versucht darin den Menschen zu vermitteln, was er machen würde, wenn Gott ihm noch etwas mehr Leben schenkte.

“Ich würde den Menschen beweisen, dass sie sich täuschen, wenn sie glauben, weniger leidenschaftlich zu sein, weil sie älter werden, ohne zu wissen, dass sie älter werden, weil sie aufhören, leidenschaftlich zu sein. Den Kindern würde ich Flügel schenken, und es ihnen dabei selbst überlassen, das Fliegen zu erlernen. Den Alten würde ich beibringen, dass der Tod nicht mit dem Alter sondern mit dem Vergessen kommt.“

Der Schriftsteller und Journalist wurde am 6. März 1927 in Aracataca, Kolumbien, geboren und war das älteste von 16 Kindern eines Telegrafisten. Die meisten seiner Leser kannten ihn über Jahrzehnte nur als Schriftsteller, obwohl er schon mit 19 Jahren seine Kariere als Journalist begann: 1946 war er zunächst Reporter und Herausgeber mehrerer Zeitungen in Cartagena, einer Stadt an der kolumbianischen Karibikküste. Später arbeitete er in Baranquilla (1948 – 1952) und dann in der Hauptstadt Bogotá (1952). Dort war er unter anderem Redakteur der bald verbotenen oppositionellen Zeitung „El Espectador“.

1957 bereiste er die DDR und die Sowjetunion. Von 1959 bis 1961 arbeitete er wieder in Bogotá – als Korrespondent für die kubanische Nachrichtenagentur „La Prensa Latina“, danach ging er in dieser Funktion nach New York.

Die sechziger und siebziger Jahre verbrachte Márquez im Exil in Mexiko (bis 1967) und Barcelona (bis 1975), da er der Verfolgung der von ihm kritisierten kolumbianischen Diktatoren Laureano Gómez und Gustavo Rojas Pinillo entgehen musste. 1967 schrieb er das weltberühmte Familienepos „Cien Años de Soledad“ (Hundert Jahre Einsamkeit). Ein Buch, dessen Inhalt stark von dem „Magischen Realismus“ geprägt ist, der die Elemente der Wirklichkeit mit der Phantasie verbindet. Márquez´ Verdienst ist es, die lateinamerikanische Variante dieses Literaturstils entscheidend beeinflusst zu haben. Die Auflage von „Hundert Jahre Einsamkeit“ stieg in den achtziger Jahren auf über zehn Millionen Exemplare an und 1982 erhielt der Kolumbianer den Nobelpreis für Literatur.

Die Welt dürfte überrascht gewesen sein, als der für seinen blumig ausgeschmückten Erzählstil bekannte Autor weltweit publizistische Unterstützung im Kampf gegen den US-Imperialismus einforderte. Ein anderer Márquez offenbarte sich seinen Lesern - der politisch engagierte Journalist. Anfang der achtziger Jahre vermittelte er in Kolumbien zwischen den linken Rebellen und der Regierung.

In einem Land, dass weltweit eine der höchsten Mordraten an Journalisten aufweist, war dies mehr als ein mutiger Schritt.

1984 erschienen in Deutschland zum ersten Mal einige seiner Pressearbeiten und im vergangenen Jahr brachte Márquez´ Kölner Verlag, Kiepenheuer & Witsch, ein Buch mit insgesamt 26 seiner Features und Reportagen heraus: „Frei sein und unabhängig“ ist der Name des Buches und enthält eine Artikel-Sammlung von 1974 bis 1995. „La Profesión más hermosa del Mundo“ ist der spanische Originaltitel des 367 Seiten zählenden Buches. In der ersten Arbeit, „Chile, der Putsch und die Gringos“ (1974), beschreibt er die Beteiligung des US-amerikanischen Geheimdienstes CIA und einiger internationaler Großkonzerne an der Vorbereitung und Durchführung des Militärputsches in Chile. Darüber hinaus beschäftigen sich die Artikel u.a. mit dem kubanischen Sozialismus („Kuba kreuz und quer“ - 1975) und Che Guevaras achtmonatigem Versuch, die kubanische Revolution in Afrika zu wiederholen („Die Monate der Finsternis – Che im Kongo“- 1977). In „Mir fällt keine Überschrift ein“ (1977) schildert Márquez unter anderem die Flucht des venezolanischen Diktators Pérez Jiménez, der in letzter Minute sein startbereites Flugzeug ohne Gangway vorfindet. Der Autor beschreibt ihn als „Riesenbaby mit Hornbrille“, dass „unter großem Aufwand an einem Seil an Bord gehievt“ wurde, und dabei sein „Taschengeld“ am Boden vergaß: dreizehn Millionen Dollar in Scheinen.

