caiman.de ausgabe 1- köln, 01. jan. 2000

barcelona: wohnungssuche in der katalanischen hauptstadt

Wohnungssuche-das Wort an sich impliziert schon ein gewisses Maß an Organisation. Es ist der 3. Dezember, und ich befinde mich in der Maschine von Köln via Basel nach Barcelona. Das Ziel ist es, eine Wohnung zu finden. Das Problem ist meine eigene Planlosigkeit.
Also begebe ich mich zu allererst einmal in ein Hostal, dem Ausgangspunkt meiner Bemühungen. Soweit ich erfahren konnte, sind in Barcelona eine Menge Abzocker auf dem Wohnungsmarkt unterwegs. Sie inserieren beispielsweise unter einer angeblichen Privatnummer in der Zeitung und entpuppen sich im günstigsten Fall im nachhinein als Makler. Läuft es ganz schlecht, so zahlt man im voraus eine Gebühr für Adressenlisten, die bis ins Detail erfunden sind. Das Geld ist weg, und die angegebenen Adressen findet man in ganz Barcelona nicht; das Büro des "Maklers" übrigens auch nicht.
Also wendet man sich entweder an die klassischen Makler, die eine Provision in Höhe von 1-3 Monatsmieten bzw. 10%-15% der Jahresmiete verlangen oder man vertraut auf sein Glück. Ich wähle zweiteres und versuche es bei bolsa de alquiler (Bailen 165, entlo 1), da sie zumindest eine feste Büroadresse haben und relativ günstig für 12.000 pts. (ca. 150 DM) Privatadressen ausdrucken. Aber auch hier wird die Bitte, vorher eine der Adressen anrufen zu dürfen, abschlägig beschieden. Erst muß bezahlt werden und danach bekommt man die Liste. Allerdings kann man sich so viele Adressen geben lassen wie man möchte, und eine Kommission ist im Erfolgsfall nicht zu entrichten.
Alternativ dazu sollte man montags und donnerstags in die Primerama gucken.
Das eigentliche Spiel beginnt, wenn man dann einen Besichtigungstermin vereinbart hat. Will man nicht eine Menge Geld verlieren, gilt die erste Frage dem Telefonanschluß. Selbst wenn dieser vorhanden ist, verlangt die Telefonica (staatliche Telefongesellschaft) für die Freischaltung knapp 300 DM (ich möchte daher gar nicht wissen, was es kosten würde, müßte der Anschluß erst noch verlegt werden). Danach spricht man konsequenterweise über die Nebenkosten. In Spanien fällt grundsätzlich eine Gebühr für Strom und Wasser an, auch wenn gar kein Verbrauch stattfindet. Diese hat der Neumieter zu übernehmen, sofern nichts Gegenteiliges abgesprochen wird. Steht die Wohnung beispielsweise über Monate leer, muß der Nachmieter für diesen Zeitraum aufkommen. Allerdings findet man in den meisten Wohnungsanzeigen den Ausdruck "gastos de alta", was impliziert, daß der Vermieter bis dato alle Nebenkosten übernommen hat, für den Neumieter also keine zusätzliche Belastung anfällt. Trotzdem Wasser und Strom immer ausprobieren. Noch wichtiger ist der Stromzähler. Jede Wohnung muß einen besitzen. Sollte dies nicht der Fall sein, ist der Mieter verpflichtet, einen installieren zu lassen, und dann hört der Spaß wirklich auf!
Weitere kosten, die auf Euch zukommen werden, sind 1-3 Monatsmieten Kaution und die eventuell für den Vertragsabschluß anfallende Gebühr. Die Kaution wird zwar nicht verzinst, geht dafür aber an eine spezielle Kammer und nicht an den Vermieter. Als Sicherheit erhaltet Ihr eine Art Quittung. Die Kosten für den Vertrag bewegen sich zwischen den lediglich für die notariellen Stempel (timbres) anfallenden und 30.000 pts. Erfolgt der Abschluß im Büro der bolsa de alquiler werden um die 10.000 pts. berechnet. In Ausnahmefällen übernimmt der Vermieter die Kosten.
Grundvoraussetzung für den Abschluß eines Mietvertrages ist allerdings fast immer ein Arbeitsvertrag, der dem Vermieter vorzulegen ist. Alternativ dazu tut es auch eine Bankbürgschaft (aval bancario), die allerdings ebenfalls ausschließlich gegen Vorlage eines Arbeitsnachweises gewährt wird.
Ist man nicht in der Lage, ein Arbeitsverhältnis nachzuweisen, kann auf den Namen des Vermieters ein Depot eingerichtet werden. Verlangt wird meistens das vier- bis fünffache einer Monatsmiete. Aber vielleicht findet man mit etwas Glück auch hier jemanden, der das Ganze nicht so eng sieht.
Jedenfalls wünsche ich Euch viel Erfolg (und starke Nerven, wie bei jeder Wohnungssuche halt) und hoffe, daß dieser Artikel Euch helfen kann, die Sache etwas organisierter anzugehen als ich das getan habe.

Tip: Für alle bis 35 Jahre: versucht es in Barcelona mal bei Habitage joven (Anschrift erhaltet Ihr an jeder Information). Dort bekommt man Adressen kostenlos.


Sönke Schönauer