logo caiman
caiman.de archiv
 

Helden Brasiliens: Hans Donner - Der Name ist Programm

Animierte Welten, virtuelle Moderatoren, Fiktionen aus dem Rechner: für Fernsehzuschauer der Computergeneration eine Selbstverständlichkeit. Während das Fernsehen unserer Tage diese Technologie zunehmend dann einsetzt, die Wirklichkeit nachzustellen, wenn ein Ereignis nicht mit der Kamera eingefangen wurde oder werden konnte, so sahen die Pioniere der Computeranimation doch eher die künstlerischen Möglichkeiten dieses Werkzeugs.

So hielt es auch der Fernsehdesigner Hans Donner, der als einer der schöpferischsten Köpfe auf diesem Gebiet gilt und der den seinerzeit viertgrößten Fernsehsender der Welt, TV Globo, zu einem großen Wettbewerbsvorteil verhalf.

1948 in Wuppertal-Elberfeld geboren und in Bregenz aufgewachsen hat Donner seit 1974, als er sich nach der graphischen Ausbildung in Wien entschloss, nach Brasilien auszuwandern, bei Globo praktisch freie Hand, das zu realisieren, wovon andere Fernsehdesigner dieser Zeit nur träumen konnten. Um Geld, Personal, Technik und Experten brauchte er für seinen technologischen Siegeszug nicht zu betteln. Für den Vorspann zum Sonntagsabend - Magazin "Fantástico" verbrauchte er nicht weniger als eine halbe Million Dollar – knapp 90 Sekunden ist er lang. Fast ein Jahr zogen sich die Dreharbeiten hin und rund 300 Mitarbeiten waren damit beschäftigt, eine leicht bekleidete Brasilianerin aus einem futuristisch anmutenden See erstehen zu lassen, um welchen Personen in extravaganter Mode tänzeln.

Die "Platinierte Venus", wie Globo nach einem von Donner geschaffenen Corporate Design in Brasilien auch genannt wird, hält nicht viel von stehenden Logogrammen oder langweilig abrollenden Titeln, vielmehr setzt der Sender unablässig auf visuelle Action, rund um die Uhr.

Schon vor Jahren erkannte der Art Director, dass das Fernsehen Wegmarken setzen muss, damit sich der Zuschauer mit einem Sender und dessen Programm identifizieren kann. Logos und Signete, Indikative und Abdikative – wie es in der Mediensprache heißt - sind für die Imagepflege ebenso wichtig wie die Programmgestaltung selbst. Der Zuschauer muss sofort erkennen können, worum es in einer Sendung geht, und sich für sie begeistern. Mit der Vertragsunterzeichnung richtete der Sender eine eigene Videographische Abteilung ein, die erste bei einem Fernsehsender überhaupt.

Das Equipment – nur vom Feinsten, versteht sich – wurde aus aller Welt eingeflogen. Donner kam damit auch einem Bedürfnis des brasilianischen Fernsehzuschauers nach Brillanz und Farbe nach. Er betrachtet sich selbst als Verpackungskünstler.

Mehr als alles andere ist er an der Weiterentwicklung des elektronischen Designs interessiert. Die Liste seiner Arbeiten, die er nicht nur für Globo schuf, ist beeindruckend. Doch die Bilder aus der Trickkiste zeigten zugleich auch die Grenzen der Computergraphik und –animation auf: Der Zuschauer empfindet sie schnell als kalt. Daher arbeitete Donner wieder vermehrt mit von Hand hergestellten Entwürfen, Zeichnungen und Modellen, aber auch mit Schauspielern und Tänzern.


hans donner (links) mit
caiman photograph
Seinen Einfall, in die Weltkugel, die Charly Chaplin in seiner Satire auf Adolf Hitler, "The Great Diktator", auf den Händen balanciert, eine sinnliche brasilianische Schönheit zu montieren, mag Cineásten nicht vor Begeisterung aus den Sesseln reißen.



Doch vom brasilianischen Fernsehpublikum wurde der Gag durchaus geschätzt. Schließlich ging es bei diesem Vorspann für die telenovela "O dono do mundo" um die Kennzeichnung eines zynischen Hausherrn, der sich in seiner Familie als Herrscher der Welt aufspielt.

Dieser Artikel ist erschienen in der aktuellen Matices. Diese erhaltet ihr bei:
Projektgruppe Matices e.V., Melchiorstraße 3, 50670 Köln, Tel.: 0221-9727595

Text: Rosana Zanders
Fotos: Thomas Milz
Druckversion  

Weitere Artikel zu Brasilien findet ihr im Archiv.







 
Archiv
nach




© caiman.de - impressum - disclaimer - datenschutz pa´rriba