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caiman.de 3. ausgabe - köln, 01. märz. 2000
cocos island

Das Geheimnis der Cocos Insel (Teil 1)
pa´rriba

"Die Existenz verborgener Schätze auf der Insel ist erwiesen und seit vielen Jahren nicht nur den Einwohnern von Costa Rica, sondern in allen bedeutenden Küstenstädten von Lima bis Vancouver allgemein bekannt."
(Handbuch des Britischen Foreign Office, vol.XXII/1920)

Heute ist nicht mehr nachzuvollziehen, wann und von wem die Insel entdeckt worden ist; eine französische Karte, gezeichnet von Nicolas Desliens im Jahre 1541, weist sie zum ersten Mal aus.

Eine Beschreibung datiert aus dem Jahre 1684 von William Dampier, einem englischen Freibeuter: "Cocos Island - so genannt von den Spaniern, weil dort im Überfluß Kokosnußbäume wachsen. Fast vertikal heben sich die steilen, von üppigem tropischen Grün bewachsenen Felsen der Cocos Insel aus der See empor. Nur in zwei kleinen Buchten, der Wafer- und der Chatham-Bucht, besteht die Möglichkeit, an Land zu gehen. Gleich hinter den schmalen Sandstränden beginnt ein fast undurchdringlicher Dschungel, welcher von den zahlreichen Nachkommen einstiger Hauskatzen und Schiffsratten bevölkert wird."

Während des 17. und 18. Jahrhunderts, der Blütezeit der Piraterie, als der Pazifik erforscht und spanische Städte entlang der Westküste Südamerikas immer wieder Opfer von Überfällen wurden, legten die Freibeuter und Kosaren aller Nationen oft auf Cocos Island an, um ihre Vorräte an Frischwasser und Kokosnüssen aufzufüllen. Die wohl älteste Geschichte um einen verborgenen Schatz auf der Insel geht auf den englischen Freibeuter Captain Edward Davis zurück. Davis trieb ab 1684 zunächst in der Karibischen See und dann im Pazifik sein Unwesen. 20 Jahre lang versetzte er die Städte der südamerikanischen Westküste und die Besatzungen spanischer Galeonen in Angst und Schrecken. Mehr als einmal "erleichterte" er sein mit Raubgut gefülltes Schiff auf Cocos-Island.

Etwa 150 Jahre später ist es Kapitän Dominico Pedro Benitez, ein spanischer Privatier, der auch als Benito Bonito oder Dom Pedro bekannt werden sollte, der von sich Reden macht. Benitez wird für mehrere Überfälle sowohl auf Küstenstädte als auch auf Schatzgaleonen zwischen 1818 und 1820 verantwortlich gemacht. Der große Coup gelingt ihm 1819, als er in Erfahrung bringt, daß ein Mauleseltreck von Mexico Stadt nach Acapulco unterwegs ist und von dort aus nach Manila verschifft werden soll. Obwohl sich der Treck unter dem Schutz von Regierungstruppen bewegt, setzt Benitez sein Seeräuberkommando an Land ab, lauert dem Treck auf und erobert Werte von etwa 50 Millionen Mark, die auf Cocos Island angeblich ihren vorläufig letzten Bestimmungsort finden.

Der größte Schatz jedoch, der sich auf der Insel befinden soll, ging als der "Kirchenschatz von Lima" in die Geschichte der Schatzsuche ein. Anfang des 19. Jahrhunderts verliert Spanien nach und nach seine Vormachtstellung in Südamerika. Einzelne Provinzen rufen eigene Republiken aus und im Jahr 1820 ist auch das letzte Bollwerk der Spanier in Südamerika, die Stadt Lima in Peru, bedroht. Der zum Vizekönig ernannte General José de la Cerna läßt, da die Lage sich immer weiter zuspitzt, sämtliche Schätze des Staates und der Kirche in eine gut befestigte Zitadelle in der Nähe Limas bringen, um sie vor den anrückenden Feinden zu sichern.

Doch alsbald scheint auch dieser Ort nicht mehr der Sicherheit zu genügen. Das einzige Schiff, das zu dieser Zeit im Hafen von Callao liegt, ist die britische Mary Dear, unter dem Kommando von Kapitän Jack Thompsons. Thompson genießt das Vertrauen der Spanier und man einigt sich, die gesamten Schätze an Bord zu bringen. Der Kommandant sollte sodann so lange vor der Küste kreuzen, bis die Gefahr gebannt sei.

