caiman.de 10/2006

[kol_4] Lauschrausch: Concha Michel vs. Antonio Porto

Salvador Ojeda u.a.
The Roses
Winter&Winter

"Vamos a luchar" singt Teresita de Jesús mit ihrer kindlichen Stimme im ersten Stück auf der CD The Roses des exklusiven Labels "Winter&Winter". "Vamos a luchar" war auch das Motto der Musikerin, die den Text zu "Unión" verfasst hat: Concha Michel (1899-1990), mexikanische "Liedermacherin" und Freundin von Frida Kahlo, Tina Modotti und Diego Rivera. Stefan Winter hat sich auf ihre Spuren begeben. Kein leichtes Unterfangen: viele Jahre versuchte er vergeblich Informationen über Concha Michel und ihre Lieder zu finden. Erst über verschlungene Pfade gelang es ihm schließlich im Jahre 2004, auf die Sammlung ihrer corridos revolucionarios und darüber hinaus ein Buch mit von ihr gesammelten Volksliedern zu stoßen.

Schon die Titel der meisten ihrer Lieder – "El niño proletario", "Los agraristas" etc. – verraten ihr politisches Engagement. Sie erzählt von Arbeitern, Bauern, der Revolution, von ihrem Land und vom Kampf um Gleichberechtigung.

Die Gitarristen Salvador Ojeda und José Luis Santiago sowie die Gruppe Al Golpe del Guatimé interpretieren Michels Lieder im traditionellen Stil. Wie bei den Reisehörfilmen des Labels Winter&Winter (Havanna, Mexiko) werden die Übergänge zwischen den Liedern auch hier mit Straßen- und anderen Alltagsgeräuschen gefüllt. Im Booklet: 13 Fotografien von Tina Modotti.


Antonio Porto
Nômade
Atlas Music

Von Brasilien über Österreich nach Westafrika, Israel und zurück! Diese Reiseroute des Brasilianers Antonio Porto kann der Hörer auf dessen erstem Solo-Album nachvollziehen. Als Begleitmusiker arbeitete der Gitarrist und Bassist seit Ende der 80er Jahre in Wien für viele Musiker - vor allem aber für die Sängerin Timna Bauer und den Mundart- und Weltmusiker Hubert von Goisern. Mit ihnen ging er auf Tournee durch Afrika, Israel und die USA und sammelte dort die musikalischen Erfahrungen, die ihn zu "Nômade" inspiriert haben.

Herausgekommen ist eine Mischung aus traditionellen brasilianischen Klängen und Popmusik, mit esoterischen Anklängen und meist ebensolchen Themen. Entspannte Musik, bei der die oben genannten Einflüsse immer wieder durchklingen.


Das ansonsten oft unsinnige Verkaufslabel "Weltmusik" greift hier. Manchmal wird es ein wenig funky ("Elementais") und auch lustig, wenn Porto auf Österreichisch singt und der Hörer nur noch sehr wenig versteht ("Da Diab"). Abgesehen vom Totalausfall "Loving you" – kitschig und in schlechtem Englisch gesungen – handelt es sich bei "Nômade" schöne brasilianische Popmusik.

Text: Torsten Eßer
Fotos: amazon.de