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[kol_4] Erlesen: Katalonien im Doppelpack

Katalonien. Ein Reisebegleiter
"Katalonien gehört zu den schönsten und facettenreichsten Regionen Spaniens" lautet der erste Satz in Andreas Drouves Reisebegleiter und dem ist von Seiten eines Katalonien-Residenten eigentlich nichts hinzuzufügen. Um aber bei Noch-nicht-Katalonienbegeisterten die Entdeckungslust zu wecken, bedarf es natürlich einiger Seiten und Informationen mehr. So hat sich der in Spanien lebende Reisejournalist auf den Weg gemacht und ist bei seinen Routen auf den Pfaden literarischer Vorlagen und Reiseberichte gewandelt. Beispielsweise lässt er uns an den Gedanken von katalanischen Schriftstellern und Künstlern wie Salvador Dalí, Eduardo Mendoza, Mercè Rodoreda oder Josep Pla - letzterer übrigens auch ein hervorragender Reisejournalist - über ihre Heimat teilhaben, ermöglicht uns aber auch Einblicke in die Werke ausländischer Katalonienbesucher: Ausschnitte aus den Werken von George Orwell, Cees Nooteboom, Hans Christian Andersen u.a. zeigen Perspektiven und Einblicke in historische Zeiten. Dabei kommt so manche interessante Geschichte/ Anekdote zum Vorschein, wie zum Beispiel die über den gierigen Händler Jaime Muga, der in Palamós den Hoteltourismus begründete und so den unaufhaltsamen Wandel der Küste in Gang setzte oder jene über den deutschen Kaufmann Karl Faust, der sich in den 1920er Jahren in Blanes einen Traum verwirklichte und dort einen botanischen Garten schuf.

Andreas Drouve
Katalonien. Ein Reisebegleiter
insel Verlag
München 2007
225 Seiten
10,00 Euro

Bewusst klammert Drouve die politische Diskussion um Katalonien aus und beschränkt sich auf "touristisch" interessante Orte und Landschaften. Er beschreibt - manchmal erfrischend subjektiv (im Falle der Bettenburg Lloret de Mar) - die Vorzüge und Nachteile einzelner Orte, Museen oder Sehenswürdigkeiten. Die praktischen Informationen im Anhang beschränken sich allerdings auf ein Minimum, so dass der Kauf eines "echten" Reiseführers unerlässlich ist. Aber denen will Drouve ja auch keine Konkurrenz machen, sondern gemeinsam mit seinen "Kollegen" aus der schreibenden Zunft Neugierde auf Katalonien wecken; und das ist ihm gelungen.

Gebrauchsanweisung für Katalonien
Sind Katalanen geizig oder verschlossen? Nein, schreibt Michael Ebmeyer und räumt - teils sehr humorvoll - mit diesen Klischees auf, indem er u.a. auf die kaufmännischen Qualitäten der Einwohner Kataloniens hinweist und auf ihre Gastfreundschaft gegenüber Touristen aber auch Immigranten. Der Schriftsteller und Katalonienexperte zerstört im Laufe der Lektüre noch so manches andere Vorurteil, vor allem aber erklärt er in wunderbar lockerer Schreibe fundiert die vielen kleinen und großen Besonderheiten Kataloniens. Ob sich Touristen nun über die allsonntäglichen Menschenkreise vor der Kathedrale in Barcelona oder über Türme aus Menschen auf den meisten Stadtfesten wundern, Ebmeyer klärt sowohl über die Sardana als auch die Castellers auf. Er beleuchtet die Herkunft des Esel-Symbols und des caganers, historische Legenden, die Geschichte und Bedeutung der Sprache und die Problematik des Zusammenlebens zwischen Spaniern und Katalanen (bzw. ihrer Regierungen); denn "Nationalist" zu sein hat in Katalonien eine ganz andere Bedeutung als in Deutschland.

Michael Ebmeyer
Gebrauchsanweisung für Katalonien
Piper
München 2007
192 Seiten
12,90 Euro

Kenntnisreiche Kapitel zu Kunst, zur Musik, zur Gastronomie uvm. werden ergänzt durch kurze Stellungnahmen von in Katalonien lebenden Menschen, so dass Ebmeyers Ausführungen ein persönliches Gesicht erhalten. Und auch der leidvollen Diskussion um den Auftritt auf der Frankfurter Buchmesse widmet er sich. Dieses Buch bereitet den Besucher optimal auf Katalonien vor und weckt zugleich die Lust, mehr zu entdecken.

Text: Torsten Eßer
Foto: amazon.de