caiman.de ausgabe 2- köln, 01. feb. 2000
barcelona

Der Tipp zum Trip
... oder eine an und für sich inakzeptable Art und Weise, die Großstadt zu entdecken.
Busrundfahrten - von Alt geliebt, von Jung verhöhnt, doch weltweit angeboten. Von uns mit Skepsis beäugt und abgelehnt. So greifen wir also zurück auf den guten alten Reiseführer und die Stadtkarte und starten das Unternehmen "Sehenswürdigkeiten in Barcelona". Nachdem wir uns auf das geeinigt haben, was unser beider Interesse weckt, machen wir uns auf den Weg zur nächsten Metro Station. 145 pts. kostet eine Einzelfahrt, doch da wir viel vorhaben, bevorzugen wir den Erwerb einer 10er Karte (850pts.). Die Vorgehensweise ist klar: alles, was wir zu tun haben, ist die Station zu finden, die dem Objekt der Begierde am nächsten liegt. Leider sind die einzelnen Haltestellen nicht nach diesen benannt. Also hilft nur ein Blick auf die Karte. Na ja, nicht so schlimm, denken wir; steigen wir an der richtigen Station aus, kann uns eigentlich nichts mehr passieren. Weit gefehlt! Zwar bereitet es dem Touristen keinerlei Schwierigkeiten den Schildern Richtung Ausgang zu folgen, sobald er erkannt hat, daß er dem Wort sortida zu folgen hat (schließlich befinden wir uns in Katalonien, was nicht unbedingt gleichbedeutend mit Spanien ist), muß dann jedoch mit Schrecken feststellen, daß es sich nicht nur um einen Weg ins Freie handelt. Für welchen der bis zu vier soll er sich nun entscheiden? Nun ja, es gibt Karten an den entsprechenden Haltestellen... Auf denen wird dann auch deutlich, daß man keineswegs immer direkt auf die entsprechende Attraktion trifft, befindet man sich erst einmal unter freiem Himmel.

das Logo des Veranstalters
Um es kurz zu machen: nach drei Tagen zogen wir folgendes Fazit: pro Tag hatten wir 3-4 Sehenswürdigkeiten eher abgehakt denn besichtigt und waren mit den Nerven völlig am Ende. Warum beispielsweise hatte Gaudí sich nicht auf einen Stadtteil beschränken können... Außerdem war uns aufgefallen, daß einige Touristen weitaus entspannter unterwegs waren als wir und zudem mehr gesehen hatten. Als des Rätsels Lösung entpuppten sich die Busrundfahrten.
In Barcelona gibt es zwei Routen: die blaue, die durch den Süden der Stadt führt und die rote Nordroute. Beide zusammengenommen steuern 26 Sehenswürdigkeiten an und kreuzen ihren Weg dreimal (Plaza de Catalunya, Passeig de Gracia und Francesc Macia). Die eingesetzten Busse, unschwer zu erkennen an der Aufschrift "Busturistic", verkehren viertelstündlich zwischen morgens 9 Uhr und abends 19:00 Uhr.
grobe Übersicht über die rote Route

so entspannt werdet ihr sein
Das Tagesticket kann in diesen zu einem Preis von 2000 pts. (zwei Tage kosten 2500 pts.) erworben werden; dazu gibt es kostenlos Informationsmaterial und Ermäßigungen auf die einzelnen Eintrittspreise. Letzteres ist einer der Gründe, warum wir eine Busrundfahrt empfehlen. Darüber hinaus bekommt man im Bus einen guten Überblick über die Stadt. Bei den Bussen handelt es sich vorwiegend um Doppeldecker ohne Dach, die einen die Sonne noch mehr genießen lassen. Eine solche Rundfahrt ersetzt jedoch keinesfalls das Ambiente, das die Erkundungen zu Fuß etwa des gotischen Viertels zu bieten haben.
Daher: "ergänzend" ja, "ausschließlich" nur für Wochenendurlauber! Auf die rote Route soll hier im folgenden noch weiter eingegangen werden. Wir beginnen die Tour am Plaza de Catalunya. Das erste wirkliche Highlight ist die Sagrada Familia (die "Unvollendete", mit deren Bau Gaudi 1883 begann, und deren Fertigstellung sich seit über 100 Jahren hinzieht) und das ca. 500 Meter entfernte ( 1900 von Montaner errichtete und heute noch genutzte) Hospital de Sant Pau. Danach plant ein bis zwei Stunden für die Begehung des Parc Guell ein, unserer Meinung nach der reizvollste Park Barcelonas. Für Fußballbegeisterte folgt das Stadion des FC Barcelona - Camp Nou. Mit einem Fassungsvermögen von 120.000 Zuschauern gehört es zu den beeindruckendsten Stadien Europas. Doch der wirkliche Höhepunkt dieser Route ist eine Führung durch das Eckhaus La Pedrera. Diese findet wochentags um 18:00 Uhr und an den Wochenenden um 11:00 Uhr statt. Man erhält dort eine Menge Hinweise auf weniger bekannte Gaudi Bauten, die alle einen Besuch wert sind. Die Führungen in spanischer Sprache sind weitaus informativer als die in Englisch. Zuvor aber gilt: schlendert die Passeig de Gracia zurück, entgegen der Fahrtrichtung des Buses, und betrachtet in aller Ruhe: Casa Morera, Casa Amatller und Casa Batllo, drei Bauten, die es architektonisch durchaus mit Casa Mila aufnehmen können.
Wir wünschen im folgenden viel Spaß.
In der nächsten Ausgabe folgt die Beschreibung der blauen Route durch Barcelonas Süden


Für mehr Infos kontaktiert: soenke@caiman.de (Sönke Schönauer/Camila Uzquiano)