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Brasilien: Abseits der großen Straßen
Im Parque Estadual de Vila Velha


Die "Rennstrecke" der Regis Bittencourt, der großen und schnellen Verbindungsstraße zwischen Curitiba und São Paulo, haben wir schon auf der Herfahrt genossen. Wir wählen deshalb auf der Rückfahrt einen Weg mehr durchs Landesinnere.

Wir verlassen Curitiba nach Westen auf der BR 376 in Richtung Ponta Grossa. Diese Bundesstraße erschließt das Innere des Bundesstaates Paraná und bildet zudem die Verbindung zum Nachbarstaat Mato Grosso do Sul. Der Verkehr ist dementsprechend stark und wie üblich sind Kolonnen von Lastwagen unterwegs.

Aber dank des autobahnmäßigen Ausbaus der Straße kommen wir gut voran und erreichen nach einer Stunde das Eingangstor zum Parque Estadual de Vila Velha. Wir bezahlen unsere Eintrittsgebühr, erhalten dabei eine Broschüre über die Sehenswürdigkeiten des Parks und die dorthin führenden Wege und werden zusätzlich vom Parkwächter informiert, dass man nur der kleinen Straße folgen müsse, um zum zentralen Parkplatz zu kommen. Die Straße führt in Richtung einer Anhöhe und nach wenigen Kilometern erreichen wir den beschriebenen Parkplatz.

Wie in Brasilien üblich hat sich hier eine "Lanchonete" angesiedelt, eine Imbissstube, damit niemand verhungern oder verdursten muss. Wir nutzen die Gelegenheit und versorgen uns mit Wasser für unsere Wanderung.


Bevor wir uns auf den Rundweg machen, der uns zu den markantesten Punkten führen soll, genießen wir die Aussicht, die sich von hier oben bietet. Wir befinden uns auf den "Campos Gerais", einer weiten Hochebene. Sanft geschwungene Hügelkuppen soweit das Auge reicht, nur unterbrochen von den Einschnitten, die Bäche in den Untergrund gegraben haben. Vor Hunderten von Jahrmillionen war diese Gegend einmal der Grund eines Sees, in dem sich große Sandmassen ablagerten. Durch geologische Vorgänge verfestigte sich der Sand zu Sandstein und gelangte später an die Oberfläche, wo er von der Erosion modelliert wurde.

An einer steilen und zerklüfteten Felswand vorbei führt der Weg hinein in den Park. Nach wenigen Schritten wissen wir, warum die Indios, die diese Gegend bewohnten, dem Ort den Namen "Itacueretaba" gaben, "die steinerne Stadt", woraus dann in Portugiesisch "Vila Velha", die "Alte Stadt", wurde.

Sonne, Wind und Regen haben aus dem weichen Gestein phantastische Gebilde herausgearbeitet, die zum Teil wie Reste einer verfallenen Stadt, zum Teil aber wie Fabelwesen aussehen. Sie tragen Namen wie Schloss, Zyklopenstadt, Sphinx, aber auch Kamel, Rhinozeros, Schildkröte und Löwe.

Langsam wandern wir an und zwischen den verschiedenen Felsgruppen entlang und zwängen uns durch enge Spalten, wenn herabgestürzte Gesteinsbrocken den Weg versperren.

An einem besonders markanten Monument, das wie ein Pokal geformt ist, machen wir Rast, lassen diese fast unwirkliche Umgebung auf uns wirken und laben uns am mitgebrachten Wasser.

Auf unseren Weg fallen lange Schatten, als wir den zweiten Teil der Wanderung in Angriff nehmen.

Das Licht der tiefstehenden Sonne lässt den Sandstein in tiefem Rot erglühen und verstärkt so das Grün der Pflanzen, die sich in den Spalten auf seiner Oberfläche angesiedelt haben; zusammen mit dem Blau des Himmels – eine herrliche Farbkomposition Die zwischen riesigen Felsbrocken gelegene Grotte, unser letzter Besichtigungspunkt, liegt bereits vollständig im Schatten. Leider haben wir keine Taschenlampe dabei und können deshalb nur vom Eingang aus einen Blick ins Innere werfen. Dabei stehen wir den Fledermäusen im Wege, die uns um die Köpfe fliegen, als sie ihre Schlafstatt zur abendlichen Insektenjagd verlassen.

Auf dem Weg durch den Wald zum Parkplatz stören wir ein Jacú, einen hühnerähnlichen Vogel, bei der Futtersuche. Eigentlich erschreckt der Vogel uns als er plötzlich lauthals gackernd vor uns auffliegt und im Wald verschwindet.

Vor der Weiterfahrt stärken wir uns noch im "Lanchonete" mit einem "Misto quente", einem Toast mit Käse und Schinken. Dann geht es zurück auf die BR 376 und weiter in Richtung Ponta Grossa. Hier zweigen wir nach Norden ab.

Die PR 151 führt uns über Castro und Jaguariaiva zur Grenze des Bundesstaates São Paulo. Langsam wandelt sich das Bild der Landschaft. Die großflächigen Anbaugebiete werden rarer, dafür mehren sich die Waldflächen; hauptsächlich sind es Kiefern- und Eukalyptuspflanzungen, Holzlieferanten für die Papierindustrie, deren Zentrum in Senges und Itararé liegt.


Kurz vor Itararé kommen wir an einem kleinen, nett aussehenden Hotel vorbeikommen, treten kurz entschlossen auf die Bremse und beschließen, hier zu übernachten

Text + Fotos: Dieter Hauguth Druckversion  




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