logo caiman
caiman.de archiv
 
amor

Tierliebhaber
Rinder, Schafe, Ziegen, Schweine, Pferde, Hühner, Truthähne, Puten, Meerschweinchen usw. die Liste der Haustiere, die täglich von Menschen verspeist werden, ist endlos. War der Truthahn auch das ganze Jahr über der Stolz der Familie, so kann ihn diese Tatsache doch nicht vor seinem kläglichen Ende als Sonntagsbraten retten. Eine schlimme Sache wie sich der Freund des Menschen, das geliebte Haustier in gewöhnliche Nahrung verwandelt. Emotionale Bindungen und gemeinsame Erinnerungen scheinen vergessen; was zählt ist das Jetzt, das Stück Fleisch auf dem Tisch – sonst nichts.
Aber die Transformation eines Kuscheltiers in ein Stück Wurst ist eine Sache. Eine andere ist das Abschlachten ganzer Rinderherden und deren darauffolgende Verarbeitung zu handlichen Grillstücken. Hier handelt es sich um einen staatstragenden Industriezweig, der in früheren Zeiten Reichtum und Überfluss in manche Teile Südamerikas brachte.
Die goldenen Zeiten sind vorbei, aber die Verbraucher sind entsprechend konditioniert und der Fleischkonsum konstant hoch. In den Augen vieler sind Kühe kaum mehr als saftige Steaks und Koteletts, die "noch" in der Pampa stehen.

Die Monoesskultur glorifiziert tierisches Eiweiß zum einzig wahren Nahrungsmittel und das Steakessen zur Königsdisziplin. Gemüse und Salat werden zur lästigen Alibibeilage degradiert und Kartoffeln höchstens in Form von Pommes akzeptiert. Wer der Fleischreligion nicht huldigt, ist als Ketzer verschrien oder wird zumindest in der trauten Gemeinschaft als störend empfunden. Alternative Ernährungsformen finden maximal am Morgen oder zur Teestunde statt. Fleischabstinenz kommt einer Krankheit gleich und wird mit mitleidigen Blicken bedacht. Nur hartnäckige Verweigerer können langfristig der übermächtigen Fleischfraktion widerstehen.
Und die arg geliebten Haustiere? Hunde und Katzen sind offiziell tabu. Dabei besteht kein Widerspruch darin, beim Ausritt aufs Land einen Pferdesalamisnack einzunehmen. Zudem haben Rinder und Hühner schon immer den ganzen Kontinent ernährt.
Besonders Hühner gedeihen besonders gut und zählen zu den anspruchslosesten Tieren überhaupt. Optimale Nährstofflieferanten demnach, also was solls? Die Aufteilung in fressen und gefressen werden ist so alt wie die Menschheit selbst, folglich nicht mehr anfechtbar.

Nur was machen Menschen, die partout nicht wollen? Schlechte Zeiten für Gemüseesser in Lateinamerika. Oder doch nicht? Die Erfahrung lehrt, dass Reisen durch die Länder, die dem Fleischkult verfallen sind, verjüngend wirken können. Die Suche nach Vitaminen und Kohlenhydraten führt bisweilen zu den erstaunlichsten Erlebnissen und öffnet Türen zu geheimen, alternativen Untergrundessern, deren Widerstand fast einem politischen Statement gleichkommt. Und natürlich werden die Haustiere solcher Andersesser mindestens hundert Jahre alt und werden zudem von ganzem Herzen geliebt. Es gibt also Hoffnung!

Text + Fotos: Kathrin Megerle







 
Archiv
nach




© caiman.de - impressum - disclaimer - datenschutz pa´rriba