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caiman.de 4. ausgabe - köln, 01. april. 2000
barcelona

Spanischkurs an der Universität Barcelona

Nachdem ich nun 2 Busrundfahrten und eine Wohnungssuche inclusive aller damit anfallenden Nebensächlichkeiten hinter mich gebracht hatte, beschloß ich mich der spanischen Kultur auch noch auf einer anderen Ebene zu nähern. Ich entschied mich für einen Sprachkurs. Leider ist die Auswahl an Spanischkursen genau so groß wie die Preise dafür hoch sind. Der billigste, den ich ausfindig machen konnte, wurde von der Universität ausgerichtet und kostete etwas über 500 DM für 40 Stunden. Dafür gab es dann zwei Stunden täglich und einen Studentenausweis, der einem bei manchen kulturellen Dingen etwas Geld sparen läßt, obwohl bei weitem nicht in dem Maße wie das in Deutschland der Fall ist. Man sollte darauf gefaßt sein, daß die nicht mehr ganz junge Dame an der Einschreibungsstelle leider kein Englisch spricht (auch die Anmeldungsformulare sind komplett auf Spanisch); der oben genannte Kostenbeitrag kann bei einer hausinternen Stelle geleistet werden, so daß ihr vorher nicht zu einem der wie überall auf der Welt zuvorkommenden und kompetenten Bankangestellten müßt. Normalerweise ist es kein Problem, sich kurzfristig einzuschreiben, obwohl das von der Anzahl der Kursteilnehmer abhängt; sie versuchen die Teilnehmerzahl relativ gering zu halten. Der große Tag kam, und ich schaffte es, pünktlich zur angegebenen Zeit an Ort und Stelle zu sein. Jedem von uns wurde ein Einstufungstest in die Hand gedrückt, wobei die Hälfte der Leute nicht wußten, was vor sich geht.

Immerhin gab es eine Reihe Anfänger, die auf eine einfache Anfrage eine einfache Antwort hätten geben können ("No hablo espanol."). So brauchten sie 10 Minuten, um zu erkennen, um was es eigentlich geht und wurden dann angewiesen, für die nächste Stunde im Vorraum Platz zu nehmen, um anschließend ihrem Kurs zugewiesen zu werden.

Ausweis der Universität Barcelona; bis Ende des Kurses gültig

Nach etwas über einer Stunde wurde den Leuten noch die Information auf den Weg mitgegeben, daß sie sich am nächsten Tag zur selben Zeit am selben Ort einzufinden hätten; und das waren sie, die ersten dreißig Mark. Mein Kurs bestand aus insgesamt 11 Teilnehmern, von denen die jüngste 19 Jahre, und der Rest zwischen 26 und Ende 30 war. Konkret handelte es sich um zwei Tschechen, ein schwedisches Pärchen, einen Iraker (der insgesamt vier Töchter hatte und immer als erster anwesend war und nach dem Kurs eigentlich auch jedesmal noch etwas trinken gehen wollte), eine Engländerin, die im Anschluß des Kurses für ein soziales Projekt nach Costa Rica gehen wollte, drei Waliser, einen Afrikaner und mich. Später habe ich festgestellt, daß ich eine Menge Glück mit diesen Leuten gehabt habe; es gab auch andere Kurse; obwohl einem die Universität die Möglichkeit bietet, jederzeit den Kurs zu wechseln, aus welchen Gründen auch immer. Jedenfalls sollten wir in den folgenden vier Wochen täglich für zwei Stunden zusammenkommen, wobei von Anfang an darauf hingewiesen worden war, daß es sich um einen Intensivkurs handeln würde. Und so war es dann auch; meiner Erfahrung nach mußte man sich schon mindestens drei Stunden pro Tag zu Hause hinsetzen und den Stoff nachholen. Habt ihr einen Vollzeitjob bringt euch diese Unterrichtsform nicht allzuviel; außer ihr seid wirklich hart. Zu unserem Glück und zum Leidwesen der Professorin, die ich im nachhinein ob ihrer Geduld sehr loben muß, arbeitete bei uns nur einer. Der Rest schaffte es nicht vor 11 Uhr aus dem Bett und selten vor 16 Uhr weg vom Strand. Damit sank die Motivation unserer armen Sprachlehrerin am zweiten Tag als sie das erfahren mußte unter den Nullpunkt. Es brauchte ein paar Tage bevor sie sich von dem Schock erholt hatte, um dann umso heftiger in die Sprache einzusteigen. Die oben erwähnte Stundenzahl wurde von uns auch gefordert (immerhin hätten wir ja sonst nichts zu tun). So entwickelte sich das Kursniveau einigermaßen gleichmäßig, und das war auch gut so. Nach vier Wochen kann ich behaupten, es hat mir rein sprachtechnisch eine Menge gabracht, und die Kursteilnehmer waren ein wahrer Glücksgriff. Letztendlich habe ich der Universität also nicht nur ein verbessertes Spanisch zu verdanken, sondern auch, eine Menge echt interessanter Leute kennengelernt zu haben. Unter diesem Gesichtspunkt sind über 500 DM für 40 Stunden keinesfalls zuviel Geld.

pa`rriba Für mehr Info kontaktiert: soenke@caiman.de (Sönke Schönauer)
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