Ähnlich wie in seinen Romanen brilliert der mittlerweile 74-jährige Márquez auch in diesen journalistischen Arbeiten als genauer Beobachter mit Liebe zum Detail, ohne dabei auf Atmosphäre und Stimmungen zu verzichten. Viel Kritik erntete er allerdings für seine Hymnen-gleichen Beiträge über den Sozialismus auf Kuba, die zum Teil der nötigen Objektivität einer unparteiischen Berichterstattung entbehren. Hier hat ihm retrospektiv betrachtet seine Freundschaft zu dem kubanischen Maximo Líder, Fidel Castro, beeinflusst. Doch bei all seinen Artikeln lässt sich der politisch und sozial engagierte Mensch entdecken, der sich nach einer gerechteren Welt mit mehr Liebe sehnt und den man auch in seinem Abschiedsbrief vom vergangenen Jahr wieder entdecken kann:

„Ich habe gelernt, dass ein Mensch nur dann das Recht hat, zu einem anderen hinab zu sehen, um ihm beim Aufstehen zu helfen.“

Text + Fotos: Kai Mann


"Si por un instante Dios se olvidara de que soy una marioneta de trapo me regalara un trozo de vida, posiblemente no diría todo lo que pienso, pero en definitiva pensaría todo lo que digo.

Daría valor a las cosas, no por lo que valen, sino por lo que significan. Dormiría poco, soñaría más, entiendo que por cada minuto que cerramos los ojos, perdemos sesenta segundos de luz. Andaría cuando los demás se detienen, despertaría cuando los demás duermen. Escucharía cuando los demás hablan, y cómo disfrutaría de un buen helado de chocolate! Si Dios me obsequiara un trozo de vida, vestiría sencillo, me tiraría de bruces al sol, dejando descubierto, no solamente mi cuerpo sino mi alma.
pa`rriba


Dios mío, si yo tuviera un corazón, escribiría mi odio sobre el hielo, y esperaría a que saliera el sol. Pintaría con un sueño de Van Gogh sobre las estrellas un poema de Benedetti, y una canción de Serrat sería la serenata que le ofrecería a la luna. Regaría con mis lágrimas las rosas, para sentir el dolor de sus espinas, y el encarnado beso de sus pétalos...
Dios mío, si yo tuviera un trozo de vida...

No dejaría pasar un solo día sin decirle a la gente que quiero, que la quiero. Convencería a cada mujer u hombre de que son mis favoritos y viviría enamorado del amor. A los hombres les probaría cuán equivocados están al pensar que dejan de enamorarse cuando envejecen, sin saber que envejecen cuando dejan de enamorarse!. A un niño le daría alas, pero le dejaría que él solo aprendiese a volar. A los viejos les enseñaría que la muerte no llega con la vejez, sino con el olvido. Tantas cosas he aprendido de ustedes, los hombres...
He aprendido que todo el mundo quiere vivir en la cima de la montaña, sin saber que la verdadera felicidad está en la forma de subir la escarpada. He aprendido que cuando un recién nacido aprieta con su pequeño puño, por vez primera, el dedo de su padre, lo tiene atrapado por siempre.

He aprendido que un hombre sólo tiene derecho a mirar a otro hacia abajo, cuando ha de ayudarle a levantarse. Son tantas cosas las que he podido aprender de ustedes, pero realmente de mucho no habrán de servir, porque cuando me guarden dentro de esa maleta, infelizmente me estaría muriendo."

GABRIEL GARCÍA MÁRQUEZ


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