Ein halbes Dutzend Männer, darunter auch Priester, begleiten Kapitän Thompson, um die wertvolle Fracht zu bewachen. Der Wert der Ladung, die in dieser Augustnacht an Bord von Thompsons Schiff gebracht wurde, würde heute nach mehren Aussagen zu urteilen fast eine Milliarde Mark betragen. Der wertvollste unter den zum Abtransport bereitliegenden Gegenständen aus Gold und Silber war die Statue der heiligen Jungfrau Maria aus der Kathedrale von Lima, die aus purem Gold und reich mit Edelsteinen verziert war. Sie besaß Lebensgröße und soll, wie zeitgenössische Berichte aussagen, mehr als eine Tonne gewogen haben.

Schon kurz nach Verlassen des Hafens erliegt Kapitän Thompson der Versuchung und läßt sämtliche Bewacher des Schatzes und einige Passagiere töten. Dann nimmt er Kurs auf Cocos Island. Einige Goldmünzen werden an die Mannschaft verteilt, der Großteil des Schatzes jedoch vergraben. Kurz danach werden Thompson und seine 15 köpfige Mannschaft von einem spanischen Kriegschiff aufgebracht. Das Urteil für sämtliche Besatzungsmitglieder lautet: Tod durch den Strang. Lediglich Thompson und dessen Maat werden begnadigt unter der Voraussetzung, den Schatz den spanischen Behörden zu übergeben. Doch vor Ort auf Cocos Island gelingt den beiden die Flucht.

Trotz intensiver Suche müssen die Spanier unverrichteter Dinge abziehen. Im Frühjahr 1822 werden Thompson und sein Maat von einem Walfänger aufgelesen, der sie in Puntarenas an der Küste Costa Ricas absetzt. Dort stirbt der Maat wenige Monate später an Gelbfieber. Von Thompsons Verbleib wissen wir zunächst nichts, aber er taucht plötzlich im Jahre 1844 in Neufundland wieder auf, wo er an Bord eines Schiffes dient. Hier freundet er sich mit einem Matrosen namens John Keating an, der Thompson wie einen Bruder behandelt und ihn bei sich aufnimmt. Auf dem Sterbebett weiht Thompson seinen Freund Keating in die Geschichte ein und überläßt ihm eine Karte und Anweisungen, wo der Schatz zu finden sei.

Kapitän Thompson stirbt Anfang 1846 als armer Mann. Sicher ist, daß Thompson nie auf die Insel zurückgekehrt ist, auch nicht zwischen 1822 und 1844. John Keating allerdings unternimmt im Jahre 1846 zusammen mit einem gewissen Boeck, einem vermögendem Mann, eine Expedition nach Cocos Island. Sie chartern die Brigantine "Edgecombe". Doch unglücklicherweise werden sie unterwegs belauscht, und der Kapitän des Schiffes verlangt für sich und seine Mannschaft einen Anteil an der Beute.

Keating und Boeck weigern sich, auf diese Forderung einzugehen und müssen mit dem einzigen Beiboot der "Edgecombe" fliehen, während diese in der Waver Bucht vor Anker liegt.

Keating hat später behauptet, daß sie den Schatz ohne Schwierigkeiten gefunden hätten. Er sei in einer großen Höhle gewesen: mehrere Kisten voll Goldmünzen und -barren, Silber und Edelsteine, juwelenbesetzte Schwerter und die massive goldene Statue der Jungfrau. Sie hätten das Boot mit Nahrungsmitteln, Wasser und so viel Schätzen beladen, wie es ihnen möglich war und sich auf den Weg nach Panama gemacht.

Einige Wochen darauf kommt Keating alleine in Puntarenas an. Bei der anschließenden Vernehmung gibt er an, Boeck sei unterwegs gestorben und er habe ihn über Bord werfen müssen.

Die "Edgecombe" bleibt nach dem Verlassen der Cocos Insel verschollen; nur John Keating kehrt nach Neufundland zurück. Angeblich unternimmt er in den folgenden Jahren noch zwei weitere Fahrten nach Cocos Island, über die jedoch keine weiteren Informationen bestehen.

Er ist ein alter Mann, als am 1. Dezember 1880 im HERALD in Sydney, Neuschottland, folgende Erklärung erscheint: "Hiermit wird bestätigt, daß ich alle Papiere und Informationen, die ich besessen habe und die erforderlich sind, um den Schatz von Cocos Island zu finden, Thomas Hackett übergeben habe und niemand sonst Informationen besitzt, die ihn in die Lage versetzen könnten, den Schatz aufzufinden." (John Keating)

Ende Teil I
Text:
paul@caiman.de (Paul Huppertz)
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