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[kol_2] Hopfiges: Marina Summer Ale aus Blanes (Katalonien / Spanien)
 
Ein wunderbar warmes Spätsommer-Wochenende in Berlin. Dazu passend ein Marina Summer Ale, ein Bier aus Blanes, Costa Brava, Katalonien.

Die ungelernten, aber passionierten Bier-Schöpfer des Marina Summer Ale, die lustigen Brüder Pep und Kevin mit irischen Wurzeln, transportieren auf ihrer Website in erster Linie eine Botschaft: Trinkt Bier und habt Spaß!

Gut! Dem wollen wir gerne nachkommen. Um es ihnen gleich zu tun, passe ich ein Wochenende ab, an dem meine Brüder zu Besuch sind. Einer braut, der andere philosophiert. Beide lieben bbbv, Basketball mit Bier-Verkostung.


Der Ball springt und fliegt. Nach kurzer Zeit steigt die Frequenz der Atmung und Durst kommt auf, ran an das Summer Ale.

Das Etikett ist farbenfroh. Das Layout ein wilder Mix, vergleichbar mit dem Radio-Jingle "Das Beste" aus den 80ern und 90ern. Dazu ein wenig Ikea und grottig gruselige Icons, sowie eine Meerjungfrau – das dürfte dann Marina sein –, die mit ihrem Stock im Hintern besser als Marien-Erscheinung in die österreichische Serie Braunschlag gepasst hätte als in die an Blanes grenzende Party-Hochburg Lloret de Mar.

Sei’s drum. Das Summer Ale duftet himmlisch nach einer Grapefruit, die in der heißen hochsommerlichen Abendsonne Spaniens ihre letzte Reife erhalten hat, gepaart mit leicht herben Böen eines deutschen Inselwetters.

In freudiger Erwartung, das Bier möge auch den Mund, wie zuvor die Nase, begeisternd einnehmen, um ein "Stürz mich hinab, als gäbe es keinen Morgen mehr" hinterher zu schieben, nehme ich einen tiefen Schluck.

Doch ganz wider Erwarten, an Disharmonie zwischen Erschnuppertem und Erschmeckten kaum zu überbieten, bleibt mir das Getränk im Halse stecken. Mit seinen 6% Alkohol kann das Bier die versprochene Leichtigkeit nicht halten und lässt sich träge und müde auf der Zunge nieder. Es verweilt und nur gutes Zureden bringt es zum Weiterfließen.

Eine schwere, leicht modrige Brühe, die von der Grapefruit nur das sehr bittere weiße Gewebe abbekommen zu haben scheint, mit sich vereinzelt an die Geschmacks-Oberfläche kämpfenden Zitrusnoten. Um etliches leichter zubereitet, etwa durch weniger Alkohol, hätte die Diskrepanz zwischen Geruch und Geschmack überraschen statt entsetzen können.

Möglicherweise hat ja die Flasche Marina Summer Ale die Fahrt von Barcelona nach Berlin nicht so gut überstanden. Eventuell ist aber auch der nur bedingt gelungene Einsatz des US-amerikanischen Hopfens namens Amarillo schuld, der an der Seite von Cascade und weiteren hochgejubelten Hopfen-Sorten aus den USA die Craft-Brau-Szene zurzeit entscheidend mitbestimmt.

Dass der Einsatz der Mode-Hopfen nicht schlecht sein muss, zeigen andere spanische Biere, von denen wir in den nächsten Ausgaben noch das eine oder andere für euch trinken werden.

Für dieses Mal spielen wir weiter, um zu vergessen.

Text + Fotos: Maria Josefa Hausmeister

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